Einbrüche in Grünes Gewölbe und Bode-Museum - Wie Museen sich gegen Kunstdiebstahl schützen

Di 16.05.23 | 06:27 Uhr | Von Maria Ossowski
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Überwachungskamera (Bild: imago images / Zoonar)
Audio: rbb24 Abendschau | 16.05.2023 | Carsten Krippahl | Bild: imago images / Zoonar

Die spektakulären Einbrüche in das Grüne Gewölbe und das Bode-Museum haben für Aufsehen gesorgt. Die Täter gingen mit brachialer Gewalt vor. Die Museen müssen eine Balance zwischen Sicherheit und Offenheit für das Publikum finden. Von Maria Ossowski

An den frühen Morgen des 27. März 2017 erinnert sich die Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes, Christina Haak, sehr genau. Einbruch im Bode-Museum, die Goldmünze ist verschwunden. "Ich habe morgens um halb sechs die Nachricht von einem Sicherheitsmann auf das Handy bekommen und in dem Moment steht man senkrecht im Bett." Die Brutalität, mit der die Täter handelten sei erschreckend gewesen. "Die Brachialgewalt, mit der in die Räume reingegangen wurde, teilweise mit Äxten, das war schon eine neue Qualität", so Haak.

In den 6.600 Museen deutschlandweit ist die Sicherheit nach dem Diebstahl im Bode-Museum und zweieinhalb Jahre später im Dresdner Grünen Gewölbe ein noch dringenderes Thema geworden. Beim Museumsbund tagt regelmäßig der geschlossene Arbeitskreis zur Sicherheit. Die Teilnahme ist ausschließlich Experten vorbehalten. Christina Haak ist nicht dabei, aber als Verantwortliche ist sie informiert, sie will jedoch keine Einzelheiten preisgeben, verweist aber auf zentrale Punkte der Sicherheitskonzepte.

Zum einen sei das die bauliche Sicherung, beginnend an der Gebäudehülle. Dann gehe es in drei Stufen bis an die Vitrine des Objektes oder die Wand, an der das Bild hängt.

Neue Videokameras, sichere Vitrinen

Technisch geht es um Überwachung mit neuen Videokameras und vor allem um Prävention. Die Vitrinen sollen stabiler werden und nicht mehr so einfach mit einer Axt zerstört werden können, wie es im Bode-Museum und in Dresden passiert sei, so Haak. "Absolute Sicherheit gibt es nicht, sonst müssten wir unsere Objekte wegschließen. Aber wir haben Gott sei Dank einen anderen Auftrag, nämlich sie dem Publikum zugänglich zu machen", sagt die Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes.

Das Publikum darf schon lange keine Rucksäcke und Mäntel mehr in die Ausstellungsräume mitnehmen. Nach den Angriffen der Klimaaktivisten in Berlin sind hier nun auch Taschen jeglicher Art verboten, es sei denn, sie beinhalten Medizin oder etwas zur Versorgung kleiner Kinder.

Seit den spektakulären Diebstählen ist das Wach-Personal aufgestockt. "Nicht nur der Personaleinsatz ist höher geworden, unser gesamter Einsatz, nicht nur finanziell." Laut Haak finden permanente Sensibilisierungen des Aufsichtspersonals statt. So hätten die Mitstreiter der Klima-Aktivisten in der Gemäldegalerie noch im Haus ausfindig gemacht und der Polizei übergeben werden können.

Keine Überwachung wie in China

Den Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Videoüberwachung sehen Christina Haak und Verantwortliche im Museumsbund eher skeptisch. Bewegungsprofile analysieren zu lassen wie in China, das ginge entschieden zu weit. Stattdessen liefen die Überwachungskameras permanent mit. Aufzeichnungen könnten so gegebenenfalls durch die Polizei ausgewertet werden. Außerdem überwache das Sicherheitspersonal auch aktiv Räume per Videokamera. Trotz aller Sicherheitsfragen müsse das Publikum sich beim Museumsbesuch auch frei fühlen können, entspannen können. Gebe es Alarm, wüssten das sofort sowohl die Sicherheitsverantwortlichen in den Zentralwachen als auch die Berliner Polizei, die bei der letzten Aktion der Klimaaktivisten nach acht Minuten vor Ort gewesen sei.

Schwarzmarkt floriert

Ein Kunstdiebstahl erfolgt oft für einen Auftraggeber. Der Schwarzmarkt floriert, selbst für scheinbar unveräußerliche Objekte finden sich schnell Kaufinteressenten. Das finanzielle Volumen des illegalen Kunsthandels rangiert international an dritter Stelle, hinter dem Drogen- und dem illegalen Waffenhandel. Auch Deutschland ist davon betroffen, trotz des Kulturgutschutzgesetzes.

Eines der teuersten und berühmtesten Kunstwerke Deutschlands, die Nofretete in Berlin, war immer gesichert und bleibt es auch. "Sie ist gesichert, absolut. Ich denke Sie haben Verständnis dafür, wenn ich Ihnen Details dieser Sicherung nicht nennen kann, sonst wäre es ja nicht mehr ein Sicherungskonzept, wenn es öffentlich wäre", sagt Christina Haak vom Deutschen Museumsbund.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.05.2023, 06:55 Uhr

Beitrag von Maria Ossowski

4 Kommentare

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  1. 4.

    So wichtig ist, sich darüber Gedanken zu machen, so sollte doch auch nicht vergessen werden, dass das Einstiegsfenster im Bode-Museum etliche Zeit völlig ungesichert war: Die Alarmanlage war gestört, fast alle wussten das und hatten sich sichtlich daran gewöhnt. Das ist indes kein Einzelfall. Abhilfe dauert ewig, wenn die einschlägigen Ersatzteile nicht vor Ort sind und zeitaufwändig beschafft werden müssen und die einschlägigen Techniker alle Hände voll zu tun haben, weil auch woanders inflationär nachgebessert werden muss.

    Kurzsichtige Kosteneinsparung hat eben auch "diesen Preis." Das ist keine alleinige Verantwortung des Bode-Museums, sondern ist mittlerweile etwas geschäftlich und gesellschaftlich Gängiges.

  2. 3.

    Die Sicherheitsfirmen sind doch schon das Risiko.
    Entweder schleusen sich die Kriminellen schon da ein und wirken quasi als Trojaner.
    Oder die Kriminellen gründen selbst Sicherheitsfirmen, liefern vorbildliche Arbeit ab um irgendwann an die richtigen Kunden zu kommen, bei dem sie zuschlagen können. Der Datenschutz macht es möglich.

  3. 2.

    Bewegungsprofile analysieren durch KI ist durchaus sinnvoll. Es sitzt ja keiner vor dem Bildschirm und beobachtet ständig „was ich mache“. Das ist dann gefühlt auch unwichtig/uninteressant. Und es muss preiswert zu machen sein, wegen der Eintrittsgelder. KI kann preiswert sein.

  4. 1.

    Mit brachialer Gewalt wurden die Eibrüche verübt.
    Ja was glaubt der Autor, die wollen da noch bohnern und Staubwischen?
    Alle Sicherheitsmaßnahmen müssen dementsprechend gut geplant werden.
    Blinde Ecken bei der Überwachung dürfen nicht vorkommen.
    Hier gibt's bei den Firmen die für die Sicherheit zuständig sind erheblichen Nachholbedarf!

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