#Wiegehtesuns? | Geflüchtete Ukrainerin in Frankfurt - "Ich lebe in zwei verschiedenen Welten"

Mi 12.06.24 | 06:29 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau schaut aus dem Fenster ins Grüne. (Quelle: imago images/Popov)
Bild: imago images/Popov

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine lebt Alina Z. in Frankfurt (Oder). Sie hat Deutsch gelernt, arbeitet hier - und fährt, so oft sie kann, zu ihren Angehörigen in die Ukraine. Beide Welten zusammenzubekommen, sei schwierig, sagt sie. Ein Gesprächsprotokoll.

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Leben gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Alina Z. (22) ist Ukrainerin, kommt aus Kiew und lebt seit Frühjahr 2022 in Frankfurt (Oder). Sie ist damit zum zweiten Mal vor russischen Angriffen geflohen. Schon 2014/2015 musste sie aus ihrer ursprünglichen Heimat, der Luhansk-Region in der Ukraine, flüchten. All ihre Angehörigen leben noch in der Ukraine. Das schildert Alina:

Was meine Integration hier angeht und den Kontakt mit den Menschen, geht es mir gut. Da habe ich keine Probleme. Aber wenn ich mit meiner Familie in der Ukraine oder Bekannten spreche oder Nachrichten schaue, dann fühle ich eine große Dysbalance. Denn ich lebe in zwei verschiedenen Welten. Ich glaube, dass jeder Ukrainer und jede Ukrainerin das versteht, der oder die hier wohnt. Wenn man hier lebt, ist alles problemlos – aber man hat auch immer im Kopf, dass im Heimatland Krieg ist. Das muss man zusammenbekommen – und trotzdem weiterleben.

Mit meinem Zuhause in Brandenburg habe ich insgesamt drei Orte, in denen ich zuhause bin. Denn die Stadt Kiew, wo ich acht Jahre gewohnt habe, ist mein zweites Zuhause. Ursprünglich bin ich aus einer Stadt in der Luhansk-Region. Diese Region und meine Stadt wurden 2014 schon von Russland besetzt. Als ich in Kiew wohnte, bin ich also immer dorthin gefahren, wenn ich gesagt habe, ich fahre nach Hause. Wenn ich jetzt nach Hause fahre, dann fahre ich nach Kiew.

Ich war vor einer Woche zuletzt in der Ukraine. Aber dort fühle ich mich nicht sicher. Denn man kann nie sicher sein, dass nichts passiert. Sicherheit ist ein abwesendes Gefühl in der Ukraine. Es gibt schon Städte, in denen man sich etwas sicherer als in anderen fühlt. Aber im Prinzip kann es überall etwas passieren. Besonders bei Luftalarm fragt man sich, wie die nächste halbe Stunde wohl genau verlaufen wird.

Die Zerstörungen in der Ukraine sind schon jetzt wie nach einem vollständigen Krieg. Wobei es ganz darauf ankommt, wo man ist. In Kiew sind beispielsweise viel weniger Häuser zerstört als in Charkiw. In Charkiw ist fast jedes Haus betroffen.

Dem Wiederaufbau der Ukraine wird man viele Jahre widmen müssen. Und dieser Prozess geht jetzt schon los

Alina Z.

Dem Wiederaufbau der Ukraine wird man viele Jahre widmen müssen. Und dieser Prozess geht jetzt schon los. Denn die Menschen können dort nur weiter wohnen, wenn die Infrastruktur und die Energieversorgung oder auch Schulen und Krankenhäuser, von denen viele zerstört sind, wiederaufgebaut wird. Gerade Zerstörungen in der Energieversorgung sind für alle zu spüren. Mitunter gibt es kein Licht. Im Winter, als ich gerade da war, ging auch die Heizung nicht.

Im Prinzip sind alle meine Angehörigen in der Ukraine. Mein jüngerer Bruder macht eine Ausbildung. Seine Schule hat keinen Keller oder Bunker. Er hat deshalb derzeit nur noch Online-Unterricht.

Im Vergleich zu der Situation in meinem Heimatland fühle ich mich in Brandenburg wohl und sicher. Vor dem Krieg hatte ich allerdings nie vor, in ein anderes Land zu gehen. Ich arbeite jetzt bei einer Versicherung. Deutsch habe ich erst hier in Deutschland gelernt. Ich lerne es immer noch. Schritt für Schritt. Um mich zu integrieren, muss ich natürlich Deutsch sprechen können.

Gesprächsprotokoll: Sabine Priess

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12 Kommentare

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  1. 12.

    Allererstes Verhandlungsziel: Russland zieht sich komplett aus der Ukraine zurück, hinter die Grenzen der Ukraine von 2013 - endgültig und für alle Zeit.

  2. 11.

    Kann Ihnen nur zustimmen!
    Mein Kommentar (ähnlicher Artikel) in diese Richtung ist irgendwo verloren gegangen ...

  3. 10.

    Richtig. Putin ist einmarschiert. Dennoch sollten Wir (als Westen) alles dafür tun, das verhandelt wird.

  4. 9.

    Gerade Zerstörungen in der Energieversorgung sind für alle zu spüren.
    Er hat deshalb derzeit nur noch Online-Unterricht.

  5. 8.

    Welche Vorgeschichte? Welche Fake-Geschichte von Putin wollen Sie uns erzählen?

  6. 7.

    Genau! Die Vorgeschichte zu diesem Krieg ist die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und Teile des Donbass unter Missachtung des Budapester Memorandums.

  7. 6.

    Das tue ich nicht, keine Sorge. Dennoch ist es Putin gewesen, der in die Ukraine einmaschiert ist und nicht umgekehrt.

  8. 5.

    Einfach zu verstehen ist auch, das jeder Krieg eine Vorgeschichte hat....Das sollten Sie nicht ausblenden!

  9. 4.

    Und die Flüchtlinge der Ukraine müssten auch nicht im zwei verschiedenen Welten leben, wenn es den Angriffskrieg von Putin nicht gegeben hätte. Nochmal: Putins Entscheidung die Ukraine anzugreifen ist der Fehler gewesen, der Fehler schlechthin. Das ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen oder?

  10. 3.

    Die Ukraine wurde von Russland angegriffen und muss seitdem das eigene Land verteidigen. Der Fehler ist also ganz schnell gefunden: Putin hätte die Ukraine nicht angreifen dürfen. Das war ein riesiger Fehler von ihm. Ansonsten wäre die Ukraine überhaupt nicht in dieser Situation und die Menschen dort könnten in Frieden leben, so wie Sie hier auch.

  11. 2.

    Die Ukraine braucht nicht kämpfende Frauen sondern Waffen, mit denen sie sich zur Wehr setzen kann. Es liegt auch am Zögern des Westens mit Waffenlieferungen, dass die Lage dort so ernst ist und Putin deshalb keinerlei Ambitionen zu Verhandlungen hat, weil er immer noch drauf hoffen kann, dass der Ukraine Kraft und Waffen ausgehen. Wer tatsächlich Friedensverhandlungen will, muss erst mal Waffen liefern, um Putin überhaupt an den Verhandlungstisch zu bekommen.

  12. 1.

    In der ukrainischen Armee gibt es nur ca. 20 % Frauen. Wir versuchen, dem Land durch Waffen zu helfen. Finde den Fehler.

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