Medienbericht - BVG plant halbautomatisierte U-Bahnen in Berlin

Di 16.01.24 | 18:29 Uhr | Von Yasser Speck
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Symbolbild: U-Bahn der Linie 2 faehrt in den Bahnhof Kaiserdamm ein. (Quelle: dpa/Sorge)
Bild: dpa/Sorge

Die Berliner Verkehrsbetriebe sollen eine Ausschreibung für halbautomatisierte U-Bahnen planen, die also zum Teil autonom fahren können. Doch bis solche Bahnen durch Berlins U-Bahntunnel fahren, könnte es sehr lange dauern. Von Yasser Speck

Der Job einer U-Bahn-Fahrerin bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) könnte in Zukunft etwas entspannter werden. Denn die BVG plant offenbar eine Ausschreibung für halbautomatisierte U-Bahnen. Das berichtet der "Tagesspiegel". Der Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg begrüßt die Idee. "Das ist aus Fahrgastsicht natürlich zu begrüßen", sagt deren Pressesprecher Thomas Schirmer dem rbb.

Halbautomatisierte U-Bahnen sind Züge, die fast autonom fahren. In ihnen sitzt aber immer noch ein Fahrer oder eine Fahrerin. Die Ausschreibung soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden, berichtet der Tagesspiegel und bezieht sich dabei auf BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt. Der Bau könnte sich allerdings Jahrzehnte lang hinziehen. Außerdem stellt sich die Frage, wie barrierefrei immer automatisiertere U-Bahnen sind.

Verschiedene Automatisierungstypen

Bei U-Bahnen gibt es verschiedene Automatisierungstypen. Aktuell sind die U-Bahnen der BVG nicht automatisiert. Das bedeutet, dass die Fahrerin alles allein machen muss: Türen öffnen und schließen. Anfahren und Einfahren. Beim höchsten Automatisierungstypen, wie es ihn zum Beispiel in Paris gibt, fahren die Züge ganz ohne Fahrerin von Haltestelle zu Haltestelle.

Die BVG will in Zukunft wohl vorerst einen Mittelweg wählen. So heißt es im Tagesspiegel, es sollen halbautomatisierte U-Bahnen geplant sein, in denen immer noch eine Fahrerin oder ein Fahrer mitfahren soll. Er oder sie soll weiterhin für die Türsteuerung verantwortlich sein und dann am Bahnsteig die Abfahrt des Zuges auslösen. Den Rest würde dann aber die Bahn ganz allein machen. Damit sie nicht mit anderen Zügen zusammenstößt, sollen die Züge miteinander kommunizieren und sich gegenseitig steuern. Die Züge, Bahnhöfe und Strecken dafür umzubauen, könnte sehr lange dauern.

Ein Jahrzehnteprojekt

Der Weg zur halbautomatischen U-Bahn kann in Berlin eine Geduldsprobe werden. Die BVG hat vorgerechnet, so schreibt es der Tagesspiegel, dass man pro Jahr maximal zwei U-Bahnstationen umbauen könnte. Die BVG möchte sich wohl vorerst nur auf die U5 und U8 beschränken. Doch allein die beiden Linien haben zusammen insgesamt 50 Stationen.

Um sie umzurüsten, bräuchte die BVG nach eigener Rechnung also mindestens 25 Jahre. Ob es wirklich so lange dauern würde, ist unklar. rbb|24 hat die BVG angefragt, doch die möchte sich offiziell noch nicht konkret zu den Plänen äußern. Es wäre aber ein enormer Zeitaufwand für das kleine Ersparnis an Zeit, dass man dadurch gewinnen würde, heißt es.

Ein Argument für halbautomatisierte U-Bahnen ist nämlich die erhöhte Taktung. Aktuell fahren sehr viele U-Bahnen der BVG tagsüber im Fünf-Minuten-Takt. Durch die Halbautomatisierung soll ein 90-Sekunden-Takt möglich sein.

Mehr Automatisierung, weniger Barrierefreiheit?

Eine Frage, die sich auch stellt, ist die der Barrierefreiheit. Wenn ein Mensch, der im Rollstuhl sitzt, in eine U-Bahn der BVG einsteigen will, kann er oder sie bislang die Hilfe von der Fahrerin oder vom Fahrer bekommen. Der oder die klappt dann zum Beispiel eine Rampe aus, auf der die Person im Rollstuhl barrierefrei in die U-Bahn kommt.

