Nischen-Wassersport - Siebenjährige Berlinerin ist Schlauchboot-Weltmeisterin

Sa 05.10.24 | 15:40 Uhr
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Jana Pietack, siebenjährige Weltmeisterin im Schlauchbootfahren, fährt am 25.09.2024 mit ihrem Schlauchboot einen Trainingsparkour. (Quelle: Picture Alliance/Fabian Sommer)
Bild: Picture Alliance/Fabian Sommer

Sie geht in die zweite Klasse und ist schon die weltweit beste im Schlauchbootslalom: Die Berlinerin Jana Pietack hat in Lettland den Titel geholt. Jetzt steht die Deutsche Meisterschaft an.

Der 6-PS-Motor brummt, mit ihrem Schlauchboot jagt die siebenjährige Berlinerin Jana Pietack über die Havel. Gut ein Dutzend Bojen, so groß wie Wasserbälle, schwimmen auf dem Übungsparcours in Berlin-Gatow. Jeweils zwei Bojen bilden Tore, die Jana umfahren und zum Teil auch durchfahren muss.

"Dabei muss sie möglichst schnell sein und darf die Bojen nicht berühren, sie braucht also fahrerisches Geschick und Feingefühl", erklärt Vater Sven Pietack, der seine Tochter von einem Steg aus beobachtet. Nach etwa 90 Sekunden hat sie den Parcours durchfahren.

Es ist eines der letzten Trainings vor der Deutschen Jugendmeisterschaft am kommenden Wochenende auf der Regattastrecke Beetzsee in Brandenburg/Havel. Die Zweitklässlerin will auch dort einen Titel holen. Nach der Weltmeisterschaft im Sommer in Lettland wurde sie in dieser Saison auch Berliner Meisterin. "Und ich will wieder gewinnen", sagt die selbstbewusste Schülerin aus Neukölln mit Blick auf die Deutsche Meisterschaft.

Jana Pietack, siebenjährige Weltmeisterin im Schlauchbootfahren, steht am 25.09.2024 mit Pokal und Medaille vor ihrem Schlauchboot. (Quelle: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer)
Die amtierende Schlauchboot-Weltmeisterin kommt aus Berlin. Bild: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer

Schlauchboot-Weltmeisterin Pietack: "Man braucht nur Hände und Augen"

Es ist erst ihre zweite Saison, denn Pietack hat erst im vergangenen Jahr mit dem Sport begonnen. "Ich wollte ihn probieren, weil mein Bruder Paul auch Schlauchboot fährt", erzählt das sportliche Mädchen, das in seiner Freizeit auch noch Feldhockey spielt und schwimmt.

"Das Tolle am Schlauchbootfahren ist, dass man nur seine Hände und Augen braucht. Es ist nicht so anstrengend und es macht Spaß, wenn ich so richtig Gas geben kann", sagt Jana. Etwa 25 km/h schafft der Viertakter. Bei internationalen Meisterschaften fahren die Kinder mit 9,9-PS-Motoren und kommen auf etwa 30 km/h.

Allein ist Jana bei keiner Fahrt, auch, wenn es so scheint. Immer liegt eine Begleitperson vorn im Boot, die sogenannte Kielmaus. Diesmal ist es ein 20-Jähriger aus Janas Trainingsgruppe. "Er sorgt mit seinem Gewicht dafür, dass der Kiel im Wasser bleibt und das Boot vorn nicht in die Luft ragt", sagt Sven Pietack. Außerdem habe der versteckte Beifahrer einen Faden in der Hand, mit dem er im Notfall den Motor sofort ausschalten kann. Doch das sei noch nie nötig gewesen.

Schlauchbootslalom - Nischensport mit kleinen Teilnehmerfeldern

Schlauchbootslalom ist eine absolute Randsportart: "In Berlin gibt es nur etwa 45 Fahrer im Alter von 6 bis 27 Jahren, die in acht Vereinen trainieren. Viele Menschen kennen den Sport überhaupt nicht", sagt Landesjugendleiterin Nadine Berger.

