Interview | Bezirksbürgermeister von Neukölln - "Wir machen Schulgemeinschaften immer das Angebot, Wachschutz zu bekommen"

Do 04.05.23 | 17:03 Uhr
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Neukölln aus der Vogelperspektive (Quelle: dpa/Simon Detel)
Bild: dpa/Simon Detel

In einer Neuköllner Schule wurden zwei Mädchen von einem Mann mit einem Messer schwer verletzt. Im Interview spricht der Bezirksbürgermeister Martin Hikel über die Betroffenheit in Neukölln und über Wachschutz an Schulen.

rbb|24: Herr Hikel, was ging Ihnen durch den Kopf, als sie von dem Messerangriff an der Evangelischen Schule Neukölln gehört haben?

Martin Hikel: Ich war tief erschüttert und mir fehlen die Worte. Es ist unvorstellbar, was die Kinder und Angehörigen da durchmachen mussten.

So eine Tat geht an einem Stadtviertel nicht einfach so vorbei. Was hat sie heute aus Neukölln erreicht?

Eine unglaubliche Betroffenheit der Nachbarinnen und Nachbarn und aller Menschen, die man trifft. Die Solidarität, die Unterstützung und die Betroffenheit hier in Neukölln sind derzeit sehr groß.

Wissen Sie, wie die Schule jetzt versucht, damit umzugehen?

Die Schule ist hochprofessionell aufgestellt. Die Schulgemeinschaft hat sofort reagiert. Es war sofort Hilfe da und es wurde sehr professionell reagiert. Sodass den verletzten und traumatisierten Kindern sofort Hilfe zukam. Die psychologische und seelsorgerische Betreuung war sofort da. Insofern ist die Schulgemeinschaft sehr gut aufgestellt und versucht, den Kindern alle Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen.

Zur Person

Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln (Foto: imago/Sabine Gudath)
imago/Sabine Gudath

ist ein SPD-Politiker und seit 2018 Bezirksbürgermeister von Neukölln. - Martin Hikel

Welche Schritte unternehmen Sie als Bezirk nach diesem Vorfall?

Ich habe der Schulgemeinschaft angeboten, dass wir ihr alles zur Verfügung stellen, was wir können. Das ist zum einen psychologische Beratung und zum anderen sozialpädagogische Betreuung für die Kinder. Das heißt, wenn die Schule etwas braucht, stehen wir mit allen unseren Instrumenten und Möglichkeiten zur Verfügung.

Hätte das verhindert werden können? Hätte die Schule noch sicherer sein können?

Ich glaube, die Schule ist im Grundsatz sehr gut aufgestellt. Ich kann aber sagen, dass die Schulen insgesamt in Neukölln immer eine gute Sicherheitsausstattung haben. Es wird sich jetzt vor Ort alles angeschaut. Und dann gucken wir, wie und ob man sowas in Zukunft verhindern kann.

2007 bewachten private Sicherheitsfirmen mehrere Neuköllner Schulen. Sind solche Überlegungen jetzt wieder aktuell?

Wir haben immer noch Wachschutz an zwölf Neuköllner Schulen. Wir machen Schulgemeinschaften immer das Angebot, Wachschutz zu bekommen, wenn sie das für notwendig halten.

Herr Hikel, vielen Dank für das Gespräch.

Das interview führte Uwe Wichert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Es wäre ein Anfang um all die angehäuften Probleme nach und nach abarbeiten zu können. Erforderlich ist jedoch, das es in einem Diskurs zur Lösungssuche keine PC gibt!

  2. 9.

    Ich verstehe nicht, warum man Forschung zu Interkulturalität betreibt und fördert, aber die Forschungsergebnisse nicht in die Migrationspolitik einbezieht.

  3. 8.

    Ich verstehe nicht, warum man Forschung zu Interkulturalität betreibt und fördert, aber die Forschungsergebnisse nicht in die Migrationspolitik einbezieht.

  4. 6.

    Man kann sicher nicht alles verhindern. Aber doch deutlich einschränken, wenn man Verbrecher wie solche und nicht wie Opfer behandelt und dauerhaft aus der Gesellschaft entfernt.
    Drogen auch Alkoholkonsum als strafverschärfend und nicht mildernd ansieht. Wiederholungstäter und solche, die immer schwerere Straftaten begehen, wären dann z.T. aussortiert!

  5. 5.

    Wachschutz vor Schulen? Warum kann man nicht zugeben dass die Integration krachend gescheitert ist und ansonsten auch die öffentliche Ordnung in Berlin eher nicht mehr gegeben ist.

  6. 4.

    Wachschutz vor Schulen? Warum kann man nicht zugeben dass die Integration krachend gescheitert ist und ansonsten auch die öffentliche Ordnung in Berlin eher nicht mehr gegeben ist.

  7. 3.

    Wachschutz vor Schulen? Warum kann man nicht zugeben dass die Integration krachend gescheitert ist und ansonsten auch die öffentliche Ordnung in Berlin eher nicht mehr gegeben ist.

  8. 2.

    Ich bin Lehrer an einer Neuköllner Schule und man muss zwei Dinge klar trennen. Wachschutz kann sinnvoll sein, um das übliche Gewaltpotential einiger Schülys (ich meine damit bewusst alle Geschlechter, da auch die Mädchen teils hochaggressiv sind) zu kontrollieren. Aber KEIN Wachschutz kann verhindern, wenn ein psychisch kranker Mann, der nicht sofort als solcher zu erkennen ist, den Schulhof betritt und auf zwei Kinder einsticht. Selbst mit Einlasskontrollen am Schulhof wird das Problem exakt 5 m vor den Schulhof verschoben. Die Illusion, es sei möglich, die Gesellschaft gänzlich vor Gewalt zu schützen, bleibt eben eine Illusion. Und es hat mit fehlender Integration genauso wenig zu tun, wie andere Amokläufe. Es ist unfassbar tragisch, was passiert ist, aber kein Wachschutz und keine Polizei hätte es verhindern können. Es sei denn, man erfährt im Nachhinein, dass der Täter schon in Gewahrsam hätte sein müssen. Beste Wünsche an alle Betroffenen!

  9. 1.

    Wachschutz vor Schulen zeigt wie problematisch um es beschönigend ausdrücken die Lage bei den Schulen in Neukölln ist. Es ist ein Eingeständnis des Versagens bei der Integration von bestimmten Gruppen in unsere Gesellschaft und zeigt bei manchen Gruppen die mangelnde Akzeptanz der FDGO auf.

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