Schutzantrag bei der EU - Das Ende des Döners, wie wir ihn kennen?

Mi 24.07.24 | 16:49 Uhr | Von Yasser Speck
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Ein Mann isst in Berlin am 12.11.2014 eine Portion Döner Kebab. (Quelle: Picture Alliance/Robert Schlesinger)
Video: rbb24 Abendschau | 23.07.2024 | Nural Akbayir | Bild: Picture Alliance/Robert Schlesinger

Wieder gibt es Diskussionen um den Döner. Nachdem der Preis für die schmierige Fladenbrottasche explodiert ist, geht es nun um den Namen. Eine Initiative möchte den "Döner" schützen lassen - ist es das Aus für den Dönerladen um die Ecke? Von Yasser Speck

Wann ist ein Döner ein Döner? Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. In Berlin wird der Döner klassisch im dreieckigen Fladenbrot serviert. Meistens stehen drei Saucen zur Auswahl: Kräuter, Knoblauch, Scharf. Dazu Eisbergsalat, Rotkohl und ein paar matschige Tomaten- und Gurkenstückchen. "Mit oder ohne Zwiebeln?", fragt meist der Dönerverkäufer. Und dazu gibt's feinstes Pressfleisch vom Spieß.

Wenn es nach der International Doner Federation (Udofed) aus der Türkei geht, dann ist das kein Döner. Der Knackpunkt ist das Fleisch.

Exakte Vorgaben gefordert

Die Udofed hat bei der Europäischen Union einen Antrag eingereicht, den Döner als "traditionelle Spezialität" schützen zu lassen. Ginge der Antrag durch, dann dürfte Döner weiterhin überall hergestellt werden - aber nur nach den dann festgelegten Vorgaben. Und die sind sehr spezifisch.

Es geht nämlich um das verwendete Fleisch, die Marinade und die exakte Zeit, die das Fleisch auf dem Drehspieß gegart werden soll. Laut dem Antrag, soll im Döner kein Press- oder Hähnchenfleisch à la Berlin-Döner zu finden sein. Nur das Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern soll ins Fladenbrot gestopft werden. Und wer denkt, dass die Dicke der Fleisch-Streifen egal sei, hat sich geschnitten. In das Fladenbrot sollen nur von oben nach unten abgeschnittene, zwei bis fünf Millimeter dünne Streifen gelegt werden, die mit einem circa 55 Zentimeter langen Dönermesser abgeschnitten wurden. Die Maschine, die automatisch Dönerfleisch vom Spieß abschneidet und den schmissigen Namen "Der Gerät" trägt, wäre dann arbeitslos.

Birkan Yilmaz betreibt einen Dönerladen im Wedding. Von der Initiative hält er nicht viel. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie damit durchkommen." Falls es aber doch klappen sollte, hat Yilmaz schon eine Idee, was er machen würde. "Dann würde ich aus meinem Laden einen Shawarma-Laden machen und quasi das gleiche verkaufen, aber es Shawarma nennen", witzelt der junge Mann. Damit wäre er wohl auf der sicheren Seite.

Döner soll mit Serrano-Schinken gleichziehen

Die International Doner Federation aus der Türkei möchte, dass der Döner mit den ganz Großen mitspielen darf. Auf der Liste der geschützten traditionellen Spezialitäten stehen knapp 100 internationale Leckereien. Dort findet sich zum Beispiel der exquisite Serrano-Schinken aus Spanien. Mit von der Partie der Köstlichkeiten ist auch der Mozzarella und die neapolitanische Pizza aus Italien.

Traditionelle Kebabherstellung am 02.03.2010 beim Enkel des Kebab-Grill Erfinders Iskender in Bursa, Türkei. (Quelle: Imago Images)
Der Enkel des Kebab-Grill-Erfinders Iskender Efendi zeigt ein Bild seines erfinderischen Großvaters. | Bild: Imago Images

Neuer Name nötig?

Sollte die Döner-Initiative Erfolg haben, müssten sich die vielen Döner-Läden entscheiden. Entweder, sie bieten den Döner dann nach den festgeschriebenen Konventionen an und dürfen weiterhin Dönerladen heißen - oder sie nennen sich um und es gibt weiterhin den klassischen Berliner-Schmierdöner, den so viele lieben.

