Keine Betreuung für 151 Kinder - Hort "Sternschnuppe" in Fürstenwalde öffnet für Mittagessen wieder
In Fürstenwalde hat ein Hort aus Personalmangel überraschend geschlossen. Nun wird dort wieder Mittagessen angeboten. Die Darstellungen zu den Zuständen im Hort widersprechen sich.
Der Hort "Sternschnuppe" in Fürstenwalde (Oder-Spree) wird ab Montag wieder teilweise geöffnet. Allerdings nur der Speiseraum, damit die Kinder dort wieder Mittag essen können. Das teilte die Stadtverwaltung Fürstenwalde mit. Spätestens um 13:30 Uhr müssen die Erst- bis Viertklässler der Siegmund-Jähn-Grundschule dann das Gelände verlassen haben.
Die Betreuung der Sechs- bis Zehnjährigen bleibt kompliziert. Für Kinder der Klassen 1 und 2, deren Eltern arbeiten, gibt es nach der Schule eine Art Notbetreuung bis maximal 14 Uhr im Jugendklub Nord. Das betrifft von 151 Kindern, die eigentlich einen Rechtsanspruch auf Hortbetreuung haben, nur etwa die Hälfte.
Dritt- und Viertklässler werden nicht betreut. Eltern, die wegen der fehlenden Betreuung ihrer Kinder nicht mehr arbeiten können, dürften ihren Verdienstausfall im Rathaus geltend machen. Die Familiensituationen sind angespannt.
Hoffnung auf verlässliche Betreuungssituation erst nach Landtagswahl
Der Hort im Fürstenwalder Stadtteil Nord war vor zehn Tagen dauerhaft geschlossen worden, nachdem alle Erzieherinnen und Erzieher gleichzeitig krank waren. Dem Landkreis Oder-Spree zufolge gibt es für den Hort mittlerweile keine Betriebserlaubnis mehr.
In dieser Woche will sich der Hauptausschuss mit der Hortschließung beschäftigen. Damit alle Abgeordneten teilnehmen können, wird auch die Einberufung einer Sondersitzung diskutiert. Laut Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft) soll es einen kompletten Neuanfang für einen Hort im Stadtteil Nord geben. Die Plattenbausiedlung gilt als sozialer Brennpunkt. 21 unterschiedliche Nationen und Sprachen kommen aktuell mit den Kindern im Hort zusammen. 60 Prozent der Kinder haben Migrationshintergrund.
Der Betreuungsbedarf sei für viele der Kinder überdurchschnittlich hoch, sagte Bürgermeister Rudolph kurz nach der Schließung des Hortes dem rbb. Deshalb wurden in den letzten Jahren für die Einrichtung immer wieder Sonder- und Heilpädagogen gefordert. Für die gab es aber kein Geld. Das Bildungsministerium teilte dem rbb schriftlich mit, dass erst eine "neue Landesregierung" über solche Mittel entscheiden müsse.
Die Darstellungen über die Zustände im Hort widersprechen sich
Aus dem Rathaus heißt es am Montag weiter, dass es zu Körperverletzungen gekommen sei. "Ich kann jedenfalls sagen, dass wir unter anderem Krankenstand unter den Erziehern hatten wegen Gewalttätigkeit von Kindern an den Erziehern. Das ist nachweislich", sagte Bürgermeister Rudolph dem rbb.
Dass es Probleme gibt, verschweigt auch Martina Jänicke, Konrektorin der Grundschule Siegmund Jähn, nicht. Kinder würden sich beschimpfen und beleidigen, es gebe Unterrichtsverweigerer. Aber das seien Einzelfälle, sagte sie dem rbb. Sie könne sich nicht vorstellen, dass die Situation im Hort wirklich so schlimm ist: "Weil bei uns so große Probleme nicht angekommen sind. Wir wissen natürlich um die Kinder, die da sind. Und wenn sie sich im Hort frei bewegen können, ist das Problem natürlich größer als bei uns in der Schule."
Auch Carsten Rowald, Koordinator des Mehrgenerationenhauses, das sich im gleichen Gebäude befindet wie der Hort Sternschnuppe - hat die plötzliche Schließung und die Vorwürfe überrascht. Gemeinsam mit den Erziehern hatte das Mehrgenerationenhaus dort in der Vergangenheit Veranstaltungen für die Kinder organisiert. "Also wir haben bisher keine Gewalt gesehen."
Laut Polizeidirektion Ost sind Schule und Hort kein Einsatzschwerpunkt.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.06.2024, 19:30 Uhr