Fragen und Antworten - Warum beim U2-Pendelverkehr am Alex keine schnelle Lösung in Sicht ist
Seit Monaten nervt der Ersatzverkehr der U2 in Berlin-Mitte die Fahrgäste. Während der Bauarbeiten für ein Hochhaus ist die Tunnelröhre um fast vier Zentimeter abgesackt. Fest steht: Die Einschränkungen werden noch lange fortbestehen.
Was ist bei der U2 am Alexanderplatz passiert?
Zwischen dem Senefelderplatz und dem U-Bahnhof Klosterstraße brauchen Fahrgäste seit Oktober viel Geduld. Dort gibt es nur noch einen eingleisigen Pendelverkehr im 15-Minuten-Takt.
Grund für die Sperrung der zweiten Gleise ist die ungewollte Absenkung des Tunnels um 3,5 Zentimeter - er hat sich also regelrecht bewegt. Ursache dafür sind dem Senat zufolge Bauarbeiten am Alexanderplatz.
Das französische, börsennotierte Immobilienunternehmen Covivio will dort ein Hochhaus bauen und 2026 fertigstellen. Die Baugrube für das Gebäude wurde in direkter Nähe zu den Gleisen der U2 ausgehoben. Die BVG überwachte den Bereich und stellte den Schaden bereits vergangenes Jahr fest. Aus Sicherheitsgründen entschied sie im Oktober, die U2 nur noch auf einem Gleis fahren zu lassen.
Wer ist für den Schaden verantwortlich?
Die Berliner Senatsverwaltung, der Bezirk Mitte und die BVG ziehen am selben Strang: Ein Sprecher der Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) erklärte, dass Covivio als "Verursacher des Schadens" sich nun um die Reparatur kümmern müsse.
Zu einem offiziellen Schuldeingeständnis seitens Covivio ist es bisher nicht gekommen - womöglich aus versicherungstechnischen Gründen. Das Unternehmen erklärte aber bereits im Oktober, dass die Bauarbeiten gestoppt wurden. Derzeit werde gemeinsam mit den Berliner Behörden an einer Lösung gearbeitet.
Handelt es sich um einen schweren Schaden?
Ja. Es ist davon auszugehen, dass die Instandsetzung teuer wird und vor allem auch komplex in der Planung ist. Wann der U-Bahnverkehr der U2 wieder zweigleisig läuft, ist somit derzeit auch völlig unklar.
Bezüglich der Instandsetzung ist geplant, dass die Stützwand an der Baugrube, die für das künftige Hochhaus ausgehoben wurde und an den U2-Tunnel angrenzt, stabilisert werden muss. Offenbar gab diese teils nach oder verformte sich - mit Auswirkungen auf den U-Bahnhof.
Außerdem ist die Anhebung der um ein paar Zentimeter abgesackten Tunnelröhre im Gespräch, was mit Hilfe von eingespritztem Beton gelingen soll. Um diese ingenieurstechnische Herausforderung zu meistern, ist ein Konzept notwendig, das der Berliner Senat nun von Covivio fordert. Die übergebenen Dokumente sollen schließlich von der technischen Aufsichtsbehörde der Senatsverwaltung geprüft werden.
Kommt der Plan schnell genug voran?
Bislang noch nicht, weil wichtige Dokumente des Bauherrn fehlen. Am Mittwoch (25. Januar) trafen sich Vertreter des Immobilienunternehmens Covivio mit der Staatssekretärin der Verkehrsverwaltung, Meike Niedbal. Die teilte nach dem Treffen dem rbb mit, dass die Berliner U2 voraussichtlich bis zum Ende der Sommerferien, also bis Ende August unterbrochen bleibt.
Laut Niedbal hat Covivio als Bauherr des Hochhauses in dem Gespräch zugesagt, in Kürze alle Unterlagen bei den zuständigen Behörden einzureichen. Diese würden dann umgehend geprüft und genehmigt, wenn sie vollständig seien. Danach könnten die Bauarbeiten im Tunnel beginnen. "Covivio hat Schätzungen zur Bauzeit vorgelegt. Demnach kann eine Wiederinbetriebnahme des Tunnels nach jetzigem Stand zum Ende der Sommerferien erreicht werden", so die Staatssekretärin.
Was genau soll vor Ort geschehen?
Den bisherigen Aussagen des Senats, der BVG und Covivio zufolge herrscht zumindest Konsens über die Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, um die Tunnelröhre instand zu bringen (siehe oben).
Wie die Berliner Zeitung aber berichtete [berliner-zeitung.de], halten "Experten es für möglich", dass eine Variante zur Behebung der Schäden am U-Bahnhof Alexanderplatz darin bestünde, den Tunnel neu zu bauen. Die BVG teilte dazu auf Nachfrage von rbb|24 mit: "Wilden und noch dazu anonymen Spekulationen, der Tunnel müsse komplett neu gebaut werden, erteilen wir eine deutliche Absage."
Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert dennoch den Senat, nicht konsequent genug zu handeln. "Am Alexanderplatz ist kein Ende der für die Fahrgäste unerträglichen Situation in Sicht. Seit über einem Vierteljahr wird gestritten, wer was wann an wen an Dokumenten übergeben hat und wer für welche Entscheidung zuständig ist. Damit ist noch immer kein Beginn der Reparatur, geschweige denn ein Datum der Wiederinbetriebnahme erkennbar", erklärte der Verband.
Er schlägt vor, dem französischen Immobilienunternehmen eine konkrete Deadline zu setzen - inklusive Datum zum Sanierungsabschluss. Nach Ablauf der Frist solle die BVG auf Kosten von Covivio die Sanierung umsetzen - in dem Fall müsste wohl Berlin also die Finanzierung vorschießen und auch die Planung der komplexen Instandsetzung übernehmen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 25.01.2023, 19:30 Uhr