Mögliche Privatisierung -
Nach der Schließung des städtischen Horts "Sternschnuppe" in Fürstenwalde (Oder-Spree) steht nun eine Privatisierung der Betreuung von mehr als Hundert Kindern im Raum: Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft) ist mit sieben verschiedenen freien Trägern im Gespräch. Das sagte er am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung (SVV).
Der Hort im Stadtteil Nord schloss am 6. Juni dauerhaft, nachdem ein Großteil der Erzieherinnen und Erzieher nicht zum Dienst erschienen war. Seitdem hat der Hort laut Angaben des Landkreises keine Betriebserlaubnis mehr. 151 Kinder der Siegmund-Jähn-Grundschule stehen ohne Ganztagsbetreuung da. Das Hort-Personal wurde in andere städtischen Einrichtungen versetzt.
Begrenztes Betreuungsangebot in den kommenden Wochen
Eltern, die wegen der Betreuung der Kinder nicht mehr arbeiten können, hatte die Stadt angeboten, auf Antrag einen Verdienstausfall zu erstatten. Bislang gebe es aber "noch keine Anträge", sagte der Bürgermeister. Die Vorschule, in der 15 Kinder mit Deutschunterricht auf die Schule vorbereitet werden, wurde ebenfalls ausgesetzt.
Für Kinder der Klassenstufe 1 und 2, deren Eltern berufstätig sind, gibt es aktuell eine Aufsicht bis 14 Uhr in einem Jugendklub, allerdings ohne pädagogisches Personal. Senioren einer benachbarten Awo- Einrichtung beaufsichtigen aktuell das Mittagsessen der Schulkinder. Für Kinder der 3. und 4. Klasse soll es in den kommenden Wochen ein Betreuungsangebot in mehreren Einrichtungen für bis zu 26 Kindern geben, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte.
Eltern erwägen Klage gegen Kreis und Bildungsminiserium
Die Lehrer der Siegmund-Jähn-Grundschule, die als Ganztagsschule auf den Hort angewiesen ist, wissen noch nicht, wie die Betreuung ab dem neuen Schuljahr geregelt wird. Sie machten am Mittwochabend deutlich, dass sie in den anstehenden Elternversammlungen seriöse Antworten geben müssen. "Was sagen wir den Eltern?", sagte Lehrerin Ines Rattey dem rbb. "Wir können ein Kind der 1., 2., 3. oder 4. Klasse nicht einfach um 12 Uhr nach Hause schicken."
Elternvertreter erwägen jetzt einen Klageweg gegen den Landkreis Oder-Spree und das Brandenburger Bildungsministerium, weil der Rechtsanspruch auf Hortbetreuung in Fürstenwalde nicht erfüllt wird. Die Lage sei "sehr angespannt", sagte einer von ihnen gegenüber dem rbb.
In der kommenden Woche soll es erneut eine dringliche Hauptausschusssitzung der SVV von Fürstenwalde geben. Darüber wurde einstimmig von allen Fraktionen abgestimmt. Über die Privatisierung des bislang städtischen Hortes müsste die SVV entscheiden. Doch nach der Kommunalwahl gibt es ein neues Parlament in der Stadt, welches sich noch nicht konstituiert hat.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.06.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Sabine Tzitschke