Angespannte Lage - 40 Kitas und 20 Spielplätze vom Drogenhandel um Görlitzer Park betroffen

Do 14.09.23 | 06:48 Uhr
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Bei einem Polizeieinsatz im Görlitzer Park wird ein Mann in Gewahrsam genommen. (Foto: dpa)
Audio: rbb 88.8 | 14.09.2023 | Natascha Gutschmidt | Bild: dpa

Aggressive Atmosphäre und Vermüllung durch den Drogenhandel am Görlitzer Park nerven die Anwohner schon lange. Dazu kommt, dass es in der Wohngegend viele Familien mit Kindern und entsprechende Freizeitangebote gibt - ein großes Problem.

Unter dem Drogenhandel rund um den Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg sind auch zahlreiche Kinder indirekt betroffen. In den angrenzenden Straßen und im Park befinden sich 40 Kitas und 20 öffentliche Spielplätze, wie der Senat auf eine AfD-Anfrage antwortete. Dazu kommen noch drei Jugendclubs, ein Sozialzentrum, ein Kinderbauernhof, ein Kinderzirkus, eine Jugendverkehrsschule sowie wöchentliche Termine eines Spielwagens für kleine Kinder. Für den Jugendschutz gebe es offene Sportangebote im Park, Jugendsozialarbeit, Begegnungszentren und Kulturangebote, teilte der Senat weiter mit.

Drogenszene habe sich zunehmend etabliert

Zugleich habe sich in den vergangenen Jahren neben dem Verkauf von Marihuana zunehmend eine Szene von Dealern und Konsumenten etabliert, die harte Drogen wie Kokain und Ecstasy verkaufe und kaufe. Deren mitunter aggressives Auftreten trage auch zu Begleitkriminalität wie Diebstählen, Schlägereien und Überfällen bei, "die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung erheblich beeinträchtigt".

Zudem finden sich oft Spritzen oder sonstige Hinterlassenschaften von Drogensüchtigen. "Die Belastung durch benutzte Konsumutensilien hat im Görlitzer Park und im unmittelbaren Umfeld vor allem seit der Corona-Pandemie zugenommen." Der Bezirk und die Stadtreinigung stellten daraufhin "Spritzenabwurfbehälter im Park und an besonders belasteten Orten im Wrangelkiez" auf. Früher waren oft Spritzen und auch verpackte Drogen auf Spielplätzen gefunden worden.

Kuriere unterwegs

Der Drogenhandel rund um den Park im sogenannten Wrangelkiez laufe inzwischen verstärkt über Kuriere, die mit Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs seien, per Handy angefordert würden, so dass die Geschäfte "über mehrere Zwischenstationen an unterschiedlichen Orten" erfolgten. Das sogenannte Bunkern der Drogen, also das Verstecken in Gebüschen oder Hinterhöfen, sei rückläufig. Die Polizei hatte in den vergangenen Jahren ihre Kontrollen und Razzien verstärkt, oft wurde auch mit Hilfe von Drogenspürhunden nach dem Stoff gesucht.

Bis Ende August dieses Jahres stellte die Polizei in dem Bereich 1.041 Fälle von Drogenhandel oder Besitze fest, in den vergangenen Jahren waren es jeweils mehr als 1.500 Fälle, 2020 sogar rund 1.800. Am häufigsten (417 Fälle) wurde in diesem Jahr Cannabis gefunden, 219 Mal war es Kokain. Außerdem wurden weit mehr als 100 Fälle von Verstößen in Bezug auf Amphetamine registriert. Heroin (11) und Crack (6) kamen hingegen eher selten vor.

Sendung: rbb 88.8, 14.09.2023, 11:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Die Gesellschaft mal wieder. Falsch. Was soll die Gesellschaft denn bitte tun? Wenn jemand mit durch Alkohol oder Betäubungsmitteln verursachten Problemen aufgefunden und zur medizinischen Versorgung gebracht wird, kann er dennoch nicht zum Entzug von was auch immer gezwungen werden. Es ist sein Leben, seine Entscheidung. Niemand kann jemanden retten, der nicht gerettet werden will, auch dann nicht, wenn die Sucht die Ratio out of order schaltet. Diese Menschen sind bereits verloren. Da kann man wahrscheinlich nur dafür sorgen, dass weniger neue Drogenkonsumenten nachfolgen. Aufgeklärt sind sie schon. Ich glaube nicht, dass es Sinn ergibt, den Konsum zu bestrafen, aber die Beschaffungskriminalität viel härter. Wenn vor einer Woche hier steht "Ich verkaufe Drogen, weil... " und in den Kommentaren bricht das große Mitleid an, muss man sich wirklich fragen, ob Berlin um das Problem bettelt.

  2. 15.

    Ich glaube nicht wirklich, dass Sie aus Burg das große Problem hier in Berlin beurteilen können. Ich bin 5x wöchentlich um 4.30 mit dem Öffi hier in Berlin unterwegs und was da an Drogenkranken bettelt oder besinnungslos herum liegt, hat nichts, aber auch garnichts mit Jugendlichen zu tun. Es handelt sich zu 95 % um Menschen aus aller Welt. Teilweise auch recht aggressiv. Ich freue mich jedenfalls jeden Tag, gut im Dienst angekommen zu sein.

  3. 14.

    Schon der Elias trumpte ahnungslos rum, weil er nicht wusste, dass das Land für die Polizei zuständig ist.

