Kommandos und Kasernen - So ist die Bundeswehr in Berlin und Brandenburg aufgestellt

So 22.01.23 | 12:40 Uhr
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Soldaten der Deutschen Budneswehr nehmen an einer Vorführung auf dem Truppenübungsplatz Lehnin teil. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Bild: dpa/Fabian Sommer

Berlin ist Schauplatz der aktuellen Personalrochaden im Verteidigungsministerium und der Debatten um den Wehretat. Doch wieviel Bundeswehr ist in der Hauptstadt stationiert? Und welche Rolle spielen die Streitkräfte in Brandenburg? Ein Überblick.

Am Reichpietschufer in Berlin-Mitte laufen Uniformierte in der Mittagspause zum Bistro am Magdeburger Platz. Und über Brandenburgs Autobahnen rollen selten, aber nun öfter sichtbar und wenig verhüllt Tieflader mit schwerer Militärtechnik: Die Bundeswehr ist zu sehen und präsent in Berlin und Brandenburg.

Ihre Budgets, ihre Ausrüstungen und ihre Truppenstärken rücken seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine stärker in den Fokus - der Krieg macht das Militär zum Tagesthema. Wenn auch kaum spürbar und wenig bekannt: Berlin und Brandenburg beherbergen einige der wichtigsten Schaltstellen der bundesdeutschen Armee.

Im Vergleich der Bundesländer verfügen Berlin und Brandenburg über nur wenige Standorte und Niederlassungen mit nur wenigen Truppen, dafür nicht die kleinsten. Bei der Zählung der "Bundeswehrdienstposten" - eine Art Personalgrößenmesser für die Standorte - liegt Brandenburg vor den Stadtstaaten Hamburg und Bremen und auch vor den anderen Ostbundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und auch vor Hessen - so listet es die Statistik. Und Berlin hat eine Sonderstellung.

Verteidigungsministerium:

Zwar ist der Hauptsitz der Dienstaufsicht der Bundeswehr, das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg), noch immer Bonn, doch ein Großteil der Aktivitäten, etwa öffentliche Vereidigungen oder Zeremonien wie der Große Zapfenstreich, viele Pressekonferenzen und politische Treffen finden im Bendlerblock in der Stauffenbergstraße (Tiergarten, Bezirk Mitte) statt. Das Areal ist der Berliner Zweitsitz des Ministeriums, also der obersten Dienstbehörde der Bundeswehr. Und hier sitzt auch der ranghöchste Soldat der Bundeswehr, der Generalinspekteur: Seit April 2018 ist das Eberhard Zorn. Die Zahl der Ministeriumsbediensteten ist an beiden Sitzen nach Angaben des BMVg etwa gleich.

Auch ist ein Teil der Flugbereitsschaft des Verteidigungsministeriums noch in Berlin stationiert, in Tegel, soll aber 2025 nach Schönefeld an den BER ziehen.

Führungsebene:

Ein großer Teil der nächsthöheren Führungsebenen hat seinen Sitz in Berlin oder in Brandenburg. So arbeitet das "Kommando Heer", also der Stab der Landstreitkräfte der Bundeswehr, im brandenburgischen Strausberg (Märkisch-Oderland). Der Stab des "Kommando Luftwaffe" sitzt in Berlin-Gatow, der Stab der Marine hingegen in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).

Bei Potsdam in Geltow (Gemeinde Schwielowsee, Potsdam-Mittelmark) sitzt das sogenannte "Einsatzführungskommando der Bundeswehr", das vom Generalinspekteur geführt wird.

Grob zusammengefasst bilden diese Stellen in Berlin und Potsdam - zusammen mit Rostock und Bonn - die obersten Dienststellen der bundesdeutschen Landesverteidigung.

Hinzu kommen weitere höhere Kommandos, etwa das "Planungsamt der Bundeswehr" mit Sitz in Niederschöneweide (Treptow-Köpenick) und das "Territoriale Führungskommando" mit Sitz in der Julius-Leber-Kaserne am Rand von Berlin-Wedding (Mitte).

Kommunikation, Krankenhäuser, Kasernen:

In Strausberg (Märkisch-Oderland) und Berlin-Mitte sitzt das "Zentrum für Informationsarbeit", also das Medien- und Pressehaus der Armee.

Eines von bundesweit fünf Bundeswehrkrankenhäusern ist in Berlin-Mitte, an der Scharnhorststraße.

