Berlin - Bezirk Mitte genehmigt Abriss für Wohnblock in Habersaathstraße

Fr 23.08.24 | 17:14 Uhr
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Plattenbau Habersaathstrasse in Berlin-Mitte (Quelle: imago images/Jochen Eckel)
Video: rbb24 Abendschau | 23.08.2024 | U. Wichert & U. Sturmhoebel | Bild: imago images/Jochen Eckel

Nach jahrelangem Streit um einen Wohnblock in der Berliner Habersaathstraße steht nun fest: Der Gebäudekomplex kann abgerissen werden. Den Bewohnern - darunter frühere Obdachlose - sollen Ersatzwohnungen angeboten werden.

Nach langem Streit ist für die Bewohner eines Wohnblocks in der Habersaathstraße in Berlin-Mitte nach Angaben des Bezirksamts eine Lösung gefunden. Wie Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) am Freitag mitteilte, musste das Bezirksamt aus rechtlichen Gründen den Abriss des Gebäudekomplexes in der Habersaathstraße 40-48 genehmigen.

Eigentümerfirma soll Ersatzwohnungen stellen

Im Gegenzug habe sich die Eigentümerfirma Arcadia Estate verpflichtet, den verbliebenen Mietern Ersatzwohnungen in der Straße zur Verfügung zu stellen - zu einem Mietpreis, der "von einem durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmerhaushalt" finanziert werden könne, so das Bezirksamt. Außerdem habe sich die Arcadia Estate bereit erklärt, auf einem Grundstück in der Papierstraße eine Unterkunft für Geflüchtete und Wohnungslose zu bauen.

Wieviele Menschen derzeit in dem Gebäude in Habersaathstraße leben, ist laut Remlinger unklar. Der Bezirk gehe von fünf bis zwölf Altmietern aus, 30 bis 50 ehemals Obdachlosen und etwa ähnlich vielen Geflüchteten.

"Hätten uns andere Lösung gewünscht"

"Auch wenn wir uns eine andere Lösung gewünscht hätten, blieb uns nichts anderes übrig, als den Abriss zu genehmigen", erklärte Remlinger. "Wir haben als Bezirk gekämpft, um möglichst viel für die Menschen zu erreichen, die in der Habersaathstraße schon lange leben oder dort in den vergangenen Jahren ein Zuhause gefunden haben."

Die Eigentümerfirma will auf dem Gelände Habersaathstraße 40-48 einen Neubau errichten und hat den Bewohnern gekündigt. Klagen dagegen vor dem Amtsgericht Mitte als auch vor dem Landgericht Berlin waren laut Berliner Mieterverein erfolgreich.

Kritik vom Berliner Mieterverein

"Das Bezirksamt sollte der Hausgemeinschaft nun im Kampf gegen den rabiaten Eigentümer den Rücken stärken, und zwar durch vor allem eine rigorose Verfolgung von Missständen wie beispielsweise der nicht funktionierenden Warmwasserversorgung durch die Wohnungsaufsicht", erklärte der Geschäftsführer des Mietervereins, Sebastian Bartels. Das Bezirksamt habe ohne Not dem Druck des Investors nachgegeben und die abgelaufene Abrissgenehmigung "investorenfreundlich" erneuert.

Kritik an der jetzigen Lösung kommt auch vom Fraktionschef der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, Tobias Schulze. Hier werde sanierter, bewohnbarer, preiswerter Wohnraum abgerissen und zwar ausschließlich aus dem Grund, dass hinterher teurerer Wohnraum entstehe. Das sei ein schwarzer Tag für preiswerten Wohnraum in Berlin. Zudem sei noch völlig unklar, wie die Ersatzwohnungen aussehen werden, so der Linken-Politiker.

Ehemaliges Schwesternwohnheim der Charité

Der Bezirk Mitte hatte sich seit 2019 dafür eingesetzt, dass das ehemalige Schwesternwohnheim der Charité saniert und wieder vermietet wird. Im Winter 2021/22 besetzten Aktivisten der Initiative "Leerstand-Hab-ich-Saath" und rund 50 Obdachlose einen Teil des Wohnblocks. Andere Räumlichkeiten wurden von Flüchtlingen bezogen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.08.2024. 19:30 Uhr

85 Kommentare

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  1. 85.

    Stimmt, die Vermieter jammern und fordern nur. Die Investoren ebenso. Alle, die sowieso Geld haben jammern und wollen immer mehr. Wohnungen dagegen brauchen leider alle, denn sonst müssten sie ja auf der Straße leben. Und wenn hier immer gesagt wird, dass Bauen so teuer geworden ist, erklärt das ja nicht, warum dann Altbauten auch so teuer sein müssen.

  2. 84.

    „Solche Wohnungen braucht Berlin nicht mehr“
    Entscheiden das nicht die Kunden?

    P.S. Ein Linken-Politiker offenbart Grundsätzliches: Er will über den Geldbeutel der Eigentümer letztendlich bestimmen...ohne die geringste Leistung. Preisrelevantes ist dann möglich, wenn man zum Marktteilnehmer wird. Ansonsten droht Verfall, Einheitsgrau und ungerechtes Wohnen auf Kosten anderer. „Morena“ findet sogar unentgeltliches arbeiten für die Mieter gut, also kostenlos...