Ein beliebter Name könnte dann der "Drehspieß" sein. Drehspieß-Läden oder Drehspieß-Buden könnten aus dem Boden sprießen. Der Satz: "Ich geh mal fix zum Dönermann", würde umbenannt in "Ich geh mal fix zum Drehspießmann" und etwas komplizierter über die Lippen gehen. Wie wäre es dann mit Kalbstasche oder Hähnchen-Fladenbrot? Seitan-Sandwich könnte auch hoch im Kurs stehen.

Archivbild: Mitarbeiter der Kaplan Dönerproduktion in Berlin stellen am 15.04.2003 die Drehspiesse am "laufenden Band" her. (Quelle: dpa-Zentralbild/Jochen Eckel)
Mitarbeiter der Kaplan Dönerproduktion in Berlin stellen die Drehspieße am "laufenden Band" her. | Bild: dpa-Zentralbild/Jochen Eckel

Einspruch der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Die Europäische Union hat nun sechs Monate Zeit, sich mit dem Döner-Fall zu beschäftigen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung jedenfalls hat Einspruch erhoben. Die Leibspeise umzubenennen, komme für sie nicht in Frage.

Am Ende ist es aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wie das ganze heißt und was da oben am Schild steht. Solange es "Kräuter, Knoblauch, Scharf" gibt und der Verkäufer einen fragt: "Salat alles?", ist die Welt doch noch in Ordnung.

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Sendung: rbb24 Abendschau, 23.07.2024. 19:35 Uhr.

Beitrag von Yasser Speck

127 Kommentare

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  1. 127.

    Zitat: " . . . die aktuellen Preise sund Abzocke. Außer bei dem Döner von Steffen (Berlin), siehe unten. Das ist ein akzeptabler Preis."

    Also bitte - 3,50€ für 'nen Döner kann bei den aktuellen Kosten für Imbissbetreiber kein "akzeptabler Preis" sein. Für den normalen "Berliner Schmierdöner" in der gleichen Quali wie vor Corona etc. muss man heute sicher schon (mind.) 6€ aufrufen, um die Kosten zu decken. Wenn es allerdings über 7€ hinausgeht, wie es in anderen - westlichen - Großstädten schon der Fall ist, streikt der Berliner wohl nicht ganz zu unrecht. ;)

  2. 126.

    Sie Geschichte des Döners ist mit Berlin untrennbar verbunden. es fing mit den Gastarbeitern an und endet mit der enormen Preisentwicklung! Ich will nicht die Preise der 90er zurück haben, aber die aktuellen Preise sund Abzocke. Außer bei dem Döner von Steffen (Berlin), siehe unten. Das ist ein akzeptabler Preis. Da würde ich mich auch anstellen!

  3. 125.

    Sorry, wenn Sie das Gästebuch lesen, dann müsste Ihnen aufgefallen sein, dass schon ein EX- Berliner hier kommentiert. Hinweis an alle, der Kommentar 16:56 vom 27.07 stammt nicht von mir. Ab sofort nenne ich mich First EX- Berliner.

  4. 124.

    Also ich habe durchaus den Eindruck, dass Dönerläden nach wie vor szn. gut im Futter stehen. Haben im Zuge der Corona- und Inflationskrise nicht wenige Restaurants bzw. Imbisse mit anderen Speiseangeboten dichtmachen müssen, laufen diese im Verhältnis doch überproportional vertretenen Läden gut weiter.

    Das wäre auch soweit völlig okay, wenn sich nicht selten der Verdacht der Geldmacherei aufdrängen würde. Nichts gegen Preiserhöhungen, die bei gestiegenen Allgemeinkosten absolut nachvollziehbar sind, aber wenn diese mit einem reduzierten Angebot einhergehen und man für den Vollpreis einen "Kinderdöner" serviert bekommt, ist das schon sehr ärgerlich. Zudem sich mir nicht erschießen mag, wie hier bei mir nur wenige hundert Meter auseinander liegende und vergleichbare Imbisse einen Preisunterschied von bis zu 2€ kalkulieren können.

  5. 123.

    Schade, wo ich jetzt wohne gibt es kein Döner. Ich erinnere mich gern an meine Dönerzeit in Berlin zurück! Was haben wir nicht alles für einen Döner gegeben! Tag und Nacht! Das ging sicher über 10-12 Jahre! Vorbei....

  6. 122.

    Da geb ich Ihnen nur recht! Was die Leute heute alles wissen wollen. Ein berühmter Lebensmittechemiker hat mal gesagt, daß es eigntlich völlig egal ist, was man ißt. der Körper nimmt sich , was er braucht! Nicht so ein Firlefanz mit dem Inhalt. Ja, schmecken muß es! Und billig darf es sein!

