Regionale Wirtschaft - Autoindustrie: Zwischen Krise und Veränderungsdruck

Sa 01.02.25 | 13:38 Uhr | Von Annika Krempel
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Archivbild: Ein Mitarbeiter der Firma ZF Getriebe GmbH arbeitet an der Produktionslinie im Werk am 25.07.2019.(Quelle:picture alliance/dpa/M.Skolimowska)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.01.2024 | Annika Krempel | Bild: picture alliance/dpa/M.Skolimowska

Die Wirtschaft lahmt. Unternehmer demonstrieren. Gleichzeitig kämpft die Autoindustrie mit Krise und Transformation. Auch in Berlin und Brandenburg ist die Lage ernst, aber durchaus hoffnungsvoll. Von Annika Krempel

Das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr wohl noch kleiner ausfallen als angenommen. Erst am Mittwoch hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die aktuelle Wirtschaftsprognose für dieses Jahr vorgestellt. 0,3 Prozent erwarten die Experten nur noch, statt bisher 1,1 Prozent. Seit zwei Jahren schon steckt die Konjunktur in der Krise. Zwei Jahre ohne Wachstum - und nun könnte ein drittes folgen, in dem der Aufschwung auf sich warten lässt. Der Unternehmensverband Berlin Brandenburg (UVB) ist skeptisch, was die Aussichten für Deutschland angeht: "Nicht ausgeschlossen ist, dass auch 2025 mit einem Minus bei der Wirtschaftsleistung enden wird. In jedem Fall wird es sich aber um eine blutleere Erholung handeln mit einem Wachstum nur wenig über Null."

Am Mittwoch hat ein breites Unternehmensbündnis deshalb zum Wirtschaftswarntag aufgerufen, auch der UVB. Die Forderungen an die Politik sind unter anderem Bürokratieabbau, niedrigere Steuern und Abgaben sowie günstigere Energiepreise.

Berlin und Brandenburg robust

Die wirtschaftliche Krise geht auch an Berlin und Brandenburg nicht spurlos vorbei, wenn auch die Konjunktur in den vergangenen Jahren in der Region etwas robuster gewesen ist als in der Bundesrepublik insgesamt. Statt zu schrumpfen ist die Wirtschaft hier sogar zuletzt gewachsen, zumindest schwach.

"In Berlin und Brandenburg ist die Situation etwas besser, weil der Industrieanteil an der gesamten Wertschöpfung geringer ausfällt. Die Dienstleistungswirtschaft, etwa der Tourismus, spielen hier eine starke Rolle", so der UVB. Allerdings haben auch diese Branchen längst noch nicht das Niveau erreicht, das sie einmal vor Ausbruch der Corona-Pandemie gehabt habe.

Für die Hauptstadtregion rechnet der Verband in diesem Jahr mit einem Wachstum zwischen lediglich 0,5 und 1 Prozent. Viele Unternehmen, etwa aus der Metall- und Elektroindustrie, haben angekündigt, Stellen zu streichen.

Gewerkschaften sprechen von Druck auf Arbeitgeber

Schon längst beobachten Gewerkschaften infolge der wirtschaftlichen Flaute den Abbau von Arbeitsplätzen - etwa die IG Metall im Bezirk Berlin, Brandenburg und Sachsen. Auf ihrer Jahrespressekonferenz kündigte Bezirksleiter Dirk Schulze an: "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz." 2025 solle das Jahr des industriellen Aufschwungs werden, so Schulze. Gleichzeitig kritisierte die Industriegewerkschaft die Arbeitgeber. Viele würden Druck auf die Belegschaft aufbauen und mit Kündigungen oder Standortverlegung drohen. Währenddessen seien sie selbst oftmals phantasielos, was die Zukunft ihrer Betriebe angehe.

Vom Verbrenner zum E-Auto: Transformation in der regionalen Automobilindustrie

Für die Automobilbranche könnte sich das beispielsweise als fatal erweisen. Sie steckt mitten in der Transformation hin zur Elektromobilität. In den vergangenen Jahren hat sich die Automobilindustrie zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Hauptstadtregion entwickelt. Autohersteller und Zulieferer beschäftigen allein in Berlin und Brandenburg zusammengerechnet etwa 52.000 Mitarbeitende. Das zeigt eine Studie die "Retranetz" zusammen mit anderen kürzlich in Berlin vorgestellt hat. "Retranetz" ist ein Branchennetzwerk, das den Unternehmen bei der Transformation helfen soll.

Brandenburg hat durch die Ansiedlung des Tesla-Werks in Grünheide als Standort der Automobilindustrie enorm an Bedeutung gewonnen. Berlin besitzt zwar bei der Anzahl der Beschäftigten kein hohes Gewicht. Aber in der Hauptstadt entwickeln einige Unternehmen Software für die Fahrzeuge – das sind Schlüssel-Komponenten in modernen Autos.

