Gewalt gegen Einsatzkräfte - Berliner Feuerwehr zählt bislang 106 Übergriffe in diesem Jahr

Do 07.09.23 | 07:10 Uhr
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Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen am 31.12.2022 an der Sonnenallee im Bezirk Neukölln einen brennenden Bus, der von Unbekannten angezündet worden war. (Quelle: dpa-Bildfunk/Paul Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.09.2023 | Jessica Wiener | Bild: dpa-Bildfunk/Paul Zinken

Böller und Raketen auf Einsatzkräfte: Die Bilder der Berliner Silvesternacht haben bundesweit Entsetzen ausgelöst. Aktuelle Zahlen der Feuerwehr, die rbb|24 vorliegen, zeigen: In diesem Jahr droht ein neuer Höchststand.

  • Berliner Feuerwehr registrierte bis Ende August 106 Übergriffe
  • Im Gesamtjahr 2022 waren es 140
  • Feuerwehr greift verstärkt zu Präventionsmaßnahmen

Gewaltsame Übergriffe auf Berliner Feuerwehrkräfte sind im laufenden Jahr auf dem Vormarsch. Nach Zahlen der Berliner Feuerwehr, die rbb|24 vorliegen, wurden bis zum 31. August 106 Angriffe auf Einsatzkräfte gezählt, darunter 39 in der Silvesternacht. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 waren es 140 Übergriffe.

Konkret kam es in diesem Jahr zu 36 Beleidigungen, 38 tätlichen Angriffen, 16 Bedrohungen und 35 Beschüssen oder Bewürfen (u.a. mit Pyrotechnik, Holzbrettern, Pflastersteinen), wie aus den Zahlen weiter hervorgeht. Schwerpunkte sind demnach seit Jahren der Bezirk Mitte sowie die Stadtteile Neukölln und Kreuzberg.

Höhepunkt im Jahr 2019

Damit setzt sich der Trend der vergangenen drei Jahre fort, in denen die Zahl der Übergriffe auf Feuerwehrkräfte in Berlin kontinuierlich zugenommen hat. Die entsprechende Statistik wird seit 2017 gepflegt. Ihr zufolge wurden im ersten Jahr der Erhebung 46 Übergriffe gezählt, im Jahr 2018 waren es schon 128, bevor 2019 mit 211 Übergriffen ein vorläufiger Höchststand erreicht wurde. Im Corona-Jahr 2020 mit seinen Lockdowns ging diese Zahl dann auf 117 zurück, 2021 stieg sie auf 133, bevor sie sich dann im vergangenen Jahr auf 140 erhöhte.

“Den statistischen Zahlen ist zu entnehmen, dass mit Höchststand im Jahr 2019 die Übergriffe gegen Einsatzkräfte zwar abgenommen haben, aber dennoch kontinuierlich wieder zunehmen. Insbesondere die Übergriffe an Silvester nehmen von der Anzahl aber auch von der Intensität her zu", heißt es in der Analyse der Berliner Feuerwehr.

Feuerwehr setzt auf Prävention

Hinzu kommt: Die Feuerwehr geht von einer hohen Dunkelziffer aus, denn nicht alle Übergriffe auf Einsatzkräfte würden durch die Betroffenen auch tatsächlich gemeldet. "Die Berliner Feuerwehr arbeitet daran, die Einsatzkräfte dahingehend zu sensibilisieren, dass jeder Übergriff gemeldet wird", teilte ein Feuerwehrsprecher dem rbb mit. "Jeder Übergriff auf eine Einsatzkraft ist ein Übergriff zu viel."

Die Berliner Feuerwehr geht eigenen Angaben zufolge mit mehreren präventiven Maßnahmen gegen diese Entwicklung vor. Daher wird der Gewalt gegen Einsatzkräfte präventiv über mehrere Wege begegnet.

Schon in der Ausbildung gebe es Deeskalationstraining, Gewaltopfer würden intern betreut, hinzu kämen Aufklärungskampagnen auf Bundes- und Landesebene sowie Jugendsozialarbeit, teilte der Feuerwehrsprecher weiter mit.

