Deutschland-Update für Kartendienst - Google Street View frischt 13 Jahre alte Bilder auf

Mo 19.06.23 | 20:47 Uhr | Von Yasser Speck
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Archivbild:Ein Fahrzeug von Google scannt und fotografiert auf der Berliner Stadtautobahn für den Kartendienst Google Street View die Straße und die Umgebung. Berlin, 25.05.2022.(Quelle:dpa/Geisler-Fotopress)
Audio: Radioeins | 19.06.2023 | Marco Seiffert/Tom Böttcher | Bild: dpa/Geisler-Fotopress

Eine virtuelle Fahrt durch Berlin mit Google Street View gleicht einer Zeitreise. Die Bilder wurden seit 13 Jahren nicht mehr aktualisiert. Nun macht der Konzern neue Aufnahmen, auch in der Region. Wer das nicht will, muss erneut Widerspruch einlegen. Von Yasser Speck

Google Street View wird erstmals in Deutschland aktualisiert. Ab dem 22. Juni sind wieder die Autos mit der Kamera auf dem Dach in Berlin und Brandenburg unterwegs. Sie filmen Straßen mit einer 360-Grad-Kamera ab, sodass Nutzerinnen und Nutzer nach Veröffentlichung der Fotos virtuell durch Städte fahren können.

Als der Kartendienst vor 13 Jahren an den Start ging, entfachte er eine Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz in Deutschland. Hunderttausende Menschen legten Widerspruch ein und ließen ihre Häuser und Mietwohnungen verpixeln. Mit der Aktualisierung erlöschen diese Widersprüche. Wer sein Haus oder seine Wohnung wieder verpixeln möchte, muss noch mal Widerspruch einlegen.

Im Berlin der Nullerjahre

Eine Fahrt mit Google Street View durch die Hermannstraße in Berlin gleicht einer Zeitreise in das Ende der Nullerjahre. Längst ausgestorbene Kaisers und Schlecker-Filialen laden zum Einkaufen ein. Der Imbiss "Bei Papa" wirbt für Burger und Pommes und die Kneipe "Bienenkorb" für Bier.

Die Eckkneipe hat sich gehalten. Kaisers, Schlecker und die Imbissbude sind inzwischen Geschichte. Und doch sind sie bei Google Street View noch zu sehen. Denn: Google ließ zwischen den Jahren 2008 bis 2010 Deutschlands größte Städte abfilmen. 2010 ging dann Street View an den Start. Seitdem wurden die Bilder nicht mehr aktualisiert. Alle anderen europäischen Länder haben seitdem Updates bekommen. Jetzt ist Deutschland dran.

Berlin und Brandenburg werden neu abgefilmt

Ab dem 22. Juni fahren die Autos von Google wieder durch Berlin und Brandenburg. Auf ihren Dächern werden Kameras installiert sein. Sie werden Häuser, Läden und Straßenzüge so fotografieren, wie sie zurzeit aussehen. Für Sven Tresp von Google wird das auch Zeit. Die Welt würde sich weiterdrehen und verändern. "So können Aufnahmen, die zwischen 2008 und 2009 gemacht wurden, Straßen und Gebäude von heute nicht mehr angemessen abbilden", sagt der Mitarbeiter von Google.

Auf seiner Website schreibt Google, dass alle 14 Landkreise Brandenburgs abgefahren werden sollen. Eine rbb|24-Anfrage, welche Orte genau abgefilmt werden sollen und warum die kreisfreien Städte nicht mit aufgeführt werden, ließ das Unternehmen unbeantwortet.

Widerspruch per Post oder online

Wer nicht möchte, dass das eigene Haus oder die Wohnung bei Street View gezeigt wird, kann der Abbildung widersprechen. Schon 2010 gab es diese Möglichkeit, Hunderttausende Menschen hatten sie genutzt.

Für Sven Müller, den Pressesprecher der Landesbeauftragten für Datenschutz in Brandenburg, ist die erneute Abfrage der Widersprüche verständlich. "Dass die Widersprüche mit dem Ziel der Verpixelung von Wohnungen oder Häusern neu erfragt werden, halten wir angesichts sicher zahlreicher zwischenzeitlicher Veränderungen wie etwa Eigentümerwechsel für nachvollziehbar."

Müller sei es lediglich wichtig, dass "es weiterhin die Möglichkeit gibt, Widerspruch gegen die Abbildung der eigenen Häuserfront einzulegen." Diesen Widerspruch kann man im Vorfeld über ein Formular [support.google.com] einreichen. Wer nach der Veröffentlichung sein Haus oder seine Wohnung entdeckt und dem widersprechen möchte, kann das über den Link "Problem melden" in Street View tun. Außerdem kann der Widerspruch per Mail an "streetview_deutschland@google.com" und per Post eingereicht werden: Google LLC, Betr.: Street View, PO Box 111607, 20416 Hamburg.

