Vorerst keine Warnstreiks - EVG nimmt Bahn-Angebot für Schlichtungsverfahren im Tarifstreit an

Do 29.06.23 | 15:31 Uhr
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Symbolbild:Ein Reisender geht am Hauptbahnhof mit seinem Koffer den Bahnsteig entlang. (Quelle: dpa/L. Preiss)
Audio: Antenne Brandenburg | 29.06.2023 | Johannes Frewel | Bild: dpa/L. Preiss

Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn setzt nun auch die Gewerkschaft EVG auf eine Schlichtung. Warnstreiks sind damit vorerst vom Tisch. Die Urabstimmung bei der EVG läuft aber weiter.

Nach der gescheiterten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn (DB) setzt nun auch die Eisenbahnergewerkschaft EVG auf eine Lösung in der Schlichtung. Man nehme den Vorschlag des Staatskonzerns zu einem Schlichtungsverfahren an, teilte die EVG am Donnerstag nach einer Sitzung des Bundesvorstands mit.

Warnstreiks seien damit erst einmal vom Tisch, schreibt die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Gewerkschaftskreise. Zugleich hält die EVG aber an der Urabstimmung über unbefristete Streiks fest.

Drohung mit "heißem Herbst"

"Wir sind bereit, mit den Vorbereitungen einer Schlichtung so schnell wie möglich zu beginnen", sagte der EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. "Sollte das Ergebnis nicht überzeugen, droht ein heißer Herbst, mit massiven Auswirkungen bei Eisenbahn und Bus im Bereich der Deutschen Bahn." Dann werde es unbefristete Streiks geben, betonte die EVG.

Vorige Woche hatte die EVG die Verhandlungen mit dem Staatskonzern DB für gescheitert erklärt und ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Dies dürfte etwa vier bis fünf Wochen dauern, danach wären unbefristete Streiks möglich.

Zuletzt hatte die EVG Gewerkschafts-Kreisen zufolge auch über einen möglichen 24-stündigen Warnstreik am kommenden Dienstag beraten.

Vorstellungen liegen noch weit auseinander

Die EVG hatte ursprünglich zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr - bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen, darunter etwa 180.000 bei der Deutschen Bahn.

Die Bahn hatte zuletzt einen "hohen Festbetrag" sowie einen zusätzlichen Inflationsausgleich von 2.850 Euro netto bei 27 Monaten Laufzeit und weiteren strukturellen Verbesserungen in Aussicht gestellt.

EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay erklärte vorige Woche, Verhandlungsstand mit der Bahn sei zuletzt ein Festbetrag von 400 Euro in zwei Schritten gewesen - im Dezember 2023 und im August 2024. Dies sei nicht ausreichend.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.06.23, 19:30 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    Warum soll sich die EVG auf die DB zugehen wenn die DB sich auch nicht bewegt ??
    Vielleicht bringt die Schlichtung was, aber ich habe da so meine Befürchtung .

  2. 31.

    Zu 1. Zwischen "Kritik" an meiner Meinung oder sie als "Unsinn" zu bezeichnen, ist wohl ein Unterschied. Aber das wissen Sie doch ganz genau ...
    Zu 2. Die Unterschiede zwischen Transdev und der DB sollten Ihnen auch klar sein z.B. "Eigentümer" AG/GmbH, Beschäftigtenzahl.
    Zu 3.+4. Tarifverhandlungen sind m.E. dazu da, zu "verhandeln" bzw. "aufeinander zuzugehen".
    Wenn eine Seite jedoch in keinster Weise mit den Forderungen runtergeht und als "Verhandlungsbasis" einen Streik absagt bzw. die Bereitschaft zeigt, sich an einen Tisch zu setzen, finde ich die Voraussetzungen für solche Verhandlungen recht dürftig.
    Meine Meinung!

  3. 30.

    1. Die Meinung anderer als Unsinn zu bezeichnen ist nicht anmaßend solange solch eine Kritik gerechtfertigt ist. Und das ist sie hier.
    2. Wie wäre es wenn die Bahn den Abgeschlossenen TV mit der Transdev Gruppe als Maßstab nimmt, den die EVG mit Transdev abgeschlossen hat.
    3. Genau das tut die Bahn nicht, stattdessen pocht sie auf 27 Monate Laufzeit, das bei gebotenen 12 Prozent eher Massive Reallohnverluste insbesondere bei den unteren Lohngruppen bedeuten würde .
    4. Warum soll die EVG von ihren Forderungen abweichen wenn es die Bahn in fünf verhandlungstagen nicht von ihrem Angebot, das gut für die gelbe Papiertonne ist, abweicht ?

