Streik im Öffentlichen Nahverkehr - BVG sagt Tarifverhandlungen für Freitag ab

Di 27.02.24 | 15:18 Uhr
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Symbolbild: Ein Hinweisschild mit der Aufschrift «BVG wird bestreikt» hängt an dem geschlossenen Eingang zur U-Bahnlinie U2 am Potsdamer Platz. (Quelle: dpa/Kay Nietfeld)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.02.2024 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Kay Nietfeld

Die Gewerkschaft Verdi hat für die kommenden Tage zu Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr aufgerufen. In Brandenburg geht es am Mittwoch los, in Berlin am Donnerstag. Die BVG hat deshalb die anstehenden Tarifgespräche abgesagt.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben die für Freitag angesetzte Tarifverhandlungsrunde für die rund 16.000 BVG-Beschäftigten abgesagt. Als Grund nannte Personalvorständin Jenny Zeller den von der Gewerkschaft Verdi für Donnerstag und Freitag angekündigten Warnstreik.

"Aus unserer Sicht ist der Aufruf zum Streik eine unnötige Eskalation im Rahmen unserer konstruktiven Verhandlungen", sagte Zeller am Dienstag dem rbb. Ihrer Ansicht nach sei es kein guter Stil, am Verhandlungstag zum Streik aufzurufen.

Verdi äußerte sich am Dienstag "irritiert" über die Absage. "Die BVG blockiert bisher beim Thema Entlastung. Da braucht sie sich nicht wundern, wenn es darauf eine Reaktion der Beschäftigten gibt", teilte Verhandlungsführer Jeremy Arndt auf Anfrage mit. "Gerade weil es viel zu besprechen gibt, sollten beide Seiten Interesse an dem Verhandlungstermin haben." Arndt forderte die BVG auf, die Absage zurückzunehmen.

Warnstreik in Berlin am Donnerstag und Freitag

Verdi hatte in Berlin für Donnerstag und Freitag zum Warnstreik aufgerufen. An beiden Tagen müssen sich Fahrgäste der BVG bis auf wenige Ausnahmen auf den Ausfall sämtlicher Busse, Trams und U-Bahnen gefasst machen. S- und Regionalverkehr sind hingegen nicht betroffen.

BVG-Vorständin Zeller sagte, Verdi koordiniere auf Bundesebene Aktivitäten, die die Verhandlungen in Berlin belasteten. Die BVG werde nach Ende des Streiks neu bewerten, wie es weitergehen soll.

Bei den Verhandlungen mit der BVG fordert Verdi längere Wendezeiten auf allen Linien, Urlaubsgeld von 500 Euro im Jahr oder 33 Tage Urlaub für alle Beschäftigten ohne Staffelung. Vor allem die Wendezeiten spielten zuletzt eine große Rolle, also die planmäßige Zeit zwischen der Ankunft an einer Endhaltestelle bis zur Weiterfahrt in die Gegenrichtung. "Die Arbeitgeber wollen nicht sehen, dass die aktuellen Arbeitsbedingungen im Widerspruch zu fundamentalen menschlichen Bedürfnissen stehen", teilte der Fachbereichsleiter für den öffentlichen Personennahverkehr bei Verdi Berlin-Brandenburg Jeremy Arndt mit. Ausreichende Wendezeiten seien jedoch zentral, um den Fahrerinnen und Fahrern Toilettengänge zu ermöglichen.

Bereits ab Mittwoch Warnstreiks in Brandenburg

In Brandenburg wird zusätzlich auch am Mittwoch gestreikt. Den Anfang macht bereits am Mittwoch die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH. Am Donnerstag folgt die Ostprignitz-Ruppiner Nahverkehrsgesellschaft mbH, am Freitag sind dann nahezu alle Verkehrsbetriebe in Brandenburg von Arbeitsniederlegungen betroffen. Neben besseren Arbeitsbedingungen geht es hier auch um mehr Geld für die Beschäftigten.

In Brandenburg will Verdi 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro - mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr rausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Der Tarifkonflikt Verdi zufolge in Brandenburg 15 kommunale Verkehrsunternehmen mit insgesamt rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Es nicht der erste Arbeitskampf in diesen Tarifgesprächen. Zuletzt wurde Anfang Februar bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und 14 Brandenburger Verkehrsgesellschaften gestreikt.

Betriebe überall in Deutschland zum Streik aufgerufen - außer in Bayern

Auch in anderen Bundesländern ruft Verdi zu Ausständen auf. Die Gewerkschaft verhandelt derzeit bundesweit parallel über neue Tarifverträge. Lediglich in Bayern gibt es keine Tarifrunde, weil dort die Verträge noch laufen.

