Baustelle ab 2027 - Neubau der Schönhauser-Allee-Brücke wird Tram M1 massiv beeinträchtigen
Ab 2027 soll die Brücke über der S-Bahn-Station Schönhauser Allee neugebaut werden. Der Autoverkehr soll weitestgehend fließen können. Fahrgäste der Tram-Linie M1 brauchen dagegen mehr Geduld. Die Grünen kritisieren das als Nachteil für den ÖPNV.
- Schönhauser-Allee-Brücke wird ab 2027 abgerissen und bis 2032 neugebaut - intensive Vorbereitungen starten 2025
- Tram- und Schienenverkehr von Bauarbeiten betroffen
- Grünen-Abgeordnete sieht Benachteiligung vom ÖPNV
An der Schönhauser Allee in Berlin steht Anwohnern wie Fahrgästen des ÖPNV ab 2027 eine Großbaustelle mit zahlreichen Verkehrseinschränkungen bevor. Grund ist der Abriss und Neubau der Schönhauser-Allee-Brücke in vier Etappen bis voraussichtlich 2032.
Laut Verkehrsverwaltung sollen im kommenden Jahr vorbereitende Maßnahmen beginnen. Dazu soll unter anderem eine temporäre Leitungsbrücke einschließlich Leitungsverlegungen errichtet werden. Begonnen wird demnach damit auf dem westlichen Teil der Brücke, die unter anderem an die Dänenstraße und die Kopenhagener Straße grenzt.
2027 wird in der ersten Hauptbauphase dieser Teil dann abgerissen und neugebaut, bevor dann die östliche Brückenseite (hin zum Einkaufszentrum) ebenfalls entfernt und neu errichtet wird.
Ort der Brücke
Verkehr soll einseitig auf Schönhauser-Allee-Brücke fließen
Insgesamt sind laut Verkehrsverwaltung vier Bauphasen bis 2032 geplant, dabei soll aber neben dem motorisierten Verkehr auch Fuß- und Radverkehr weiter "gewährleistet sein", heißt es weiter. Damit der Verkehr durchgehend fließen kann, soll nur eine Seite der Brücke gesperrt werden. Laut Berichten der "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt] sollen Abriss und Neubau 34 Millionen Euro kosten, diese Summe könnte aber noch steigen.
Die 1886 errichtete Brücke überspannt zum einen zahlreiche Gleise, auf denen sowohl S-Bahnen als auch Regional- sowie Fernverkehr fahren. Zum anderen dient sie als Teil der Schönhauser Allee als Verkehrsweg für Autos, die Tram-Linie M1, Fahrräder und Fußgänger und grenzt unmittelbar an das Einkaufszentrum "Schönhauser Allee Arcaden". Die U-Bahnlinie U2 in der Mitte der Schönhauser Allee soll nach aktuellem Stand nicht vom Bauvorhaben betroffen sein. Auch der Zugang zum Einkaufszentrum soll bestehen bleiben.
Tram-Linie M1 wird an Schönhauser Allee unterbrochen
"Geopfert" wird dem Bauvorhaben allerdings die Tram-Linie M1 – sie wird während dieser Zeit unterbrochen. Einen genauen Zeitpunkt für den Start der Unterbrechung konnten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf rbb-Anfrage aktuell noch nicht nennen. Man werde aber "rechtzeitig bevor die Bauarbeiten des Landes beginnen, ausführlich und transparent über die einzelnen Umfahrungsmöglichkeiten informieren", so ein Sprecher des Verkehrsunternehmens.
Geprüft wurden Varianten mit ein- oder zweigleisiger Fahrt der Tram, Umleitungen oder ausgedünnten Taktzeiten, um die Baustelle zu umgehen. Bekannt ist bisher: Die Tram-Linie M1 soll nicht über Ausweichrouten umgeleitet werden, sondern wird quasi in eine Art Nord- und Südlinie geteilt. Das fehlende Stück dazwischen wird dann über Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen abgedeckt. Aus einer Anfrage der Grünen-Abgeordneten Oda Hassepaß vom September 2024 wurden weitere Planungsdetails für die Tramlinie ersichtlich [pardok.parlament-berlin.de].
Teilabschnitt der Tram M1 wird mit SEV ersetzt
So soll die M1 laut Plänen der BVG vom Kupfergraben kommend während der Bauphase etwas nördlich der Kreuzung Schönhauser Allee/Gleimstraße enden, dort wenden und wieder zurückfahren. Fahrgäste steigen dort aus und können ab der Kreuzung Schönhauser Allee/ Schivelbeiner Straße einen Ersatzbus nutzen, der sie bis zur Haltestelle Schönhauser Allee/ Bornholmer Straße bringt. Ab da fährt die M1 wieder weiter Richtung Norden.