  4. 29.

    1. Die Meinung anderer als "Unsinn" zu bezeichnen, finde ich recht anmaßend.
    2. Die EVG fordert nach-wie-vor 650 Euro bzw. 12 Prozent bei 12 Monaten Laufzeit und weicht davon keinen Deut ab.
    Dies ist dann, die von Ihnen beschriebene Bereitschaft/Interesse der Gewerkschaft an den Verhandlungstisch zurückzukehren?
    Wie wäre es denn mit den Forderungen runterzugehen z.B. 600 Euro für alle / Laufzeit 15 Monate / ohne steuerfreie Inflationsprämie?

  5. 27.

    Nichtstun wäre in der Tat inquisitorisch. Die leisten schon was, doch ggf. eben das "Falsche".

    Die Managersaläre aber sind schlichtweg irreal und bar jeder Realität. Mir kommt das analog so vor wie bei Fußballstars, deren Gage weit mehr die finanzielle Potenz des Vereins widerspiegeln soll, als irgendeine Zumessung von Leistung.

    ´Jetzt bringen wir mal den ganz großen Knaller: 222 Millionen sind überboten´.

  6. 26.

    Die Bahn besteht auf eine viel zu lange Laufzeit.
    Wäre die Gewerkschaft nicht bereit zu verhandeln, hätte sie nicht schon mehrmals Streiks abgesagt, wie aktuell auch.
    Würde im Angebot 18 oder 20 Monate stehen wäre ein Kompromiss sicher in greifbarer Nähe.
    Das ganze geht eigentlich fast nur noch um die Laufzeit des TV .
    Und da bewegt sich die Bahn keinen Millimeter.
    Die GDL wird im Herbst nicht so Kompromissbereit sein.

  7. 25.

    Sorry, danke für den Hinweis.
    Werde ich in Zukunft beachten.
    Ist eine blöde Angewohnheit.

  8. 24.

    Sorry, danke für den Hinweis.
    Werde ich in Zukunft beachten.
    Ist eine blöde Angewohnheit.

  9. 23.

    Ist das ein aktueller Internettrend seine Sätze nicht mehr durch Interpunktion abzuschliessen? Ufert in letzter Zeit penetrant aus und nervt beim Lesen.

  10. 22.

    Sie reden echt nur Unsinn
    Die EVG ist der DB schon mehrmals entgegengekommen, indem man geplante Streiks abgesagt hat um zu Verhandeln, in der Schlichtung oder am Tisch
    Am Ende kam nichts raus weil die Bahn nicht von ihrem lächerlichen Angebot abweicht
    Selbst nach fünf verhandlungstagen in einer Woche nicht
    Das spricht nicht gerade für eine Wertschätzung für die Arbeitnehmer von der Arbeitgeberseite her
    Auch jetzt beweist die Gewerkschaft erneut das sie eher an einer Lösung am Verhandlungstisch interessiert ist als zu streiken
    Ob es zu einer Lösung kommt, ist abzuwarten

  11. 21.

    Dieses Angebot ist nicht verhandelbar
    Es würde eine Lohnerhöhung pro Jahr um 5 Prozent bedeuten was nicht ansatzweise die Inflation ausgleicht
    Wegen der langen Laufzeit
    Und selbst wenn die Inflation etwas gesunken ist fallen die Preise im Supermarkt usw. Nicht
    Die gesunkene Inflation wird den Bahnern genauso wenig weitergegeben wie allen anderen Arbeitnehmer und Bürgern auch nicht
    Zu Ihrem letzten Satz
    Natürlich wird die GDL kämpfen.
    Und die wird auch streiken
    Wer geglaubt hat die GDL wäre nicht in der Lage einen harten Arbeitskampf durchzuführen hat sich getäuscht
    Und die GDL mit Weselsky machen eher ihre Streikankündigen war, und gehen nicht so Kompromissbereit wie die EVG mit der DB um und lassen sich direkt auf eine Schlichtung ein

  12. 20.

