rbb exklusiv: Papier der Kultusminister - Bundesländer einigen sich auf einheitliche Abiturregeln bis 2030

Di 07.03.23 | 17:52 Uhr
  32
Symbolbild: "Heute Abitur" steht auf einer Tafel im Klassenzimmer eines Gymnasiums. (Quelle: dpa/S. Schuldt)
Video: Brandenburg aktuell | 07.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/S. Schuldt

Bis 2030 sollen die Regeln für das Abitur deutschlandweit gleich sein. Die Kultusminister haben sich jetzt auf Eckpunkte zu Bewertungen und Anzahl von Kursen geeinigt. Viele Bundesländer müssen sich erheblich anpassen.

Die Bundesländer planen spätestens 2030 ein Abitur nach einheitlichen Regeln. Ziel ist, das Abitur deutschlandweit vergleichbarer zu machen. Auf die neuen Regeln haben sich die Kultusminister nun laut einem Papier verständigt, das dem rbb exklusiv vorliegt.

Bis zu drei Fächer auf Leistungskursniveau

Eine Einigung gibt es den Unterlagen nach dazu, wie die Leistungen in der Oberstufe bewertet werden sollen. Schülerinnen und Schüler müssen demnach in den ersten anderthalb Oberstufenjahren ein bis zwei Leistungskursklausuren pro Halbjahr schreiben. Ein bis zwei Grundkursklausuren sind in den Prüfungsfächern sowie in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen vorgesehen. Bisher war das in den Bundesländern nicht einheitlich festgelegt und demnach unterschiedlich geregelt.

Im letzten Halbjahr vor dem Abitur soll jeweils eine Klausur möglich sein, diese wäre dann demnach nicht verpflichtend.

Ein weiterer Aspekt, bei dem offenbar Einigkeit besteht: Zwei bis drei Fächer sollen auf Leistungskursniveau unterrichtet werden, bisher sollten es zwei bis vier sein. Leistungskurse sollen für die Abiturnote doppelt gewichtet werden. In Bundesländern, die sich dafür entscheiden, drei Leistungskurse zuzulassen, können sie auch einfach gewichtet werden.

Zahl der Kurse insgesamt soll bei 40 liegen

Festgezurrt wird dem KMK-Papier zufolge auch die Zahl der Kurse, die die Schülerinnen und Schüler belegen müssen. In den vier Halbjahren der gymnasialen Oberstufe sind es demnach künftig insgesamt 40, wobei als Kompromiss unter Umständen um einen Kurs pro Schulhalbjahr davon abgewichen werden kann. Das gilt ebenso für die Kurse, die den Plänen zufolge in die Gesamtnote eingebracht werden müssen, nämlich 36.

Für die Berliner Schulen wäre das eine teilweise Neuerung. Denn an Berliner Gymnasien müssen die Schülerinnen und Schüler bereits insgesamt 40 Kurse belegen, an den übrigen Schularten wie etwa den Sekundarschulen dagegen nur 34. In die Abiturnotenberechnung eingebracht werden derzeit jeweils 32 Kurse.

Viele Bundesländer mit erheblichem Anpassungsbedarf

Die Kultusminister wollen am 16. März über die künftigen Abiturregeln sprechen. Kritiker monieren, das geschehe hinter verschlossenen Türen, anstatt sich mit den Verbänden zu beraten.

Die GEW Berlin sieht die Änderungen kritisch und fordert stattdessen andere Anpassungen. "Wir wünschen uns, dass das Abitur im eigenen Takt möglich ist", sagte der Vorsitzende Tom Erdmann. "Das heißt: Für die letzten drei Jahre - meist die Klassen 11, 12 und 13 - sollen die Schülerinnen und Schüler nicht drei, sondern fünf Jahre Zeit haben", erklärte Erdmann. Wenn sich eine Schülerin oder ein Schüler in einem Fach bereits sicher fühle, solle eine Prüfungsablegung auch außerhalb des eigentlichen Prüfungszeitraums stattfinden können. Damit würde den eigenen Leistungen mehr Rechnung getragen, als das reine Fokussieren auf einen Prüfungszeitraum von Anfang April bis Ende Mai.

