Notfall-Vorsorge - Potsdam probt Ernstfall am Bevölkerungsschutz-Tag

Sa 24.06.23 | 17:02 Uhr
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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) spricht mit Polizisten während ihres Besuches beim "Tag des Bevölkerungsschutzes" in Potsdam. Um 13.00 Uhr heulten in ganz Potsdam die Sirenen zu einem Probealarm: Gemeinsam mit der Bundesregierung hat Brandenburg in der Landeshauptstadt den ersten «Tag des Bevölkerungsschutzes» ausgerichtet. (Foto: dpa)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.06.2023 | Ismahan Alboga | Bild: dpa

Was sollte man an Lebensmitteln immer als Vorrat zuhause haben? Was gehört in einen Notfallrucksack? Beim bundesweit ersten Tag des Bevölkerungsschutzes in Postdam wurde am Samstag die Bevölkerung informiert und sensibilisiert.

Um 13 Uhr heulten in ganz Potsdam die Sirenen zu einem Probealarm: Gemeinsam mit der Bundesregierung hat Brandenburg in der Landeshauptstadt den ersten "Tag des Bevölkerungsschutzes" ausgerichtet. Ebenfalls um 13 Uhr ging auf den Handys im Stadtgebiet eine Probewarnung ein. In der Innenstadt waren Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, das Technische Hilfswerk und andere Hilfsorganisationen vertreten. An den Ständen gab es Mitmach-Aktionen wie etwa Kochen ohne Strom und Vorführungen, wie der Einsatz von Rettungshunden sowie von Wasser- und Höhenrettern.

Potsdam hat nachgerüstet bei Sirenen

Wie Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) dem rbb erklärte, gibt es in der Stadt inzwischen wieder 23 Sirenen. Man habe in den vergangenen Jahren gut nachgerüstet. "Gerade am Warntag konnte man das auch sehen, dass hier jetzt mittlerweile der Warnteppich groß ist und hörbar in der Stadt." Das sei wichtig, damit die Bevölkerung weiß, wenn etwas passiert.

Faeser: Große "Bandbreite von Gefährdungen"

Dieses Engagement sei auch notwendig. Denn Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte am Samstag in Potsdam, dass sich Deutschland besser auf Naturkatastrophen vorbereiten müsse. Das habe das Hochwasser vor zwei Jahren in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz deutlich gemacht. Der Bevölkerungsschutztag solle die Menschen sensibilisieren.

Besucher des „Tag des Bevölkerungsschutzes" in Potsdam fahren mit einem Fahrzeug des Zivilschutzes in einem Testparcours. (Foto: dpa)

Ihr Brandenburger Amtskollege Michael Stübgen (CDU) stimmte zu. "Und wir werben darum, sich ehrenamtlich zu engagieren bei den vielen Hilfsorganisationen und Feuerwehren und so weiter."

Wichtig sei auch zu vermitteln, so Faeser, wie sich die Bürger in Krisenfällen auch selbst helfen könnten. "Was kann man selber tun, wie kann man sich schützen? Weil der Klimawandel natürlich dazu beiträgt, dass es häufiger solche Großschadensereignisse gibt", betonte sie.

Woidke dankte für Engagement

Für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeige der Aktionstag zudem, wie viele Organisationen für die Sicherheit sorgen, so der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Dabei komme es auf Geschlossenheit, Organisation und Zusammenarbeit an. Das hat laut Woidke der Waldbrand in Jüterbog gezeigt, bei dem die Feuerwehren aus Brandenburg mit der Bundespolizei und der Bundeswehr zusammengearbeitet haben.

Woidke hob hervor, dass das deutsche Katastrophenschutzsystem vor allem auf Ehrenamtlichen beruhe. Daher sei es wichtig, "Danke zu sagen, was jeden Tag für uns geleistet wird - 365 Tage, 24 Stunden im Tag."

Tag des Bevölkerungsschutzes 2023. (Foto: dpa)

Veränderte Sicherheitslage

Zudem sieht die Bundesinnenministerin seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auch in Deutschland eine "veränderte Sicherheitslage". Faeser riet im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs zur Vorsorge für den Krisenfall: Bürgerinnen und Bürger sollten einen Notvorrat zu Hause haben etwa für den Fall eines Blackouts. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat dazu auch eine Liste veröffentlicht [ernaehrungsvorsorge.de].

Das brandenburgische Innenministerium forderte den Bund auf, mehr Geld für den Schutz der Zivilbevölkerung bereitzustellen. Auch die Förderung neuer Warnsirenen solle fortgesetzt werden, hieß es aus dem Ministerium.