  4. 13.

    Hier ist aber eher das grünrote Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in der Verantwortung, das dieser aber nicht wirklich gerecht wird. Und man darf nicht vergessen, wer Berlin bis zum Frühjahr regiert hat... . Bitte mit den Finger richtig zielen.

  5. 12.

    Hallo Fhainer, schauen Sie mal hier nach: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-16441.pdf

  6. 11.

    Bitte mal ne Liste machen über die 40 Kitas und 20 Spielplätze. Das würde mich wirklich interessieren. 40 Kitas, die betroffen sind vom Drogenhandel im Görlitzer Park? Eine wilde These, zumal der Kotti auch nicht weit ist.

  7. 10.

    Nein, in Burg ist es sehr schön, ruhig und sauber. Deshalb fahre ich da gern für Ausflüge und Kurzurlaube hin. Leider muss man irgendwann wieder zurück nach Hause.
    Wenn man da wohnt, ist es leicht kluge Ratschläge zu geben.

  8. 9.

    Die Gesellschaft ist eine viel zitierte Luftnummer, die keine Adresse hat. Und kümmern Ist die hier absolut nachlässige und falsche Vokabel. Hier sind Senatsressorts in der Pflicht von gesetzesher die Maßnahmen zur Beseitigung des unhaltbaren Zustands zu ergreifen. Genau das tun sie eben nicht. Wenns ernst wird kommt Versagen.

  9. 8.

    Gut recherchiert. Aber die Vernagelten interessieren sich nicht für Fakten, seien sie auch noch so absurd. Ein Gespräch mit Bürgermeister Momper vor ca 38 Jahren erinnert mich an die Achselzuck-Mentalität der etablierten Parteien. Es war scheußlich und es änderte sich nichts. Werden in absehbarer Zeit Bürgerwehren patroullieren?

  10. 7.

    Fake news. Law & Order Henkel hatte sich über den Bezirk hinweggesetzt und die jetzigen Zustände zu verantworten.

    Geisel hat, Spranger will genau da weitermachen. Damit ist aber den Anwohnern nicht geholfen und der Bezirk setzt sich für die Anwohner ein und nicht für Senatoren die sich in der Boulevardpresse beliebt machen wollen, weil sie sonst nichts vorweisen können.

    Und ich habe immer gedacht nach Diepgen könne es keinen schlechteren Senat geben, so kann man sich irren.

  11. 6.

    Blödsinn...
    Aber womit ich einhergehe, dass vieles vernachlässigt wurde.
    Einer allein schafft es eh nicht. Der Senat nicht, das BZA nicht, die Polizei nicht und nicht die Anwohnenden.
    Es sollte GEMEINSAM Hand in Hand gearbeitet werden. Die Anwohnenden sollten nicht mehr wegschauen und präsenter werden. Auch die Polizei. Nachbarschaftsprojekte sollten vielmehr von Senat und BZA unterstützt werden. Nicht nur meckern und fordern! Tun...

  12. 4.

    Was soll der Senat tun, wenn seitens linksalternativ regierter Bezirke immer nur mehr Zucker gefordert und angeboten wird, gegen die zugehörige Peitsche aber sofort agitiert wird? Das schließt ausdrücklich auch die SPD mit ein, die dem Treiben auf Bezirksebene in den BVV wohlwollend zuschaut.

    Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass mehr Mülleimer für Spritzen die Probleme lösen sollen, wo Clara Herrmann doch generell weniger Mülleimer als die Lösung ansieht.
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/05/berlin-friedrichshain-kreuzberg-muell-park-herrmann-giffey.html

    Knapp 60.000 Euro für einen nicht barrierefreien WC-Container, dafür aber mit Hock-Urinal gab das Bezirks-Budget her, mehre hunderttausend Euro werden im Gräfekiez für das angeblich befristete Projekt für weniger Parkplätze verbuddelt. Ein Interesse, dass die Straßen und Parks wieder für alle Menschen nutzbar werden, ist aber nicht zu erkennen.

  13. 3.

    Drogenabhängige gehören zu unserer Gesellschaft, genau wie alle anderen suchtkranken Menschen. Hier gehört jedoch die Beschaffung in den Bereich der Kriminalität und auch der Konsum. Es gibt keine Dealer für Alkohol oder Zigaretten. Die kann man legal kaufen. Mit Zäunen wird kein Problem gelöst. Es fehlen Alternativen und mehr Angebote für Betroffene und wir müssen hinterfragen, warum es zu dieser Sucht gekommen ist. Jugendliche können das oft sehr gut benennen. Wenn die Gesellschaft sich nicht um diese Menschen kümmert, dann sind sie auch für die Gesellschaft verloren.

  14. 2.

    Ja, Berlin hat massiv abgebaut, egal unter welcher Regierung, das fing schon in den 90ern an. Und der Ton untereinander ist inzwischen unterirdisch, ob auf der Straße oder Bürgersteig. Es wird gepöbelt, vermüllt und über Gewalt liest man ständig was.

  15. 1.

    Es ist wirklich eine Schande, wie in Berlin mit derartigen Problemen, seitens des Senats umgegangen wird.
    Und das nicht nur im Görlitzer Park.
    Die Stadt verkommt generell überall.
    Man mag öffentliche Plätze überhaupt nicht mehr betreten.
    Am Abend ist es besser, man bleibt nur noch zu Hause.

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