Positionspapier veröffentlicht -
Auf der Suche nach Einsparpotentialen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird oft auf dessen Orchester verwiesen. Zu unrecht, betont die Gewerkschaft Unisono. Denn die Kosten für sie seien gering – und ihr gesellschaftlicher Wert werde unterschätzt. Von Maria Ossowski
Die Musik- und Orchestergewerkschaft Unisono sorgt sich um die Zukunft der Rundfunkorchester und -Chöre. Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der Musiker in kommunalen, Staats- und Landesorchestern, Rundfunkorchestern, -Bigbands und für Rundfunkchorsänger, freiberufliche Musiker sowie Lehrbeauftragte und Studierende an Musikhochschulen.
Die sieben ARD-Anstalten mit eigenen Klangkörpern tragen zehn professionelle Orchester, fünf professionelle Chöre und vier Bigbands. Unisono hat gemeinsam mit den Vertretern aller Klangkörper ein Positionspapier, in dem es um die medienpolitische Debatte und um die Notwendigkeit der Orchester und Chöre geht, veröffentlicht.
Unisono: Klangkörper verbrauchen 2,2 Prozent des Rundfunkbeitrags
Unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens betont die Relevanz der Ensembles des Rundfunks: Gerade das Thema Musikvermittlung sei in den vergangenen Jahren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch die Klangkörper mit eigenen Personen, die sich darum kümmern, ausgebaut worden. Außerdem wirkten die Rundfunk-Klangkörper auch dort, wo es keine kommunalen Orchester gebe. "Gerade im ländlichen Raum sowohl über die Übertragung durch das Programm als auch durch Auftritte von Kammermusik-Ensembles in Schulen."
Die 2.000 fest angestellten und tariflich abgesicherten Mitglieder der Klangkörper leisteten eine Arbeit auf höchstem Niveau, so Mertens. "Und vom monatlichen Rundfunkbeitrag fallen 41 Cent auf die Klangkörper. Das entspricht einem Anteil von etwa 2,2 Prozent der gesamten Rundfunkgebühr. Die Klangkörper taugen aus unserer Sicht deswegen nicht als mögliches Bauernopfer weiterer finanzieller Einschnitte."
Mertens: Ein einziges ARD-Orchester wird nicht funktionieren
Mertens betonte zugleich, er wisse nichts von Plänen möglicher Fusionen von Rundfunkorchestern. Er wolle aber die Argumente von Unisono in die Öffentlichkeit tragen, bevor die Intendantinnen und Intendanten im Juni 2023 eine Zukunftsoption für die Orchester vorlegten, so Mertens zu den Hintergründen des Positionspapiers. Unisono wolle die Entscheider in der Medienpolitik, Parlamentarier, Staatskanzleien und Parteien für das Thema sensibilisieren.
Gerade die regionale Aufstellung der Rundfunk-Anstalten sei ein Alleinstellungsmerkmal für die Wirkung und für die Kulturproduktion des ÖRR im Kultur- und Musikbereich.
ARD-Vorsitzender will in Dialog treten
Das Positionspapier liegt den Intendantinnen und Intendanten bereits vor. Kai Gniffke, der als SWR-Intendant den ARD-Vorsitz innehält, betont in seiner Reaktion auf das zwölfseitige Positionspapier den "exzellenten Beitrag" der ARD-Klangkörper für die Musikkultur in Deutschland. Jedoch habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk keinen Auftrag des Gesetzgebers, Orchester, Chöre oder Bigbands zu unterhalten. Der Inflation, den Tarifsteigerungen und den knapper werdenden Ressourcen müsse man mit Umschichtungen und neuen Modelle begegnen. Dies könne nur im Dialog mit den Orchestern, Chören und Bands erfolgen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.05.2023, 19:00 Uhr