Erste Verurteilungen nach den Silvesterkrawallen

Nach den diesjährigen Silvesterkrawallen sind derweilt bislang (Stand Juni) vier Strafbefehle rechtskräftig umgesetzt worden, darunter Geldstrafen. Laut Berliner Staatsanwaltschaf geht es in mindestens 54 Fällen um Angriffe auf Polizei- oder Rettungskräfte. 37 Verfahren, die von der Staatsanwaltschaft bearbeitet werden, seien noch offen. Darunter werde auch ermittelt, bei dem ein Feuerlöscher gegen einen Rettungswagen geworfen worden sein soll. In einem weiteren Fall soll ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr in einen Hinterhalt gelockt und umzingelt worden sein.

Zuletzt war Anfang Juni ein 23-Jähriger zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der Verurteilte hatte in der Silvesternacht in Berlin-Wedding einen Böller auf einen Polizeiobermeister geworfen. Kurz zuvor hatten dort laut Ermittlern mutmaßlich Jugendliche die Scheiben eines Einsatzfahrzeuges der Polizei eingeworfen und das Auto mit Feuerwerksraketen in Brand gesetzt. Alarmierte Feuerwehrkräfte mussten während Löscharbeiten geschützt werden. Aus einer Gruppe von bis zu 100 Menschen heraus wurden sie mit Böllern und Raketen beworfen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.09.2023, 07:20 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Respekt vor anderen Lebewesen und Dingen sollte Bestandteil der Erziehung sein, keine Frage. Nur wo wird heute das noch vermittelt. Das jeder Einzelne in der Verantwortung ist sich respektvoll zu verhalten sollte selbstverständlich sein. Aber Politiker sind gewählte Volksvertreter, die Schäden vom hier lebenden Volk, egal ob mit deutscher oder anderer Staatsangehörigkeit, abwenden soll. Dementsprechend sollte der Rückhalt für Rettungskräfte jeder Art gerade dort auch vorhanden sein. Die Justiz sollte unabhängig sein und nach Recht und Gesetz urteilen. Egal ob Gewalttäter oder Klimakleber, alle gehören zeitnah verurteilt und in den Knast gesteckt bzw. aus dem Land geschmissen werden. Diese Macht hat der einzelne Bürger nunmal nicht.

  2. 3.

    An was sollen denn Politik und Justiz noch alles Schuld sein?
    Schuld sind diejenigen, die durch falsche Erziehung und fehlende Einflussnahme zulassen, dass die Ich-zuerst-Mentalität und das Bashing auf alles und jeden immer mehr zunimmt.
    Ob Polizei, Feuerwehr oder Rettungskräfte, ob Pflegepersonal oder Ärzte - alles Leute, die tagein tagaus Dienst an der Gesellschaft tun und als Dank Missachtung und Gewalt ernten. Und die ewigen Meckerer wie Sie, Herr Reimann, fördern das Ganze noch!
    Der Rückhalt muss nicht nur von „Verantwortlichen“ kommen, der muss auch von Ihnen kommen.

  3. 2.

    Verstehe ich nicht. Verüben Politiker*innen und Richter*innen die Taten oder rufen sie dazu auf?
    Schuld sind wohl die Täter. Und diejenigen, die es so weit kommen ließen, dass diese zumeist jungen Männer jeglichen Respekt vor einem Menschenleben, vor rechtschaffender Arbeit und dem Rechtsstaat verloren haben. Erziehungsarbeit ist noch zuallererst Aufgabe der Eltern.

  4. 1.

    Da ist unsere Politik und Juztiz selbst Schuld.
    Es wird ja alles runtergespielt und die armen Feuerwehr, Sanitäter und Polizisten haben nicht genug genug Rückhalt von Seiten der Verantwortlichen.
    Die entsprechen Klientel wird mit Samthandschuhen anfasst.

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