Ab Juli ist das Update online

Google will "frühestens Mitte Juli damit beginnen, die neuen Bilder zu veröffentlichen, welche Aufnahmen aus den Jahren 2022 und 2023 enthalten", schreibt Sven Tresp von Google in einer Pressemitteilung.

Wer also noch mal in Erinnerung schwelgen möchte, an ein Berlin mit Schlecker, ohne East-Side-Mall und ohne Waldorf Astoria, der oder die sollte sich beeilen.

Sendung: Radioeins, 19.06.2023, 06:37 Uhr

Beitrag von Yasser Speck

22 Kommentare

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  1. 22.

    Warum sollte der Klarname an Briefkasten und Klingel auch ein Problem darstellen?

  2. 20.

    Also bei manchen Zustelldiensten bin ich froh, das mein Klarname am Kasten ist. Wer weiß, was ich sonst noch so alles geliefert bekommen würde.

  3. 19.

    Ich finde es toll, sich auf Street View alles im Bild anzuschauen, was nicht toll, ist das in Deutschland zu stark vereitelt wird!
    In andere Länder wird das lockerer gehandhabt, aber typisch Deutschland!

  4. 18.

    Bei den alten Streetview-Bildern fallen mir immer wieder die kleinen Autos auf den Strassen und Parkplätzen auf. Heute sind dann die Strassen voll mit SUVs ;-)

  5. 17.

    Wie sich die Leute wieder aufregen, das man ihre öffentlich sichtbare Fassade auf irgendwelchen Fotos sieht aber der Klarnamen am Klingelschild war in Deutschland irgendwie noch nie ein Problem :D

  6. 16.

    Militärische Satelliten sind noch hochauflösender als Streetview. Selbst die Kameras von militärischen Drohnen liefern da bessere Bilder. Oder Googele rückt in Sachen Auflösung eh nicht alles raus - Hauptsache Daten bekommen...... davon ist wohl auszugehen. Mal schauen, wann Google-Cavewatch kommt.....

  7. 15.

    Das möchte ich jetzt aber mal erklärt bekommen inwieweit das militärisch Gefährlich ist. Die wichtigsten Gebäude werden täglich von 100 Leuten aus nächster Nähe fotografiert und der Rest der Stadt ist egal. Als ob die Soldaten bei einer vorher zerbommten Stadt mit StreetView in der Hand die Stadt durchkämmen. Satellite Aufnahmen reichen da für taktische Planung.

  8. 14.

    Die älteren Bilder sind im Streetview jederzeit abrufbar und bleiben erhalten, somkann man jederzeit die Bilder vergleichen und weiterhin in Erinnerungen schwelgen…

  9. 13.

    Die Einbruchquote hat sich durch GoogleSW nicht erhöht.

  10. 12.

    Weil man nun am Computer tun kann, wofür man ansonsten hinfahren müsste?
    Kann man natürlich verstehen, dass Heerschaaren von Sicherheitsexperten nachts mehrfach schweißgebadet erwachen, weil ihnen klar ist, dass irgendwer einen frei zugänglichen Ort FOTOGRAFIERT hat.
    Ich meine, da könnte ja jeder kommen!
    Einfach eine Straße, einen Platz oder ein Gebäude ablichten!
    Ganz rücksichtslos!
    Schrecklich!
    Aber im Ernst:
    Ich hoffe, dass Google View irgendwann durch Künstliche Intelligenz ergänzt wird.
    Die bisherigen "Diashows" gut und schön, doch sich in Echtzeit (und eventuell mit Darstellung der aktuellen Tageszeit, sowie der Verkehrs- und Wetterbedingungen) flüssig durch diese Darstellungen zu bewegen, wäre wesentlich angenehmer.

  11. 11.

    Wer noch mal in Erinnerung schwelgen möchte, der muss sich nicht zwangsläufig beeilen, weil die alten Bilder normalerweise erhalten bleiben.
    Man sollte dann also auswählen können, ob man lieber aktuelle oder alte Bilder sehen kann.

    Zumindest ist das in anderen Regionen so, es würde mich wundern wenn es bei Berlin anders wäre.

  12. 10.

    Das mit der angeblichen “Vorerkundung” über Google Maps (oder Apple - da gab es keine Widersprüche) ist Unfug. Die Bilder sind selbst kurz nach Veröffentlichung in den meisten Fällen schon wieder veraltet. Und Einbrecher schauen sich in der Regel nicht die Hausfronten zur Straße hin an - eher die Rückfronten wo keiner zufällig vorbeikommt oder Autoscheinwerfer drüber streifen.

