Pro-palästinensische Proteste angekündigt - Lehrer verteidigen abgesagte Abifeier in Berlin-Tiergarten

So 23.06.24 | 15:21 Uhr
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Archivbild: Tiergarten Gymnasium. (Quelle: imago images/Dreamstime)
Bild: imago images/Dreamstime

Der Krieg in Gaza führt auch an Berliner Schulen zu Spannungen. Nach der Absage einer Abifeier geht die Diskussion weiter - Lehrer melden sich zu Wort und die Berliner Senatorin für Bildung schaltet sich ein.

Nach der Absage einer geplanten Abiturfeier wegen angekündigter politischer Proteste im Kontext des Gaza-Kriegs hat die Lehrerschaft die Entscheidung verteidigt.

"Wir möchten nicht riskieren, dass im Rahmen einer Schulveranstaltung Sachverhalte unausgewogen dargestellt und Menschen bedroht, beleidigt oder unter Druck gesetzt werden oder ihre Sicherheit sogar gefährdet wird", heißt es in einem offenen Brief der Lehrerinnen und Lehrer auf der Internetseite des Gymnasiums Tiergarten [www.gymnasium-tiergarten.de].

"Ein beträchtlicher Teil des diesjährigen Abiturjahrgangs hatte den Plan, seinem Protest gegen die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen bei der diesjährigen Abiturverleihung 'standhaft' und ohne vorherige Absprache mit der Schule Ausdruck zu verleihen", heißt es in dem Brief weiter. "Es wurde dabei explizit dazu aufgerufen, auch dann fortzufahren, wenn die Lehrkräfte zum Aufhören auffordern würden." Das Vorhaben werde demnach von "ca. der Hälfte des Jahrgangs unterstützt. Gleichzeitig fühlten sich einige Schüler:innen stark unter Druck gesetzt, sich der Aktion anzuschließen", so die Lehrerschaft weiter.

Diese Tatsache, vor allem aber die nicht zu gewährleistende Sicherheit aller Teilnehmenden, hätte "keine andere Möglichkeit" zugelassen, als diese Veranstaltung abzusagen. "Wir als Kollegium bedauern diesen Schritt ausdrücklich. Gleichwohl stehen wir klar hinter der Entscheidung der Schulleitung, der Schulsozialarbeit und der erweiterten Schulleitung", heißt es in dem Brief, über den zunächst der Tagesspiegel berichtete.

Bildungssenatorin Günther-Wünsch steht "fest an der Seite" der Schulleitung

Auch die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) unterstützt den Schritt: "Ich stehe fest an der Seite der Schulleitung und des Lehrerkollegiums in ihren Entscheidungen", sagte sie dem "Tagesspiegel". "Wir werden keine Bedrohungen, Hassbekundungen und antisemitischen Äußerungen dulden und weiterhin gemeinsam gegen jegliche Störungen restriktiv vorgehen", sagte sie. Dies gelte sowohl für den Unterricht als auch für sämtliche schulische Veranstaltungen, so die Senatorin.

Suche nach Lösung geht weiter

Schule und Bildungsverwaltung prüfen derzeit, in welcher Form die Abiturzeugnisse doch feierlich übergeben werden können. Die Idee, die Zeugnisse in kleinen Gruppen in der Schule vom jeweiligen Tutor ohne Eltern in Empfang nehmen zu können, kam nach Medienberichten nicht gut an.

Zugleich riefen pro-palästinensische und israelfeindliche Gruppen in sozialen Medien zu Protestkundgebungen vor der Schule an jenem 5. Juli auf, wie es auch in der "Berliner Morgenpost" hieß.

Der Gaza-Krieg führt an den Berliner Schulen zu einer teils angespannten und aufgeladenen Stimmung. Bereits wenige Tage nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gab es in diesem Zusammenhang an einem Neuköllner Gymnasium sogar eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.24, 19:30 Uhr

81 Kommentare

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  1. 81.

    Ja, das tut mir Leid. Da war meine Ausführung zu lang und ich erweckte damit den Eindruck, als würde ich da auf eine Aussagen von Ihnen eingehen, welche sie gar nicht getroffen haben. Das hätte ich in ein extra Post packen müssen.
    Mein Fehler!

  2. 80.

    Das Hausrecht und die Verfügungsgewalt der Schule habe ich zu keiner Zeit infrage gestellt und dazu habe ich keine Meinung.
    Mir ging’s hier nur um die Klarstellung zwischen „derzeitigen Ausdeutungen des Antisemitismus“ und dem Antisemitismus in Verbindung von Abiturienten.
    Der Rest ist sowieso Politik.

  3. 79.

    Bitte mäßigen sie ihren Ton und Versachlichen sie die Diskussion. Ich habe lediglich darauf Aufmerksam gemacht, dass ein gewisser Spruch dazu benutzt wird den Israelis die Existenz abzusprechen. Ob die Abiturienten das dann dort auch sagen werden weiß wohl niemand vorher. Da aber davon scheinbar seitens der Schule von ausgegangen wird, ist die Veranstaltung abgesagt worden. Nicht mehr und auch nicht weniger.

  4. 78.

    Und wenn selbst es so wäre? Warum muss man dazu eine Zeugnisausgabe Missbrauchen? Man hat so viele Möglichkeiten darauf aufmerksam zu machen. Zumal ich pauschal den Abiturienten nicht unterstellen würde antisemitisch zu sein. Aber bisherige Demos oder Veranstaltungen haben gezeigt, dass sich immer Leute unter diese gruppe mischen und sich dann die gesamten Teilnehmer zu eigen machen.
    Die Schule möchte dieser möglichen(konjunktiv) Konfrontation nicht stellen und daher die geplante Veranstaltung abgesagt. Das unterstütze ich ausdrücklich und hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
    Diese gegenseitige Hetze muss auch mal aufhören. Ist schon schlimm, das es Extreme gibt aber das sich die Mitte mittlerweile dauernd für eine Seite entscheiden soll und damit Lagebildung betrieben wird, geht zu weit.

