Mobilität - Berliner Senat legt Planungen für fast alle Radschnellwege auf Eis

Mi 31.07.24 | 19:42 Uhr
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Archivbild: Kronprinzessinnenweg - Fahrradfahrer sind unterwegs. (Quelle: imago images/Zeitz)
Audio: rbb24 Abendschau | 31.07.2024 | M.Schmitz, R. Paschke, J. Menzel, V. Wiepricht | Bild: imago images/Zeitz

Zehn Schnellverbindungen für Fahrradfahrer waren in Berlin geplant. Zeitnah umgesetzt werden soll davon voraussichtlich: eine. Die CDU-geführte Verkehrsverwaltung hat angekündigt, die Planungen für den Großteil der Routen nicht weiter zu verfolgen.

  • Senat will viele geplante Radschnellwege nicht weiter vorantreiben
  • Nur die Route Königsweg-Wannsee-Potsdam soll erst einmal gebaut werden
  • Kritik von Rad-Initiativen, aber auch aus der SPD

Der Großteil der Planungen für Radschnellwege in Berlin wird wegen der angespannten Haushaltslage erstmal auf Eis gelegt. Wie die Verkehrsverwaltung dem rbb am Mittwoch mitteilte, wird von insgesamt zehn geplanten Verbindungen nur eine priorisiert vorangetrieben.

Dabei geht es um die Route Königsweg-Kronprinzessinnenweg, die durch den Grunewald in Richtung Wannsee/Potsdam führt (RSV 3). Hier soll "schnellstmöglich der Antrag auf Planfeststellung gestellt werden, um zeitnah mit dem Bau beginnen zu können", hieß es aus der Verwaltung.

Sechs andere Verbindungen werden eingefroren

Die Vorarbeiten für zwei weitere Routen sollen noch bis zum Planfeststellungsverfahren gebracht werden. Zum einen geht es um die West-Route, die Spandau über die Heerstraße und die Straße des 17. Juni mit der Stadtmitte verbinden soll. Zum anderen um die Ost-Route, die über Schlossplatz und Alexanderplatz bis nach Marzahn-Hellersdorf führen sollte. Hier wird allerdings nur der östliche Abschnitt weitergeplant, so die Verkehrsverwaltung.

Die Planung für sechs andere Verbindungen wird auf dem jetzigen Stand eingefroren. Ein Radschnellweg war bereits vor zwei Jahren gestrichen worden, weil eine Machbarkeitsuntersuchung zu dem Ergebnis kam, dass die Strecke nicht die Anforderungen an eine Radschnellverbindung erfüllt. Für alles außer der Verbindung RSV3 gilt nun laut Verkehrsverwaltung: "Die Weiterführung soll dann in Abhängigkeit der Finanzierbarkeit fortgeführt werden."

Nach heutigem Stand werden von den geplanten 100 Kilometern Radschnellweg also erstmal nur 13,8 Kilometer sicher gebaut. Laut Verkehrsverwaltung wären grob geschätzt etwa 400 Millionen Euro notwendig, um alle geplanten Radschnellverbindungen und alle geplanten Fahrradparkhäuser zu bauen. Nach rbb-Informationen wurde der landeseigenen Infravelo-Gesellschaft nun mitgeteilt, dass sie erstmal mit 50 Millionen rechnen kann.

Einsparungen stark kritisiert

Damit bestätigte die Verwaltung im Kern, was der Mobilitätswende-Verein "Changing Cities" [changing-cities.org] zuerst öffentlich gemacht hatte. Vereins-Sprecherin Ragnhild Sørensen kritisierte die Einsparungen gegenüber dem rbb scharf. "Wenn CDU und SPD nun auch die Axt an die Radschnellverbindungen anlegen, stirbt das Berliner Radverkehrsnetz und damit die Verkehrswende."

Sørensen betonte, die Radschnellwege seien die "Hauptschlagader des Radnetzes", ohne dieses "Herzstück" blieben kleinere Infrastrukturmaßnahmen, die in den Bezirken derzeit entstünden, isoliert.

"Sparen wir jetzt, gibt es die fette Quittung dafür in der Zukunft", sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Oda Hassepaß, dem rbb. "Jeder Stopp verhindert, dass wir zukunftsgerecht werden."

Radschnellverbindungen in Berlin. (Quelle: rbb24)

Kritik auch aus der SPD-Fraktion

Aber nicht nur von Vereinen und Opposition kam Kritik, auch aus der schwarz-roten Koalition. Linda Vierecke, Sprecherin der SPD-Fraktion für Klimaschutz betonte, Radschnellwege seien wichtig, um die Klimaziele zu erreichen. "Ich halte diese Priorisierung der Verkehrsverwaltung für falsch und werde mich dafür einsetzen, dass wir mehr auf den Weg bringen", sagte Vierecke dem rbb.

Zuspruch kam derweil von der AfD. "Die Verkehrsverwaltung sollte den Planungsstopp nutzen, um die eigentlich gute Idee der Radschnellwege neu zu denken", sagte der verkehrspolitische Sprecher Rolf Wiedenhaupt. Die bisher geplanten Projekte seien zum Teil überteuert. Zudem müssten für die neuen Radstrecken zahlreiche Bäume gefällt werden, was dem Umweltschutz widerspreche.

Bau von Rad-Parkhäuser soll vorangetrieben werden

Priorisieren will die Verkehrsverwaltung auch bei den geplanten Fahrradparkhäusern. Die Standorte Schöneweide und Mahlsdorf werden prioritär bearbeitet, um kurzfristig mit dem Bau beginnen zu können. Weitere Vorhaben sollen unter Berücksichtigung der Finanzierbarkeit einzelfallbezogen geprüft werden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 31.07.2024, 19:30 Uhr

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57 Kommentare

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  1. 56.