    Zudem wählen Einbrecher nicht einfach Gebäude von Fotos. Keine Infos zu den Bewohnern und vor allem deren Abwesenheit.

  13. 9.

    Es gibt auch Menschen, die fotografieren solche verpixelten Häuser mit dem Handy + Geodaten und laden diese dann hoch. So erscheinen sie als Fotos an der Position dieser Häuser. Das finde ich gerecht. Wer nimmt muss auch geben. Es gibt ganz andere Datenbanken, die Bewohner von Straßen und Häusern klassifizieren. Viel genauer als der Blick auf die Fassade.
    Wer sein Haus verpixelt hat etwas zu verbergen? Da wird man gleich misstrauisch. Googelt mal nach "Streisand-Effekt" Ein Desaster für die gute Frau.
    Eine Alarmanlage an der Wand zeigt Dieben auch an, dass es was zuholen gibt. Und wer denkt, dass Diebe deswegen nicht vorher vor Ort nachsehen was aktuell los ist, der irrt.
    Übrigens mit Earth und Apple kann man auch hinter die Häuser und Mauern in die Gärten schauen und auf die Balkone und Dachterassen.

  14. 8.

    Lustig, manche Routen sind neuerdings auf dem Gehweg, habe ich letztens schon festgestellt...
    Übrigens man sollte mal die Streetview-Karte mal herauszoomen, die Gelbe Figur droppen, und Deutschland ist ggü andere Gegenden in Europa oder Weltweit ein komplett Weißer Fleck...

  15. 7.

    Und dann kommen sie rein und ....

    ... finden benutzte Windeln, ...

    Diese ständige Angst vor Einbrechern, ist Unsinn für Normalos.
    Bei den meisten gibt es doch nichts außer Möbel, Wäsche, Krams,..

  16. 6.

    Militär- und sicherheitsstrategisch ist das Ganze eine (von offensichtlich unfassbarer Naivität geprägte) brandgefährliche Dummheit, das zuzulassen ... Wo bleibt das Veto der Staatsschützer ?!

  17. 5.

    " Böse Buben könnten rund um die Uhr unbemerkt mein Haus fotografieren, von daher sehe ich dadurch kein zusätzliches Risiko." Stimmt schon, aber jetzt können Einbrecherbanden
    unbemerkt ganze Strassenzüge "sichten" und nach Möglichkeiten des Einstiegs daheim am Bildschirm ausspionieren ohne selbst gesehen zu werden. Müsste die Bande einen Strassenzug erstmal selber langsam abfahren, muss eine Bande dafür sorgen dass sich später niemand an ein filmendes/fotografierendes langsamfahres Auto erinnert. Also Leihwagen nehmen, aber da muss man sich ausweisen, eigenes Auto nehmen ist riskant und erstmal ein Autos stehlen um damit langsam durch die Gegend zu fahren?
    Also ich denke echte Profis kennen ihre Methode des Einbruchs und können das geeignete Objekt so besser auswählen und auch gleich Höhe und Breite von Zäunen und Türen und deren Qualität ermitteln. Und genau vorab planen: wer im Einbrecher- "Team" macht was in welcher Reihenfolge... , wo sind Kameras die man umgehen muss usw.

  18. 4.

    Man kann sich Google Earth als PC-Programm herunterladen, da gibt es eine "Zeitachse", in der man jederzeit auf seiner Rundreise zwischen den Zeiten wechseln kann.

  19. 3.

    Es ist einfach nur zum K…. Jetzt wird in dem Artikel schon wieder versucht, die damalige Datenschutzdiskussion aufzumachen. Nur komisch, dass es diese Diskussion bei Apple Karten nicht gibt. Naja, dann müsste mal wohl als Journalist mal seine Scheuklappen abnehmen oder den Tec-Markt kennen. Beides scheint zuviel verlangt..

  20. 2.

    Das gleiche habe ich auch gedacht. Schön wäre es tatsächlich wenn die alten Daten erhalten bzw. Weiterhin öffentlich zugänglich bleiben und man direkt vergleichen kann, wie sich alles verändert (oder halt ggf. auch nicht verändert)

  21. 1.

    Ich bin echt ein sicherheits- und risikobewusster Mensch. Aber ich habe wirklich kein Problem damit, wenn mein Haus bei Google Streetview zu sehen ist. Böse Buben könnten rund um die Uhr unbemerkt mein Haus fotografieren, von daher sehe ich dadurch kein zusätzliches Risiko.

    Schön wäre es, wenn man später zwischen den alten und neuen Fahrten direkt umschalten könnte. So entstehen ja wirklich zeitgeschichtliche Dokumente, die städtebauliche Entwicklungen begleiten.

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