  5. 77.

    Schwurbeln sie nicht herum. Sind sie ernsthaft der Meinung, dass eine große Gruppe von Abiturienten die Auslöschung des Staates Israel fordert, ja oder nein?
    Alles andere sind Nebelkerzen.

  6. 76.

    „…das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah verherrlicht.“

    Und sie wollen damit sagen, dass eine große Gruppe von Abiturienten, die so groß ist, dass man die Abifeier trotz möglichen Polizeischutzes absagt, genau dies fordert, die Vernichtung des Staates Israel und die Unterstützung von Hamas und Hisbollah?
    Kann ich mir nicht vorstellen. Was ich mir eher vorstellen kann, ist ein Protest bezüglich der Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel der Militäroperationen in Gaza. Und natürlich um das dabei wieder hochkochende, ewig schwelende, Thema bezüglich der Räumung der Westbank. Aber dies sind alles legitime, völkerrechtskonforme Forderung.

  7. 75.

    Der ganze Spruch ist halt etwas länger. Ich möchte es jetzt hier nicht erwähnen aber das hat was mit Fluss und Meer zu tun.

  8. 74.

    Auch wenn der Elias es sicherlich nicht wahr haben will, wurde bei den Al-Quds-Demos in Berlin ebenso wie bei den aktuellen Protesten das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah verherrlicht.

  9. 72.

    Was ist an „Freiheit für Palästina“ „unwissend“ oder „erschreckendes Schwarzweissdenken“?

  10. 71.

    Nun dann schauen Sie doch einmal in die Berichterstattung hinsichtlich der Antiisraeldemos und ihre Teilnehmer. Oder mal wer die Al- Kuds-Demo jedes Jahr anführt und was dort für Sprüche losgelassen werden!

  11. 70.

    Sehe ich auch so.Der 07.10. wird leider völlig ausser Acht gelassen.Israel bekämpft die Hamas und nicht Palästinenser.Es werden die Tatsachen um das Pogrom völlig verdreht,von den Pro Palästina Demonstranten

  12. 69.

    Geht mal alle runter vom Gas und spult Euch hier nicht so auf. Die Abifeier wäre sofort erlaubt woren, wen diese Abiturienten das Dringlichste gefordert hätten: Die sofortige Freilassung aller Geiseln vom 7.10.23 ohne irgendwelches "verhandeln".

  13. 68.

    Ich schätze sie unterschätzen Abiturienten und Studenten. Das "Schwarzweissdenken" sehe ich hier eher bei einigen Kommentatoren.

  14. 67.

    Es ist erschreckend wie unwissend Abiturienten und Studenten sind,die FREE Palestine rufen.Sie haben ein erschreckendes Schwarzweissdenken

  15. 66.

    "Klar kann man gegen die Politik der Regierung Israels sachlich protestieren, nur hier hat eine gewisse Klientel, darunter auch Linke ein Interesse daran in dieser Diskussion das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen. "

    Nennen sie doch mal Roß und Reiter, ich warte gespannt, bislang belassen sie es bei nebulösen Andeutungen.

  16. 65.

    Was ist daran schlecht, dass Lagerfeld "... irgendwelchen exorbitant finanzstarken Leuten eine Klamotte auf den Körper [ge]näht [hat]" @Morena u.v.a. Nicks.
    Was ist daran ehrenrührig, wenn er sich zusätzlich um sein Heimatland Sorgen machte?
    Auch Deutsche im Ausland bleiben Deutsche im Tiefen in ihrer Seele.
    Denken Sie an die Deutsche Nationalmannschaft, in der Spieler spielen, die im Ausland leben und sich dort verdingen. Jetzt spielen sie für Deutschland.
    Und Sie? Sie rennen mit schwarzrotgoldener Fahne durch die Straßen und fühlen sich im "Stolzmonat" wohl, und suhlen sich im Patriotismus und Nationalspolz.
    Das Schreiben Sie Lagerfeld ab?

  17. 64.


    Klar kann man gegen die Politik der Regierung Israels sachlich protestieren, nur hier hat eine gewisse Klientel, darunter auch Linke ein Interesse daran in dieser Diskussion das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen. Zudem zeigt sich bei den "pro-palästinensischen" Demonstrationen seit dem 07.10.2023, dass hier von Seiten z.B der Hamas nahestehenden Gruppen gezielt versucht wird Antisemitismus unter dem Deckmantel der Israelkritik zu verbreiten!

  18. 63.

    Sie sagen es, ihre Annahme. Sie unterstellen unzulässigerweise und darüber möchte ich weder spekulieren, noch diskutieren.

    Meine Antwort haben sie.

  19. 62.

    “Und die mediale Aufmerksamkeit "bringt aber exakt nichts"?"
    Nö.
    Es gäbe dafür ja zwei Möglichkeiten: So ein Protest verbessert die Lage der Gazabewohner oder er verbessert die öffentliche Meinung in ihrem Sinne.
    Im konkreten Fall wollen ein paar Berliner Abiturienten ihre Abifeier sprengen, indem sie Fähnchen schwenken und markige Rufe ausstoßen (klar, nur meine Annahme).
    Welche der beiden Möglichkeiten, was das bringen könnte, sehen Sie denn hier genau? :-)
    Was davon sehen Sie denn hier vollbracht

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