Um den Sport in Berlin bekannter zu machen, soll es im kommenden Frühjahr voraussichtlich an einem Wochenende ein Schnuppertraining geben, sagt sie. Auch das Teilnehmerfeld bei der Weltmeisterschaft war überschaubar: Jana trat gegen Kinder aus fünf anderen Ländern an. Das Mädchen sieht es positiv: "Das Schöne ist, dass es dann aber auch leichter ist, zu gewinnen".

Der Sport sei fast in allen Bundesländern präsent, sagt Oliver Villás vom Deutschen Motoryachtverband (DMYV): Zu den Bundesländern mit den meisten Sportlern gehören demnach neben Berlin auch Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. "Zur Deutschen Jugendmeisterschaft 2024 haben wir 150 Piloten und Pilotinnen aus elf Bundesländern". Um den Sport auszuüben und an Wettkämpfen teilzunehmen, benötige man eine DMYV-Jugendfahrerlizenz. Insgesamt seien etwa 500 Lizenznehmer registriert, wobei nicht alle aktiv seien.

Schlauchboot-Meisterschaft auch Werbeevent für den Sport

Laut Sven Pietack, der selbst einst aktiver Fahrer war, dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis die Kinder ihr Boot so weit beherrschen, dass sie auch im Wettkampfmodus fahren können. "Bei Jana war die größte Herausforderung, dass sie im Trainingslager nur eine Woche Zeit hatte, das Fahren mit einem Boot der internationalen Wettkampfklasse "Dolphin" zu erlernen", sagt Nadine Berger. Die junge Fahrerin habe sich nämlich erst kurz zuvor für den Kader qualifiziert. Doch diese Herausforderung habe sie gemeistert.

Den Veranstaltern zufolge ist die Meisterschaft auf dem Beetzsee für alle, die Interesse und Spaß am Wassersport haben, eine gute Möglichkeit, einen Eindruck vom Schlauchbootsport zu bekommen. "Kinder und Jugendliche, die vielleicht selbst Interesse haben, einmal die Pinne oder das Steuer eines motorisierten Schlauchbootes in die Hand zu nehmen, sind herzlich willkommen und haben die Gelegenheit, den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern Löcher in den Bauch zu fragen und die Rennen live zu verfolgen", so die Veranstalter.

Sendung: Fritz, 05.10.2024, 16:50 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    "...die Bedeutung des Wort "Meist" ist ihnen bekannt und der Vater von z.B. Steffi Graf auch?"
    Beides, ich kann Sie beruhigen. :-)
    Zum einen ist aber Steffi Grafs Vater weit entfernt von "meist". Er ist eben der Vater von Steffi Graf. Auch wenn Ihnen noch zehn Beispiele einfallen würden, es wäre immer noch nicht "meist".
    Zum anderen kommt der Satz mit dem "meist" bei Ihnen ja genau nach dem Satz mit dem siebenjährigen Mädchen. Aber klar, ich bin es, der da etwas hineindeutet... :-)))

  2. 25.

    Zitat: ""Wir reden ja hier nicht von Schul- oder Freizeit- , sondern von Leistungsport.

    Und dass ein offenbar bewegungsintensives Kind an "Leistungssport", wie, ähem, Schlauchbootrennen, einfach nur Spaß empfinden könnte und dabei nicht unter einem "Eislaufmutti oder Tennispapa" Syndrom leiden muss, kommt Ihnen nicht in den Sinn?

  3. 23.

    "Man kann auch echt alles runtermachen... "

    Was sie da wieder in meinen Kommentar hineindeuten wollen... die Bedeutung des Wort "Meist" ist ihnen bekannt und der Vater von z.B. Steffi Graf auch?

    Wir reden ja hier nicht von Schul- oder Freizeit- , sondern von Leistungsport.

  4. 22.

    "Man kann auch echt alles runtermachen... "

    Was sie da wieder in meinen Kommentar hineindeuten wollen... die Bedeutung des Wort "Meist" ist ihnen bekannt und der Vater von z.B. Steffi Graf auch?

