Arbeitseinsatz am Wochenende - Freiwillige sammeln kahnweise Müll aus dem Spreewald
Der Spreewald ruft bei vielen Bilder der Idylle hervor. Abseits der Fließe, die gern mit Kähnen und Paddelbooten befahren werden, versteckt sich aber auch jede Menge Müll. Eine kleine Gruppe Freiwilliger sammelt diesen ein. Von Sebastian Schiller
Seit dem Morgen ist das Team um Paul Rösler am Sonntag im Spreewald bei Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) unterwegs. Lediglich zwei Stunden hat es die vier freiwilligen Helfer gekostet, um einen kompletten Spreewaldkahn mit allerlei Unrat zu befüllen. "Das laden wir beim Bauhof ab und die entsorgen es, Gott sei dank, für uns mit", erklärt Rösler, auf dem vollen Kahn sitzend.
Von der Thunfischdose über verschiedene Flaschen bis hin zur Toilettenschüssel ist alles dabei. Manches ist auch nicht genau zu identifizieren: "Entweder MZ-Motor oder Kühlaggregat", rätselt Rösler bei einem Gegenstand, der sich vermutlich schon mehrere Jahre im Unterholz befunden hat.
"Spreewäler Gurkentruppe" hat sich online gefunden
In ihrer Freizeit sucht die "Spreewälder Gurkentruppe", wie sich die Freiwilligen nennen, nach Müll entlang der Fließe. Drei von ihnen kommen aus dem Spreewald, einer aus Berlin. Alle waren für sich immer mal wieder im Biosphärenreservat für kleine Müllsammelaktionen unterwegs gewesen. Über ihre Sammelaktionen haben zwei von ihnen online Beiträge veröffentlicht und sind dadurch aufeinander aufmerksam geworden. Im vergangenen Jahr haben sie sich zu viert zusammengetan und treffen sich nun bis zu zweimal pro Jahr für eine gemeinsame Müllsammel-Tour zu Kahn.
Für das Müllsammeln bekommen sie kein Geld, sondern zahlen sogar noch drauf: für Fahrtkosten und Müllbeutel.
Viele alte Klein-Deponien
Bei ihren Sammel-Aktionen suchen die vier Müllsammler weniger Plastikbecher von Spreewaldtouristen, als vielmehr kleine Mülldeponien, vor Jahrzehnten vermutlich von Anwohnern wild angelegt. "Man läuft auf Scherben", beschreibt Sammlerin Sandra Richter, bevor sie sich im Uferbereich nach dem nächsten Gegenstand bückt. "Das war doch früher typisch", erklärt sie sich den Umstand. In jedem Dorf gebe es doch noch solche Müllhalden.
"Es heißt ja nicht umsonst, da wächst dann Gras drüber", ergänzt Paul Rösler, der wenige Meter daneben steht. "Das ist ungefähr das, was sie damit meinen." Vom Sarkasmus lassen sich die vier aber nicht übermannen, sondern wollen ihre gute Laune beibehalten. "Man kann einfach was machen oder meckern. Und wir haben uns für's Machen entschieden", sagt Rösler. Sie würden das nicht für sich selbst tun, sondern für die kommenden Generationen. "Wir haben ja jetzt das Bewusstsein. Die vor uns haben's nicht gehabt", ergänzt er.
Touristen sind heute sensibilisiert
Die Ausbeute des Sonntagvormittags ist üppig. Sammler Tim Richter zählt auf: "Wir hatten heute Regenrinnen, Asbestplatten, Schuhe, Haushaltsgegenstände." Auch ein Surfbrett und ein alter Ofen waren dabei.
Immerhin sei positiv anzumerken, dass sich die Müllbestände nicht erweiterten. Es käme zumindest kaum neuer Müll hinzu, stellt Lukas Hannemann aus der "Gurkentruppe" fest: "Die Paddler werden im Paddelbootverleih sensibilisiert und die Fährleute passen auf, dass keiner was herumschmeißt. Das ist also zum Glück nur alter Mülll, den wir hier wegräumen."
Menschen, die es ihnen gleich tun wollen, rät Paul Rösler: "Wenn Leute Bock haben, dann würde ich sagen, können sie sich gern einen Kanadier ausleihen und dann hier den Spreewald entlang paddeln mit offenen Augen." Wer Müll sehen wolle, sehe ihn auch, versichert er.
Zwei volle Spreewald-Kähne hat die Gruppe bei ihrem heutigen Einsatz insgesamt an Müll zusammen gesammelt. Auf der Fahrt zum Bauhof zieht der Berliner Paul Rösler Bilanz: "Man fühlt sich glücklich und ein bisschen erschreckt", sagt er. Einerseits sei es erfüllend, die Natur von soviel Unrat befreit zu haben. Andererseits sei man erschrocken darüber, wieviel Müll immer noch herumliege.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.03.2024, 19.30 Uhr