Außerdem hat Berlin vier Kasernen: Eher kleiner ist die Berliner General-Steinhoff-Kaserne am ehemaligen Flughafen Gatow mit dem Sitz des "Kommando Luftwaffe" und einer Bundeswehrfachschule. Hinzu kommt die Blücher-Kaserne in Kladow (Bezirk Spandau) mit einigen hundert stationierten Soldaten verschiedener Einheiten. Die Dahme-Spree-Kaserne an der Regattastrecke in Grünau (Treptow-Köpenick) beherbergt vor allem Bundeswehrbildungseinrichtungen. Die größte Kaserne in Berlin ist die Julius-Leber-Kaserne (Bezirk Mitte) am Volkspark Rehberge. Hier residiert das Berliner Bundeswehrlandeskommando, das Stabsmusikcorps, ein Wachbataillon und die Feldjäger - eine Art Militärpolizei.

Brandenburg hat neben den Führungssitzen in Strausberg und Potsdam - etwa in der Henning-von-Tresckow-Kaserne am Schwielowsee (Postdam-Mittelmark) - größere Truppensitze in größeren Kasernenkomplexen, die zuvor von preußischen und deutschen Truppen, später den sowjetischen oder den NVA-Einheiten genutzt wurden.

Im Norden Brandenburgs hat lediglich eine kleine Einheit der 1. Panzerdivision, das Fernmeldebataillon 610, ihren Sitz in der Uckermark-Kaserne bei Prenzlau (Uckermark).

Aber auch in den Standorten im Osten, Süden und Westen Brandenburgs sind meist nur wenige hundert Soldaten stationiert, in weiteren Kasernen und Standorten gar nur wenige Dutzend: in Schönefeld, der Spreewaldkaserne bei Krugau (beide Dahme-Spreewald), am Fliegerhorst Holzdorf, in Doberlug-Kirchhain (beide Elbe-Elster), in Cottbus, Radarstellungen in Döbern, der Fläming-Kaserne in Brück oder dem Munitionslager Schneeberg (Oder-Spree) sowie dem Landeskommando Brandenburg in der Havelland-Kaserne Potsdam.

Größere Einheiten und Verbände in Brandenburg beherbergen dagegen etwa die Barnim-Kaserne in Strausberg (Märkisch-Oderland) mit dem ABC-Abwehrregiment (für die Abwehr atomarer, biologischer und chemischer Angriffe), die Kurmark-Kaserne in Storkow (Oder-Spree) mit einem Informationstechnikbataillon und einem Feldjägerregiment, die Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) mit dem Logistikbataillon 172.

Zu all diesen Standorten der Teilstreitkräfte Luft, Marine und Heer in Berlin und Brandenburg kommen nach Angaben der Bundeswehr viele Diensteinheiten des Sanitätsdienstes und weiterer Organisationsbereiche der bundesweit rund 185.000 Soldatinnen und Soldaten und etwa 82.000 Zivilbeschäftigten.

Passend zu dieser neuen Aufmerksamkeit ist Brandenburg an der Havel in diesem Jahr Standort des Tags der Bundeswehr. Erst seit wenigen Jahren öffnet die Bundeswehr am 17. Juni ausgewählte Kasernen und Standorte und zeigt dem Publikum seine Anlagen und Ausrüstungen. Es kommen tausende Besucher. Kapellen spielen, Essensstände öffnen und Kommandeure beantworten Fragen.

Vorgesehen sind "Mitmach-Aktionen", "Live-Musik", "Großgeräte zum Anfassen und vieles mehr", kündigte eine lokale Plattform an. Eingebettet werden soll dieser Tag der Bundeswehr in das zeitgleich stattfindende Havelfest. Die Bundeswehr also zeigt sich, denn ihre Budgets, ihre Ausrüstungen und ihre Truppenstärken rücken immer stärker in den Fokus.

Geplante Investitionen in Bundeswehr-Standorte in Brandenburg

Diese Angaben beschränken sich auf wesentliche Bauvorhaben bis einschließlich 2027. Daneben finden viele weitere, kleinere Investitionen statt bzw. sind geplant.

Standort Potsdam: In der Henning-von-Tresckow-Kaserne wird in die Erneuerung und Ergänzung der Infrastruktur des Einsatzführungskommandos und in der Havelland-Kaserne in den Neubau von Unterkünften und einer Hallenschießanlage investiert.

StO Beelitz: Dort werden in der Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne die Unterkunfts- und Stabsbereiche ausgebaut sowie der technische Bereich einschließlich einer Nachschub-Halle neugebaut.

