Probleme bei der BVG - Ausfälle bei der Berliner U-Bahn schon seit Herbst 2023 bekannt

Fr 04.10.24 | 17:55 Uhr
  55
Archivbild: Menschen warten am Alexanderplatz auf die U-Bahn. (Quelle: dpa/Sommer)
Video: rbb24 Abendschau | 04.10.2024 | A. Tiemeyer/Agnes Sundermeyer | Bild: dpa/Sommer

Ausgedünnte Takte, rappelvolle Wagen, Zugausfälle - die BVG macht sich bei vielen Fahrgästen nicht gerade beliebt. Schuld sei ein Mangel an Personal und modernen U-Bahn-Zügen, heißt es. Allerdings sind die Probleme nicht ganz neu.

Die technischen und personellen Probleme bei der Berliner U-Bahn haben schon vor einem Jahr begonnen. Dies geht aus einer Anfrage der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek [pardok.parlament-berlin.de] vor, die dem rbb vorliegt. Zuerst hatte der Tagesspiegel [Bezahlinhalt] berichtet.

Schon seit Herbst 2023 weicht die Kilometerleistung der U-Bahnen über alle Linien hinweg immer stärker vom Verkehrsangebot ab, das mit dem Land Berlin vereinbart wurde. Am größten sind die Ausfälle auf der Linie U7: Dort sind allein im August 39.781 Kilometer weniger gefahren worden als bestellt. Das ist ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr - im August des vergangenen Jahres waren es rund 5.700 ausgefallene Kilometer.

Bei der BVG fehlt es an Personal, Züge sind kaputt

Auf den Linien U1 und U3 ist außerdem die Zahl der Wagen deutlich eingebrochen. Am stärksten betroffen ist die U1. Nur noch 82 Prozent der Züge fuhren im Mai dieses Jahres in voller Wagenstärke, also mit acht Wagen. Damit schrumpft auch die Zahl der Fahrgäste beträchtlich. Die BVG geht von 3.408 Personen aus, die pro Stunde auf der U1 transportiert werden können. Im Mai konnten damit auf der U1 rechnerisch pro Stunde mehrere hundert Passagiere weniger fahren. Auch auf der U3 fuhren fast 70 Prozent der Züge nicht mit allen sechs Wagen. Genaue Zahlen, wie viele Fahrgäste aktuell auf allen U-Bahn Linien weniger transportiert werden können, liegen allerdings nicht vor.

Gründe für die Krise bei der U Bahn sind neben dem Personalmangel bei den U-Bahnfahrerinnen und -fahrern vor allem kaputte Züge. Für die alten Waggons mangelt es an Reparaturmöglichkeiten. Die BVG teilt auf rbb-Anfrage mit, dass im Dezember 2023 "noch nicht abzusehen war, dass die durch das Alter bedingten technischen Anfälligkeiten der Fahrzeuge eine so hohe Auswirkung auf die Stabilität des U-Bahnsystems haben werden". Die neuen Fahrzeuge seien bestellt und würden voraussichtlich ab 2025 in Serienauslieferung gehen. Damit sollte sich "die Situation deutlich entspannen", so die BVG.

Grünen-Abgeordnete Kapek warnt vor Mittelkürzungen für BVG

Die Verspätungen und Ausfälle bei der Berliner U-Bahn müssen schneller behoben werden als bislang vorgesehen, forderte Kapek am Freitag im rbb. Alle würden nun auf die bestellten neuen U-Bahn-Waggons warten, so die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Es müsse Druck gemacht werden, dass diese endlich geliefert und freigegeben werden können.

Darüber hinaus würden zusätzliche U-Bahn-Wagen benötigt. "Insofern erwarten wir vom Senat, dass er hier die Option auf 500 weitere Wagen zieht und dafür sorgt, dass regelmäßig neue Waggons bestellt werden, und die, die kaputt sind oder auch zu alt, dann auch aussortiert werden können", so Kapek. Die Grünen-Politikerin forderte außerdem, dass kurzfristig mehr fürs Personal getan werden müsse.

Kapek warnte zugleich vor Mittelkürzungen für die BVG in den aktuellen Haushaltsverhandlungen. "Denn wir sehen an dem jetzigen Chaos schon, was die Fehler der Vergangenheit für Auswirkungen haben." Bei zusätzlichen Kürzungen sei die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2024, 19:50 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 05.10.2024 um 19:10 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 54.

    Der Kinderbuchautor hat auch ein Studium erfolgreich abgeschlossen und promoviert, also einen Doktortitel. Wussten sie gar nicht?

  2. 53.

    Stimmt, ei. Hätt ich nicht gedacht. Vermutlich, weil es eh zuwenig U-Bahnen gibt. Wo sollen denn da die ganzen Fahrer hin?

  3. 52.

    ~16000 Angestellte, davon ~3500 Verwaltung. Wasserkopf sieht anders aus.

  4. 51.

    Nein , wir schreiben Oktober 2024 und der RBB hat wat gemerkt.
    Ich kann darüber nicht mehr lachen.
    Geht endlich mal auf die Straße und redet mit den Menschen.

  5. 50.