Dabei unterscheiden sich die Runden in den jeweiligen Bundesländern voneinander. In einigen geht es um höhere Entgelte, in den meisten aber vor allem um bessere Arbeitsbedingungen.

Verdi hat sich für diese Protestaktion mit der Organisation "Fridays for Future" zusammengeschlossen. Parallel zu den Warnstreiks organisiert Fridays For Future am 1. März zahlreiche Demonstrationen gegen die Klimakrise.

Die betroffenen Verkehrsunternehmen in der Region

Mittwoch, 28. Februar

Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH

Donnerstag, 29. Februar

Berliner Verkehrsbetriebe und BVG-Tochter Berlin Transport

Ostprignitz-Ruppiner Nahverkehrsgesellschaft mbH

Freitag, 1. März

Berliner Verkehrsbetriebe und BVG-Tochter Berlin Transport

ViP Verkehrsbetriebe Potsdam GmbH

Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald mit beschränkter Haftung (RVS)

Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH

Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming mbH (VTF)

Busverkehr Oder-Spree GmbH

Barnimer Busgesellschaft mbH

Cottbusverkehr GmbH

Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH

regiobus Potsdam Mittelmark GmbH

StadtverkehrsgesellschaftmbH Frankfurt (Oder)

DB Regio Ost GmbH

Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.02.2024, 14 Uhr

72 Kommentare

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  1. 72.

    Genauso sieht es aus. Der Unternehmer muss froh sein, wenn jemand zur Arbeit kommt. Und augenscheinlich haben ja die Betriebe die Verträge in den letzten Jahren
    so zu Ihren Gunsten verhandelt, dass tatsächlich niemand mehr den Job machen will. Also selbst gemachtes Elend. Das regelt jetzt der (Arbeits-)Markt. Ich bin Busfahrer und neulich hat ein Personalchef fast geweint, als ich ihm gesagt habe, dass ich für 16,- Stundenlohn nicht um 3:00 morgens aufstehe.
    Mir wäre neu, dass irgendein Unternehmer Verluste macht und weiterhin sein Unternehmen betreibt. Dann wäre das ein schlechter Unternehmer.
    Der Brandenburger Tarifvertrag ist einer der schlechtesten in Deutschland. Ich glaube nur Sachsen steht schlechter da, als Berlin.
    Wenn Sie der Meinung sind, der Unternehmer diktiert die Bedingungen, sende ich schöne Grüße in die 90-er und wünsche Ihnen maximale Unternehmerische Erfolge, vor allem bei der Mitarbeiterakquise. Sie fahren sicher viel selbst...

  2. 71.

    Jeder, der kein Sozialhilfeempfänger ist, zahlt un der Regel auch Steuern. Ergo bezahlt sein Ticket selbst mit seinen Steuern

  3. 70.

    Haben Sie nicht geschrieben, dass es in den Tarifverhandlungen NICHT um Löhne geht?

    Dies sind fast 18-Euro-Stundenlohn ... wenn schon, denn schon!

  4. 69.

    https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tv-n/be?id=tv-n-be-2024&g=5&s=1&f=&z=&zv=&r=&awz=&zulage=&kk=&kkz=&zkf=&stkl=

    durchschn. Monatsgehalt: 2858 € Brutto
    Sind ca. 1823 € Netto + Zuschläge, die ich aber nicht mitrechne, da sehr individuell.
    Macht ca. Netto 22.911 € (Steuerjahr 2024)

    Aber im Ernst, wer will den Job in Berlin für das Geld machen?
    Miete, Nebenkosten, Lebensmittel?
    Kein Wunder, dass man kaum Personal findet.

  5. 67.

    Wenn Verdi mit Fridays for Future auf die Strasse gehen will ,ist dies ein politischer Streik.
    Dies ist nach Definition des deutschen Streikrechts verboten.
    Gleichzeitig verhindert Verdi die Tarifverhandlungen.
    Mittlerweile ist es für niemanden mehr nachvollziehbar warum die deutschen Gewerkschaften ihre eigenen Statuten missachten und vorsätzlich die Wirtschaft massiv behindern
    Gleichzeitig sitzt diese Gewerkschaft in vielen Aufsichtsräten ,natürlich alles für die Beschäftigten,
    Ist Familie Reemtsma eigentlich Mitglied bei Verdi ?

  6. 66.

    Ja, das finde ich in Ordnung.

    Diese Personengruppen können kein reguläres Ticket bezahlen und insofern muss es steuerlich gesponsert werden.

  7. 65.

    Und was ist mit dem 9 €- Ticket für Sozialhilfe- nd Bürgergeldempfänger sind okay, obwohl 27,50€ im Regelsatz sind?

  8. 64.