Am StO Strausberg wird die Rechenzentrum-Infrastruktur neugebaut, Unterkunfts- und Stabsbereiche ergänzt und betriebstechnische Anlagen erneuert.

Am StO Holzdorf/Schönewalde sind Ergänzungen des Unterkunftsbereiches, ein Neubau einer Luftfahrzeuginstandsetzungshalle sowie die Erweiterung der betriebstechnischen Anlagen geplant.

In Storkow werden ebenfalls Unterkunfts- und Stabsbereiche ausgebaut, der technische Bereich neugebaut und eine Hallenschießanlage errichtet.

In Prenzlau werden Unterkünfte und der technische Bereich ausgebaut.

Auf dem Truppenübungsplatz (TrÜbPl) Lehnin bei Brück sind Neubauten im Unterkunftsbereich der Übungstruppe und der Feuerwache der Bundeswehr-Feuerwehr geplant, ferner wird allgemein in die Verbesserung der Infrastruktur investiert.

(Quelle: Bundeswehr)

51 Kommentare

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  1. 50.

    Aber das Hintertreiben (auch und letztendlich der Franzosen selbst) und letztendlich Scheitern der EVG zeigt doch nur, dass die EU total unfähig ist, sich von den USA über ein eigenes Militärbündnis zu emanzipieren.
    Wir bekommen es als EU ja nicht einmal hin, die Ukraine ausreichend militärisch zu unterstützen. Ist doch wirklich erbärmlich. Während die Europäer lieber ihre Scheindebatten führen und wilde Sanktionen beschließen, müssen wieder die Amis in die Bresche springen und uns allen den Arsch retten.

  2. 49.

    Kleine Korrektur.
    Die UdSSR hatte gegen den Antrag der USA in der UNO durch Fernbleiben kein Veto eingelegt.
    Stalin hat das, durch das Vorpreschen Kim Il-sung verursachte, Korea-Problem nach Abzug der Roten Armee, aus gutem Grund, mit diplomatischen Geschick gerne dem vorpreschenden Mao Tsetung überlassen und so China den Stellvertreterkrieg auf nordkoreanischer Seite führen lassen.

  3. 48.

    Bitte wer sah in der langen Geschichte in Afghanistan schon mal gut aus? Von einem Russischen Reich von Wladiwostok bis Lissabon wird in Moskau keiner träumen, die wissen mit Sicherheit um ihre beschränkten militärischen Möglichkeiten, das ist nur die übliche politische Propaganda, wie in jedem Krieg.

  4. 47.

    Dann sollte man vielleicht die Idee der EVG (https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Verteidigungsgemeinschaft) wiederbeleben, denn von der Bevölkerungsröße und potentiellen Armeegröße könnte das ein vereinigtes Europa schon allein und die USA könnten sich mehr auf ihre Gegenküste im Pazifik konzentrieren.

  5. 46.

    Ich hatte heute morgen schon mal geantwortet. Kriege werden von Menschen entfacht dort ( fast ) ausschließlich durch Regierungen.

    Als Pazifist kenne ch ihre Meinungsäußerung schon aus den 80er Jahren.

  6. 45.

    Sie sollten mal einen Blick in die Geschichte und auch die Gegenwart werfen. Die USA sind das einzig verlässliche militärische Bollwerk zwischen dem Westen und dem Rest.
    Kein anderes Land des Westens verfügt über solch ein breitgefächertes modernes militärisches Potential UND kampferprobtes Heer wie die USA. Die gesamte nukleare Abschreckung (nukleare Schutzschirm)des Westens spannt weder Frankreich noch GB sonder nur die USA auf.
    Und richtig, die USA setzen ihr Potential für ihre Ziele auch vökerrechtswidrig ein, derzeit die Drohnenangriffe gegen vermeintliche Terroristen und viele furchtbare Kriege, wie z.B. die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und die Hölle in Vietnam.

    Aber wahr ist auch, ohne den nuklearen Schirm der USA und den militärischen Beistand in der NATO wäre der Westen längst Geschichte. Das können sie, wenn sie wollen, auch gegenwärtig am Verhalten Putins und Xi's ablesen.

  7. 44.