Der Druck auf die Unternehmen ist hoch, nicht nur wegen der aktuellen Krise. Laut Studie werden sich rund 95 Prozent der Betriebe in ganz Ostdeutschland noch auf neue Technik und Prozesse umstellen müssen. Dabei sind sie in Sachen Transformation unterschiedlich weit. Tesla zum Beispiel stellt bereits ausschließlich Elektroautos her. Andere, wie der Automobilzulieferer ZF in Brandenburg an der Havel, müssen sich noch verändern, sagt Robert Drewnicki, der bei "Retranetz" das Gewerkschaftsteam leitet. "Die machen Doppelschaltgetriebe für Porsche und sind sehr abhängig von der Verbrenner-Technologie. Das Werk braucht eine Perspektive für die Zeit nach 2028."

Gute Chancen für die Zukunft

Insgesamt sei die Automobilindustrie in der Hauptstadtregion aber sehr gut in der Lage, die Transformation zu schaffen, ist Sven Weickert, Geschäftsführer beim Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg, überzeugt. "Wir sind mit den Automobilherstellern und den Zulieferern in der Region sehr gut aufgestellt. Die Zutaten für die Elektromobilität sind da."

Besonders im Bereich der Forschung und Entwicklung für die Fahrzeugindustrie sind die ostdeutschen Bundesländer stark. Hier fließt, pro Arbeitsplatz gerechnet, auch deutlich mehr öffentliche Förderung in diesen Bereich als in Westdeutschland. "Wenn es allerdings um die Skalierung von Forschungsergebnissen geht, dann kommt das meist in die Forschungsabteilung der Konzerne. Und die sitzen in der Regel in Westdeutschland", sagt Drewnicki vom Gewerkschaftsteam bei "Retranetz".

Sein Fazit: Aus unserer Region kämen zwar viele Impulse, umgesetzt wird es dann woanders. Und das sei ein riesiges Problem für die hiesige Industrie.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.01.2025, 18:33 Uhr

Beitrag von Annika Krempel

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48 Kommentare

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  1. 48.

    Also meine Haushaltsgeräte und Werkzeuge sind auch elektrisch und kacken nach 10 Jahren ab. Dagegen funktionieren benzinbetriebene Kettensäge, Rasenmäher, Freischneider auch nach 15 Jahren noch tadellos und werden häufig benutzt.
    Ich hatte mal einen VWBus mit 496000 km auf der Uhr, den habe ich verkauft, weil ich das große Auto nicht mehr brauchte. Wenn das erste E-Auto das schafft, haben Sie gewonnen. :-)

  2. 47.

    Nun ja, es ist völlig egal. Aktuell gibt es Kfz meiner Begierde mit 10-12 Jahren und km-Ständen zwischen 130-200tkm im einsatzbereiten Zustand für ca.die 1/2 des Neupreises. Das nenn ich stabil und leider damit auch nicht preiswert für mich. Es is wie es is. Nisch zu ändern.

  3. 46.

    Ganz so einfach ist es nicht. Wenn z.B. ein Diesel immer nur Kurzstrecke gefahren wird, dann kann er mit 100tsd wesentlichh mehr Verschleiß haben aber ein Langstreckenfahrzeug. Oder wenn ein Auto nicht auf Betriebstemperatur gebracht wird oder auch überhitzt wird (z.B. defekter Kühler). All diese Punkte sind bei einer E-Maschine kein Thema. Von daher ist es eher ein Apfel-Birnen-Vergleich.

  4. 45.

    Nach vier Jahren hat ein Auto ca. 50% Wertverlust und erst ca. 1/5 der möglichen Laufleistung gefahren. Teurer kann man eigenltich nichtAuto fahren.

  5. 44.

    Das wird man erst wissen, wenn eine ausreichende Anzahl E- Autos auf den Straßen ist mit vergleichbarer Kilometerleistung wie Diesel und Benziner. Erst dann ist es auch möglich die Reparaturkosten zu vergleichen.
    Solange die Bahnverbindungen von Berlin nach Breslau oder nach Paris wichtiger sind als Regionalverkehr wird das Thema Auto weiter für endlose Debatten sorgen.

  6. 42.

    Ach ja, habe noch was vergessen: Ein Bekannter musste mit seinem Tesla zum Bremsen wechseln ,wollen Sie den Preis wissen? Dabei wurde ihm dann auch noch eröffnet das sein Lenkgetriebe hinüber ist. Fahrzeug ist viereinhalb Jahre alt. Dumm gelaufen ! Soviel dazu das an einem E- Auto fast nichts kaputt gehen kann.

  7. 41.

    Antwort auf 26 AUA : Klar kosten evtl. Reparaturen an Getriebe oder anderen Teilen die ein E-Auto nicht hat für meinen Diesel Geld. Nur stellt es sich in meinem Fall etwas anders dar ich fahre meine Fahrzeuge max.4 Jahre . Danach kaufe ich ein neues. Erstens spare ich dadurch größere Reparaturen und zweitens bekomme ich noch relativ viel Geld für das Auto weil Diesel wertstabil, im Gegensatz zum E-Auto das bekommen sie im Moment gar nicht verkauft oder nur mit viel Verlust Aber jeder wie er will

  8. 40.