Außerdem stellte Erdmann in Frage, ob durch eine Vereinheitlichung der Abiturprüfungen die Quoten der jeweiligen Bundesländer eingehalten werden könnten. "Bayern rühmt sich damit, das anspruchsvollste Abitur zu haben. Da machen nur 20 Prozent eines Jahrgangs Abitur - in Berlin sind wir bei fast 50 Prozent. Ob man diese Quoten bei einheitlichen Anforderungen halten kann, wage ich stark zu bezweifeln", sagte Erdmann. Änderungen dürften nicht dazu führen, dass man im Abitur zu einer "Testeritis" käme.

Neuerungen sollten spätestens bis 2030 greifen

Notwendig geworden sind Änderungen nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017. Dieses hatte angemahnt, dass das Abitur vergleichbarer sein müsse, um mehr Chancengleichheit bei der Studienplatzbewerbung zu schaffen.

Laut dem Entwurf, der dem rbb vorliegt, sollen die Länder die Neuerungen so umsetzen, dass sie spätestens für die Abiturprüfungen 2030 greifen. Den langen Übergangszeitrum begründet die KMK in ihrem Entwurf mit dem "erheblichen Anpassungsbedarf zahlreicher Länder".

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.03.2023, 12:20 Uhr

32 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 32.

    Hat lange gedauert seit Gründung der BRD, bis man darauf kommt. Aber warum schafft man nicht dieses Kurssystem nicht ganz wieder ab? Warum können heutige Schüler nicht mehr alle Fächer durchgängig bis zum Abschluß haben?

  2. 31.

    Na, durch das Korrigieren lernt man seine Schüler_innen kennen, um sie danach besser fördern zu können. KI Korrekturen nützen nur Menschen, die kein Interesse an Menschen haben.

  3. 30.

    Ist es in Berlin nicht. Lediglich die Eliteschulen des Sports dürfen das Fach als Leistungskurs anbieten.
    Ansonsten haben alle SEK II -Schüler und -innen in Berlin lächerliche 90 Minuten Sport ein Mal pro Woche. Da weisste, wie die meisten aussehen und wie wenig belastbar sie fürs Lernen und Leben sind.

  4. 29.

    Da fliegt dir doch ein Blech wech- 2030.
    Ha ha ha ,jeder bekommt wat er wählt.

  5. 28.

    Steigert dies das Niveau in Brandenburg? Wird nun die 2. Fremdsprache in Brandenburg wieder Pflichtfach? Ja oder Nein? Dem Abi-Niveau der guten Schüler würde das mehr Chancengleichheit im gesamten Bundesgebiet geben.

  6. 27.

    Antwort an Sabine 14.
    Dabei könnten bestimmt viele Beamte mit Lehrerqualifikation rekrutiert werden. Das ganze Bildungssystem muss umgebaut werden. Aber jeder will an seinem gut bezahlten Posten festhalten.

  7. 26.

    Haben die sich auch dzu verständigt das Sport kein Leistungsfach sein darf?

    Ich würde das jedenfalls begrüßen Bildungsniveau zu liebe.

    Sport ist Freizeit oder als Ü16 jähriger Ausbildung und Beruf.

    Dann würde es auch keine Kinderarbeit mehr im Leistungssport geben.

  8. 25.

    Hm hier kein Tablet und wo die 600 Tacken versandet sind - keine Ahnung!

  9. 24.

    NATÜRLICH KEINE ABSENKUNG

    Es wäre aber für viele Eltern eine Entlastung wenn die Standards in ALLEN Bundesländern einheitlich wären.

  10. 23.

    Da war Abitur was besonderes. Da wurde der Abschluss der 10 Klasse erbeten. Abgang 8. Klasse fand jeder auch Arbeit. Das ossi Abi wurde in Bayern nicht anerkannt. Nachwendisch. Musste nochmal gemacht werden. Satire ende.

  11. 22.

