Groß-Aquarium in Berlin geplatzt - US-Spezialisten sollen Acrylglaszylinder untersuchen - Ursache weiterhin unklar
Nach der Aquariums-Havarie schickt die am Bau beteiligte Firma Reynolds Polymer ein Untersuchungsteam nach Berlin. Das Hotel, in dem der "Aqua Dom" stand, bleibt bis auf weiteres geschlossen. Derweil konnten 630 Fische aus anderen Becken gerettet werden.
- Am Bau beteiligte Firma schickt Untersuchungsteam
- weiteres Team aus Sachverständigen untersucht Unglücksort ab Montag
- Hotel nicht einsturzgefährdet, bleibt aber geschlossen
- Nur wenige der insgesamt 1.500 Fische in dem Aquarium haben überlebt
- Etwa 630 Fische aus unterem Zuchtbecken gerettet
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Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben." Das Unternehmen aus Colorado hatte das Acrylfenster des "Aqua-Doms" hergestellt.
Zur Begutachtung der Schäden sollen ab Montag zudem Sachverständige die Flächen näher in Augenschein nehmen, teilte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Samstag mit.
Das riesige Aquarium mit 1.500 Fischen in einem Hotel nahe dem Alexanderplatz war am Freitagmorgen geplatzt. Eine Million Liter Wasser ergossen sich anschließend aus dem zerstörten Glaszylinder in das Hotel und auf die Straße. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. Fast alle Fische in dem 16 Meter hohen Aquarium starben.
Fische aus Zuchtbecken in andere Aquarien verteilt
Nach Angaben des Gebäudeeigentümers konnten aber etwa 630 Fische aus den unterirdischen Zuchtbecken gerettet werden. Diese Fische befanden sich nicht im geplatzten Aquarium "Aqua-Dom", sondern in anderen Becken, wie der Sprecher von Union Investment, Fabian Hellbusch, am Samstag mitteilte.
Sie seien auf den Berliner Tierpark, den Zoo, das Sealife im Dom Aquarée und unter einem Netzwerk von Spezialzüchtern verteilt worden. "Dieser Verteilungsvorgang ist aktuell noch nicht abgeschlossen - dies wird morgen vermutlich erledigt sein", hieß es. Die Maßnahme
werde mit Tiermedizinern abgestimmt.
Im Berliner Zoo kamen am Freitagabend bereits drei Kois an, wie eine Sprecherin am Samstag bestätigte. Sie seien derzeit in einem separaten Becken im rückwärtigen Bereich untergebracht. "Vermutlich kommen im Laufe des Tages noch einige Salzwasserfische an."
Bauzaun schirmt Gebäude ab
Derweil wurden am Samstag die Aufräumarbeiten fortgeführt. Arbeiter in weißen Schutzanzügen luden am Samstag Schutt in große Baucontainer und transportierten Wannen und Netze ab. Ein großer weißer Bauzaun schirmt das Gebäude ab.
Der Fokus liege weiter auf den "intensiven Aufräumarbeiten" im Außenbereich sowie auf Sicherheitsmaßnahmen der zerstörten und beschädigten Läden und offenen Fassaden, teilte Sprecher Hellbusch mit.
Ursache für Unglück weiterhin unklar
Die Suche nach der Ursache geht indes weiter. "Es besteht weiterhin Unklarheit, was die Gründe für das plötzliche Bersten des Acrylglaszylinders betrifft", teilte Hellbusch mit. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei nicht. "Im Moment deutet nichts daraufhin, dass etwas strafrechtlich Relevantes im Raum steht", sagt eine Polizeisprecherin am Samstag.
"Ein regelrechter Tsunami"
Hotel bleibt bis auf weiteres geschlossen
Der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) am geborstenen "Aqua-Dom" war am Freitagabend beendet worden. THW-Sprecher Friedrich Engel sagte in der rbb24 Abendschau, das Hotelgebäude, in dem das Aquarium stand, sei mittlerweile als sicher eingestuft worden und nicht einsturzgefährdet. Es wurde an die Eigentümer zurück übergeben. "Von dem Gebäude an sich geht keine Gefahr mehr aus, für die die allgemeine Gefahrenabwehr zuständig wäre", sagte Engel.
Das Hotel Radisson Blu sei "bis auf weiteres" geschlossen, teilte Fabian Hellbusch mit. Die Gäste seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch. In dem Gebäudekomplex wurden demnach mindestens sechs weitere Läden beschädigt.
Stadträtin hat Verständnis für Kritik von Tierschützern
Die Umwelt-Stadträtin von Mitte, Almut Neumann (Grüne), sprach in einem rbb24 Spezial von dystopischen Zuständen in dem Gebäude. Ob solch ein Projekt wie der "Aqua-Dom" noch einmal genehmigt würde, sei eine schwierige Frage, so Neumann. Sie könne die Kritik der Tierschützer gut nachvollziehen. "Die Rechtslage ist aber so, dass solche Arten Aquarien genehmigt werden müssen, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen, und das war jedenfalls in der Vergangenheit hier der Fall."
Lichtenberg plant Gespräche mit "Coral World"
Derweil hat Lichtenbergs Bezirksstadtrat Kevin Hönicke (SPD) mitgeteilt, dass er das Unternehmen "Coral World" um ein Gespräch gebeten hat. In der Rummelsburger Bucht soll ein Aquarium und ein Hotel entstehen. "Hier muss sichergestellt werden, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt und wie der Schutz von Tieren und Menschen gewahrt wird", teilte Hönicke am Samstag mit.
Der Politiker zeigt sich auch offen, dass der Berliner Senat an den Gesprächen teilnehmen könnte. Die Reaktionen von dem Vorfall in Mitte zeigen demnach, "dass es sich um ein berlinweites oder sogar bundesweites Interesse handelt."
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.12.2022, 19:30 Uhr
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