Ab 2024 soll Aktionstag in Serie gehen

Brandenburg bereitet sich derzeit mit dem Aufbau von rund 300 Anlaufstellen für die Bevölkerung auf den möglichen Fall eines langanhaltenden Stromausfalls vor. Die Landkreise und kreisfreien Städte arbeiten an der Errichtung der sogenannten Katastrophenschutz-Leuchttürme. Dort soll es unter anderem eine Notfall-Stromversorgung geben, Heizmöglichkeiten, eine Trinkwasserversorgung und Erste Hilfe.

Laut Bundesinnenministerium soll ab 2024 jährlich ein bundesweiter Bevölkerungsschutztag ausgerichtet werden. Im September ist laut Bundesinnenministerium zudem eine Krisenmanagement-Übung von Bund und Ländern geplant, simuliert wird ein Cyberangriff auf Regierungs-Institutionen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.06.23, 19:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Ich kenne aus der Schulzeit regelmäßige Alarmübungen (mit Zeitnahme) und einen Schutzraum hatte unsere Schule auch (Zugang über den Keller und der Schutzraum selbst war unter dem Schulhof mit Notausstieg über den Schulhof möglich). Wirklich gebraucht haben wir die Übung nur einmal, als ein Wagon mit Munition in der Nähe in Brand geriet und die Schule im möglichen Schußfeld lag und evakuiert werden mußte (und zwar ganz schnell aber geordnet, hat alles funktioniert dabei).

  2. 29.

    "Schule in Prenzlauer Berg" Da wären Sie auch dicht an einem möglichen Ziel gewesen (Hauptstadt + jede Menge Armee rundherum). Weit weg von möglichen Zielen, war das wohl nicht so verbreitet.

  3. 28.

    "Übrigens haben wir damals andererseits geglaubt, Atomenergie sei die umweltfreundlichste Energie." Glaubt das nicht noch immer die Mehrheit in Europa und weltweit in den Industriestaate bzw. sich gerade aufschwingenden Staaten? In Europa wurde doch gerade eine neue Kernkraft-Allianz begründet von mehreren Staaten. Und Kernkraft gilt ein der EU vielleicht nicht immer als umweltfreundlich, aber zumindest als klimafreundlich.

  4. 27.

    Wir hatten zu Beginn der 1960er Jahre auch solche Übungen in unserer Schule in Prenzlauer Berg. Damals (Zeit der Kubakrise) war ein Atomkrieg eine reale Bedrohung. Wir lernten, dass man nicht in den Blitz schaut, sich hinter Mauern duckt oder unter Tischen Schutz sucht. Wir lernten auch, in welchem Abstand man noch eine Überlebenschance hat und wo nicht. Und wir lernten, dass hinterher alles auf Jahre verseucht ist, auch wenn wir nicht wirklich verstanden, was das bedeutet. Man zeigte uns Filme von Hiroshima und Nagasaki. Da gab es ein Bild von einer Brücke, auf der nur noch die Schatten der Menschen zu sehen waren, die zuvor dort standen. Ich habe oft geträumt, auch als Schatten zu enden. Nein, wir haben nicht geglaubt, dass wir alle einen Atomkrieg überleben. Aber für den Fall, dass wir weit weg von der Abwurfstelle waren, glaubten wir, uns halbwegs schützen können. Übrigens haben wir damals andererseits geglaubt, Atomenergie sei die umweltfreundlichste Energie.

  5. 26.

    Ich kann mich auch nicht daran erinnern. Ich will aber nicht ausschließen, daß das an einigen Schulen wirklich so gemacht wurde (klingt nach "duck & cover") - vielleicht in der Nähe möglicher strategischer Ziele.

  6. 25.

    Vielleicht sind Sie ein anderer Jahrgang als ich. Ich habe auch nicht behauptet, dass man einen Atomkrieg überlebt. Ich habe nur berichtet, wie es bei uns in der Schule in den 1980ern war.

  7. 24.

    Oder auch, das einigen die Stressresilienz abhanden gekommen ist, bzw. nie gelernt haben damit realistisch umzugehen.

  8. 23.

    Nah das alles nicht ging glaub ich ihnen auch nicht Handys gingen doch noch sonst wussten sie ja nicht was passiert ist stellen sie vor auch dies versagt

  9. 21.

    Ist doch einfach nur Angst machen der Bevölkerung mehr nicht . Als wenn ein lebens Mittel Vorräte retten würden wenn Erdbeben Waldbrand Überschwemmung Tornado da versucht man sich in Sicherheit zu bringen und das Haus ist da nicht immer die Beste Lösung.

  10. 20.

