Kommandos und Kasernen - So ist die Bundeswehr in Berlin und Brandenburg aufgestellt
Berlin ist Schauplatz der aktuellen Personalrochaden im Verteidigungsministerium und der Debatten um den Wehretat. Doch wieviel Bundeswehr ist in der Hauptstadt stationiert? Und welche Rolle spielen die Streitkräfte in Brandenburg? Ein Überblick.
Am Reichpietschufer in Berlin-Mitte laufen Uniformierte in der Mittagspause zum Bistro am Magdeburger Platz. Und über Brandenburgs Autobahnen rollen selten, aber nun öfter sichtbar und wenig verhüllt Tieflader mit schwerer Militärtechnik: Die Bundeswehr ist zu sehen und präsent in Berlin und Brandenburg.
Ihre Budgets, ihre Ausrüstungen und ihre Truppenstärken rücken seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine stärker in den Fokus - der Krieg macht das Militär zum Tagesthema. Wenn auch kaum spürbar und wenig bekannt: Berlin und Brandenburg beherbergen einige der wichtigsten Schaltstellen der bundesdeutschen Armee.
Im Vergleich der Bundesländer verfügen Berlin und Brandenburg über nur wenige Standorte und Niederlassungen mit nur wenigen Truppen, dafür nicht die kleinsten. Bei der Zählung der "Bundeswehrdienstposten" - eine Art Personalgrößenmesser für die Standorte - liegt Brandenburg vor den Stadtstaaten Hamburg und Bremen und auch vor den anderen Ostbundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und auch vor Hessen - so listet es die Statistik. Und Berlin hat eine Sonderstellung.
Verteidigungsministerium:
Zwar ist der Hauptsitz der Dienstaufsicht der Bundeswehr, das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg), noch immer Bonn, doch ein Großteil der Aktivitäten, etwa öffentliche Vereidigungen oder Zeremonien wie der Große Zapfenstreich, viele Pressekonferenzen und politische Treffen finden im Bendlerblock in der Stauffenbergstraße (Tiergarten, Bezirk Mitte) statt. Das Areal ist der Berliner Zweitsitz des Ministeriums, also der obersten Dienstbehörde der Bundeswehr. Und hier sitzt auch der ranghöchste Soldat der Bundeswehr, der Generalinspekteur: Seit April 2018 ist das Eberhard Zorn. Die Zahl der Ministeriumsbediensteten ist an beiden Sitzen nach Angaben des BMVg etwa gleich.
Auch ist ein Teil der Flugbereitsschaft des Verteidigungsministeriums noch in Berlin stationiert, in Tegel, soll aber 2025 nach Schönefeld an den BER ziehen.
Führungsebene:
Ein großer Teil der nächsthöheren Führungsebenen hat seinen Sitz in Berlin oder in Brandenburg. So arbeitet das "Kommando Heer", also der Stab der Landstreitkräfte der Bundeswehr, im brandenburgischen Strausberg (Märkisch-Oderland). Der Stab des "Kommando Luftwaffe" sitzt in Berlin-Gatow, der Stab der Marine hingegen in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).
Bei Potsdam in Geltow (Gemeinde Schwielowsee, Potsdam-Mittelmark) sitzt das sogenannte "Einsatzführungskommando der Bundeswehr", das vom Generalinspekteur geführt wird.
Grob zusammengefasst bilden diese Stellen in Berlin und Potsdam - zusammen mit Rostock und Bonn - die obersten Dienststellen der bundesdeutschen Landesverteidigung.
Hinzu kommen weitere höhere Kommandos, etwa das "Planungsamt der Bundeswehr" mit Sitz in Niederschöneweide (Treptow-Köpenick) und das "Territoriale Führungskommando" mit Sitz in der Julius-Leber-Kaserne am Rand von Berlin-Wedding (Mitte).
Kommunikation, Krankenhäuser, Kasernen:
In Strausberg (Märkisch-Oderland) und Berlin-Mitte sitzt das "Zentrum für Informationsarbeit", also das Medien- und Pressehaus der Armee.
