Konflikt um Bootssteg-Erweiterung in Fürstenberg/Havel - Der Steg ist das Ziel
Mit mehr als 3.000 Seen und über 33.000 Kilometern Flüsse ist Brandenburg ein riesiges Wassersport-Revier. Doch Liegeplätze werden knapp. Mitunter ist ein Ausbau der Kapazitäten vor Ort umstritten - etwa in Fürstenberg/Havel. Von Karsten Zummack
- Mit Erweiterung des Bootsstegs befürchtet Bürgerinitiative Schäden für Natur und Fauna
- Stadtverwaltung von Fürsternberg/Havel steht hinter Anwohnern
- Investor hat Pläne geändert; Steg soll auf 80 Meter erweitert werden
- Landkreis Oberhavel steht hinter den Ausbauplänen
Eine Brise Wind zieht über den See, bewegt das Schilf am Ufer. Das Wasser schlägt leichte Wellen. Hausboote, Flöße und Kanus ziehen ihre Bahnen im Röblinsee. Doch Naturschützer, Stadtverwaltung und eine Bürgerinitiative sehen diese Idylle in Gefahr. Hintergrund für die Sorgen sind die Pläne des Landkreises Oberhavel für eine Bootssteg-Erweiterung der ansässigen Marina in Fürstenberg/Havel. Seit zehn Jahren gibt es mittlerweile Klagen, Genehmigungen, Widersprüche und Gutachten.
Schaden für Natur befürchtet
"So ein See ist ja ein Allgemeingut", schimpft Anwohnerin Silke Kirschning. Sie leitet eine Bürgerinitiative, die sich gegen die neue Steganlage wehrt. Ursprünglich sollte der Steg um 110 Meter erweitert werden, inzwischen ist von 80 Metern die Rede. Das sei deutlich überdimensioniert, moniert die Initiative im Einklang mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). An einigen Häusern am Ufer sind Protestplakate zu sehen.
Vier Gutachten haben die Steg-Kritiker bereits anfertigen lassen. "Darin wurde festgestellt, dass hier vieles kaputt gehen würde", sagt Kirschning. Die Malerin befürchtet unter anderem, dass die zusätzlichen Liegeplätze und Hausboote zu viel Schatten werfen könnten. Eisvogel, Rohrdommel und andere Tierarten seien gefährdet. "Wir sollten mit der Natur leben und nicht gegen sie", argumentiert die Chefin der Bürgerinitiative (BI).
Rückendeckung von der Stadtpolitik
Unterstützung erfahren die Anwohner durch Fürstenbergs parteilosen Bürgermeister Robert Philipp. Gemeinsam mit dem BUND hat die Stadt bereits vor Jahren Widerspruch gegen die Genehmigung der umstrittenen Steganlage eingelegt. Er verweist darauf, dass der Standort der Marina recht klein ist und nur durch eine Wohnsiedlung erreichbar ist.
Damit verbunden seien eben auch mehr Anreiseverkehr und die Suche nach Parkplätzen. "Da geht es um die Belastung der Gewässer, der Schleusen, der städtischen Intrastruktur", zählt Philipp seine Bedenken auf. Alles sei miteinander abzuwägen. Dies mündete beim Bürgermeister und der Stadtverordnetenversammlung bisher in einem Nein zu dem Vorhaben. Und in Fürstenberg/Havel hält sich hartnäckig das Gerücht, es würde sich um eine Betonsteganlage handeln. Aktuell gilt jedenfalls ein Baustopp.
Investor mit Kompromissangebot
"Behauptungen seitens der BI, … dass es sich um eine Betonsteganlage handeln würde, dass die Marina Röblinsee ihren Profit auf Kosten der Natur generiert … weisen wir mit aller Entschiedenheit zurück", teilt der Investor auf Nachfrage schriftlich mit. Vor Kamera oder Mikrofon will sich der Chef der Röblinsee GmbH nicht äußern. Begründung: In der Vergangenheit sei immer wieder vieles falsch wiedergegeben worden.
Tatsächlich scheinen die Fronten in Fürstenberg/Havel verhärtet. Daran ändert auch das Kompromissangebot wenig, dass der Investor seine ursprünglichen Pläne von 110 auf 80 Meter bereits abgespeckt hat. Damit würde die Holzsteg-Anlage aber immer noch 65 Meter ins Wasser hineinreichen. Zu den 66 Anliegeplätzen kämen 24 hinzu.
Landkreis hat Anlage genehmigt
"Das Grundsatzproblem bleibt das gleiche", erklärt Bürgermeister Robert Philipp seine anhaltende Ablehnung des Projektes. Allerdings steht er mit seiner Haltung auch in Konflikt mit der Kreisverwaltung von Oberhavel. Die hatte beide Steg-Varianten bereits genehmigt.
"Wenn die Voraussetzungen vorliegen, dann haben wir das grundsätzlich zu genehmigen", betont Baudezernent Egmont Hamelow (CDU). Planungs- und wasserrechtlich sei die Steganlage zulässig. In dem Gebiet hätte man schon heute Wohnen, Gewerbe, Tourismus. "Insofern passt es", so Hamelow, "in diesem vorgeprägten Gebiet auch sehr gut hin".
Landet der Konflikt vor Gericht?
Seit zehn Jahren dauert das Tauziehen um die erweiterte Steganlage am Röblinsee nun schon an. Nun könnte es in die nächste Runde gehen. Am 30. Mai tagt die Stadtverordnetenversammlung unter anderem zu diesem Thema. Die Kommunalpolitiker sollen dann entscheiden, ob Fürstenberg/Havel auch gegen die neue Genehmigung des neuen Bootssteges klagen wird.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.05.2024, 19:30 Uhr