    Naja die Russen sahen bisher aber auch nicht immer besonders souverän aus . Es brauchte gleich 2 Kriege um das kleine und sehr überschaubare Tschetschenien in die Knie zu zwingen wovon der 2. von 1999 bis 2009 alleine schon 10 Jahre dauerte . Den Stellvertreterkrieg in Korea haben die Russen nicht gewonnen und genauso wenig wie den 10 Jahre dauernden Krieg in Afghanistan !! Und auch in Syrien sind die Russen nur mit Ach und Krach und äußerster Brutalität etwas voran gekommen . Und aktuell dauert die für eine Woche angesetzte " Spezialoperation " in der Ukraine auch schon fast 1 Jahr !!
    Und wenn Herr Putin von einem Großrussischen Reich träumt was von Wladiwostok bis nach Lissabon reicht kann ich nur sagen das ich so ein Gesellschafts und Wirtschaftssystem wie es bis zum heutigen Tag in Russland herrscht nicht einmal geschenkt haben möchte bei allen Problemen die auch im kapitalistischen Westen vorkommen .

  8. 43.

    Die amerikanischen Streitkräfte sind doch nur in ihren Filmen die ganz großen Helden, ansonsten haben die doch auch noch keinen Krieg gewonnen. Also wenn die abziehen ist das sicherlich kein großer Verlust

  9. 42.

    Wieviel Tote und Raketen auf Polen und Deutschland braucht es bis Sie verstanden haben was ich meine? Da ist völlig irrelevant wer wie stark ist.

  10. 41.

    Einen besseren Dienst, noch dazu kosten- und gefahrlos, hättet Ihr Putin nicht bieten können!
    Was ist hier eigentlich los in diesem Land???

  11. 40.

    Die Ukraine verteidigt sich gegen den angreifenden Agressor Russland. Das tut die Ukraine.

  12. 39.

    Tolle Aufzählung wie die Armee hier präsent ist. Doch das beeindruckt nicht. Ausschlaggebend ist die Ausrüstung und Ausbildung. Und da ist mehr Schein als Sein zu konstatieren. Diese Armee ist leider eine Lachnummer und
    kein ernstzunehmender Gegner. Für die Vaterlandsverteidigung und erst recht als "Speerspitze der NATO" ungeeignet. Außer "heißer Luft" kam bisher nichts.






  13. 38.

    Sie überschätzen maßlos die Kräfteverhältnisse zugunsten Rußlands in Europa, dafür bräuchte man noch nicht einmal die US-Truppen.

  14. 37.

    Na na na, nicht so! Ich bin nämlich kein PUTINTROLL, ich hasse den wahrscheinlich so sehr wie sie auch! Ich kann nur das Wort Ukraine nicht mehr hören. Was tut denn dieser Selensky für den Frieden? Da muss mir wohl was entgangen sein. Viel mehr hört man doch viel mehr von Korruption als von Friedensgesprächen, oder irre mich? Und noch eins, ich habe diesen verdammten Krieg so satt. Übrigens wenn sie keine korrekten Beiträge verfassen können, lassen sie es bitte ganz sein, anstatt gleich poltern!

  15. 36.

    Es gab auch reichlich Westberliner, die sich bei der Bundeswehr verpflichtet haben. Man mußte ja Platz schaffen für die ganzen Wehrdienstverweigerer aus dem Bundesgebiet, übrigens die politischen Ahnen derer, die bis zum Ukrainekonflikt jeden Uniformträger als Mörder und Babykiller beschimpft haben, und sich heute aufführen, als ob sie persönlich mit dem Panzer im Kreml einrücken wollen. Aber fabuliert wird wahrscheinlich nur so lange, wie sie nicht selbst die Kohlen aus dem Feuer holen müssen.

  16. 35.

    Tut mir leid das Sie es nicht verstehen können...
    Militärisch können sich die USA nicht auf China UND Russland konzentrieren.
    Das weiß auch Putin und seine Mörderbande. Wir sind dann nicht mehr als ein gefundenes Fressen, nur verstanden haben das die meisten noch nicht.

  17. 34.

    "Wenn China Taiwan überfällt ist USA hier weg" Wie kommen Sie dann darauf? Und selbst ohne US-Truppen, hätten vereinigte europäische Armeen immer noch die Überlegenheit gegenüber Rußland bei der Kampfstärke.

  18. 33.

    So genau weiß es der Autor anscheinend zum Glück nicht und referiert nur Informationen von Dritten, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind.

  19. 32.

    Das sind keine Staatsgeheimnisse.
    Das sind leicht zu ermittelnde Faktoren.
    Sie finden sie in jeder Wikipedia.
    Keiner kann sich verstecken.
    Daher gibt es Kernwaffen, Enthauptungsschläge, Hyperschallraketen und autonome submarine Kernwaffen im Megatonnenbereich.

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