Mehr Schutz für Bäume - Neues Jagdrecht in Brandenburg soll für mehr Abschüsse sorgen
Eine Gesetzesnovelle soll das Jagen in Brandenburg erleichtern und so den Baumbestand schützen. Das Ministerium musste dabei viele Kompromisse eingehen.
- mehrere Regeln zur Jagd in Brandenburg sollen erneuert werden
- Plan sieht Jagdrecht schon in Gebieten ab 75 Hektar vor
- Novelle soll spätestens im November in den Landtag
- Waldbesitzer und Jäger loben Neuregelungen
Nach zwei gescheiterten Anläufen für ein neues Jagdgesetz hat das Brandenburger Umwelt- und Forstministerium einen neuen Vorschlag vorgelegt. Statt eines neuen, gänzlich eigenständigen Jagdgesetzes will die Landesregierung nun mehrere jagdrechtliche Vorschriften novellieren und so für mehr Jagd im Wald sorgen.
Nach rbb-Informationen ist die Novelle erstmals im Vorfeld mit allen wichtigen Akteuren, wie den Koalitionspartnern, dem Jagdverband und mehreren Umweltverbänden abgestimmt. Am Montag hat sich auch der Koalitionsausschuss mit dem Entwurf beschäftigt.
Ministerium setzt sich nicht durch: Jagdrecht erst ab 75 Hektar
Dem Entwurf zufolge können Jagdgenossenschaften, Forstbetriebsgemeinschaften sowie Waldbesitzer jeweils ab einer Größe von 75 Hektar das Jagdrecht ausüben. Bisher war dies in der Regel erst ab 150 Hektar Fläche möglich. Damit ist ein zentrales Anliegen des Ministeriums, die Eigenjagd auf deutlich kleineren Arealen ab 10 Hektar und damit deutlich mehr Waldbesitzern zu ermöglichen, vom Tisch. Auch die bislang angedachten Begehungsscheine für kleinere Waldbesitzer sind nicht mehr vorgesehen.
Allerdings soll die Pachtdauer begrenzt werden. Während die Jagd-Pachten bislang oft auf Jahrzehnte vergeben werden, soll es zukünftig eine Begrenzung auf neun Jahre geben. So soll Waldbesitzern die Möglichkeit eingeräumt werden, schneller Einfluss auf das Jagdgeschehen in ihrem Wald nehmen zu können. Auch hier wollte das Forstministerium ursprünglich deutlich kürzere Fristen etablieren.
Knabberei von Wildtieren soll eingedämmt werden
Ziel der Reform des Jagdgesetzes ist es, mehr Jagd im Wald zu ermöglichen. Damit soll das Wild und so vor allem der Wildverbiss in den Wäldern verringert werden. Das Abknabbern von Jungbäumen durch Rehe, Hirsche und Damwild gilt als großes Problem für den klimaresistenten Waldumbau in Brandenburg.
Durchsetzen konnte sich das Ministerium dafür bei anderen Themen. So soll es zukünftig unter anderem alle drei Jahre Begehungen von Forstbehörden und Jägern geben, um sie für den Wildverbiss in ihren Jagdgebieten zu sensibilisieren. Außerdem soll die Jagdzeit um zwei Wochen bis zum 31. Januar verlängert werden, damit in der vegetationsfreien Zeit mehr Abschüsse ermöglicht werden können. Jäger müssen zudem finanziell dafür aufkommen, wenn der Wildschaden an einzelnen Baumarten zu groß wird.
Novelle soll im November zum Landtag
Der Entwurf des Gesetzes liegt nun beim Landesjagdbeirat. Das Ministerium hat nach rbb-Informationen bereits intern klargemacht, dass die Eckpunkte des Kompromisses als Gesamtpaket zu verstehen seien, deren Punkte nicht noch einmal einzeln verhandelt werden sollen. Stimmt der Landesjagdbeirat zu, soll die Novelle spätestens im November in den Landtag eingebracht werden.
Waldbesitzer und Jäger begrüßen Neuregelungen
Der Waldbesitzerverband Brandenburg hat den Vorschlag als "ersten Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet. Der Verbandsvorsitzende Thomas Weber begrüßt, dass die ursprünglich vom Ministerium geplante 10-Hektar-Eigenjagd-Regelung fallengelassen wurde. Weber sagte rbb24 Brandenburg Aktuell am Dienstag, diese sei "völlig an der Realität vorbei" gewesen. Man brauche eine gewisse Mindestgröße für eine Jagdfläche, um die Jagd aus waldbaulichen und Sicherheitsgründen erfolgreich durchführen zu können.
Ähnlich äußerte sich der Präsident des Landesjagdverbandes, Dirk-Henner Wellershof. Mit der neuen Eigenjagd-Regelung sei die Funktionsfähigkeit der Jagd in Brandenburg gewährleistet, sagte er dem rbb. Wellershof forderte außerdem, dass der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird. Man müsse die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen, eingreifen zu können, sollte sich der Wolf weiter ungehindert vermehren.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.07.23, 19:30 Uhr