Berlin - BVV Mitte möchte Hackeschen Markt zur Fußgängerzone machen

Fr 31.03.23 | 18:41 Uhr
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Symbolbild: Passanten überqueren die Straße am Hackescher Markt. (Quelle: imago images/Schoening)
Audio: rbb 88,8 | 31.03.2023 | Natascha Gutschmidt | Bild: imago images/Schoening

Am Hackeschen Markt ist es chronisch voll: Viele Geschäfte und Touristen - aber nur schmale Gehwege. Dies will die BVV Mitte nun ändern und dort eine Fußgängerzone schaffen. Ein ähnliches Vorhaben in der Friedrichstraße war zuletzt hoch umstritten.

Der Hackesche Markt und angrenzende Straßen in Berlin-Mitte sollen zur Fußgängerzone werden. Das hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte am Donnerstag mit den Stimmen von Grünen, SPD und Linken beschlossen. Das Bezirksamt wird damit aufgefordert, zusammen mit der Senatsumweltverwaltung den Bereich zu einer Fußgängerzone umzugestalten.

Die neue Fußgängerzone soll auch folgende Straßen umfassen:

  • die Neue Schönhauser Straße,
  • die Oranienburger Straße bis zur Großen Hamburger Straße,
  • die Rosenthaler Straße bis zur Sophienstraße
  • An der Spandauer Brücke bis zur Einmündung Dircksenstraße

Weitere Abschnitte der Oranienburger und der Rosenthaler Straße sollen verkehrsberuhigt werden.

Der Lieferverkehr zu allen Geschäften soll laut Beschluss möglich bleiben. Auch Handwerker und Pflegekräfte dürfen demnach weiter mit Autos in den Bereich fahren. Straßenbahnen hätten - mit Rücksicht auf Fußgänger - weiter Vorrang.

Antrag mit Umweltschutz und Aufenthaltsqualität begründet

Vorgelegt wurde die Beschlussvorlage von Bündnis90/Grüne. In ihr wird die Maßnahme mit "Erfordernissen von Klimaanpassung" und mit einer erforderlichen "Erhöhung der lokalen Aufenthaltsqualität" begründet.

So sollen passende Stellen entsiegelt und mit klimaresilienten Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden. Zudem sollen an geeigneten Stellen Sitzbänke und Trinkbrunnen aufgestellt werden, hieß es weiter.

Hoch frequentiertes Einkaufsviertel

Laut Beschlussvorlage gehört der Hackesche Markt "mit bis zu 7.500 Fußgänger*innen pro Stunde" zu den am häufigsten frequentierten Berliner Einkaufsvierteln. Gleichzeitig seien die Fußwege um den Markt herum sehr schmal und würden "insbesonders Menschen mit Gehbehinderung zu schaffen" machen.

Das Quartier solle daher laut BVV "attraktiver gestaltet und die Gefahren durch nicht zwingend notwendigen Autoverkehr beseitigt werden". Damit werde auch noch mal eine wirtschaftliche Stärkung dieser Gegend erwartet, hieß es weiter.

SPD stimmt dafür, CDU dagegen

Wie genau die Umsetzung des Vorhabens ablaufen kann, ist noch unklar. Der Beschluss fordert zunächst das zuständige Bezirksamt auf, in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz eine baulich veränderte Fußgängerzone am Hackeschen Markt einzurichten.

An welche Partei das zuständige Ressort im neuen Senat fällt, ist derzeit aber noch offen. Fußgängerzonen waren auch Thema bei den Koalitionsverhandlungen zum Berliner Senat zwischen CDU und SPD. In der Bezirksverordnetenversammlung stimmten die Abgeordneten der SPD für eine neue Fußgängerzone, die CDU stimmte dagegen.

Langer Zank um die Friedrichstraße

Zuletzt sorgte ein längeres Hickhack um die Friedrichstraße in Berlin für Diskussionen. Diese war ab August 2020 zwei Jahre lang für den Autoverkehr gesperrt. Der Verkehrsversuch endete im Oktober 2021, die Sperrung wurde aber aufrechterhalten.

