Schutzantrag bei der EU - Das Ende des Döners, wie wir ihn kennen?
Wieder gibt es Diskussionen um den Döner. Nachdem der Preis für die schmierige Fladenbrottasche explodiert ist, geht es nun um den Namen. Eine Initiative möchte den "Döner" schützen lassen - ist es das Aus für den Dönerladen um die Ecke? Von Yasser Speck
Wann ist ein Döner ein Döner? Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. In Berlin wird der Döner klassisch im dreieckigen Fladenbrot serviert. Meistens stehen drei Saucen zur Auswahl: Kräuter, Knoblauch, Scharf. Dazu Eisbergsalat, Rotkohl und ein paar matschige Tomaten- und Gurkenstückchen. "Mit oder ohne Zwiebeln?", fragt meist der Dönerverkäufer. Und dazu gibt's feinstes Pressfleisch vom Spieß.
Wenn es nach der International Doner Federation (Udofed) aus der Türkei geht, dann ist das kein Döner. Der Knackpunkt ist das Fleisch.
Exakte Vorgaben gefordert
Die Udofed hat bei der Europäischen Union einen Antrag eingereicht, den Döner als "traditionelle Spezialität" schützen zu lassen. Ginge der Antrag durch, dann dürfte Döner weiterhin überall hergestellt werden - aber nur nach den dann festgelegten Vorgaben. Und die sind sehr spezifisch.
Es geht nämlich um das verwendete Fleisch, die Marinade und die exakte Zeit, die das Fleisch auf dem Drehspieß gegart werden soll. Laut dem Antrag, soll im Döner kein Press- oder Hähnchenfleisch à la Berlin-Döner zu finden sein. Nur das Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern soll ins Fladenbrot gestopft werden. Und wer denkt, dass die Dicke der Fleisch-Streifen egal sei, hat sich geschnitten. In das Fladenbrot sollen nur von oben nach unten abgeschnittene, zwei bis fünf Millimeter dünne Streifen gelegt werden, die mit einem circa 55 Zentimeter langen Dönermesser abgeschnitten wurden. Die Maschine, die automatisch Dönerfleisch vom Spieß abschneidet und den schmissigen Namen "Der Gerät" trägt, wäre dann arbeitslos.
Birkan Yilmaz betreibt einen Dönerladen im Wedding. Von der Initiative hält er nicht viel. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie damit durchkommen." Falls es aber doch klappen sollte, hat Yilmaz schon eine Idee, was er machen würde. "Dann würde ich aus meinem Laden einen Shawarma-Laden machen und quasi das gleiche verkaufen, aber es Shawarma nennen", witzelt der junge Mann. Damit wäre er wohl auf der sicheren Seite.
Döner soll mit Serrano-Schinken gleichziehen
Die International Doner Federation aus der Türkei möchte, dass der Döner mit den ganz Großen mitspielen darf. Auf der Liste der geschützten traditionellen Spezialitäten stehen knapp 100 internationale Leckereien. Dort findet sich zum Beispiel der exquisite Serrano-Schinken aus Spanien. Mit von der Partie der Köstlichkeiten ist auch der Mozzarella und die neapolitanische Pizza aus Italien.
Neuer Name nötig?
Sollte die Döner-Initiative Erfolg haben, müssten sich die vielen Döner-Läden entscheiden. Entweder, sie bieten den Döner dann nach den festgeschriebenen Konventionen an und dürfen weiterhin Dönerladen heißen - oder sie nennen sich um und es gibt weiterhin den klassischen Berliner-Schmierdöner, den so viele lieben.
Ein beliebter Name könnte dann der "Drehspieß" sein. Drehspieß-Läden oder Drehspieß-Buden könnten aus dem Boden sprießen. Der Satz: "Ich geh mal fix zum Dönermann", würde umbenannt in "Ich geh mal fix zum Drehspießmann" und etwas komplizierter über die Lippen gehen. Wie wäre es dann mit Kalbstasche oder Hähnchen-Fladenbrot? Seitan-Sandwich könnte auch hoch im Kurs stehen.
Einspruch der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Die Europäische Union hat nun sechs Monate Zeit, sich mit dem Döner-Fall zu beschäftigen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung jedenfalls hat Einspruch erhoben. Die Leibspeise umzubenennen, komme für sie nicht in Frage.
Am Ende ist es aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wie das ganze heißt und was da oben am Schild steht. Solange es "Kräuter, Knoblauch, Scharf" gibt und der Verkäufer einen fragt: "Salat alles?", ist die Welt doch noch in Ordnung.
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