    Wir reden ja hier nicht von Schul- oder Freizeit- , sondern von Leistungsport.

  5. 21.

    Sie müssen ja nicht hin-geh-en.
    Außerdem setzt Motorsport schon eine nicht unerhebliche Grundfitness voraus und fordert Körper und kognitive Fähigkeit in hohem Maße. Wenn da jemand wie ein Sack Sülze im Tiefschlaf rumhängt wird das nix.
    Das musste mal ge-sagt wer-den.

  6. 19.

    So schön es auch ist, gewandt Boot zu fahren, so viel besser wäre es, wenn man sich mit anderen GROSsEN Sportnationen, wie z.B. der Niederlande oder Österreich, in den populären Sportarten messen kann. Das geht ganz leicht über den Medaillenspiegel...

  7. 18.

    Einerseits haben Sie recht: das sind fragwürdige Freizeitvergnügen einer Spaßgesellschaft jedoch keine Sportarten wie der gesante Motor"sport".
    Aber verbieten sollte man es nicht, sondern solange die "Sportler" keine Einsicht in Umwelt- und Klimaschutz entwickeln, mit entsprechenden Abgaben belegen um wenigsten einen Ausgkeich für die Schäden zu erzielen. Kanu fahren ist doch ok....machen meine Kinder und Enkel supergerne und ich auch noch hin und wieder wenn altersbedingt nichts zwickt

  8. 17.

    Nun ja, ich find jetzt Turniertanzen, Synchronschwimmen , Wasserball auch nicht unbedingt sexy und rufe nicht nach nem Verbot, weil für mich keine Sportarten.

  9. 15.

    "...Väter und Mütter, die ihren Ehrgeiz und verpasste sportliche Karrieren auf ihre Kinder projizieren."
    Was soll denn das für ein Ehrgeiz sei? "Ich will, dass mein Kind mal besser Schlauchboot fährt als ich"? Echt?
    Und wenn, das Kind hat doch offensichtlich Spaß, und "richtigen" Sport macht es auch noch!
    Man kann auch echt alles runtermachen...

  10. 14.

    Muss nicht so sein. Hier stand ja offenbar der Bruder Pate, s. Text. Zudem, wenn es eine Art "Wassersportfamilie" ist, warum denn nicht? Immer dieses Madigmachen...

  11. 13.

    Artikel gelesen? Das Mädchen schwimmt noch und spielt Hockey. Von wegen "zu wenig bewegen"... Soll heißen: Motorbootsport schließt doch andere sportliche Aktivitäten keineswges aus... HÄ???

  12. 12.

    Tatsächlich meist zu Fuß, dann Rad , dann E- Taxi oder Bahn.
    Da wir weder verwandt noch befreundet sind, duzen wir uns natürlich nicht...soviel Respekt sollte sein.

  13. 11.

    Super Leistung der kleinen Jana Pietack - Glückwunsch! Und ich hoffe mal, dass sie die dümmlichen Kommentare in Internetforen u. ä. nicht zu lesen bekommt und in ihrer Freizeit weiterhin unbeschwert Schlauchbootrennen fährt, Feldhockey spielt und schwimmen geht.

  14. 10.

    Na dann - herzlichen Glückwunsch :-).

  15. 9.

    Ich finde es ein Unding eine 7-jährige dafür einzuspannen. Meist sind es ja die verhinderten Väter und Mütter, die ihren Ehrgeiz und verpasste sportliche Karrieren auf ihre Kinder projizieren.

  16. 8.

    Auf welches Antrittsalter war diese WM beschränkt, echt sechs Jahre?
    Fangen sicher schon mit Zwei an.
    Alles aus Eigeninitiative nach dem Motto: Mama, Papa, ich will Schlauchbootslalom machen!

  17. 7.

    Damals beim Schulranking gewannen die Berliner Kids in der Disziplin CD s sinnvoll ins Regal stapeln und dann den besten BVG - Tarif rausfinden. Heute ist es eben Schlauchbootslalom ,passt doch.

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