Konflikt um Bootssteg-Erweiterung in Fürstenberg/Havel - Der Steg ist das Ziel

Sa 25.05.24 | 08:18 Uhr | Von Karsten Zummack
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Der Steg soll am Röblinsee erweitert werden (Quelle. rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.05.2024 | Nachrichten | Bild: rbb

Mit mehr als 3.000 Seen und über 33.000 Kilometern Flüsse ist Brandenburg ein riesiges Wassersport-Revier. Doch Liegeplätze werden knapp. Mitunter ist ein Ausbau der Kapazitäten vor Ort umstritten - etwa in Fürstenberg/Havel. Von Karsten Zummack

  • Mit Erweiterung des Bootsstegs befürchtet Bürgerinitiative Schäden für Natur und Fauna
  • Stadtverwaltung von Fürsternberg/Havel steht hinter Anwohnern
  • Investor hat Pläne geändert; Steg soll auf 80 Meter erweitert werden
  • Landkreis Oberhavel steht hinter den Ausbauplänen

Eine Brise Wind zieht über den See, bewegt das Schilf am Ufer. Das Wasser schlägt leichte Wellen. Hausboote, Flöße und Kanus ziehen ihre Bahnen im Röblinsee. Doch Naturschützer, Stadtverwaltung und eine Bürgerinitiative sehen diese Idylle in Gefahr. Hintergrund für die Sorgen sind die Pläne des Landkreises Oberhavel für eine Bootssteg-Erweiterung der ansässigen Marina in Fürstenberg/Havel. Seit zehn Jahren gibt es mittlerweile Klagen, Genehmigungen, Widersprüche und Gutachten.

Schaden für Natur befürchtet

"So ein See ist ja ein Allgemeingut", schimpft Anwohnerin Silke Kirschning. Sie leitet eine Bürgerinitiative, die sich gegen die neue Steganlage wehrt. Ursprünglich sollte der Steg um 110 Meter erweitert werden, inzwischen ist von 80 Metern die Rede. Das sei deutlich überdimensioniert, moniert die Initiative im Einklang mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). An einigen Häusern am Ufer sind Protestplakate zu sehen.

Vier Gutachten haben die Steg-Kritiker bereits anfertigen lassen. "Darin wurde festgestellt, dass hier vieles kaputt gehen würde", sagt Kirschning. Die Malerin befürchtet unter anderem, dass die zusätzlichen Liegeplätze und Hausboote zu viel Schatten werfen könnten. Eisvogel, Rohrdommel und andere Tierarten seien gefährdet. "Wir sollten mit der Natur leben und nicht gegen sie", argumentiert die Chefin der Bürgerinitiative (BI).

Wir sollten mit der Natur leben und nicht gegen sie.

Silke Kirschning, Anwohnerin und Chefin der Bürgerinitiative

Rückendeckung von der Stadtpolitik

Unterstützung erfahren die Anwohner durch Fürstenbergs parteilosen Bürgermeister Robert Philipp. Gemeinsam mit dem BUND hat die Stadt bereits vor Jahren Widerspruch gegen die Genehmigung der umstrittenen Steganlage eingelegt. Er verweist darauf, dass der Standort der Marina recht klein ist und nur durch eine Wohnsiedlung erreichbar ist.

Ein Protestplakat gegen die Stegerweiterung hängt an einem Wohnhaus in Fürstenberg/Havel (Quelle: rbb)
Protest gegen die geplante Bootssteg-Werweiterung am Röblinsee | Bild: rbb

Damit verbunden seien eben auch mehr Anreiseverkehr und die Suche nach Parkplätzen. "Da geht es um die Belastung der Gewässer, der Schleusen, der städtischen Intrastruktur", zählt Philipp seine Bedenken auf. Alles sei miteinander abzuwägen. Dies mündete beim Bürgermeister und der Stadtverordnetenversammlung bisher in einem Nein zu dem Vorhaben. Und in Fürstenberg/Havel hält sich hartnäckig das Gerücht, es würde sich um eine Betonsteganlage handeln. Aktuell gilt jedenfalls ein Baustopp.

Investor mit Kompromissangebot

"Behauptungen seitens der BI, … dass es sich um eine Betonsteganlage handeln würde, dass die Marina Röblinsee ihren Profit auf Kosten der Natur generiert … weisen wir mit aller Entschiedenheit zurück", teilt der Investor auf Nachfrage schriftlich mit. Vor Kamera oder Mikrofon will sich der Chef der Röblinsee GmbH nicht äußern. Begründung: In der Vergangenheit sei immer wieder vieles falsch wiedergegeben worden.

Tatsächlich scheinen die Fronten in Fürstenberg/Havel verhärtet. Daran ändert auch das Kompromissangebot wenig, dass der Investor seine ursprünglichen Pläne von 110 auf 80 Meter bereits abgespeckt hat. Damit würde die Holzsteg-Anlage aber immer noch 65 Meter ins Wasser hineinreichen. Zu den 66 Anliegeplätzen kämen 24 hinzu.

Landkreis hat Anlage genehmigt

"Das Grundsatzproblem bleibt das gleiche", erklärt Bürgermeister Robert Philipp seine anhaltende Ablehnung des Projektes. Allerdings steht er mit seiner Haltung auch in Konflikt mit der Kreisverwaltung von Oberhavel. Die hatte beide Steg-Varianten bereits genehmigt.

