Früherer Landtag beschädigt - Ermittlungen zu Brand auf Potsdamer Brauhausberg können Wochen dauern

Di 08.08.23 | 15:21 Uhr
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06.08.2023, Brandenburg, Potsdam: Verkohlte Holzbalken sind am Seitenflügel zu sehen. Im ehemaligen Landtagsgebäude am Brauhausberg in Potsdam brannte der Dachstuhl. (Quelle: dpa/Georg Moritz)
Video: rbb|24 | 08.08.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa/Georg Moritz

Drei Tage nach dem Feuer im ehemaligen Potsdamer Landtags haben Brandermittler ihre Arbeit aufgenommen. Die Polizei sucht Zeugen. Das Finanzministerium forderte vom Eigentümer eine klare Aussage über seine Zukunftspläne.

  • Feuer hat Dachstuhl und alten Plenarsaal zerstört
  • Polizei sucht Zeugen
  • Eigentümer hatte Sanierungen geplant
  • Finanzministerium kritisiert Stillstand

Nach dem Brand auf dem Potsdamer Brauhausberg haben am Dienstag die Ermittlungen und Spurenanalysen begonnen. Am Wochenende hatte ein Feuer dort große Zerstörungen angerichtet. Unklar ist die Zukunft des historischen Areals - der Besitzer hat seit Jahren eine Sanierung angekündigt, doch der einstige "Kreml" verfiel immer mehr.

Langwierige Untersuchungen

Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Die Untersuchungen zur Brandursache im ehemaligen Landtagsgebäude können nach Einschätzung der Polizei mehrere Wochen dauern. Am Dienstag begannen Brandexperten und Kriminaltechniker mit ihrer Arbeit am Brandort auf dem Brauhausberg.

So wurden erste Spuren gesichert, wie die Polizeidirektion West mitteilte. Die umfangreichen Ermittlungen und die Spurenanalyse werden sich demnach voraussichtlich noch einige Wochen hinziehen. Die Polizei warnt vor dem Betreten des Geländes, da Gebäudeteile und Steine herunterfallen könnten und Lebensgefahr bestehe.

Zeugen gesucht

Durch das Feuer stürzte der Dachstuhl ein und der frühere Plenarsaal wurde zerstört. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen des Verdachts der Brandstiftung. Die Polizei sucht nach Zeugen, die am 5. August in der Zeit zwischen 12:00 und 15:30 Uhr im Bereich des Gebäudekomplexes auf dem Brauhausberg Personen oder Fahrzeuge gesehen haben. Möglicherweise gebe es auch Video- oder Fotoaufnahmen, die das Gebäude oder das Umfeld unmittelbar vor dem Brandausbruch zeigten.

Bereits Ende Juli war in einem leerstehenden Gebäude auf dem Areal ein Feuer ausgebrochen. Immer wieder gibt es dort Vandalismus. Die Stadt teilte nach dem Brand vom Wochenende mit, sie wolle mit dem Eigentümer weitere Sicherungsmaßnahmen abstimmen.

Eigentümer hat Sanierung geplant

Bereits vor Jahren hieß es, das historische Gebäude soll saniert und für Wohnungen und Gewerberäume umgebaut werden. Eigentümer des Ensembles ist das Immobilienunternehmen Sanus AG in Berlin. Man wolle sich nach dem Brand zunächst mit den aktuellen Umständen vertraut machen, erklärte Sanus gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Nach dem Brand am Wochenende hat das brandenburgische Finanzministerium den Eigentümer aufgefordert, Auskunft über die Zukunftspläne für das Areal zu geben. Das Land Brandenburg hatte das Gelände auf dem Brauhausberg 2015 an die Sanus AG verkauft. Der Sprecher des Finanzministeriums sagte am Dienstag: "Auf dem Brauhausberg geht es ersichtlich nicht voran, das ist kein guter Zustand." Es sei an der Zeit, dass der jetzige Eigentümer "die Karten auf den Tisch" lege. Bei dem Gelände auf dem Brauhausberg handele es sich um eine städtebauliche Landmarke in Potsdam.

Bekannt als Potsdamer "Kreml"

Das Finanzministerium in Potsdam teilte weiter mit, dass laut Kaufvertrag bis zum Jahr 2025 das Recht bestehe, die Liegenschaften mit einer Fläche von etwa 25.000 Quadratmetern wieder zurückzukaufen. Voraussetzung dafür ist ein Vertragsbruch. "Den können wir derzeit nicht feststellen", sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker. Denn der Eigentümer habe nach Erteilung der Baugenehmigung vier Jahre Zeit, die Baumaßnahmen umzusetzen. Eine Baugenehmigung gibt es laut Ministerium bislang aber nicht.

Der brandenburgische Landtag tagte bis ins Jahr 2013 auf dem Brauhausberg. In der ehemaligen DDR waren die SED-Bezirks- und Kreisleitung dort ansässig. Der Gebäudekomplex bekam den Spitznamen "Kreml". Von 2015 bis 2018 diente das Areal als Notunterkunft für Geflüchtete.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.08.2023, 19:30 Uhr

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5 Kommentare

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  1. 5.

    Ja, dass man in Berlin und Umgebung alleine durch steigende Grundstückspreise in den letzten Jahren Profit machen konnte, ist kein Geheimnis. Ohne irgendwas dafür zu tun. Notfalls kann irgendeine Ruine auf dem Gelände stehen. Günstig kaufen, teurer verkaufen.

  2. 4.

    Die Frage ist, wieviel Zeit der Firma laut Vertrag gegeben wurde. Im Artikel wird immer nur von den 4 Jahren ab Baugenehmigung gesprochen. Nur was, wenn die Firma nie einen Antrag stellt oder dieser nie genehmigungsfähig ist? Wenn kein Enddatum für die Sanierung festgelegt wurde, dann kann es bis zum Sanktnimmerleinstag dauern. Die Verträge müssen öffentlich gemacht werden!
    Ist ja seit langem so, dass steigende Grundstückspreise und verknapptes Angebot zum Geldverdienen durch Nichtstun einlädt.

  3. 3.

    Es passiert erstmal gar nichts. Das Land hatte ja schon mitgeteilt, dass dem Eigentümer zur Zeit kein Vertragsbruch vorgeworfen werden kann. Er erfüllt demnach bisher alles, was im Vertrag von ihm gefordert wird. Die Frist für die Bebauung und Reaktivierung des Grundstücks ist noch nicht abgelaufen. Die Immobilienfirma hat noch ein paar Jahre Zeit. Erst danach könnte das Land alles zurück kaufen, falls dort nichts passiert.

  4. 2.

    "Eine Baugenehmigung gibt es laut Ministerium bislang aber nicht." Warum? Keinen Antrag gestellt oder standen der Erteilung andere Gründe entgegen?

  5. 1.

    "Nach dem Brand am Wochenende hat das brandenburgische Finanzministerium den Eigentümer aufgefordert, Auskunft über die Zukunftspläne für das Areal zu geben." Und was passiert bei negativer Auskunft? Kauft dann das Land das Ganze im jetzigen Zustand zurück?