    Stimmt, da tanzt und singt demnächst der Vorstand vor der Aufsichtsratsvorsitzenden Fr. Giffey das Problem weg, grinse Smileys.

  6. 49.

    Es ist schon kein unterschied zwischen Streik und Fahrplanverspätung. Gut das ich pkw nutze.

  7. 48.

    "Berliner Öffentliche Verkehrsmittel stehen kurz vor Kollaps!"
    Das ändert sich ja bald, wenn wir erst einmal die Magnetschwebebahn haben.
    Lassen Sie einfach mal die Fachleute machen!! :-)

  8. 47.

    "... wie das Verhältniss Mitarbeiter Verwaltung ... : Fahr- , Werkstätten- und Aufsichtspersonal aussieht"
    Nicht zu vergessen die Abteilung, in der die Musicals komponiert werden!
    Sicher ist gerade wieder ein denkwürdiges Werk in Arbeit...

  9. 46.

    Ach Flora, was soll der Laie, der hier meckert den bei der BVG verändern ?? Sich ohne Ausbildung in einen U-Bahnzug setzen und fahren oder gar reparieren ?? Also was soll dieser Kommentar??
    Und die Meisten die hier meckern, haben doch recht....die BVG ist an die Wand gefahren worden.

  10. 45.

    "(via ÖPNV gegenwärtig 1 Stunde + 50 Minuten; mit dem Rad ca. 2 Stunden + 25 Minuten)" - ha, wie weit kommt man in dieser Zeit mit nem Ferienflieger?
    Vielleicht sollte die BVG (alle Öffis) Zubringerlastenräder bereitstellen.
    Macht schon Spaß so ne Mobilitäts- bzw. Verkehrswende.
    Mal sehen wann die mich "mitnimmt".

  11. 44.

    Wann findet endlich eine Krisensitzung statt? Das ganze ist kurz vor Kollaps. Heute überraschend 20 min. Takt zwischen Wedding und Beusselstr. (wird aber auch nicht eingehalten). Herr OB Wegner kümmern Sie sich nicht um Olympia-Bewerbung und Stadion Neubau. Berliner Öffentliche Verkehrsmittel stehen kurz vor Kollaps!

  12. 43.

    Das ging doch schon unter Diepgen los, als der Fahrdienst zu BT ausgelagert wurde, um das Personal ohne Rücksicht auf bestehende Tarifverträge schlechter bezahlen zu können.

  13. 42.

    Die Frage, wie das Verhältniss Mitarbeiter Verwaltung (einschließlich Marketing Beauftragte für dieses und jenes) : Fahr- , Werkstätten- und Aufsichtspersonal aussieht ist eine gute Frage, und die Frage zu den Gehältern auch!

  14. 41.

    Hallo,

    Vielleicht sollte man auch die Fahrer, die bei der Tochtergesellschaft der BVG angestellt sind und damit weniger verdienen, direkt bei der BVG einstellen...

  15. 40.

    Jedes Mal, wenn über den Fahrermangel bei der U-Bahn gesprochen wird, schaue ich auf die BVG-Karriereseite und bin immer wieder erstaunt, dass dort gar keine U-Bahnfahrer gesucht werden zur Einstellung. Weder fertige noch zur Ausbildung. Wie passt das denn zusammen?

  16. 39.

    Sowas passiert, wenn laienhafte Politiker, gepaart mit geldgeilen, auf Gewinn und Macht fokussierten Bahnmanagern ein Konzern führen, der eigentlich für die Mobilität der Bevölkerung optimiert sein sollte/müsste.

    Exemplarisch für die Zustände in Deutschland.
    Gleiches in Sachen Energiewende.

    Aber was soll dabei herauskommen, wenn ein stummer Kanzler, ein Kinderbuchautor, diverse Studienabbrecher und dutzende Großmäuler ohne Ausbildung meinen, ein Land führen zu können. Genau sowas !

  17. 38.

    Die BVG gehört zum Geschäftsbereich der Senatsveewaltung für Wirtschaft, Frau Giffey, auch Aufsichtsratsvorsitzende. Im Aufsichtsrat sitzt auch der Finanzsenator, Staatssekretär Schyrocki, und ein Staatssekretär aus der Verkehrsverwaltung. Davor war Stephan Schwarz (SPD) und davor Ramona Pop (Bündnis90/Die Grünen)Aufsichtsratsvorsitzende.
    Das heißt, auch die SPD ist an der Situation mit schuldig.

  18. 37.

    Die BVG gehört zum Aufgabenbereich der wirtschaftsverwaltung, ergo Frau Giffey, sie ist Aufsichtsratsvorsitzende. Weshalb sie hier noch nicht zu drr Problematik befragt wurde ist mir ein Rätsel.

  19. 36.

    Die U-Bahnen, auf die wir alle so quälend lange warten, wurden unter grüner Verkehrssenatorin bestellt. Entsprechende Gelder wurden unter den vorherigen SPD-geführten Verkehrsresorts nicht in die Hand genommen. . Also darf das Mantra "Im Zweifel sind die Grünen schuld" gerne mal Pause machen.

Nächster Artikel