    Korrektur zu 1.:
    aber nicht die "herkömmliche" Lohnerhöhung von Verdi

    Sollte eher heißen, das es auch um Löhne geht, wenn auch nicht um "herkömmliche".

  9. 63.

    zu 1.: Die Arbeitsbedinungen müssen verbessert werden - ohne Frage,
    aber nicht die "herkömmliche" Lohnerhöhung von Verdi: Urlaubsgeld von 500 Euro im Jahr oder 33 Tage Urlaub

    zu 2.: Einmalzahlungen Okt. bis Dez. 2021, Lohnerhöhungen ab 2022, mehr Weihnachtsgeld, Absenkung der Arbeitszeit

    Busfahrer: Berufseinsteiger verdient ca. 2.800 Euro brutto + Zuschläge bei einer 38-Stunden-Woche

  10. 62.

    "Auch ein GG kann geändert werden. Konrad Adenauer sagte mal, was interessiert mich das Geschwätz von gestern. "

    Sie halten unser GG, besser gesagt deren Inhalt, für "Geschwätz"? Danke, besser kann man sich nicht outen.

  11. 61.

    1. Bei der Tarifauseinandersetzung geht es nicht um Löhne, sondern um Arbeitsbedingungen.
    2. Die Inflation mag ja im Verhältnis zum vorigem Jahr zurückgegangen sein, wenn sie aber in den letzten Jahren keine Lohnerhöhung erhalten haben, haben sie Stand heute einen kräftigen Median-Nettoverlust erlitten.
    Soweit ich weiß, haben die BVG Mitarbeiter in den letzten Jahren keine nennenswerte Lohnerhöhung erhalten.

  12. 60.

    Laut Info-Institut ging die Inflation weiter zurück. In den kommenden Monaten wird ein weiterer Rückgang erwartet. Wird jetzt bei Verdi gestreikt und geben die Lohnerhöhungen zurück?

  13. 59.

    mal ganz im ernst das ist kein Streik (Arbeitskampf)sondern einfach nur Arbeitsverweigerung, wenn die Fahrgäste ohne Fahrschein erwischt werden gibt es am Ende sogar Haftstrafen. Wenn die BVG Mitarbeiter Ihre Arbeit nicht machen gibt es mehr Geld vor allem für die BVG , Einnahmen werden generiert Ausgaben gleich null.
    Wie werden Abo Kunden entschädigt ? Wer Zahlt die unnötig genommenen Urlaubstage, die man nehmen muss damit man nicht entlassen wird ?
    Wie kommen Schulkinder in die Schule , oder wurde die Schulpflicht ausgesetzt ?

  14. 58.

    Persönlich wünsche ich von Herzen allen Streikenden viel Glück, Durchstehvermögen und die Kraft, die Anfeindungen auszuhalten.
    UND:
    Was verrät der Begriff "Klimakasper", Whataboutism?
    Egal, es sind immer die Gleichen, die Immanuels, die Ansgars und wie sie sich Alle nennen - ist es doch der/die Selbe.
    Persönlich wünsche ich von Herzen allen Streikenden viel Glück und Durchstehvermögen.

  15. 57.

    "Dann wäre auch genügend Geld vorhanden, die Beschäftigten des ÖPNV gut zu bezahlen. "

    Das ist Unsinn, sie versuchen Fahrgäste und Beschäftigte gegeneinander auszuspielen. Eine bekannte Masche.

  16. 56.

    T ja bei aller Liebe ich verstehe diese ganze streiks und ich bin in selben Boot nur mal ehrlich wir sollen Dan als Kunde keine Fahrkarten mehr kaufen den es wird jeden Tag gestreikt und keiner denkt an uns die trotz diese Schwere Zeiten auch zu arbeit gehen müssen und Taxi zusätzlich bezahlen ich bitte um Verständnis aber auch unsere Geduld hat irgendwo eine Grenze

  17. 55.

    Daumen hoch für die Entscheidung der BVG,die Verhandlung wegen dem Streik abzusagen,man muss sich nicht alles gefallen lassen,richtig so. Mal abgesehen davon,mehr Geld fordern,aber dafür weniger arbeiten wollen,die Formel funktioniert nicht.

  18. 54.

    Das 49-Euro-Ticket sollte nicht weiter subventioniert werden, dann wäre auch genug Geld vorhanden um die Beschäftigten von Bus, Tram und Bahn angemessen zu entlohnen.

    Jeder, der kein Sozialhilfeempfänger ist, kann sich ein Ticket zum Normalpreis kaufen und nicht auf Kosten der Steuerzahler gepampert werden.

  19. 53.

    Das schrieben sie bereits und es stimmt trotzdem nicht. Bruttonettorechner verraten es ihnen.

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