    Das Gesetz verlangt nicht, dass Sie Ihren Diesel abgeben.
    Ich habe die Bilder aus L.A. gesehen und dazu die Nachrichten über Probleme mit den Versicherungspolicen gelesen. Kurzgefasst, man kann sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass die Häuser versichert werden. Obwohl Schäden durch Feuer und Unwetter immer wahrscheinlicher werden.
    Bei uns werden die Versicherungen ähnlich reagieren, wenn wir solche Parteiprogramme wählen, die den Klimawandel leugnen (AFD) oder in Form eines „marktwirtschaftlichen Klimaschutzes“ (CDU) bekämpfen wollen. Letzteres bedeutet, dass wir das Ganze, über CO2 Steuer, zahlen.
    Also wenn Sie die finanzielle Möglichkeit hätten, Ihren Diesel auszutauschen, dann möchte ich Sie bitten dies zu tun. In der Hoffnung, dass es nicht zu große Umstände macht.

  9. 39.

    Ihre Meinung resultiert aus Ihren Erfahrungen in Berlin. Ich kann Ihre Meinung nachvollziehen, denn wahrscheinlich fährt selbst im hintersten Winkel Berlins mehrmals pro Tag irgendein Öffi, dessen Haltestelle man fußläufig erreichen kann.
    Meinungen, die nicht mit Ihrer konform gehen, resultieren aus Erfahrungen ebenfalls aus dem hintersten Winkel, allerdings im Land Brandenburg, wo eben kein Öffi für den Luxus sorgt, ohne Auto auszukommen. Was sollen wir also tun? Den Rettungsdienst rufen, wenn das Bier alle ist?

  10. 37.

    Tja, was hält dann Politiker davon ab, kleinere Autos zu fördern? Vielleicht liegt es daran, dass der ganze Sicherheitsschrott in der kleinen Karre nicht so gut verbaut werden kann? Wer hat bestimmt, dass die Autos Assistenzsysteme haben müssen? Ich fürchte, es sind jene die einen Chauffeur gestellt bekommen und Kurzstrecke fliegen. Damit schließt sich der Kreis.

  11. 36.

    Schöner Rundumschlag gegen den bösen Kapitalismus....leider zu offensichtliche Propaganda.

  12. 35.

    China lacht uns heute schön aus, weil sie den E-Auto Markt beherrscht. China konnte diesen Markt nicht übernehmen, weil die EU oder Grünen nötigen, sondern weil die deutschen Autohersteller die Transformation von Verbrenner auf Elektro verpennt hatten. Die deutschen Autohersteller ab scheuten alles, was Forschungskosten und Innovationskosten benötigte.
    Wir werden nicht von einer Grünen oder EU-Politik abgezockt. Forschende, investierende, ihr relativen Wohlstand, nach der Technologietransformation, vollständig genießen wollende Kapitalisten sehe ich gerne. Aber Milliardäre, die auch noch die Vorteile der Macht einhamstern wollen, direkt wie Musk oder indirekt, z.B. durch den Steuer- und Sozialprogrammen der CDU und AFD, brauche ich nicht. Oligarchen sind die waren Abzocker.

  13. 34.

    Ja, es ist zuviel verlangt, dass andere Menschen die negativen Folgen Ihrer Fossil-Pkw-Nutzung "respektieren". Bei angemessener Folgekostenübernahme Ihrerseits wäre eine Tolerierung dass einzige, was Sie erwarten dürfen. Aber Respekt? Für was? ... Autofahrer wurden echt zuviel gepampert in den letzten Jahrzehnten, da ist einiges zu Kopf gestiegen.

  14. 32.

    Und 2% Anteil am Gessmtfahrzeugbestsnd. Tendenz stagnierend. Außerdem wäre es angebracht, dieses Thema endlich zu endideologisieren. Wer e Autos fahren möchte, bitte schön. Ich fahre weiter meinen Diesel und möchte nur, das das respektiert wird. Ist das zuviel verlangt?

  15. 31.

    Kleinere Fahrzeuge haben fast die gleiche Teileanzahl wie größere Fahrzeuge, kosten jedoch weniger. Selbst wenn das Preis-/Leistungsverhältnis ähnlich wäre, in absoluten Zahlen macht der Hersteller dann mit Kleinwagen deutlich weniger Gewinn. Mit Bürokratie hat das gar nichts zu tun. Es geht nur um Maximierung der Gewinnhöhe.

  16. 30.

    Sie irren gewaltig. Elektrizität ist die edelste aller Energieformen, weil sie immer erst umgewandelt bzw. Erzeugt werden muss. Deshalb fallen immer Verluste an, was sie teurer macht. Erst wenn man das Problem lösen kann, stimme ich Ihnen zu. Das erleben wir aber nicht mehr, ganz egal wie alt Sie sind.

  17. 29.

    Ja, daran glauben Leute für die die Erfindung des Thermomix ein Meilenstein in der Küchenkultur ist. Darauf einen Schluck Kaffeepadplörre. Mahlzeit.