Nachdem eine Weinhändlerin aus der parallel zur Friedrichstraße laufenden Charlottenstraße erfolgreich gegen die Sperrung für Autos klagte, wurde die Friedrichstraße wieder für den Verkehr freigegeben. Zwar hatte die Verkehrsverwaltung nach dem Ende des Verkehrsversuchs beantragt, die Friedrichstraße dauerhaft umzuwidmen. Das Verfahren war damals aber nicht abgeschlossen - somit durfte der Senat nicht aus städtebaulichen Gründen die Sperrung anordnen, urteilte das Gericht.

Im Januar unternahm Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) dann einen neuen Versuch, widmete die Straße um und sperrte vorerst dauerhaft die Friedrichstraße für den Pkw-Verkehr. Dies rief heftige Kritik vor allem von Seiten der FDP hervor.

Sendung: Radioeins, 31.03.2023, 19 Uhr

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74 Kommentare

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  1. 74.

    Haben Sie schon mal etwas von einer Fußgängerzone gehört......Sagt das Wort schon. Auch Radfahrer haben dort nichts zu suchen Oder??

  2. 73.

    Wusste nicht, dass man am 26.03 für eine "grünes Diktat" wählen ging. Da ging es um Klimaneutralität. Was hat es gezeigt, man will Stillstand. Aber bitte nicht nachher wieder heulen, dass der Staat alles zahlen soll. Die Gaspreisbremse z.B. war so ein Beispiel. Hätte man sich schenken können.
    Es gibt halt Menschen die verändern etwas, und dann gibt es solche wie sie, die nur verhindern wollen. Mit ihrer Einstellung hätte es kein Smartphone und sonstige IT Technik gegeben. Wahrscheinlich wäre die Erde auch noch eine Scheibe.

  3. 72.

    Solche gleichberechtigten Plätze haben eine Regel: Jeder muss kommunizieren und dazu Kontakt aufnehmen. Jede Richtungsänderung erfordert das. Kollisionen treten nur dann auf, wenn man dies nicht tut. Dann haften alle gleichermaßen.

    In der Friedrichstraße war es eine Verbotsanorsnung, nun kann man es besser machen. Wenn man die Leute mag und mitnimmt. Den Streit darüber mag ich ja sowieso besonders. Das Ergebnis auch.

  4. 71.

    Die Liste ließe sich zudem nahezu unendlich verlängern: Magdeburg, Augsburg und Halle, Freiburg, Kassel und Erfurt,
    Brandenburg an der Havel, Plauen und Witten (Ruhr), Bremen, Frankfurt am Main und Dresden, Berlin am Alexanderplatz, Potsdam zwischen Filmmuseum und Landtag.

  5. 70.

    Sie wollen Radfahrer verbieten, na sehen sie, ist der Mythos von der Verbotspartei schon wiederlegt. Warum sollen dort nicht Radfahrer fahren dürfen? Den Autofahrern gehört nicht die öffentliche Fläche.

  6. 69.

    Das hat nichts mit "Autoschrott" zu tun. ....ich hoffe das bei dieser Fußgängerzone das Radfahren dann auch verboten wird. Dort hat der "Radschrott" dann auch nichts zu suchen. Nur für Sparziergänger....

  7. 68.

    Der grüne Wahn geht vorerst weiter. Was für eine Provinzposse.
    Und Lincoln: er ist bestimmt traumatisch für Sie, dass Sie einen Unfall miterleben durften, aber ich kann in keiner Statistik erlesen, dass die Friedrichstraße eine Todesfälle für Fußgänger und es "gab es dort auch mehrere tödliche Unfälle von Fußgängern die von Autos erfasst wurden".
    Eric: wieviele Berliner das grüne Diktat nicht wollten, sah man am 26.03. deutlich. Das ist keine "Unwahrheit" sondern Fakt.

  8. 67.

    "Der Ha-Markt ist ein Verkehrsknotenpunkt in der Stadt und er deshalb so beliebt weil er so ist wie er ist"

    Genau. Es ist so schön kuschelig, auf den engen Bürgersteigen aneinander vorbei zu balancieren, Dazu die Düfte und den dicht vorbeiziehenden, anheimelnd tirilierenden Motoren der Autos und LKW zuzuhören. Einfach Augen schließen und genießen.
    Überhaupt ist das der neue Trend für super Wohnlagen: "Mit Blick auf belebte Kreuzung". Es geht doch nichts über Chaos und Lärm. Ditt is Balin, wa ?!

  9. 66.

