Fußball - Beflügeltes Union Berlin präsentiert ehrgeizige Pläne auf Mitgliederversammlung

Do 03.10.24 | 18:01 Uhr | Von Jakob Rüger
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Entwurf des neuen Stadioninnenraumes des 1. FC Union Berlin, der bei der Mitgliederversammlung am 3.10.2024 präsentiert wurde (Bild: 1. FC Union Berlin e.V.)
Video: rbb24 Abendschau | 04.10.2024 | Sebastian Meyer | Bild: 1. FC Union Berlin e.V.

Auf der Mitgliederversammlung verkündet der 1. FC Union einen Rekordumsatz, aber auch gestiegene Verbindlichkeiten. Die Zukunft ist jedoch vielversprechend, wie die finalen Stadionpläne, die Mitgliederzahlen und eine neue "Alte-Försterei-Aktie" zeigt. Von Jakob Rüger

Nach fast drei Stunden war es endlich soweit. Der Tagesordnungspunkt 8 "Stadion An der Alten Försterei" war erreicht. Auf den letzten Punkt der Tagesordnung der Mitgliederversammlung hatte sich Präsident Dirk Zingler besonders gefreut. Es spiegelt für den 60-Jährigen die großen Ambitionen des Vereins wider. Der Ausbau des Stadions ist ein riesiges Projekt, das offiziell seit 2017 verfolgt wird.

Nun hat Zingler feierlich verkündet, dass es einen Redaktionsschluss für die Bauplanung gibt. Das bedeutet, die Planungen für den Bau sind in der zu Jahresbeginn gegründeten "AF Projekt GmbH" abgeschlossen. Ein Team von 18 Architekten, Statikern und Planern hat den Ausbau des Stadions ausgearbeitet. Alle sind beim Verein angestellt, der 1. FC Union hat damit komplett auf ein externes Architekturbüro verzichtet.

Virtueller Rundgang durchs Stadion

In einer zehnminütigen Videopräsentation gab es einen ersten digitalen Rundgang durch den Rohbau des neuen Stadions "An der Alten Försterei". "Dort, wo die Menschen die Stützen sehen, dort werden sie dann auch stehen", so Dirk Zingler zur Videopräsentation. Die Eisernen planen mit 40.500 Plätzen, dafür soll die Haupttribüne aufgestockt und die drei Stehplatztraversen durch zweirängige Tribünen ersetzt werden.

Der Umbau hat bereits begonnen und 15 Millionen Euro wurden investiert. Seit Anfang letzten Jahres wird das Trainingsgelände umgestaltet. Der erste von zwei neuen Rasenplätzen ist bereits fertig. Auch ein Funktionsgebäude für die Männer- und Frauenteams, mit Büros und Aufenthaltsräumen soll im kommenden Jahr entstehen. Erst wenn das "Trainingszentrum Alte Försterei" fertig ist, rollen auch im Stadion die Bagger. Die Vereinsführung geht derzeit von Sommer 2026 aus. Dann würde Union auch für eine Spielzeit ins Olympiastadion ziehen.

Union verkauft jetzt Aktien

Über Bauzeit und Baukosten will der 1. FC Union auf einer gesonderten Veranstaltung in naher Zukunft informieren. Die Finanzierung will der Verein aus eigener Kraft stemmen. "Wir bauen für die nächste Generation", sagte Dirk Zingler voller Stolz. Der Präsident präsentierte dabei den fast 1.300 stimmberechtigten Mitgliedern eine Neuauflage der "Alte Försterei-Aktie". Damit können Mitglieder des Vereins Aktienanteile an der Stadionbetriebs AG erwerben und sich zu einem Bruchteil als Eigentümer des Stadions bezeichnen. Doch nicht jeder Fan wird sich das leisten können, eine Aktie soll stolze 500 Euro kosten. Jedes Mitglied kann maximal 10 Aktien kaufen.