    Vor ein paar Wochen war die Bahn diejenigen die die Verhandlungen abgebrochen hat.
    Die EVG hat sie wieder zum Verhandlungstisch zurückgeholt
    Auch jetzt beweist sie das sie Bereit für Verhandlungen ist, ansonsten hätte sie der Schlichtung nicht zugestimmt
    Die EVG macht das, für Was eine Gewerkschaft da ist.
    Und das ist gut so
    Ich hoffe für die Arbeitnehmer und nehmerinnen das ein guter Abschluss rauskommt das deutlich besser ist als das verlogene und wertlose Angebot der Bahn
    Natürlich sieht das jemand wie sie oder sabi, wo eher auf der Arbeitgeberseite und deren Führungsriege stehen, anders
    Da wird lieber auf die Gewerkschaften geschimpft und den Arbeitnehmern Geldgier vorgeworfen

  13. 19.

    Die Angebote der Bahn sind doch völlig ok und inflationsangepasst.

    Die EVG erpresst die Deutsche Bahn durch diese unsinnigen Androhungen eines Streiks. Ausbaden müssen es die Fahrgäste mit teils völlig überhöhten Preisen.
    Es kann doch nicht sein, dass Flugreisen teils billiger sind als eine Bahnfahrt nach Paris oder anderen Hauptstädten.

    Sollte sich die Deutsche Bahn mit der EVG einigen, steht bestimmt schon die GDL für die Androhung eines Streiks in den Startlöchern.



  14. 18.

    Hoffentlich beginnt die EVG dann auch zu verhandeln und nicht nur zu fordern.
    In den von Verdi verhandelten Teilen des öD ging es doch auch mit einem vernünftigen Kompromiss...

  15. 17.

    Es ist genau umgekehrt! Die EVG kommt der Bahn weitestgehend entgegen, die besteht aber ohne Rücksicht auf das anhaltend hohe Inflationsrisiko (durch unternehmerische Gewinnmitnahmen wenn auch nicht der Bahn verursacht)auf einer zu langen Laufzeit des TV.

  16. 16.

    Warum darf sich die Führungsriege ständig ihre Löhne erhöhen ??
    Und das nur fürs Nichtstun und die Angestellten auszunutzen 9

  17. 15.

    Anm: NOCH ist es nicht ganz so bei der Bahn, aber es hat die Tendenz und die ist spürbar.

  18. 14.

    Für eine vernünftige Lösung gehören immer zwei.
    Aus meiner Sicht ist die Bahn der EVG schon sehr weit entgegenkommen.
    Die Forderungen der EVG, welche in Konkurrenz zur GDL steht, möchte sich mit den Forderungen offensichtlich auf Kosten der Fahrgäste und Steuerzahler hervorheben.
    Das letzte Angebot der Bahn war aus meiner Sicht mehr als zuvorkommend. Die EVG bewegt sich nur nicht und ist zu keinem Kompromiss bereit

  19. 13.

    Bisher hat die EVG gezeigt, dass sie nicht ernsthaft verhandeln will.

    Ebenso hat sie der Bahn bisher kein Angebot unterbreitet oder Entgegenkommen signalisiert. Aber so funktioniert eine Tarifverhandlung nun mal. Letztlich geht's der EVG nicht immer Belange der Mitglieder, sondern nur um neue Mitglieder und der Machtdemonstration gegenüber der GDL. Hier muss der Gesetzgeber eingreifen. Das Streikrecht ist nicht grenzenlos

  20. 12.

    >"Bahnchef Lutz hat 2022 fast 2,3 Millionen Euro verdient."
    Na Vorsicht: Zwischen wirklich verdienen und bekommen, ist dann doch noch ein Unterschied! ;-))
    Bei Managergehältern in Toppositionen wird die gesamte Bilanzsumme und der Umsatz zugrunde gelegt. Diese Zahlen sind bei der Bahn AG doch sehr hoch. Der erwirtschaftete Reingewinn, der bei der Bahn AG insgesamt im Minus ist, spielt bei der Bewertung dieser Managergehältern und Bonis keine Rolle. Leider.

  21. 11.

    Absolut richtig. Bisher hat die EVG nicht verhandelt, sondern nur erpresst. Sie will ihre Maximalforderungen haben - aber so funktionieren Tarifverhandlungen nicht. Letztlich ist Bahnfahren jetzt schon zu teuer. Und gerade Personalkosten sind der größte Posten. Und mal ehrlich, schlecht verdienen Mitarbeiter der Bahn nicht.

    Gott sei Dank lernen viele Arbeitnehmer in den nächsten Jahren Demut. Die Abgaben werden alternativlos steigen. Wenn Abgaben steigen, müssen Löhne nicht auch steigen.

  22. 10.

    So viel kann kein Mensch jemals leisten, wie er zu Unrecht verdient.