    Die CDU ist unglaublich altmodisch.. und diejenigen die diese Partei wählen haben wahrscheinlich fast alle ein Auto.

  2. 55.

    Typisch CDU-Senat. Fortschritt gibt es nur im ohnehin schon reichen Südwesten. Mit anderen Worten: wo viel CDU gewählt wird, werden nun Geschenke verteilt.

  3. 54.

    Anscheinend freuen sich manche Autofahrer darüber, wenn diese Radschnellwege nicht kommen und das kann ich nicht verstehen. Warum denken diese nicht darüber nach, dass ihnen selber die Radschnellwege zugute kommen würden, durch leerere Straßen? Aber anscheinend läuft hier irgend so ein merkwürdiges Auto gegen Radfahrer Prinzip, was ich sowieso überhaupt nicht nachvollziehen kann.

  4. 53.

    Fahrradkeller oder ähnliches wäre für mich wichtig. Soll ich das Rad jedes Mal 3 Treppen hoch schleppen? Mein Keller ist zu klein und einbrecherfreundlich.

  5. 52.

    Ich fahre gerne Rad. Aber ich fahre auch gerne mein Motorrad. Mit mehr Schnellwegen würde ich mehr Rad fahren. Wenn die CDU möchte, dass ich morgens um 5 durchs villenviertel mit dem Motorrad pese, mache ich das aber auch gerne ;)

  6. 51.

    Das Bild soll suggerieren, „wie kann man gegen solche (schönen) Radwege sein“? Aber so ist es nicht.
    Ob die kenntnisreichen Wähler dies erkennen?

  7. 50.

    Haftpflichtschild an alle Fahrräder und steuern zahlen , dann klappt es vielleicht mit Radwegen

  8. 49.

    Völlig richtig.!!!
    Das Geld wird für wichtigere Dinge Gebrauch. Sanierung von maroden Schulen und Kindergärten sind dringender. Wenn die Radfahrer besondere Radwege brauchen sollen die sie auch selber bezahlen. Radsteuer hört sich richtig gut an.

  9. 48.

    Das kriegt man wenn man CDU. wählt. Die Partei ist rückwärtsgewandt und betreibt reine Machterhaltungspolitik. Wenn die CDU an der Macht sind weitere verlorene Jahre. So war es schon als Frau Merkel Bundeskanzlerin war.

  10. 47.

    Und das ist auch gut so.

  11. 46.

    Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV-Nutzer subventionieren und finanzieren die Straßen, auf denen nach Ansicht der Autofahrer auch nur diese was zu suchen haben.
    Die KFZ-Steuer ist nur ein Bruchteil dessen, was der Autoverkehr an Kosten von Straßenbau und Erhalt erzeugen.
    Alle an den Kosten beteiligen und die Hauptbelaster, die Autofahrer auch am meisten belasten.
    Dann würden 50 % ihr Auto stehen lassen, weil sie die Kosten die sie erzeugen gar nicht bezahlen könnten.
    Ich zahle 30.000 Euro Steuern und fahre kein Auto, KFZ-Steuer für einen Kleinwagen betragen ca. 100 Euro im Jahr........

  12. 45.

    Bevor wieder an den ärmsten der Armen gespart wird lieber zulasten der Fahrradlobby sparen.

  13. 44.

    Ausgerechnet die, die nur „geplant“ hatten aber Nichts fertig gestellt haben, kritisieren hier.
    „Geplant“ ist übertrieben. Wir sind ja ein Land der Feststeller geworden die „Ideen“ als Konzepte ausgeben... Leider.

  14. 43.

    "Wacht endlich auf die wirklichen Fahrradfahrer Autofahrer zahlen auch .
    Also endlich Kennzeichen und Haftpflichtversicherung dann kann man auch fordern!"
    Ich bin schon den ganzen Tag wach, und deshalb weiß ich, dass weit über 80% der Bevölkerung bereits lange schon eine Haftpflichtversicherung haben, deshalb weiß ich, dass der allergrößte Teil der Radfahrenden auch Steuerzahlende sind, oft sogar mit Auto, und deshalb weiß ich, dass Kennzeichen für Fahrräder nirgendwo auf der Welt für eine gute Idee gehalten werden, nirgendwo. Also warum sollten "wir" mit sowas anfangen?

  15. 42.

    Es ist richtig, die Planungen einzufrieren und zu gegebener Zeit zu überprüfen. Denn die Machbarkeitsstudien der Infravelo haben nur einseitig die Radfahrer betrachtet, nicht jedoch die Interessen von Fußgängern und Anwohnern. Im Ergebnis sollte in Lichterfelde ein Radschnellweg am Teltowkanal, das Nah Erholungsgebiet zerstören. Verkehrswesen, ja aber nicht einseitig!

  16. 41.

    Sie behaupten, Ideen ( bessere ) zu haben. Nun mal Butter bei die Fische- wo sind sie ?

  17. 40.

    Schade, jedes Rad auf der Straße heißt zumeist ein PKW weniger auf der Straße. Jetzt streitet PKW/ Radfahrer sich wieder zusammen auf der selben Straße lässt sein Frust raus...

  18. 39.

    Schon mal daran gedacht das die meisten keine alternative zum Auto möchten? Weder der ÖPNV, und schon gar nicht das Rad!

  19. 38.

    Wenn es nach Ihrer Logik geht, müssten für die Autobahn und Brücken, die Autotunnels, Parkhäuser und Parkplätze dann ja auch NUR die Autofaher zahlen! Das alles wird ja von Fahradfahrern und Fußgängern nicht gebraucht. Man, ich freue mich schon auf die Steuerentlastung, juhu!

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