"Kita-Chancenjahr" - Berliner Senat will Kinder früher in Kitas eingliedern
Der Senat möchte mehr Berliner Kinder früher in die Kita bringen und so besser auf die Schule vorbereiten. Durch das "Kita-Chancenjahr" sollen die Deutschkenntnisse von Kindern mit Sprachdefiziten bis zum Schulbeginn verbessert werden.
Der Berliner Senat möchte mehr Kinder früher in die Kita bekommen. Die Bildungsverwaltung stellte am Donnerstag Maßnahmen vor, mit denen das erreicht werden soll. Bereits im Koalitionsvertrag war versprochen worden, das sogenannte Kita-Chancenjahr einzuführen.
Künftig sollen Hürden abgebaut werden, damit mehr Eltern sich für den Besuch einer Kita entscheiden. So sollen künftig alle Kinder ab dem dritten Lebensjahr automatisch einen Willkommensgutschein für die Kita zugesendet bekommen. "Niedrigschwelliger kann man es gar nicht mehr machen", sagte Jugendstaatssekretär Falko Liecke (CDU).
Bisher müssen Eltern sich selbst beim Jugendamt ihres Bezirks anmelden, um einen solchen Kita-Gutschein zu bekommen. Den können sie dann in einer Kita oder einer Kindertagespflege einlösen, wenn es dort einen freien Platz gibt.
Sprachförderungsangebote sollen verstärkt werden
Außerdem sollen mehr Kinder, die keine Kita besuchen, mit Sprachförderungsangeboten erreicht werden. Bereits jetzt müssen Kinder 15 Monate vor ihrer Einschulung einen Sprachtest absolvieren. Werden dort Defizite festgestellt, müssen sie verpflichtend ein Jahr vor Schulbeginn einen Sprachkurs in einer Kita besuchen.
Bis jetzt ist diese Sprachförderung nur in bestimmten Kitas möglich, künftig sollen sich Kinder mit einem Förderbedarf die Kita frei aussuchen können. Zudem soll der Sprachtest künftig früher stattfinden und die Kinder sollen insgesamt mehr Förderstunden in der Woche bekommen.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung haben von den in diesem Jahr eingeschulten Kindern rund 3.670 keine Kita besucht. Von ihnen haben rund 1.590 Kinder anderthalb Jahre vorher einen Sprachtest absolviert, bei der deutlichen Mehrheit der getesteten Kinder (rund 1.230 Kinder) sei ein Sprachförderbedarf festgestellt worden.
Die Maßnahmen sollen schrittweise umgesetzt werden, im Kitajahr 2025/2026 soll dann alles abgeschlossen sein.
Kita-Verband begrüßt Pläne
Der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger (VKMK) in Berlin hat die Pläne der Koalition für ein "Kita-Chancenjahr" begrüßt. "Es ist ein wichtiger Schritt, frühzeitig Sprachdefizite bei Kindern zu erkennen, zu adressieren und jene hier gezielt zu stützen und zu fördern, um ihre schulische Vorbereitung zu verbessern", erklärte Geschäftsführer Lars Békési.
Nach den Worten Békésis legt der VKMK besonderen Wert darauf, die Beschäftigten ergänzender Sprachfördergruppen, die es derzeit außerhalb der Kitas gebe, bei dem neuen System einzubeziehen. Ohne diese Fachleute gäbe es noch mehr Kinder ohne erfolgversprechende
Bildungsperspektiven in den Schulen, erklärte er.
Wichtig sei nun, Fort- und Weiterbildungsangebote für diese Personen zu schaffen und ihnen eine Übernahme in die multiprofessionellen Kita-Teams zu ermöglichen. "Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Kita-Chancenjahr nicht den notwendigen Erfolg erzielen kann, da schlichtweg das benötigte pädagogische Fachpersonal fehlt."
Sendung: rbb24 Abendschau, 26.10.23, 19:30 Uhr