    Bundeseinheitliche Bildungsstandards finde ich begrüßenswert. Allerdings müsste es dann auch einheitliche Vertretungsstandards geben, sonst wird es mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz nichts. Es kann nicht sein, dass in einem Bundesland (Berlin) der Leistungskurs Physik wegen Krankheit der Lehrkraft weitestgehend ausfällt, wohingegen in Baden-Württemberg spätestens nach zwei Wochen eine Vertretungslehrkraft bereitsteht.

  12. 21.

    … sagt ein Quereinsteiger:-).
    Etwas mehr Empathie ihrerseits wäre angebracht.
    Es geht nicht immer nur schnell schnell und digitalisiert, denn Schülerinnen und Schüler sind Menschen.
    Bitte vergessen Sie das nicht, sollten Sie tatsächlich ein Quereinsteiger und jetzt Lehrer sein.

  13. 20.

    "Für die letzten drei Jahre ... nicht drei, sondern fünf Jahre Zeit haben", erklärte Erdman"
    Wir haben jetzt schon zu wenig Lehrer und angeblich zu große Klassen. Und das Niveau wird wohl kaum besser, durch "Sabbat"-Jahre.

  14. 19.

    Jau, hatten wir damals im Osten. Alles schön zentralisiert im Schulsektor. Nun gut - jetzt wird das Rad halt wieder neu erfunden. Doof, wie doof alles in der Zone war.

  15. 18.

    „jeder Schüler ein Tablet“ - Ihre Forderung ist erfüllt: Es gab in Summe 600€ in 2022 für Onlinunterricht. Schon vergessen?

  16. 17.

    Richtig und sinnvoll. Wie in Deutschland üblich nur viel zu spät.

  17. 16.

    Noch sitzt mein Oberstüfler da und LERNT AUSWENDIG für die Klausuren, da wird nix erarbeitet, erforscht, ne, auswendig lernen und das abgefragt. In den Leistungskursen. In LK Englisch wird munter de-engl und umgekehrt ÜBERSETZT. Von wann sind die Lehrpläne? Sowas war schon zu meiner Zeit in den 80er total out und verpönt (außer in Latein...). Und könnten wir uns bitte wieder auf 13 Schuljahre einigen, damit nicht jeder Schüler mwd ein freiwilliges Gammeljahr machen muss, um 18 zu werden und alleine an der Uni was zu machen, ohne dass die Eltern zum Elternsprechtag müssen - in den USA kann man mit G8 nicht mal studieren...

  18. 15.

    Viel Glück, Quereinsteiger! Stimme zu. Dazu bräuchte man in vielen Fällen noch nicht einmal KI, elektronische bzw. hybride Testsysteme wären schon ein Fortschritt. Testbasiertes Lernen. Wikibasierte Unterrichtsmaterialien anstelle von nicht vorhandenen oder antiken Schulbüchern. Da gäb es so viel, das alles in D und speziell Berlin nicht kommen wird.

  19. 14.

    Wenn die Leute nicht so an Ihren Pisten kleben würden, könnte man das Problem an der Wurtel beheben: der Föderalismus im Bildungswesen gehört endlich abgeschafft! Aber Gott bewahre, dann wären ja 15 Kultusminister und die gesamten dazugehörigen Ministerien überflüssig!

  20. 13.

    In Berlin (West) wurden uns die Schulbücher übereignet, also geschenkt. Toll was in der Bundesrepublik Deutschland in den 60er Jahren möglich war.

  21. 12.

    Ich würde mal bei den Schulbüchern und Kosten anfangen. Wenn jedes Bundesland andere Schulbücher und teilweise in einem Bundesland selbst Lehrer für das selbe Fach unterschiedliche Bücher verwenden kann es nichts werden. Dazu müssen in einigen Bundesländern die Bücher gekauft werden, andere können leihen und manche zahlen nichts. Also gleiche Schulbücher für alle und damit endlich wieder vernünftige Preise (ich kann mich noch gut an DDR-Zeiten erinnern) für teilweise nur ein paar Seiten. Dazu dann einheitliche Finanzierungsregeln in allen Bundesländern. Und irgendwann macht das Einheitsabi dann auch einen Sinn.

  22. 11.