Eines von bundesweit fünf Bundeswehrkrankenhäusern ist in Berlin-Mitte, an der Scharnhorststraße.
Außerdem hat Berlin vier Kasernen: Eher kleiner ist die Berliner General-Steinhoff-Kaserne am ehemaligen Flughafen Gatow mit dem Sitz des "Kommando Luftwaffe" und einer Bundeswehrfachschule. Hinzu kommt die Blücher-Kaserne in Kladow (Bezirk Spandau) mit einigen hundert stationierten Soldaten verschiedener Einheiten. Die Dahme-Spree-Kaserne an der Regattastrecke in Grünau (Treptow-Köpenick) beherbergt vor allem Bundeswehrbildungseinrichtungen. Die größte Kaserne in Berlin ist die Julius-Leber-Kaserne (Bezirk Mitte) am Volkspark Rehberge. Hier residiert das Berliner Bundeswehrlandeskommando, das Stabsmusikcorps, ein Wachbataillon und die Feldjäger - eine Art Militärpolizei.
Brandenburg hat neben den Führungssitzen in Strausberg und Potsdam - etwa in der Henning-von-Tresckow-Kaserne am Schwielowsee (Postdam-Mittelmark) - größere Truppensitze in größeren Kasernenkomplexen, die zuvor von preußischen und deutschen Truppen, später den sowjetischen oder den NVA-Einheiten genutzt wurden.
Im Norden Brandenburgs hat lediglich eine kleine Einheit der 1. Panzerdivision, das Fernmeldebataillon 610, ihren Sitz in der Uckermark-Kaserne bei Prenzlau (Uckermark).
Aber auch in den Standorten im Osten, Süden und Westen Brandenburgs sind meist nur wenige hundert Soldaten stationiert, in weiteren Kasernen und Standorten gar nur wenige Dutzend: in Schönefeld, der Spreewaldkaserne bei Krugau (beide Dahme-Spreewald), am Fliegerhorst Holzdorf, in Doberlug-Kirchhain (beide Elbe-Elster), in Cottbus, Radarstellungen in Döbern, der Fläming-Kaserne in Brück oder dem Munitionslager Schneeberg (Oder-Spree) sowie dem Landeskommando Brandenburg in der Havelland-Kaserne Potsdam.
Größere Einheiten und Verbände in Brandenburg beherbergen dagegen etwa die Barnim-Kaserne in Strausberg (Märkisch-Oderland) mit dem ABC-Abwehrregiment (für die Abwehr atomarer, biologischer und chemischer Angriffe), die Kurmark-Kaserne in Storkow (Oder-Spree) mit einem Informationstechnikbataillon und einem Feldjägerregiment, die Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) mit dem Logistikbataillon 172.
Zu all diesen Standorten der Teilstreitkräfte Luft, Marine und Heer in Berlin und Brandenburg kommen nach Angaben der Bundeswehr viele Diensteinheiten des Sanitätsdienstes und weiterer Organisationsbereiche der bundesweit rund 185.000 Soldatinnen und Soldaten und etwa 82.000 Zivilbeschäftigten.
Passend zu dieser neuen Aufmerksamkeit ist Brandenburg an der Havel in diesem Jahr Standort des Tags der Bundeswehr. Erst seit wenigen Jahren öffnet die Bundeswehr am 17. Juni ausgewählte Kasernen und Standorte und zeigt dem Publikum seine Anlagen und Ausrüstungen. Es kommen tausende Besucher. Kapellen spielen, Essensstände öffnen und Kommandeure beantworten Fragen.
Vorgesehen sind "Mitmach-Aktionen", "Live-Musik", "Großgeräte zum Anfassen und vieles mehr", kündigte eine lokale Plattform an. Eingebettet werden soll dieser Tag der Bundeswehr in das zeitgleich stattfindende Havelfest. Die Bundeswehr also zeigt sich, denn ihre Budgets, ihre Ausrüstungen und ihre Truppenstärken rücken immer stärker in den Fokus.