Vor Berliner Abgeordnetenhaus - Tausende Erzieher städtischer Kitas streiken für Entlastungen

Do 04.07.24 | 13:05 Uhr
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Erzieherinnen und Erzieher demonstrieren am Berliner Abgeordnetenhaus (Bild: rbb / Beng)
Audio: rbb24 Abendschau | 04.07.2024 | Phil Beng | Bild: rbb / Beng

Die Gewerkschaft Verdi hat für den heutigen Donnerstag zu einem weiteren Warnstreik an den städtischen Kitas in Berlin aufgerufen. Auf einer Kundgebung zeigten sich auch Eltern solidarisch. In der nächsten Woche droht sogar eine ganze Streikwoche.

In Berlin haben am Donnerstag rund 3.000 Menschen vor dem Abgeordnetenhaus für eine bessere Ausstattung der kommunalen Kindertagesstätten demonstriert. Die Kundgebung wurde im Zuge des Streiks in landeseigenen Kitas abgehalten. Auf der Protestkundgebung haben neben streikenden Beschäftigten auch Eltern gesprochen, die sich mit ihnen solidarisch zeigten.

Die Gewerkschaft Verdi fordert mehr Entlastung für die Beschäftigten, etwa durch kleinere Kita-Gruppen und mehr Zeit für Ausbildung in den Einrichtungen. Das soll laut Verdi in einem Entlastungstarifvertrag festgehalten werden.

Verdi will mit dem Ausstand den Druck auf den Berliner Senat erhöhen, Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur pädagogischen Qualität in den Kitas und zur Entlastung des Personals aufzunehmen. Der Warnstreik wird von der Gewerkschaft GEW unterstützt.

Für den Fall, dass der Senat wie bisher nicht auf die Forderungen eingeht, soll es vom 8. bis 12. Juli einen fünftägigen Ausstand geben. Schon in vergangenen Wochen wurden Kitas an insgesamt sieben Tagen bestreikt.

Evers kritisiert "Sinnlosstreiks"

Die Lage ist verfahren: Finanzsenator Stefan Evers (CDU) kritisierte Verdi zuletzt bei der Sitzung im Abgeordnetenhaus vor zwei Wochen und sprach von "Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder und Eltern".

Nach seinen Angaben kann das Land Berlin nicht über einen entsprechenden Tarifvertrag verhandeln, mit dem Verdi unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen festschreiben will. Evers argumentiert, Berlin sei Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und könne deshalb in solchen tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden.

Verdi: Evers müsse "aus seiner Trotzphase herauskommen"

Verdi kritisiert diese Haltung als nicht glaubwürdig. "Finanzsenator Evers schiebt formale Argumente vor", so Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann. Wenn es den ernsthaften politischen Willen gäbe, ließen sich Wege finden. "Dafür müsste Herr Evers aber aus seiner Trotzphase herauskommen."

Nach Angaben des Senats gibt es berlinweit rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Dort werden rund 165.000 Kinder betreut. Der Warnstreik betrifft die etwa 280 städtischen Kitas. Dort betreuen rund 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.07.2024, 19:30 Uhr

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Dann scheint unser Enkelkind ja ausgesprochenes Pech zu haben: keine Notbetreuung und offensichtlich alle Erzieher gewerkschaftlich organisiert. Die Kita ist komplett geschlossen. Wir freuen uns über jede Minute, die wir mit unserem Enkel verbringen können. Mir tun nur die Eltern leid, die ohne Hilfe durch diese Zeit kommen müssen.
    Ich bleibe dabei: richtige Forderungen, aber sinnlose Maßnahme.

  2. 28.

    Noch einmal geschaut. Ich denke, ich habe Ihren Kommentar etwas missverstanden. Sorry dafür! Und ein schönes Wochenende!

  3. 27.