    Ok, heisst jetzt, alle müssen sich an Bayern anpassen, weil Bayern sich ja für das non plus ultra hält? Dann bitte ab sofort auch 4 Jahre Grundschule hier und massive verbeamtete Lehrereinstellungen! Gleiches Lehrergehalt, logo. Gleiche Fächer (WAT, LER, kennt das außerhalb BBg überhaupt jemand?). Bildungsföderalismus ist doch Käse, echt. Und ja, Digitalisierung JETZT, jeder Schüler ein Tablet, gleiche Ausstattung überall, und gleicher Isurf-Dingens. Ach ja, viel Spaß, gut, dass mein Kind das nicht mehr erleben muss. Ist schon so ätzend genug...

  23. 10.

    Welche Niveau-Anpassung meinen Sie denn? Hoffentlich keine Absenkung. Die Bayern würden sich zu recht wehren und hätten nichts dagegen, wenn man sich ihnen anpasst.

  24. 9.

    Es sollte nicht nur einheitliche Abiturregeln in ALLEN BUNDESLÄNDERN geben, sondern das ganze Schulsystem sollte in ALLEN BUNDESLÄNDERN einheitlich sein.

    Denn wenn Familien mit ihren Kindern in ein anderes Bundesland ziehen sind die Kinder mit ihrem Wissen in der neuen Klasse weiter und langweilen sich oder sie hinken den Schülern des neuen Bundeslandes hinterher.
    BEIDES IST NICHT GUT

  25. 8.

    Warum dauert das so lang? Digitales Zentralabitur mit KI Auswertung und fertig! Das muss schneller gehen, wir brauchen mehr KI-Einsatz im Bildungsbereich und Selbstverantwortung bei Lernen. Die Rollen müssen komplett neu definiert werden zwischen Bildungsvermittlung und -empfang. Es besteht Handlungsbedarf.

  26. 7.

    "Viele Bundesländer müssen sich erheblich anpassen."
    Na welche denn nun? Berichterstattung Fehlanzeige?
    Doch nicht etwa Berlin mit seinem "exzellenten" Schulsystem, an dessen Wesen der Rest der Republik genesen sollte!?

  27. 6.

    Eine Vergleichbarkeit bei der ANZAHL der Leistungsnachweise ist noch keine Leistungsanpassung (an Bayern?). Es ist eine Vergleichbarkeit der Anforderungen, die allerdings gleich wieder aufgeweicht wird. Z.B. bei der Abwahlmöglichkeit der 2. Fremdsprache. Dieses "Von bis" lässt ja gerade Spielräume.
    Die Personaler wissen was zu tun ist. Um auszuwählen. In Brandenburg und Berlin sind die Guten dadurch benachteiligt wenn das Niveau sinkt.

  28. 5.

    In Deutschland dauert es viel zu lang, bis Änderungen greifen. Wir haben 2023 !!! Ein einheitliches Abi soll es ab 2030 geben. D ist lahm und starr... Klar,es gibt wie immer viele Gründe,lange Übergangsfristen zu rechtfertigen. Niemand soll überfordert werden. Nicht die Schüler(innen) und schon gar nicht die Lehrer(innen).In D sollte man erstmal dafür sorgen, dass die Menschen (Kinder u. Eltern) die deutsche Sprache beherrschen, in Wort und Schrift. Sonst klappts nicht mit dem Schulabschluss...

  29. 4.

    Klingt für mich nur nach mathematischer Angleichung. Wie sieht es mit dem Lehrstoff aus?

  30. 3.

    Das hätte schon vor 30 Jahren passieren müssen...! Ebenfalls ab der Grundschule... Da braucht es erst Eckpunkte, die noch paar Jahre in der "Ecke" liegen und dann in der Schublade verschimmeln...

  31. 2.

    Insgesamt würde ich das Schulsystem zentralisieren und für einheitliche Standards sorgen. Der dezentralen Ausrichtung kann ich nichts abgewinnen.

  32. 1.

    Die gleiche Regelung sollten bereits in den Grundschulen durchgeführt werden!Zieht man in ein anderes Bundesland ergeben sich schon die ersten Probleme.Kein gemeinsamer Verlauf des Schulunterrichts.Als Beispiel Berlin & Brandenburg!!!!

Nächster Artikel