In einer halbautomatisierten U-Bahn ginge das immer noch, denn eine Fahrerin oder ein Fahrer wäre weiterhin an Bord. Doch was, wenn die Automatisierung voranschreitet? Wenn gar kein Fahrer oder keine Fahrerin mehr im Zug sitzt. "Auch dann muss Barrierefreiheit mitgedacht werden", sagt Thomas Schirmer vom Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg.

"Es ist ganz einfach: Wenn die Barrierefreiheit nicht gegeben ist, dann bringen uns die selbstfahrenden Bahnen nichts", sagt Schirmer. Er fordert, dass auch auf Bahnsteigen, an denen in Zukunft automatisierte oder halbautomatisierte U-Bahnen fahren, Mitarbeiter des Mobilitätsservice anwesend sind. Für Schirmer ist wichtig: "Mobilitätseingeschränkte Menschen müssen mitgenommen werden. Ob Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen - ganz egal."

Wann die Ausschreibung der BVG veröffentlicht wird, steht noch nicht fest. Wie lange dann ein Vergabeverfahren und der anschließende Umbau dauern würde, wird die Zukunft zeigen.

Beitrag von Yasser Speck

63 Kommentare

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  1. 63.

    Kunststück. Bei einer nagelneuen U-Bahn kann man die natürlich von 0 neu planen und alle technischen Neuerungen berücksichtigen die zu dem Zeitpunkt Stand der Technik sind.

    Die Berliner U-Bahn wurde 1902 eröffnet und viele technische Parameter sind unveränderbar auf dem damaligen Stand. Es ist zwar nicht unmöglich, aber sehr aufwendig, das gesamte alte Netz und alle bestehenden Fahrzeuge auf neue Technologien umzurüsten.

  2. 61.

    "Das primitive Rampenausklappen" haben Sie mit Sicherheit nicht in Berlin bei der U-Bahn gesehen, sondern bei einem Bus. Hier bei der U-Bahn gibt es im Haltebereich des ersten Wagens auf den Stationen vorgehaltenen mobile Rampen.

  3. 60.

    Das zu Recht anachronistisch vorkommende Ab- und Anschrauben von Rampen ist in Berlin eine Interimslösung, solange die älteren Züge noch fahren. In fünf Jahren dürfte das kein Problem mehr sein, weil die Einstiegsbereiche der neuen Züge niedriger sind; somit würden Bahnsteigerhöhungen nach dem kompletten Einsatz neuer Züge zu zu hohen Bahnsteigen an diesen Stellen führen.

    Barrierefreiheit ist ein umfassenderer Begriff und ich denke, auch der Artikel weist hier Defizite auf. In erster Linie geht es dabei um Wahrnehmung(seinschränkungen) und Zeitvorgaben, die für nicht wenige Fahrgäste eine Überforderung darstellen.

  4. 59.

    >>Die U4 kann das doch schon.. da steht der "Fahrer" nur dem Sicherheitsgefühl wegen im Fahrerstand.<<

    Schon seit Mitte der 90er wird auch auf der U4 wieder komplett manuell gefahren. Vorher hat der Fahrer die Türen bedient und musste auch ansonsten an Bord sein, weil es keine Bahnsteigtüren und - detektoren gibt. Es wird also keine Person auf den Gleisen erkannt. War auch bei der U9 so.

  5. 58.

    Ich finde Günther hat gut kommentiert, du kannst es ja anders sehen-aber das kann man auch freundlich schreiben!!

  6. 57.

    Was genau ist daran ist neu? Die BVG sucht schon seit ca. drei Jahren auf ihrer Webseite dafür entsprechende Ingenieure.

    Halbautomatische U-Bahnen gab es schon bei der BVG (auf der U9) von Mitte der 70er bis Mitte der 90er (danach war die Technik kaputt) und von Ende der 80er bis Mitte der 90er auf der U4.

  7. 56.

    Bahnsteigtüren regeln dort die Sicherheit.
    Vollautomatisch fährt die Münchner U-Bahn übrigens bereits seit Jahrzehnten. Dort regeln die Fahrzeugführer die Abfertigung des Zuges am Bahnsteig. Der Zug fährt dann nach schließen der Türen automatisch.
    Die Technik ist also nicht neu. In Berlin wurde politisch gewollt nur jahrzehntelang an Investitionen und Innovation gespart.