"Wenn die Voraussetzungen vorliegen, dann haben wir das grundsätzlich zu genehmigen", betont Baudezernent Egmont Hamelow (CDU). Planungs- und wasserrechtlich sei die Steganlage zulässig. In dem Gebiet hätte man schon heute Wohnen, Gewerbe, Tourismus. "Insofern passt es", so Hamelow, "in diesem vorgeprägten Gebiet auch sehr gut hin".

Boote liegen an einem Steg auf dem Röblinsee in Fürstenberg/Havel (Quelle: rbb)
Der Röblinsee ist ein beliebtes Ziel für Freizeitkapitäne | Bild: rbb

Landet der Konflikt vor Gericht?

Seit zehn Jahren dauert das Tauziehen um die erweiterte Steganlage am Röblinsee nun schon an. Nun könnte es in die nächste Runde gehen. Am 30. Mai tagt die Stadtverordnetenversammlung unter anderem zu diesem Thema. Die Kommunalpolitiker sollen dann entscheiden, ob Fürstenberg/Havel auch gegen die neue Genehmigung des neuen Bootssteges klagen wird.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.05.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Karsten Zummack

11 Kommentare

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  1. 11.

    Wir haben hier schon das Problem Massenhausboote. Das ist unerträglich! Stopp dem Ausverkauf der Seen und Flüsse!

  2. 10.

    Es geht um gerade einmal 24 Liegeplätze. Lokal mag das ein Problem sein, insgesamt gibt es jedoch weit gravierendere Gefahren für Natur und Landschaft. Letztlich wäre es natürlich zu begrüßen, wenn diese Steganlage nicht gebaut wird, nur scheint mir die Sache nicht prioritär.

  3. 9.

    Genau, hausboote sind natürlich viel wichtiger als die Natur und uns herum.

    Was nutzt es ihnen, wenn die Natur kaputt geht und sie im stinkenden Wasser mit ihrem schönen hausboot stehen??

  4. 8.

    "Planungs- und wasserrechtlich sei die Steganlage zulässig". Und naturschutzrechtlich? Oder gilt der in einem Natur/Mensch/Mischgebiet nicht mehr?
    Klingt für mich sehr unerfreulich. Fürstenberg lebt doch eigentlich von der Kleinteiligkeit, der Natur mitten zwischen den menschlichen Nutzungen. Dieser Charakter geht dann wohl verloren.

  5. 7.

    Sie haben völlig recht! Da viele Schleusen jetzt schon überlastet sind und niemand gern stundenlang in der Schlange wartet, werden viele Hausbooturlaube nur noch am Steg stattfinden. Eigentlich könnte man dann sogar die Motoren ganz weglassen. So könnte sich auch kein unerfahrener Leichtmatrose mehr vor oder in der Schleuse querstellen und alles komplett lahmlegen.

  6. 6.

    Ich hab die Überschrift korrigiert: Das Geld ist das Ziel. Darum gehts und nicht ums Wohlergehen der Gemeinschaft. Gehört weg!

  7. 5.

    Das ist nichts Neues - leider. Das Geld setzt sich durch - gegen die dort wohnen und gegen die Natur! Das müßte endlich verboten werden. Die denken Nur ans Eine: Profit! Meine Meinung (mit Fakten unterlegt!).

  8. 4.

    Es werden dringend vielerorts in Brandenburg mehr und größere Steganlagen benötigt. Auch und gerade für Hausboote.

  9. 3.

    Wenn sie da wohnen würden, dann könnten sie die Argumentation der Gegner des Projektes nachvollziehen. Die Schleuse in Fürstenberg ist jetzt schon ein Nadelöhr und nicht erweiterbar und dann noch mehr boote?

  10. 2.

    Ich hätte gerne gehört was der Chef der Röblinsee GmbH dazu sagt. Denn eines ist klar: Genehmigt ist genehmigt. Das Verwaltungsrecht anzugreifen wird auch der Kommune nicht gelingen können. Man kann davon ausgehen, dass die Gesetzlichkeiten ein Errichtungsverbot (Nichtgenehmigung) ausschließen. Selbst wenn die BI gute Argumente hat, so werden diese nicht ausreichen das Verwaltungsrecht zum kippen einer Baugenehmigung zu bewegen. Im Gegenteil, klagen kann man immer... wenn genug Geld da ist? (Vermutlich wird sogar der Baustopp teuer werden. Die wissen das noch nicht...)

    „Begründung: In der Vergangenheit sei immer wieder vieles falsch wiedergegeben worden.“ Warum werden Jounalisten nicht auch danach bewertet, wahrheitsgemäß und ohne WERTUNG wiederzugeben? Dann sind die Leute aukunftsfreudiger.

  11. 1.

    Angesichts von über 300 m hohen Windrädern, mehre qkm großen PV-Anlagen oder einer gewaltigen Gigafactory, die sich noch weiter ausdehnt, scheint mir ein 80 m langer Steg doch eigentlich eher unbedeutend. Aber natürlich müssen auch dabei die gesetzlichen Rahmenbedingungen, insbesondere in Bezug auf den Schutz von Natur und Landschaft, eingehalten werden.

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