    Finde ich immer wieder ganz grandios wie offenbar Kinderlose wie unser lieber Ludger hier über Eltern reden. Die einen meinen, Eltern würden ihre Kinder nur abschieben wollen, um ein einfaches Leben zu haben, andere finden, Eltern sind eine Belastung für die Wirtschaft und die armen Arbeitgeber. Ich genieße jede Zeit mit meinen Kindern, und nehme meinen Auftrag sehr ernst, sie zu vernünftigen Gesellschaftsmitgliedern zu erziehen. Dass ich arbeiten muss ist ein wirtschaftlich notwendiges Übel. Dabei verdiene ich genau so viel wie ein Single. Habe aber trotzdem die Mehrausgaben und die Verantwortung, dass meine Kindern später etwas zur Volkswirtschaft beitragen. Ich finde diese Kommentare eine Frechheit und bitte alle, mal zu reflektieren, was für einen Blödsinn sie da erzählen. Ich habe volles Verständnis für diesen Streik, denn wenn ich meine Kinder schon abgeben muss um zu arbeiten, sollen die MAs dort auch vernünftige Bedingungen haben.

  4. 26.

    Davon war jetzt zumindest von meiner Seite keine Rede. Die Situation für die Erzieher heutzutage finde ich ebenfalls äußerst schlecht, da bin ich wirklich froh das meine Kinder damals eine chilligere Zeit in der Kita hatten. Angespannt war es damals zwar auch schon etwas aber nicht annähernd so wie heute.
    Ich wünsche den Erziehern ganz viel Kraft und Erfolg für Ihren Kampf!

  5. 25.

    Was für Statement, sehr gut. Der Finanzsenator hat im Parlament die Sorgen der ErzieherInnen einfach abgebügelt…die CDU ist scheinheilig (das Wort passt soo super), wenn man bedenkt, wie sie gegen andere Parteien agiert & alles besser weiß! Wir hatten sie im Bund leider jahrelang & sie wurden nicht ohne Grund abgewählt…das sollte nicht vergessen werden. Wirtschaft ist wichtig, die Menschen, die sie erbringen aber auch!!!

  6. 24.

    Das erzählen Sie mal dem Kita-Personal. Versuchen Sie dabei den eklatanten Personalmangel zu ignorieren.

    Viel, viel, viel, viel Erfolg!!

  7. 23.

    Die Aussage von Herrn Evers ist eine Frechheit und treibt einen Keil zwischen Eltern und Kita-Beschäftigte. Diejenigen unter den Eltern, die für die Streiks, warum auch immer, kein Verständnis haben, werden sich durch Evers' Aussagen noch bestätigt fühlen.
    Der gewerkschaftliche Organisationsgrad in den Kitas ist großartig und NUR SO können echte, spürbare Verbesserungen erwirkt werden.
    Kritik der Eltern ist nachvollziehbar, jedoch nicht an den Streiks. Wenn, dann muss sich die Kritik einzig und allein an die Politik richten!

  8. 22.

    Ein normaler Arbeitnehmer hat pro Jahr (mindestens) 20 Arbeitstage Urlaub, wie soll er/sie dann bitte den Umfang von Ferienzeiten abdecken?! Die Kita ist unter anderem genau dafür da. Ich gehe arbeiten, die Kinder sind versorgt. Wenn ich die Geschichten von älteren Kollegen höre, da wurden die Kinder früher um 5 abgegeben und um 17 Uhr abgeholt. Da hat auch kein Hahn danach gekräht.

  9. 21.

    ... oder wie ich: den ehemals schönen Job hinschmeissen.
    Physische und psychische Gesundheit geht vor.

  10. 20.

    Man kann sein Kind aber innerhalb dieser Zeit abgeben… und der Euro ist für das Essen, nicht für die Betreuung…
    Und ja: Die meisten Kinder sind viel zu lange in den Einrichtungen…
    Und das tut den Kindern keinesfalls gut! KiTa Kinder sind länger in der Einrichtung als viele Schulkinder in der Schule - die haben wenigstens Ferien! Traurig das ganze!!

  11. 19.