    „ Im Bezirk Cottbus haben wir in der Schule, in der Unterstufe, sehr regelmäßig für den Ernstfall des Atomkriegs geübt.“
    Na das habe ich ja noch nie gehört und ich bin auch in der DDR zur Schule gegangen. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass man ein Atomkrieg überlebt.

  11. 19.

    das gab es in meiner Schule zu Beginn der 1960er Jahre nicht, war allerdings in Berlin West

  12. 18.

    Dass die Frage jetzt im Jahre 2023 aber ernsthaft gestellt wird , ist auch ein Beweis, wie gefährlich die polit. Lage ist
    (ich habe Ihre Aussage verändert, bitte um Verzeihung )

  13. 17.

    Ich weiß nicht, wo Sie in den 1980ern gelebt haben. Im Bezirk Cottbus haben wir in der Schule, in der Unterstufe, sehr regelmäßig für den Ernstfall des Atomkriegs geübt. Wir haben Masken gebastelt, die aus Taschentüchern in Feinstrumpfhosen bestanden. Wir haben geübt, uns unter Schultischen zu verstecken, wie man es machen soll wenn eine Bombe fällt. Das Hintergrundrauschen dazu lieferte meine Oma mit ihren Ratschlägen, wie man sich auf die Erde werfen soll wenn Tiefflieger nahen. Das war Apokalypse pur. Wenn ich heute manches von Christa Wolf lese, etwa die Poetischen Vorlesungen die das Entstehen von "Kassandra" beschreiben, finde ich das sehr gut wiedergespiegelt. Ich kann nicht sagen wie die 1970er waren. Die Neunziger waren deprimierend, aber die unmittelbare Gefahr eines neuen Weltkrieges schienen tatsächlich nicht so real. Davon abgesehen: In den 1980er Jahren hatten Staaten ein zentrales Katastrophenschutzkonzept. Heute: Jedes Dorf helfe sich selber.

  14. 16.

    Ja, jede Stadt und jedes Dorf testet das für sich allein. Es war zu hören, dass Bundesländer einen bundesweiten Katastrophenschutz ablehnten. Sehr schlau, diese Kleinstaaterei.

  15. 15.

    "Und wir haben zu Beginn der 1960er Jahre auch noch in der Schule geübt, wie man sich im Falle eines Atomschlags verhält." Na ja, das war doch eher nur Beruhigung.

  16. 14.

    Ich weiß nicht, weshalb man bei Notfallrucksack gleich an Weltuntergang denken sollte. Mir fallen da eher Brände und Naturkatastrophen ein.
    Ich habe in meinem Leben mehrfach erlebt, dass Strom oder Wasser für längere Zeit ausfielen. Und zum Glück war ich jedes Mal gut dafür gerüstet. Allerdings wurde uns bereits durch unsere kriegs- und fluchterfahrenen Eltern und Großeltern beigebracht, was man für den Notfall bereithalten sollte. Und wir haben zu Beginn der 1960er Jahre auch noch in der Schule geübt, wie man sich im Falle eines Atomschlags verhält. Auch wenn ich hoffe, dass kein Kind je wieder so etwas üben muss, sollte doch jeder rechtzeitig lernen, was man in all den anderen möglichen Notfällen dringend braucht.

  17. 13.

    „ Dass die Frage jetzt im Jahre 2023 aber ernsthaft gestellt wird , ist auch ein Beweis, wie wenig Zukunftsvertrauen wir noch haben.“
    Oft reicht es schon aus, dass ein „Idiot“ ein Hauptstromkabel bei Bauarbeiten beschädigt und schon sitzt man 3 Tage ohne Strom da, auch in den Supermärkten funktioniert nix!
    Das hat also nichts mit Zukunftsvertrauen zu tun …

  18. 12.

    „ Und wenn Sie Rheuma oder Arthrose in den Händen haben, kann dann auch das Öffnen einer Konservendose zum Problem werden.“
    Sie werden sich wundern, wieviele Menschen noch bereit sind, anderen zu helfen.

  19. 11.

    Ich habe jetzt schon ein Paar Flaschen Wasser, ein Paar Konserven, einen Campingkocher und eine Krankenhaustasche zu stehen. Köpenicker vergessen die 3 Tage ohne Strom nicht so schnell.
    Mit dem Notfallrucksack werde ich mich demnächst noch beschäftigen. Da kommen dann alle wichtigen Unterlagen und ein „Satz“ Medikamente rein. Der ist ja nicht nur für einen selber gut, sondern auch für Familienmitglieder, damit sie nicht lange suchen müssen und alles gleich griffbereit ist.
    Ordnung ist das halbe Leben :-)

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