Folgevertrag - PCK-Raffinerie Schwedt erhält noch bis mindestens 2025 Öl aus Kasachstan

Mo 16.09.24 | 18:15 Uhr
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Symbolbild: Verschiedene Anlagen der Rohölverarbeitung auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 16.09.2024 | Uli Hauck | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die PCK-Raffinerie in Schwedt erhält weiterhin Rohöl aus Kasachstan. Ein entsprechender Vertrag wird jetzt unterzeichnet. Die vereinbarten Mengen entsprechen ungefähr dem, was derzeit bereits geliefert wird.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird auch über dieses Jahr hinaus mit kasachischem Rohöl beliefert. Das wurde nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der kasachischen Hauptstadt Astana am Montag bekannt.

"In Kasachstan wird jetzt durch Rosneft Deutschland ein Folgevertrag unterzeichnet", bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage. Ziel sei, "die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Geschäftsbetrieb von Rosneft Deutschland und der PCK Schwedt sowie der Raffinerien Miro und Bayernoil verlässlich und auf Dauer zu sichern".

Mindestens 100.000 Tonnen pro Monat bis Ende 2025

Rosneft-Sprecher Burkhard Woelki sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Vertrag mit Kasachstan sei verlängert worden über eine Öllieferung von 100.000 Tonnen im Monat bis Ende 2025. Er fügte aber hinzu, es sei möglich, mehr Mengen zu bekommen, das werde flexibel gestaltet.

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Christian Görke zeigte sich enttäuscht. Er sagte unter Hinweis auf eigene Quellen, der Vertrag sei nur um ein Jahr verlängert und die Menge nur minimal erhöht worden. Dabei habe Kasachstan die Lieferung von zwei Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr angeboten. "Warum die Bundesregierung das kasachische Angebot nicht angenommen hat, bleibt ihr Geheimnis", sagte Görke.

Kasachstan hatte nach Angaben aus Regierungskreisen im vergangenen Jahr rund eine Million Tonnen Rohöl an PCK geliefert. Für das laufende Jahr seien 1,4 Millionen Tonnen vereinbart, hieß es.

Kasachstan drittgrößter Rohstofflieferant für Deutschland

Kasachstan ist nach Norwegen und den USA mit einem Anteil von 11,7 Prozent der drittgrößte Öllieferant Deutschlands und hat den Ausfall russischer Lieferungen an die PCK-Raffinerie nach dem Angriff auf die Ukraine teilweise kompensiert.

Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde die Raffinerie mit russischem Öl über die Pipeline "Druschba" versorgt. Seit Anfang 2023 gilt ein Embargo gegen das russische Öl.

Aktuell wird die Raffinerie mit Ölimporten über zwei Pipelines versorgt. Rund 70 Prozent des Rohöls kommen über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock. Die restlichen 30 Prozent werden aus dem Hafen Danzig und direkt aus Kasachstan über die Röhren der Druschba zur PCK geliefert.

Laut Bundesregierung lag die Auslastung der Anlage im ersten Halbjahr 2024 im Durchschnitt bei 76,2 Prozent. Die PCK-Raffinerie kann theoretisch etwa eine Million Tonnen Öl pro Monat verarbeiten.

Verhandlungen über Rosneft-Töchter

Die Mehrheit von 54 Prozent der Anteile an PCK halten zwei deutsche Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft. Diese stehen seit September 2022 unter Treuhandverwaltung des Bundes. Wie Bundeskanzler Scholz am Wochenende bestätigte, laufen über die Rosneft-Töchter Verkaufsverhandlungen, die bis zu Jahresende abgeschlossen sein sollen. Ein Gesprächspartner ist Katar.

Der geplante Eigentümerwechsel könnte nach Darstellung des Wirtschaftsministeriums Einfluss darauf haben, ob die EU-Kommission eine geplante Beihilfe des Bundes für den Ausbau einer Pipeline vom Hafen Rostock nach Schwedt genehmigt.

Die PCK beliefert weite Teile Nordostdeutschlands mit Heizöl, Benzin, Diesel und anderen wichtigen Produkten. Seit der Abkehr Deutschlands von russischem Öl 2023 hat die Anlage auf andere Bezugsquellen umgestellt. Sowohl der Liefervertrag mit Kasachstan als auch die Rostock-Pipeline sollen dazu beitragen, dass die Raffinerie ausgelastet und wirtschaftlich ist.

Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 16.09.2024, 19:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Lesen Sie überhaupt die Artikel, die Sie meinen kommentieren zu müssen? Die Vertragsverlängerung ist bis ENDE 2025 datiert, Matze.

    Und warum sollte neben B'90/Die Grünen, die laut Umfrageergebnis noch in den Landtag einziehen könnten, die Partei des Ministerpräsidenten, die auch nach dem 22. Sep. das Land regieren wird, Brandenburg verlassen? Frage für einen Freund.

  2. 7.

    Aber die Energie- und Rohstoffwende leitet man nicht mit dem Schließen der Raffinerien ein. Und Erdöl steckt nahezu in jedem Produkt, da reden wir noch nichtmal von den Brennstoffen für die Mobilität zu Luft, Wasser, Schiene und Straße und Heizungen.
    Keine Ahnung wie das alles innerhalb des kurzen Jahrzehnte-Zeitfensters funktionieren soll.

  3. 6.

    Wow - bis 2025 - wären noch 4 Monate. Was versprach Habeck und Scholz nochmal? Naja, SPD/Grüne können Brandenburg verlassen

  4. 3.

    Mit chemischen Analysen kann man die Herkunft des Öls feststellen. Es wäre aber in der Tat besser, wenn die PCK generell weniger Öl verarbeiten würde. Das aktuelle Hochwasser sollte uns mahnen, dass eine fossile Zukunft uns erhebliche Probleme bereiten wird.

  5. 2.

    Wirklich komisch das Putin nicht den Hahn zudreht in Russland für kasachisches Öl in der Druschba Pipeline.
    Wir sollen doch sauberes Öl und Gas von Onkel Sam bekommen laut des besten Wirtschaftsminister in Deutschland.

  6. 1.

    Wer kontrolliert eigentlich woher das Öl am Ende kommt? Russland und Kasachstan sind gut befreundet. Wegen der Sanktionen läuft mittlerweile ein großer Teil verbotener Importe über zb Kasachstan, welches ohnehin nicht der größte Erdölförderer ist. Und bei den garantiert höheren Preisen ist doch da viel Anreiz für eine Verschneidung mit sibirischen Öl.

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