    Was erlaubt sich denn dieser CDU Heini für mich als betroffenes Elternteil zu sprechen?! Sowohl meine Partnerin als auch ich arbeiten in einer Berliner Schule, sprich wir haben kein Homeoffice und können unsere Arbeit nicht mal eben auf einen anderen Zeitpunkt verlagern, um streikbedingt unser Kind zu betreuen. Trotzdem unterstützen wir den Streik der Kolleg*innen an den Kitas aus vollstem Herzen! Wir Eltern lassen uns weder von der CDU instrumentalisieren, wohlgemerkt einer der Parteien, die für massive Einsparungen in den kommenden Jahren in den Einrichtungen steht, noch lassen wir uns als Betroffene von der CDU spalten! Wir stehen solidarisch an der Seite der Streikenden!

  12. 18.

    Hinweis an Sie: Jeder zahlt bereits mindestens 23 Euro Essenspauschale, also bereits ca. 1 Euro pro Tag. Zudem kann man als zwei Vollzeiteltern sein Kind 7 bis 9 Stunden in die Kita geben und nicht wie von ihnen beschrieben 12 Stunden.

  13. 17.

    Die anderen Erzieher, welche nicht am Streik teilnehmen, sind vielleicht
    - nicht Mitglied in einer Gewerkschaft( was sicher einen Großteil ausmacht) und arbeiten ganz normal weiter!!!!!!!( solche Kitas gibt es auch noch die normal offen sind
    - streiken nicht, aus welchen Gründen auch immer und übernehmen die Notbetreuung.
    Wenn man nicht Mitglied ist, kann man trotzdem streiken, jedoch erhält man kein Streikgeld von den Gewerkschaften, was sich sicher einige Erzieher gut überlegen werden.

  14. 16.

    Lieber Ludger,
    Was für einer Verschiebung der Debatte versuchen sie mit ihrem Kommentar zu erreichen? Wenn es keine Kitas gibt, könnten Eltern nicht arbeiten. Erwirtschaften auch kein Lohn, zahlen keine Steuern, keine Rente, nix. Schlecht für die Arbeitgeber, diese brauchen Arbeitskräfte und sollten alles tun, damit diese arbeiten können. Also ist hier höchsten Solidarität gefragt und Unterstützung auf Arbeitgeber Seite. Danke

  15. 15.

    Die anderen Erzieher gehen ihrem Job nach. Streiken tun nur jene die gewerkschaftlich organisiert sind. Ansonsten gibt es für den Tag kein Geld. Also nix mit blau machen.

  16. 14.

    Seit wann zahlen denn Arbeitgeber Lohnfortzahlung bei Kinderbetreuung? Sie scheinen weder Arbeitgeber zu sein, noch Kinder zu haben, also warum äußern sie sich zu einem Thema, dass sie nicht betrifft und bei dem sie sich auch nicht auskennen?

  17. 13.

    Der Senat interessiert sich nicht dafür, die Träger auch nicht. Unsere Kinder sollen einen bestmöglichen Start in Ihre Bildungsbiografie haben. Aber Aufbewahrung statt anregende Lernumgebung ist die Regel.
    Themen mit Kitakinder auseinandernehmen, basteln, erforschen, eigene Ideen der Kinder weiterentwickeln. Sie aktiv werden lassen und so eine neue Generation selbstwirksamer Forscher, Entdecker und Erfinder ins Land zu bringen. Dafür ist in den Kitas schon lange keine Zeit mehr.

  18. 12.

    Es wird nur lieber für Anderes benutzt.

  19. 10.

    Du hast die richtigen Worte gefunden. Danke dir dafür. Leider muss ich feststellen, dass die Forderungen von heute schon seit nunmehr 30 Jahren auf den Tischen der Verantwortlichen liegen. Es beginnt immer wieder mit der Wertschätzung und Anerkennung der Pädagogen in den Kitas. Warum gibt es keinen Beamtenstatus , stattdessen werden Rentner angeworben. Unsere Kinder in Deutschland können bei dieser Politik nicht in Geborgenheit, Beziehungen, Bildung, Spaß, auch mit den Eltern aufwachsen :-(

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