Brandenburg an der Havel - AfD will pauschale Finanzierung des Jugendclubs im Haus der Offiziere kippen
In Brandenburg an der Havel ist eine Diskussion um die Förderung des Jugendclubs im Haus der Offiziere entbrannt. Die AfD-Fraktion will sie überprüfen und nur noch projektbezogen unterstützen. Am Mittwoch wird über den Vorschlag abgestimmt. Von Claudia Baradoy
Seit dem Jahr 2000 betreibt die Jugendkulturfabrik (JuKuFa) in Brandenburg an der Havel das Haus der Offiziere (HdO) als Jugendclub und Veranstaltungsort für Partys und Konzerte. Die Stadt fördert das jährlich mit rund 240.000 Euro. Das Geld wird hauptsächlich für Personal und Sachkosten ausgegeben. Welche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops stattfinden, entscheidet das Jugendzentrum bisher selbst.
Nun gibt es Streit. Die AfD-Fraktion setzt sich für eine Überprüfung der institutionellen Förderung ein, fordert eine projektbezogene Unterstützung.
Jugendclub als Treffpunkt für AfD-kritische Jugendliche
Die AfD hatte ihren Vorstoß damit begründet, dass in dem Jugendclub teilweise Treffen und Veranstaltungen linksextremistischer Gruppen stattfänden. "Dort wird den Klimaklebern ein Raum geboten, um sich zu Straftaten zu verabreden", sagte der Fraktionsvorsitzende der AfD, Axel Brösicke. "In der Stadt sehe ich Aufkleber von der JuKuFa, die die sogenannten Hammerbande huldigen. Die heißen Hammerbande, weil sie irgendwelchen Leuten, die sie als 'Rechts' identifiziert haben, mit Hämmern den Schädel einschlagen", so der AfD-Politiker weiter.
Zudem werde im Haus der Offiziere die Antifa glorifiziert: "Das geht aus meiner Sicht in eine Richtung, die wir nicht gutheißen können. Wir können ja nicht auf der einen Seite den Kampf gegen Rechtsextremismus führen und auf der anderen Seite bei Linksextremismus weggucken", erläuterte Brösicke.
Der Geschäftsführer des Hauses der Offiziere, Andreas Walz, weist die Vorwürfe der AfD als absurde Unterstellungen zurück. Es habe vor Ort keine Verabredungen zu Straftaten gegeben. Mit der Stadtverwaltung habe es diesbezüglich auch schon klärende Gespräche gegeben. Auch die Behauptung, dass im Stadtgebiet Aufkleber mit linksextremistischen Parolen der Jugendkulturfabrik aufgetaucht seien, ist nach Ansicht von Walz willkürlich und falsch.
Das Gebäude in der Magdeburger Straße wurde 1903/1904 als Offizierskasino der ehemaligen Kürassierkaserne erbaut. Heute gilt der Jugendclub darin als Treffpunkt für Jugendliche, die der AfD kritisch gegenüberstehen. Im Haus gibt es Probenräume für Bands und einen offenen Bereich. Vor Ort finden regelmäßig Koch-Workshops, Theaterproben und Aufführungen statt.
Stadtverordnete stimmen am Mittwoch über AfD-Vorschlag ab
Mitte Januar wurde in den Räumlichkeiten des Jugendclubs der Film "Antifa - Schulter an Schulter, wo der Staat versagte" des ehrenamtlich arbeitenden linken Videokollektivs Leftvision gezeigt. Der Film erzählt durch Interviews mit Antifa-Aktivisten die Entstehung der linken Bewegung in den 1990er Jahren. Der Film lief im vergangenen Jahr bundesweit in Kinos.
Das Ansinnen der AfD, die Finanzierung nur noch projektbezogen auszureichen, hieße nichts anderes, als dass die AfD bei der Planung der Veranstaltungen Mitspracherecht haben würde, fürchtet Walz.
Unter den 46 Stadtverordneten in Brandenburg an der Havel führte der Vorschlag der AfD bereits zu heftigen Diskussionen. Die Freien Wähler befürworten den Vorschlag, den Jugendclub künftig nicht mehr pauschal zu finanzieren. Alle anderen Fraktionen lehnten ihn im Hauptausschuss ab. "Aus unserer Sicht ist der Antrag unehrlich", sagte Rene Kretzschmar von den Linken: "Die AfD stört sich daran, dass im Haus der Offiziere ein breites Spektrum bedient wird. Und dorthin kommt eben eher ein linkes Klientel. Und man stört sich daran, dass da eben auch Sachen kommen, die klar inhaltlich gegen die AfD gerichtet sind. Und genau deshalb wollen sie den HdO den Geldhahn abdrehen."
Wie es im Haus der Offiziere künftig weitergeht, wird sich zeitnah zeigen: Am kommenden Mittwoch wird die Stadtverordnetenversammlung über den Vorschlag der AfD abstimmen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.01.2025, 17:00 Uhr
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