Notfall-Vorsorge - Potsdam probt Ernstfall am Bevölkerungsschutz-Tag
Was sollte man an Lebensmitteln immer als Vorrat zuhause haben? Was gehört in einen Notfallrucksack? Beim bundesweit ersten Tag des Bevölkerungsschutzes in Postdam wurde am Samstag die Bevölkerung informiert und sensibilisiert.
Um 13 Uhr heulten in ganz Potsdam die Sirenen zu einem Probealarm: Gemeinsam mit der Bundesregierung hat Brandenburg in der Landeshauptstadt den ersten "Tag des Bevölkerungsschutzes" ausgerichtet. Ebenfalls um 13 Uhr ging auf den Handys im Stadtgebiet eine Probewarnung ein. In der Innenstadt waren Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, das Technische Hilfswerk und andere Hilfsorganisationen vertreten. An den Ständen gab es Mitmach-Aktionen wie etwa Kochen ohne Strom und Vorführungen, wie der Einsatz von Rettungshunden sowie von Wasser- und Höhenrettern.
Potsdam hat nachgerüstet bei Sirenen
Wie Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) dem rbb erklärte, gibt es in der Stadt inzwischen wieder 23 Sirenen. Man habe in den vergangenen Jahren gut nachgerüstet. "Gerade am Warntag konnte man das auch sehen, dass hier jetzt mittlerweile der Warnteppich groß ist und hörbar in der Stadt." Das sei wichtig, damit die Bevölkerung weiß, wenn etwas passiert.
Faeser: Große "Bandbreite von Gefährdungen"
Dieses Engagement sei auch notwendig. Denn Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte am Samstag in Potsdam, dass sich Deutschland besser auf Naturkatastrophen vorbereiten müsse. Das habe das Hochwasser vor zwei Jahren in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz deutlich gemacht. Der Bevölkerungsschutztag solle die Menschen sensibilisieren.
Ihr Brandenburger Amtskollege Michael Stübgen (CDU) stimmte zu. "Und wir werben darum, sich ehrenamtlich zu engagieren bei den vielen Hilfsorganisationen und Feuerwehren und so weiter."
Wichtig sei auch zu vermitteln, so Faeser, wie sich die Bürger in Krisenfällen auch selbst helfen könnten. "Was kann man selber tun, wie kann man sich schützen? Weil der Klimawandel natürlich dazu beiträgt, dass es häufiger solche Großschadensereignisse gibt", betonte sie.
Woidke dankte für Engagement
Für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeige der Aktionstag zudem, wie viele Organisationen für die Sicherheit sorgen, so der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Dabei komme es auf Geschlossenheit, Organisation und Zusammenarbeit an. Das hat laut Woidke der Waldbrand in Jüterbog gezeigt, bei dem die Feuerwehren aus Brandenburg mit der Bundespolizei und der Bundeswehr zusammengearbeitet haben.
Woidke hob hervor, dass das deutsche Katastrophenschutzsystem vor allem auf Ehrenamtlichen beruhe. Daher sei es wichtig, "Danke zu sagen, was jeden Tag für uns geleistet wird - 365 Tage, 24 Stunden im Tag."
Veränderte Sicherheitslage
Zudem sieht die Bundesinnenministerin seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auch in Deutschland eine "veränderte Sicherheitslage". Faeser riet im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs zur Vorsorge für den Krisenfall: Bürgerinnen und Bürger sollten einen Notvorrat zu Hause haben etwa für den Fall eines Blackouts. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat dazu auch eine Liste veröffentlicht [ernaehrungsvorsorge.de].
Das brandenburgische Innenministerium forderte den Bund auf, mehr Geld für den Schutz der Zivilbevölkerung bereitzustellen. Auch die Förderung neuer Warnsirenen solle fortgesetzt werden, hieß es aus dem Ministerium.
Ab 2024 soll Aktionstag in Serie gehen
Brandenburg bereitet sich derzeit mit dem Aufbau von rund 300 Anlaufstellen für die Bevölkerung auf den möglichen Fall eines langanhaltenden Stromausfalls vor. Die Landkreise und kreisfreien Städte arbeiten an der Errichtung der sogenannten Katastrophenschutz-Leuchttürme. Dort soll es unter anderem eine Notfall-Stromversorgung geben, Heizmöglichkeiten, eine Trinkwasserversorgung und Erste Hilfe.
Laut Bundesinnenministerium soll ab 2024 jährlich ein bundesweiter Bevölkerungsschutztag ausgerichtet werden. Im September ist laut Bundesinnenministerium zudem eine Krisenmanagement-Übung von Bund und Ländern geplant, simuliert wird ein Cyberangriff auf Regierungs-Institutionen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.06.23, 19:30 Uhr