    Es ist ja nicht so, dass alle wahnsinnig mehr hätten, wenn überbordende Gehälter von einigen Wenigen verteilt würden. Anders ist es: Wenn eine Verdienstspanne von 1 : 100 innerbetrieblich auf 1 : 1.000 ausgedehnt wird, bleibt das Echo eben nicht aus.

  23. 9.

    Was hat das Einkommen der Führungsriege der Bahn mit dem Einkommen der Mitarbeiter zutun? Nichts! Wer bestimmt, welche Bezahlung für ein Vorstandsmitglied angemessen ist? Wir können es uns nicht leisten, dass Unternehmen zu Selbstbedienungsläden werden. Immer höhere Löhne führen zu hoher Inflation. Letztlich müssen endlich die Abgaben steigen und die SV zukunftssicher gemacht werden

  24. 8.

    Die Bahn hat bisher immer Bereitschaft zu Verhandlungen gezeigt und auch gute Angebote vorgelegt. Allerdings versteht die EVG nicht, dass man auch dem Gegenüber entgegen kommen muss. Man bekommt in Verhandlungen nicht immer das, was man fordert. EVG und GDL machen die Bahn zum Selbstbedienungsladen und zerstören Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch die Jobs der Mitglieder

  25. 7.

    Was heisst hier eigentlich "Drohkulisse"? Liebe Journalisten - etwas Demut und Sachlichkeit in der Berichterstattung anstelle von polarisierender Stimmungsmache sehe ich in dieser Situation als angebracht an.
    Hier geht es nicht um Stimmung, die - ohne diese Wortwahl - ohnehin schon gereizt genug ist.

    Denn - eine Bedrohung war das Angebot der Bahn ggü. den Eisenbahner:innen. Sollte bei einer Schlichtung nicht etwas Annehmbares herauskommen wird es im Herbst "etwas wärmer" - das ist keine Drohkulisse, sondern das zu Erwartende.

    Und ein Wort an die lieben Fahrgäste - wir sind für Euch da. Allerdings nicht zu jeder Zeit und zu allen Bedingungen.
    Auch wir haben einen Anspruch - nach einer Phase der Zurückhaltung.

  26. 5.

    Wieviel verdient z.B. Lokführer oder Mitarbeiter in den Leitstellen(Anfangsgehalt / bei 10 Jahren Berufserfahrung) durchschnittlich im Monat?

    Bitte nicht auf Gehaltstabellen im Internet verweisen - durch Zuschläge, Arbeitszeitmodelle ect. etwas undurchsichtig.
    Danke schonmal!

  27. 4.

    Hoffentlich kommt d. EVG bald mal zur Vernunft. Ich empfehle die Orientierung am Tarifabschluss d. öff. Dienstes. Auch, was d. Laufzeit angeht. Diese unerträgliche Forderungsmentalität, ohne Augenmaß, wird D noch das Genick brechen.Dann ist für ALLE Schluss mit lustig...Durch diese Bahn-Streiks werden unbeteiligte Dritte in unzumutbarer Weise benutzt, die EVG-Forderungen zu erpressen. Ja, Vorstände...Politiker...bedienen sich selbst großzügig. Das ! sollte / muss ein Ende haben.

  28. 3.

    Die Diskrepanz zwischen den wahnwitzigen Gehaltserhöhungen und Bonuszahlungen, die sich die hohen Herren in der Chefetage der Bahn selbst zugestehen, und den moderaten Forderungen der Angestellten, die sie als zu hoch ablehnen, ist erschütternd. Es ist ja okay, wenn Menschen in verantwortlichen Positionen etwas mehr verdienen, aber doch nicht ein Vielfaches dessen, was Lokführer oder Mitarbeiter in den Leitstellen verdienen, die immerhin auch für das Leben der Fahrgäste verantwortlich sind. Bahnchef Lutz hat 2022 fast 2,3 Millionen Euro verdient. Das sind rund 45 Mal soviel wie das Durchschnittseinkommen. Niemand, wirklich niemand braucht so viel Geld. Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten!

  29. 2.

    Vielleicht ist die Bahn endlich zur Vernunft gekommen und zeigt Bereitschaft zu verhandeln oder legt endlich ein Angebot vor, über das verhandelt werden kann
    Im Gegensatz zur EVG hat die Bahn bisher keinerlei Verhandlungsbereitschaft gezeigt und damit die eigenen Kunden verunsichert

  30. 1.

    Ich hoffe vernünftige Lösungen
    seitens der Bahn.

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