    Ich stimme Dir voll zu. Da ziehen wieder zugewanderte Jungpolitiker in die BVV und versuchen den Kiez der Anwohner umzubauen der sich bisher so zu dem entwickelt was er heute ist und ihn deshalb beliebt macht. Eine quirlige Ecke soll zu einer seelenlosen Oase umgebaut werden und unsere Nachbarn und Lokale sind dagegen hier (Dircksenstr). Grüne Zwangsneurosen gegen Vielfalt (Verkehrstechnisch) sind schon paranoid und ja - Antidemokratisch

  10. 65.

    Ich bin für die Fußgängerzone.
    Aber eine Meinung als ungültig zu werten, da eine Begründung fehlt ist nicht richtig. Bauchgefühl und Intuition sind essenziell bei der Meinungsbildung und bedürfen keiner Begründung

  11. 64.

    Der Ha-Markt ist ein Verkehrsknotenpunkt in der Stadt und er deshalb so beliebt weil er so ist wie er ist und nicht wie wenige ihn gern hätten. Man sollte sich eher darum kümmern das Pergamonmuseeum von dem Geld schneller zu sanieren. Außerdem ist es wieder diktatorisch gegen Anwohner und Gewerbetreibende die man wie immer bei Grünen - nicht mitnimmt. Diese Partei mutiert eher zum Fall für den Verfassungsschutz in ihrer Ausrichtung

  12. 63.

    Wozu denn Autos für Handwerker, Pflegekräfte und Lieferanten? Dafür gibt es doch Lastenfahrräder!

  13. 62.

    Also sie sind gegen eine Fußgängerzone am Hackeschen Markt. Und ihre Begründung ist welche? Weil sie müssen schon ein Argument bringen. Nur zu sagen ich bin dagegen hat keinen Stellungswert.

  14. 61.

    Für mich wieder mal was völlig Krampfhaftes.
    Ich wohnte bis 2000 (Kaltmiete sollte nach Modernisierung von 300,-!!! auf 2000,-DM steigen) in der damaligen Burgstrasse, und was damals bzw. seither da gebaut wurde sorgte zuweilen für die zusätzlichen NEUEN schmalen Fußwege.
    „Damit werde auch noch mal eine wirtschaftliche Stärkung dieser Gegend erwartet“ – wie viel denn noch?

    „In ihr (der Beschlussvorlage) wird die Maßnahme mit "Erfordernissen von Klimaanpassung" und mit einer erforderlichen "Erhöhung der lokalen Aufenthaltsqualität" begründet.“ – für die Geschäftstreibenden oder noch Anwohnenden?

    Danke für das (für mich neue) Wort „Klimaanpassung“, versuche es zu deuten.
    Aber auch für „Aufenthaltsqualität“ finde ich keine verbindliche Definition, lediglich Deutungen.
    Soll aber vorwiegend erst mal sympathisch klingen

  15. 60.

    Fußgängerzonen mit Tram haben sich in verschiedenen Städten(Mannheim,Neuß)bewährt.Sie sind umweltfreundlich erreichbar und Fußgänger müssen nur noch auf ein Verkehrsmittel achten.Und wenn man den Autoverkehr wirklich zurückdrängen will,was sehr sinnvoll um nicht zu sagen unumgänglich ist,muß man ihm eben auch weniger Raum geben.

  16. 59.

    Sehr gut! Es wird Zeit, dass sich das Dorf Berlin in eine Internationale Metropole verwandelt. Der deutsche Autoschrott muss dafür entschieden bekämpft werden.

  17. 58.

    Sicher, daß die da angeben wollen? Oder sind das "Arbeitgeber", die ihre 'Angestellten" überwachen?

  18. 57.

    Schauen Sie doch einmal über Ihren Berliner Tellerrand hinaus und Sie werden viele Beispiele auch international fragen Boden wo die Tram durch Fußgängerzonen fährt. Berlin ist nicht der Nabel der Welt!

  19. 56.

    Das Jarasch ist Vorsitzende der Grünen in Berlin und mischt so weiter in den BVVs mit und als Opposition. Also, in 3 Jahren weitere Dämpfer verpassen damit das Unheil keine Chance hat

  20. 55.

    "Jarasch zieht wieder ihr Ding durch ohne Sinn und Verstand " Das verwundert mich. Ich dachte, Jarasch ist nun weg vom Fenster.

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