  8. 55.

    Das mit den Fahrern wird man erst später feststellen… und danach wird man merken… Mist 3mal so viele Züge müssen auch gewartet werden… da entsteht dann der nächste „Flaschenhals“… aber wie sie schon sagten… das dauert alles noch… da wird es dann schon längst autonome Autos geben :-)

  9. 54.

    Es wäre durchaus möglich, im öffentlichen Interesse 1,5€ Jobber in 10er Schutz-Gruppen die Bahnhöfe und Wagen sicherer zu machen. Wir hätten alle etwas davon, diese Menschen eine Perspektive und mehr Sicherheit in den Öffis.

  10. 53.

    Nee, ne? Sie haben ja wirklich nicht die leiseste Ahnung von Technik. :-) Das erklärt einiges. ;-)

  11. 52.

    In den Siebziger Jahren wurde bereits das vollautomatische Fahren auf der U-Bahn-Linie 9 eingeführt. Eine Fahrerin oder ein Fahrer waren jahrelang stets nur proforma im Führerstand. Spannend.

  12. 51.

    "Es ist die BVG… die schaffen das, dass es unrentabel wird…."
    Einfach schon, weil ja angeblich der Takt verdichtet werden soll, so dass dann rund dreimal so viele Bahnen fahren würden.
    Dann bräuchte ich aber auch dreimal so viele Fahrer, denn die sollen ja nach wie vor mit an Bord sein.
    Jetzt mal abgesehen von den Umbaukosten - aber die strecken sich bei dem Tempo ja mühelos bis ins 22. Jahrhundert, das verteilt sich.
    Ach so, die Magnetschwebebahn muss natürlich auch noch irgendwann gebaut werden.
    Aber wie bei allen diesen Ideen - irgendwann, irgendwann... Oder dann eben auch nicht.

  13. 50.

    "Die BVG täte gut daran sich endlich um die strukturellen Probleme zu kümmern anstatt die nächste Baustelle aufzumachen."
    Ist aber doch schön, dass jetzt endlich mal die lang, lang ersehnte Magnetschwebebahn kommt... Fährt die dann eigentlich halbautonom? :-)))

  14. 49.

    Die U4 kann das doch schon.. da steht der "Fahrer" nur dem Sicherheitsgefühl wegen im Fahrerstand.

  15. 48.

    Ja,genau,liebe BVG,sorgt lieber das in Berlin ordentliche Takte eingehalten werden,statt mit Zukunftsplänen zu phantasieren. Redet darüber wenn es soweit ist und bis dahin,sollten die BVG Oberen mal öfter U 5 fahren,dann wüsten sie Bescheid wie es um die U Bahn steht.

  16. 47.

    „ Die würde auch nicht durch Kompensation mit Fahrerentgelten abgesichert sein...“
    Normalerweise würde ich ihnen komplett widersprechen… überall wo der Mensch durch Roboter usw. ersetzt wurde blieb man dabei, weil es Kosten eingespart hat, niemand in der Wirtschaft würde es sonst machen.
    Aber…. Es ist die BVG… die schaffen das, dass es unrentabel wird…. Vielleicht nicht mal weil sie selbst dran schuld wären, sondern weil alle möglichen „Experten“ mitreden und mitbestimmen wollen… angefangen beim Denkmalschutz über den Datenschutz bis zu den Gewerkschaften.

  17. 46.

    Drollig. Seit 1986 fährt der Skytrain in Vancouver automatisiert und war bis 2011 die längste, automatisierte Strecke weltweit, bis sie von der Dubai Metro abgelöst wurde. Also neu ist hier gar nichts, nur mal wieder für Berlin.

    Und wie bei allen anderen Projekten in Berlin auch, gibt es mal wieder Probleme. Das ist wie den Zugangssperren der U-Bahn. In allen größeren Städten weltweit funktioniert das. Nur in Berlin angeblich nicht.

  18. 45.

    Ich frage mich wie die Umsetzung im Paris ist? Sitzt da auch noch jemand im Fahrstand und wie ist die Barrierefreiheit zum Einsteigen gelöst?

  19. 44.

    Man möge sich nur zurück erinnern an den Bahnhof Bismarckstr. Wird seit über 10 Jahren gebaut und immer noch nicht fertig. Liebe Leser, davon haben wir zum letzten Mal gelesen. Projekt failed. Grüße gehn raus an die Berliner

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