"Bahnhofsmission" am Flughafen - BER streicht Geld für Flughafen-Sozialdienst

Mo 16.12.24 | 19:46 Uhr
  10
Terminal 1 im Flughafen BER (Quelle: dpa/Stache)
Video: rbb24 | 16.12.2024 | Axel Walter | Bild: dpa/Stache

Der Flughafen-Sozialdienst am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) steht in seiner bisherigen Form vor dem Aus. Die Flughafengesellschaft des BER habe wenige Tage vor Weihnachten die Finanzierung zum Jahresende komplett eingestellt, teilte die Caritas Berlin am Montag mit.

Der Sozialdienst des BER, der Fluggäste in Problemlagen betreut, werde künftig von eigenem geschultem Personal der Flughafengesellschaft übernommen, sagte ein BER-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst am Montag. Insbesondere das Kundenbüro, der Dienst für mobilitätseingeschränkte Reisende und das Airport-Care-Team würden Reisegästen bei ihren Anliegen zu den Betriebszeiten des Flughafens zur Seite stehen.

Geschäftsführerin des Sozialträgers vorab offenbar nicht informiert

Die Caritas erklärte, damit verliere der einzige Mitarbeiter des Flughafensozialdienstes nicht nur wenige Tage vor dem Jahreswechsel seinen Arbeitsplatz. Menschen, die in einer Hauptreisezeit am Flughafen stranden oder Probleme haben, stünden zugleich "von heute auf morgen allein da". Pro Jahr hätten 160-180 Menschen den Flughafensozialdienst genutzt.

Nadine Schröder, Geschäftsführerin des Trägers "In Via" Berlin, zeigte sich fassungslos und betonte, der Träger habe damit nicht gerechnet. Sie forderte die Flughafengesellschaft auf, die Streichung zurückzunehmen und eine auskömmliche Finanzierung zur Verfügung zu stellen. Aus ihrer Sicht gehe mit der Einstellung des Dienstes die Fachexpertise der Sozialarbeit verloren. Es werde ein funktionierendes Beratungssystem auseinandergerissen.

Flughafen wollte nur die Räume zur Verfügung stellen, Träger soll Hilfekosten tragen

Der BER-Sprecher sagte dem EPD, der Betreibergesellschaft sei es wichtig, dass Reisenden und Besuchern die richtigen Ansprechpartner für ihre individuellen Anliegen zur Verfügung stünden. Dem Träger "In Via" sei angeboten worden, weiterhin unentgeltlich Büroräumlichkeiten zu nutzen, wenn er Interesse an einer eigenverantwortlichen Fortsetzung des Sozialdienstes haben sollte.

Nach Angaben von "In Via" wurde der Flughafen-Sozialdienst jährlich von der Flughafengesellschaft mit bis zu 60.000 Euro zur Finanzierung einer Sozialarbeiterstelle unterstützt. Dazu habe "In Via" jährlich 10.000 Euro Eigenmittel eingebracht, hieß es. Die Kosten für das Jahr 2025 lägen für die 75-Prozent-Stelle bei 75.000 Euro.

Das Angebot des Flughafen-Sozialdienstes ähnelt den Angaben zufolge dem Konzept der Bahnhofsmissionen. Es richtet sich an alle Menschen, die sich am Flughafen aufhalten, an Hilfe suchende Reisende, Abholende, Besucher und Beschäftigte auf dem Flughafen.

Sendung: rbb24, 16.12.2024, 13 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    "(...) wie oft wurde er in Anspruch genommen und was waren das für Fälle"
    Siehe Text im Artikel:
    "Pro Jahr hätten 160-180 Menschen den Flughafensozialdienst genutzt." Also ca. jeden zweiten Tag einer. Weshalb das der Fall war, geht die Leserschaft wohl kaum etwas an.

  2. 9.

    Hat hier überhaupt jemand der Kommentierenden eine Ahnung worum es bei einem Sozialdienst eigentlich geht!? Das liest sich nicht so.

  3. 8.

    Es wird unten gespart, natürlich. Es ist ein widerliches Verhalten, geistig begrenzt und ohne jede Empathie, typisch Aletta von Massenbach.

  4. 7.

    Es gibt für gestrandete Reisende die Lounges, jede Menge gastronomisches Angebot, fussläufig ein Hotel und sogar eine Zugverbindung nach Berlin rein. Also kann man das Angebot streichen, weil dieses bestimmte Nachfrage anzieht. Kann man gut am Hamburger Bahnhofsvorplatz beim Hauptbahnhof sehen. Auf den Weg in den Urlaub muss man dem nicht ausgesetzt werden. Für Mobilitätseingeschränkte hält der Flughafen andere Services bereit!

  5. 6.

    „Ich kann Ihnen versichern, dass dieser Dienst unheimlich wichtig ist, wenn es nicht so wäre, gäbe es ihn nämlich nicht. “
    Sind Sie sich da so sicher? Nur weil es etwas gibt, ist das noch keine Garantie, dass es wichtig oder sinnvoll ist. Eine Bahnhofsmission kann man meiner Meinung nach nicht mit einem Flughafen vergleichen.
    Und wenn es jetzt Ansprechpartner für die jeweiligen Belange gibt wird doch für die Fluggäste gesorgt.

  6. 5.

    Der BER möge wenigstens Räumlichkeiten anbieten, natürlich mietfrei, der Rest kann sich ehrenamtlich ergeben. Ich stehe vier Stunden die Woche bereit. Im übrigen ist die Caritas nicht arm.

  7. 4.

    Für gesunde Passagiere gibt es eine Info, die hilft in fast allen Belangen. Und für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es doch einen Service, der in diesen Fällen unkompliziert hilft. Also würde mich jetzt interessieren wofür diese Stelle denn genau genutzt wurde.

  8. 3.

    Das ist ein Nice2have, aber kein MustHave. Solange der Flughafen kein Plus macht, sollte man auf dieses Zusatzangebot verzichten.

  9. 2.

    Ich kann Ihnen versichern, dass dieser Dienst unheimlich wichtig ist, wenn es nicht so wäre, gäbe es ihn nämlich nicht. Meine Erfahrung mit einer Bahnhofsmission gab mir da einen tiefen Einblick, wer da alles strandet und aus welchen vielschichtigen Gründen.

  10. 1.

    Um beurteilen zu können ob dieser Dienst notwendig ist müsste nab wissen wie oft wurde er in Anspruch genommen und was waren das für Fälle.

Nächster Artikel