Der Ersatzbus fährt ebenfalls weiter bis zum U-Bahnhof Vinetastraße, von wo aus er seine Tour ringförmig wieder zurückfährt. Zu Fuß ließe sich das Wegstück zwischen Schönhauser Allee / Gleimstraße und Schönhauser Allee / Bornholmer Straße in gut zehn Minuten schaffen.
Das Aussetzen der M1 ermöglicht wiederum Platz für Autos, Lkw sowie Radfahrer und Fußgänger. Diese können sich jedoch jeweils nur auf einer Seite der Brücke bewegen. So ist geplant,
- den Radverkehr auf der bestehenden Brückenseite über einen Radfahrstreifen auf dem Gehweg entlangzuführen.
- Der entgegengesetzte Radverkehr soll einen eigenständigen Radfahrstreifen auf der Innenseite der verbleibenden Fahrbahn erhalten – also entlang des Mittelteils, auf dem das U-Bahn-Viadukt steht.
- Beide Radstreifen sollen durch Sicherheitseinrichtungen vom Kfz-Verkehr getrennt werden, die Gleisanlagen werden zudem provisorisch verschlossen, um Stürze zu vermeiden.
- Fußgänger in beide Richtungen teilen sich hingegen den Gehweg auf der befahrbaren, bestehenden Brückenseite.
- Wer von dort zum Beispiel quer über die Allee zur U-Bahn möchte, wird über provisorische Ampeln dorthin geführt.
- Der Fußgängertunnel zwischen dem Bahnsteig der S-Bahnen und dem Aufgang zur U-Bahn soll auch nach den Bauarbeiten erhalten bleiben - ob er ebenfalls saniert wird, ist aktuell nicht klar.
- Auch der Schienenverkehr im Eisenbahngraben unterhalb der Brücke wird von den Bauarbeiten betroffen sein. Die Deutsche Bahn teilte auf Anfrage mit, dass auf der Fernbahn zwischen Bahnhof Greifswalder Straße und Bahnhof Schönhauser Allee zwischen dem 24. April bis 8. Mai 2026 zu einer Vollsperrung kommen wird. Weitere nächtliche Sperrungen folgen dann im Juni 2026. Die weitere Planung sei in Abstimmung, so die DB.
- Auch die S-Bahn habe die Planung für mögliche Sperrzeiten bereits aufgenommen.
- Ebenso soll die Gründung des vorhandenen Hochbahnviadukts der U-Bahn erneuert werden. Ob es deshalb zu Einschränkungen auf der U-Bahn-Linie U2 kommt, ist nicht bekannt. Die U2 soll aber einen Teil der Fahrgäste, die die M10 ab dieser Stelle zeitweise nicht nutzen können, auffangen.
Grünen-Politikerin Hassepaß kritisiert Tram-Sperrung
Die Pankower Grünen-Abgeordnete Oda Hassepaß kritisierte die Entscheidung für die Trennung der M1 – diese Variante sei "allenfalls eine Notlösung, die den Kfz-Verkehr weiter rollen lässt. Für die Menschen, die mit der Tram unterwegs sind, bringt es zusätzlichen Stress – und dass, obwohl die meisten Berlinerinnen und Berliner nicht mit dem Auto unterwegs sind und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind."
Die Tram-Linie M1 sei sehr gut nachgefragt, so Hassepaß, befördere wieder so viele Menschen wie vor der Corona-Pandemie. Die BVG nennt auf schriftliche Anfrage an das Abgeordnetenhaus für 2024 eine geschätzte Zahl von etwas mehr als 26.000 Fahrgästen mit der M1 pro Tag. Hassepaß argumentiert, dass sich in den 19.000 Pkw, die sich auf derselben Strecke bewegen würden, nur rund 21.000 Personen befänden. Basis sei hier die Verkehrsmengenkarte der Senatsverwaltung. Es sei hier aus ihrer Sicht nicht richtig abgewogen worden zwischen Kfz-Verkehr und ÖPNV. Auch sei die U-Bahnlinie U2, die während der Bauarbeiten ungehindert fahren soll, mittlerweile stärker ausgelastet als noch zu Beginn der Prognose – diese böte damit nicht genug Ausweichpotential für alle, die ohne Auto unterwegs seien.
Aus ihrer Sicht hätte die M1 weiter zweigleisig fahren können während der Bauarbeiten. Der motorisierte Verkehr hätte alternativ umgeleitet werden können – zum Beispiel über die Pappelallee. Zwar stelle sie die Brückensanierung nicht generell in Frage, sei aber skeptisch "ob dabei die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie des Einzelhandels bei der Baustellenplanung beachtet wurden", so Hassepaß. Immerhin: Mit dem gesicherten Radstreifen habe man die Bedürfnisse der Radfahrer berücksichtigt, so die Politikerin.