Schon 2011 gab der Verein eine solche "Alte Försterei-Aktie" aus. Über 5.000 Mitglieder griffen damals zu und bescherten dem Verein einen warmen Geldregen als Unterstützung für den Bau der Haupttribüne. 120.000 Aktien soll es nun ab Dezember zum Erwerb geben, der 1. FC Union könnte damit rund 60 Millionen Euro für den Stadionausbau einnehmen. Diese Summe dürfte aber bei weitem nicht für das ehrgeizige Projekt reichen. Muss es aber auch gar nicht, die Eisernen sind längst ein mittelständisches Unternehmen mit entsprechender Kreditwürdigkeit und Finanzkraft.

So könnte die Heimatstätte der Eisernen in Zukunft aussehen

Rekordumsatz, Rekordverbindlichkeiten

In der abgelaufenen Spielzeit erzielte der 1. FC Union, auch dank der Champions League, einen Rekordumsatz von rund 186 Millionen Euro. Eine erstaunliche Entwicklung, war es doch zum Zeitpunkt des Bundesliga-Aufstieges gerade mal rund ein Drittel der aktuellen Summe. Doch der Verein erwirtschaftete Rekordzahlen beim Merchandising und beim Sponsoring. Allein die Champions-League-Teilnahme habe rund 45 Millionen Euro Mehreinnahmen gebracht.

Das Anlagevermögen ist um 42 Millionen Euro gestiegen, wie auch die Verbindlichkeiten. Diese betragen aktuell 110 Millionen Euro (Vorjahr 77 Millionen Euro) und wurden von Präsident Zingler mit Bauverbindlichkeiten und noch offenen Transfersummen begründet. Die Verbindlichkeiten werden jedoch fast vollständig vom Anlagevermögen (103 Millionen Euro) gedeckt. Unions Trumpf ist dabei das eigene Stadion und das dazugehörige Vereinsgelände, das dem Klub gehört. Klar ist aber auch, mit dem Stadionausbau nimmt Union in den kommenden fünf Jahren sehr große Investitionen vor. Es wird eine Herausforderung, so die Vereinsführung, denn Transfererlöse finanzieren kein Bauprojekt.

Verzicht auf Trikotsponsor, vorerst

Auf die Lizenzspielerabteilung entfielen in der vergangenen Saison Ausgaben von rund 62 Millionen Euro. Diese sollen den Planungen zufolge in der aktuellen Spielzeit auf rund 50 Millionen Euro sinken. Großverdiener wie Bonucci oder Gosens haben Köpenick bereits wieder verlassen. Auch ohne Champions League peilt der Verein einen Umsatz von 177 Millionen Euro an. Das Spieljahr will Union mit einer schwarzen Null abschließen. "Wir sind ehrgeizig und wollen weiter investieren", gab der Präsident die Marschrichtung der nächsten Jahre vor.

Einen neuen Trikotsponsor wird es aber bis zum 31.12.2024 nicht geben. Der Verein habe sich bewusst dafür entschieden, die Brust bei den Männern und Frauen für die Stadionaktie freizumachen. "proAF" prangt ab dem Heimspiel gegen Dortmund auf den Trikots der Eisernen. Damit entgehen den Köpenickern bis zum Ende des Jahres mindestens 3 bis 4 Millionen Euro.

Mehr Spaß beim Frauenfußball

Sportlich zog Dirk Zingler ein positives Fazit. Es sei eine turbulente, aber erfolgreiche Saison gewesen, denn das Männerteam darf weiter in der 1. Bundesliga spielen. "Es war klar, dass es nach den Jahren des Erfolges auch irgendwann einen Schritt zurück geben wird", so der Präsident. Man habe sich in der abgelaufenen Saison in der Vereinsführung bei den Frauenspielen erholt vom Männerfußball. "Wir bereuen diese Entscheidung nicht", sagte Zingler zur Professionalisierung des Frauenteams, dass mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga belohnt wurde.