  3. 83.

    Und immer wer man so gar kein Argument hat muß das alte Gespenst DDR herhalten. Ihre Unterstellung ist eine ganz klare Verleumdung.

  4. 82.

    " Kein Mieter muss eine Wohnung anmieten, die ihm zu teuer erscheint."

    Genau. Sollen sie doch Kuchen essen...

    "Und welche andere Wort man für Rendite nutzt ist es nes klar. "

    Klar ist hier nur eins, nämlich dass sie hier unter verschiedenen Namen schreiben, Ulrich aka Peter aka Martin.

  5. 81.

    Immer nur jammern und fordern.

    Letztlich kann ich nur die Wohnung anmieten, dich ich mir leisten kann.

    Das deutsche Mietrecht bevorzugt den Mieter unangemessen.

    Vielleicht sollten Mieter und Vermieter auf gleicher rechtlicher Höhe stehen?

    Ebenso wäre ein öffentliches Verzeichnis über Mietnomaden und Mietschuldner sinnvoll

    Wer wenig Geld hat, muss seine Ansprüche runterschrauben. Muss jedes Kind ein eigenes Zimmer haben? Warum können Sozialwohnungen nicht geringere Standarts haben?

  6. 80.

    "Aber viele Bürger wollen eine sehr schöne Wohnung für möglichst wenig Geld. Das funktioniert halt nicht immer."

    Das alte Vermieter Märchen. Viele Bürger wollen in erster Linie eine bezahlbare Wohnung.

  7. 79.

    Hören Sie mit Ihrem polemischen Unsinn auf! Sie wissen selbst, daß dies keine normalen Mieten sind! Die Mehrheit kann sich dies Mieten nicht leisten und Sie machen sich darüber lustig. Tiefer gehts nicht mehr!

  8. 78.

    Damit gierige Investoren einen noch höheren Reibach machen können oder sind sie naiv zu glauben dass würde an die Mieter weitergereicht?

  9. 77.

    Das ist aber keine Rendite oder Dividende die an Aktionäre gezahlt werden muß und wird sofort wieder investiert.

    Es ist also nicht egal.

  10. 76.

    Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel gejammert und gefordert wird.

    Der Ulrich hat schon Recht. Letztlich bestimmt der Vermieter den Mietpreis. Kein Mieter muss eine Wohnung anmieten, die ihm zu teuer erscheint.

    Und ohne Rendite investiert niemand. Und welche andere Wort man für Rendite nutzt ist es nes klar. Jeder Vermieter muss ein positives Ergebnis erwirtschaften.

    Durch die ganzen Vorschriften zum Umweltschutz werden Mieten noch mehr steigen. Gleiches gilt für das Thema neue Heizungen.

  11. 75.

    Nur ist das rechtlich nicht möglich.

    Dann müsste der Steuerzahler für den Verlust aus der Bewirtschaftung der Sozialwohnungen aufkommen.

    Im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen geht's uns in Berlin noch ganz gut.

    Gegenüber meiner Wohnung baut eine landeseigene Gesellschaft neue Wohnungen für 12,50 Eur netto kalt. Natürlich durch den Steuerzahler gefördert.

  12. 74.

    Herr Lederer will einen Wohnungsbau wie zu DDR Zeiten. Verfall, Zusammenbruch und extrem verschuldet.

    Viele Genossenschaften haben an ihrem DDR Erbe extrem zu tragen und müssen noch lange Schulden tilgen.

  13. 73.

    Ulrich hat schon Recht.

    Aber viele Bürger wollen eine sehr schöne Wohnung für möglichst wenig Geld. Das funktioniert halt nicht immer.

    Keine Genossenschaften kann aktuell preiswerten Neubau errichten. Bei mir um die Ecke baut eine Genossenschaft für 14 Euro kalt. Das ist gerade kostendeckend.

  14. 72.

    Das sind doch faire Mieten. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Kostensituation.

    Vielleicht wären Sozialwohnungen preiswerter zu bauen, wenn Standards deutlich abgesenkt und Vorschriften gelockert werden würden.

  15. 71.

    Auch Genossenschaften müssen einen Überschuss erwirtschaften. Wie das Kind heißt, ist letztlich egal.

  16. 70.

    Bla bla.

    Kenne viele, die dort schöne teure Wohnungen suchen. Brauchen viele die viel arbeiten und gut verdienen.

  17. 68.

    "Ohne eine Rendite investiert niemand mehr. Übrigens müssen auch Genossenschaften ect Renditen erwirtschaften. Heißen dort nur anders "

    Unsinn!

  18. 67.

    Es wäre nicht das erste Mal dass sich der Bezirk übers Ohr hauen lässt... Ihre Zweifel sind berechtigt.

  19. 66.

    Das stimmt. Aber wozu wird dann alles zugepflastert, wenn die Wohnungen wieder nicht günstig vermietet werden können. Wozu, außer dafür, dass Investoren und Aktionäre noch mehr Geld verdienen? Und selbst wenn es viel mehr Wohnungen gäbe, als potentielle Mieter, warum sollten Investoren dann billiger vermieten?

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