  7. 120.

    Enttäuschend einen solch negativ konnotierten Artikel vom rbb zu lesen. Oder sollte ich sagen: von diesem Schmierladen? Die Debatte über Namen- und Markenschutz bezüglich des "Döners" ist sinnbefreit und obsolet. Dieser hat in Deutschland das Licht der Welt erblickt, ergo dürfen wir ihn nennen, wie wir möchten. Soll es denn unbedingt ein Begriff sein, den es zu schützen gilt, läge wohl "Kebab" am nächsten.

  8. 119.

    Und wer denkt an die vielen Dönertiere, denen viel Leid erspart werden könnte? Wieder niemand! :-(

  9. 118.

    Hab in Neukölln mal nen Lammdöner gefuttert, der war 2 Eus teurer als nen Hackfleisch-Dings... habe keinen Cent bereut, den Laden gibts aber anscheinend nicht mehr.

    Für den perfekten, sättigenden döner zahle ich (inklusive Trinkgeld) gern meinen glatten 10er (klingt nach Verdopplung)... das aber eben dann seltener.

    Seit dem ganzen App-Mist stelle ich fest, dass ich beim Türken auch bei Grundnahrungsmitteln oftmals günstiger fahre als bei den derzeit auf Hallsabschneiderkurs-Discountern. Fleisch ist dort meist 3 Tage frischer, und der Preis ist auch OK.

    Mein Türke des Vertraunes (einer für den Döner, einer für die Lebensmittel) ist kein Ultrantationalist... wie siehts mit euren aus ?

  10. 117.

    Wen interessiert es, ob nun schützen lassen oder nicht. So viele etliche Jahre gibt es den Döner schon, da muss man nicht wieder das Rad neu erfinden. Gibt's denn keine anderen Sorgen bzw Probleme mehr?

  11. 116.

    Salopp geschrieben. Ansonsten kann man das gerne schützen lassen. Dann wird der "Döner" halt umbenannt und zack hat man ihn weiterhin.

    Schlöner? Ach ja, wehe das klaut einer. Werde ich richtig sauer.

  12. 115.

    Auch Rostbratwurst ist eine Sache des Vertrauens - wie eigentlich jedes Lebensmittel. Bereits im Mittelalter gab es schwere Strafen für z.B. Bäcker, Brauer oder auch Wirte, die Lebensmittel panschten oder Gewichte nicht einhielten.

  13. 114.

    Ist doch egal was drin ist, Hauptsache es schmeckt! Und der Preis ist auch wichtig!

  14. 113.

    Ja. Ich ess gern Rostbratwurst vom Grill. Die ist berühmt hier. Döner nur noch selten. Zuviel Schlagzeilen vorher die nicht appetitlich waren. Es gibt nur einen einzigen Stand, wo man einen teuren aber guten Döner bekommt. Ich schau mir immer an wie die Zutaten aussehen. Wie gar oder roh die Masse am Drehspiess ist...manchmal geh ich sofort.
    Jeder wie ers mag. Jedenfalls ist Döner eine Sache des Vertrauens.

  15. 112.

    Und warum muss man im Artikel schieriges Fladenbrot und matschige Tomaten schreiben ?
    Blödsinn !!! Wenn man ein tollen Dönermann hat, trifft nix davon zu !!!!!

  16. 111.

    Der Protest des internationalen Dönerverbands ist verständlich und ich verstehe, daß die türkische Volksseele kocht, denn Hackfleisch hat im Döner nun mal nichts zu suchen.

    Die Erfolgsaussichten schätze ich aber eher mau ein, denn Erdbeeryoghurt darf sich so nennen, obwohl er kein mg Erdbeeren enthalten muss.

  17. 109.

    Ja, die Esskultur verändert sich. Es kamen neue Lebensmittel, neue Zubereitungsarten, neue Konservierungstechniken usw. hinzu. Wäre es nicht so, würden wir uns noch immer tagein tagaus von Hirsebrei ernähren. Pommes mit Ketchup gab es vor 500 Jahren in deutschen Landen noch nicht. Was schmeckt, setzt sich durch.

  18. 108.

    "Die gewohnte Esskultur spielt nun total verrückt in Deutschland. "

    Was ist denn, bitteschön, eine "gewohnte Esskultur"? Spaghetti? Kommen seit den 1950er aus Italien oder Kartoffelgerichte? Die Kartoffel kam um 1573 nach Europa.

    Ich esse für mein Leben gerne Häckerle, ist das polnische oder deutsche "Esskultur"?

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