Den Stellenwert des Frauenfußballs untermauerte der Präsident, so werden in Zukunft beide Profimannschaften die gleichen Trainingsbedingungen haben. Der 1. FC Union wächst auf allen Ebenen. Mit 67.638 Mitgliedern konnte Dirk Zingler auch in diesem Bereich einen neuen Bestwert vermelden. Der Präsident zeigte sich mit der Gesamtentwicklung des Vereins zufrieden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Jakob Rüger

36 Kommentare

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  1. 36.

    Um nochmal auf den Beitrag #1 von "Reinickendorfer", der übrigens Unioner ist, zurückzukommen. Im ursprünglichen Text war von entgangenen 6-8 Mio. € Sponsorengeld bis zum Jahresende die Rede, das wurde auf von 3 bis 4 Mio. € korrigiert. Aber auch diese Angabe scheint mir von der Redaktion als zu hoch veranschlagt. Denn Paramount+ hat für das einjährige Engagement etwa 6 Mio. gezahlt und das auch nur, weil der FCU in der CL angetreten ist.

    Der vorherige Haupt-/Brustsponsor Wefox zahlte zuletzt um die 5 Mio./Saison. Also dürfte der angenommene Einnahmeausfall bis zum Jahresende eher bei gut 2 Mio.€ liegen, da der FCU in der nächsten Saison wohl kaum International spielen wird. Und das wirkt sich nat. auf die Sponsorenangebote aus.

    Der Stadionentwurf, soweit man das anhand der Bilder abschätzen kann, gefällt mir. Der Charakter der AF wird auch durch den sich übers gesamte Gelände durchziehenden "Industrie-Klinker-Stil" beibehalten.

  2. 35.

    Ich denke, Union geht mit dem geplanten Stadionausbau den richtigen Weg und übernimmt sich nicht. Die Risiken sind bei der Ausgangslage und den aktuellen Finanzen vertretbar. Die 40.000 Plätze werden immer ausverkauft sein. Selbst bei einem Abstieg ist das Stadion nicht zu groß.

  3. 34.

    Ich möchte hier keine sinnlose Diskussion führen, aber doch noch abschließend anmerken, dass ich (noch) nicht schwerbehindert bin und also auch in keiner Statistik auftauche. Ich kann trotzdem nicht sehr lange stehen (mit 60 Jahren und ohne Übergewicht). Da sind schon sehr viel mehr Menschen betroffen, und 8000 Sitzplätze sind einfach sehr wenig für einen Bundesligisten. Das Stadion muss dann ja sowieso bei jedem internationalen Spiel umgebaut werden, oder? Ansonsten mische ich mich hier nicht länger ein, gehe aber davon aus, dass die raren Sitzplätze für Normalsterbliche kaum zu bekommen und/oder nicht zu bezahlen sein werden. Es würde mich allerdings mehr aufregen, wenn es ein neues Stadion meines Vereins beträfe.

  4. 33.

    Ich kann Sie beruhigen: Die Anforderungen der DFL werden mit ca. 8.000 Sitzplätzen, also rund 20% erfüllt und ich denke, dass es in der Gesamtbevölkerung sicherlich nicht 20% aller Menschen gibt, die an körperlichen Einschränkungen leiden und dazu noch Fußballfans sind. (Anteil schwerbehinderter Menschen an Gesamtbevölkerung Stand Juli 2024: 9,3%) Also braucht es Ihr "Sonst..." nicht.
    und auch bei der Neuplanung haben Vertreter der FuMA und die Union Stiftung "UNION VEREINT. Schulter an Schulter" mitgewirkt.

  5. 32.

    Nachtragend ist der Herr Schulz auch noch, wenn er mal nicht recht behält…

    Zurück zum Entwurf.
    Ich finde den prima. Die Tradition bleibt erhalten, es ist nicht das übliche Stadionsarchitektureinerlei.
    Und 8.000 Sitzplätze ist auch ne Menge, weil jemand danach fragte..
    Die Chancen, dann auch Karten für die BL zu ergattern, steigen deutlich.

  6. 31.

    Schon spannend, wie man Texte interprätiert, die man anscheinend nicht verstanden hat.
    Jetzt auf das "Jetzt fängst du auch noch an Union Fans zu beschimpfen." einzugehen, würde mich auf Ihre Stufe stellen.

  7. 30.

    Tja, Sie sind ja dahingehend auch nicht gerade zimperlich.
    Z.B., wie Sie mir unterstellt haben, dass ich nur vorgegeben hätte, recherchiert zu haben.
    "...., der war gut"
    Meine mehrmaligen Versuche, das Ergebnis dieser Recherche zu senden, wurden ignoriert.

  8. 29.

    Ich hoffe mal für Unionfans, die wie ich aufrund körperlicher Einschränkungen nicht unbegrenzt lang stehen können, dass genügend Sitzplätze vorgesehen werden. Sonst ist da nichts mit Inklusion und der Stadionbesuch ist nur für Menschen ohne physische Beeinträchtigung möglich. Früher hat das natürlich niemanden interessiert, aber das hier ist das 21. Jahrhundert. Und wer jetzt darüber lacht: Früher oder später bekommt jeder das eine oder andere körperliche Problem.

  9. 28.

    Falls es einige vergessen haben, geht es hier um das neue Stadion und nicht um einen überaus
    treffenden Kommentar über einen missgünstigen Hertha-Fan aus Reinickendorf.
    Ich finde das das neue Stadion und die Finanzierung eine Wucht, das ganz anders ist, als das von Senatsgelder finanzierte Stadion dieses Zweitligisten.
    Darüber braucht man nun wirklich nicht diskutieren.

  10. 27.

    Du bist also Mitglied bei Union. Gut zu wissen. Hoffe mal, die normalen Unionfans bremsen Deinen Herthahass aus, normal ist der nicht mehr. Vereinsrivalität geht jedenfalls anders. Zur AF. Die ist ein gutes Konzept und passt einfach. Wichtig ist die Stimmung im Stadion, nicht die Optik. Steile Ränge z.B. sind top, auch wenn sie optisch nicht mein Geschmack sind.

  11. 26.

    Also ich habe mir das im Text genannte Video angesehen und bin sehr angetan. Vor allem dieser Industrielook gefällt mir sehr gut.

  12. 23.

    Wie kommst du darauf, daß der Reinickendorfer Herthafan ist.Meines Wissen's ist er Unioner.Was mir,bei deinen Kommentaren, schwer fällt zu glauben.Unglaublich.Das Stadion und Gelände sieht super aus.Die Klinker gefallen mir,sind aber für andere bestimmt gewöhnungsbedürftig.Bis Morgen ,in der AF.

  13. 22.

    Die stellen wir der Hertha auf die blaue Tartanbahn. Da können die Spieler dann auch ihre Trikots entsorgen, wenn sie mal wieder dazu aufgefordert werden.

  14. 21.

    Mit dein Schalalala gehst du mir ganz schön auf den Wecker.Jetzt fängst du auch noch an Union Fans zu beschimpfen.

  15. 20.

    Und was ist mit einer besseren Anbindung an den ÖPNV? Über 40.000 Menschen im Stadion quetschen sich in 2 S-Bahnen und 3 Trams? Das war doch der ursprüngliche Grund für die Verzögerungen und den Streit mit dem Senat. Jetzt kein Wort mehr dazu?

    Die Straßen-TVO droht zu scheitern, eine Schienen-TVO (mit S-Bahnstation neben dem Stadion) ist weiterhin NICHT in Planung…

    40.000 Fußballfans, 17.000 Zuschauer in der Parkbühne, 14.000 FHTW-Studenten und 26.000 Einwohner quetschen sich in wenige Züge.

  16. 19.

    Der „Patriarch“, der den Verein sportlich und wirtschaftlich mit Erfolg führt.

    Ich finde diese Neiddebatten immer lächerlich. Spricht nicht für die, die sie lostreten.

  17. 18.

    Wo kommen denn die Klo-Container hin? :)

  18. 17.

    Na wenigstens hat Union ein eigenes Stadion. Außerdem, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten

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