Brandenburg an der Havel - AfD will pauschale Finanzierung des Jugendclubs im Haus der Offiziere kippen

Mi 29.01.25 | 06:24 Uhr | Von Claudia Baradoy
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In Brandenburg an der Havel gibt es Diskussionen um die Finanzierung des Jugendclubs "Haus der Offiziere". (Quelle: rbb/Claudia Baradoy)
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Video: rbb|24 | 27.01.2025 | Max Ulrich | Bild: rbb/Claudia Baradoy

In Brandenburg an der Havel ist eine Diskussion um die Förderung des Jugendclubs im Haus der Offiziere entbrannt. Die AfD-Fraktion will sie überprüfen und nur noch projektbezogen unterstützen. Am Mittwoch wird über den Vorschlag abgestimmt. Von Claudia Baradoy

Seit dem Jahr 2000 betreibt die Jugendkulturfabrik (JuKuFa) in Brandenburg an der Havel das Haus der Offiziere (HdO) als Jugendclub und Veranstaltungsort für Partys und Konzerte. Die Stadt fördert das jährlich mit rund 240.000 Euro. Das Geld wird hauptsächlich für Personal und Sachkosten ausgegeben. Welche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops stattfinden, entscheidet das Jugendzentrum bisher selbst.

Nun gibt es Streit. Die AfD-Fraktion setzt sich für eine Überprüfung der institutionellen Förderung ein, fordert eine projektbezogene Unterstützung.

Jugendclub als Treffpunkt für AfD-kritische Jugendliche

Die AfD hatte ihren Vorstoß damit begründet, dass in dem Jugendclub teilweise Treffen und Veranstaltungen linksextremistischer Gruppen stattfänden. "Dort wird den Klimaklebern ein Raum geboten, um sich zu Straftaten zu verabreden", sagte der Fraktionsvorsitzende der AfD, Axel Brösicke. "In der Stadt sehe ich Aufkleber von der JuKuFa, die die sogenannten Hammerbande huldigen. Die heißen Hammerbande, weil sie irgendwelchen Leuten, die sie als 'Rechts' identifiziert haben, mit Hämmern den Schädel einschlagen", so der AfD-Politiker weiter.

Zudem werde im Haus der Offiziere die Antifa glorifiziert: "Das geht aus meiner Sicht in eine Richtung, die wir nicht gutheißen können. Wir können ja nicht auf der einen Seite den Kampf gegen Rechtsextremismus führen und auf der anderen Seite bei Linksextremismus weggucken", erläuterte Brösicke.

Der Geschäftsführer des Hauses der Offiziere, Andreas Walz, weist die Vorwürfe der AfD als absurde Unterstellungen zurück. Es habe vor Ort keine Verabredungen zu Straftaten gegeben. Mit der Stadtverwaltung habe es diesbezüglich auch schon klärende Gespräche gegeben. Auch die Behauptung, dass im Stadtgebiet Aufkleber mit linksextremistischen Parolen der Jugendkulturfabrik aufgetaucht seien, ist nach Ansicht von Walz willkürlich und falsch.

Das Gebäude in der Magdeburger Straße wurde 1903/1904 als Offizierskasino der ehemaligen Kürassierkaserne erbaut. Heute gilt der Jugendclub darin als Treffpunkt für Jugendliche, die der AfD kritisch gegenüberstehen. Im Haus gibt es Probenräume für Bands und einen offenen Bereich. Vor Ort finden regelmäßig Koch-Workshops, Theaterproben und Aufführungen statt.

Stadtverordnete stimmen am Mittwoch über AfD-Vorschlag ab

Mitte Januar wurde in den Räumlichkeiten des Jugendclubs der Film "Antifa - Schulter an Schulter, wo der Staat versagte" des ehrenamtlich arbeitenden linken Videokollektivs Leftvision gezeigt. Der Film erzählt durch Interviews mit Antifa-Aktivisten die Entstehung der linken Bewegung in den 1990er Jahren. Der Film lief im vergangenen Jahr bundesweit in Kinos.

Das Ansinnen der AfD, die Finanzierung nur noch projektbezogen auszureichen, hieße nichts anderes, als dass die AfD bei der Planung der Veranstaltungen Mitspracherecht haben würde, fürchtet Walz.

Unter den 46 Stadtverordneten in Brandenburg an der Havel führte der Vorschlag der AfD bereits zu heftigen Diskussionen. Die Freien Wähler befürworten den Vorschlag, den Jugendclub künftig nicht mehr pauschal zu finanzieren. Alle anderen Fraktionen lehnten ihn im Hauptausschuss ab. "Aus unserer Sicht ist der Antrag unehrlich", sagte Rene Kretzschmar von den Linken: "Die AfD stört sich daran, dass im Haus der Offiziere ein breites Spektrum bedient wird. Und dorthin kommt eben eher ein linkes Klientel. Und man stört sich daran, dass da eben auch Sachen kommen, die klar inhaltlich gegen die AfD gerichtet sind. Und genau deshalb wollen sie den HdO den Geldhahn abdrehen."

Wie es im Haus der Offiziere künftig weitergeht, wird sich zeitnah zeigen: Am kommenden Mittwoch wird die Stadtverordnetenversammlung über den Vorschlag der AfD abstimmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.01.2025, 17:00 Uhr

 

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Ah ja, es gibt also echte und unechte Kultur oder was? Und Sven entscheidet? Sie "reden" wirr. "einseitig politisch finanzierten Einschlag" versteht man auch nicht. Es geht um offene Jugendarbeit!

  2. 20.

    Das wäre fatal, dann würde die Mehrheit einfach weiter für hohe Renten stimmen und bei Kindern und Jugendliche passiert nichts.

  3. 19.

    Ausschließlich projektbezogene Finanzierung heißt am Ende, dass keine kontinuierliche Arbeit mehr möglich ist, da ohne gesicherte Finanzierung keine Festanstellung möglich ist. Jugendarbeit im Rahm eines Jugendclubs fällt dann flach. Auch wird sich kaum jemand mehr ehrenamtlich engagieren, wenn er regelmässig bei der AFD betteln darf. Am Ende wird das Offi von der jungen Alternative übernommen oder macht dicht. Genau das ist das Ziel der AFD, man will es nur nicht offen aussprechen, deshalb die Ausrede mit der "Projektförderung".

  4. 18.

    Da würden dann wieder, wie bei anderen Themen, sogenannte Bürgerräte eingesetzt werden, mit politischer Schlagseite. Repräsentiert dann auch nicht den Willen der Mehrheit. Deshalb sind echte Volksabstimmungen nicht gewollt, jedenfalls nicht von den Altparteien.

  5. 17.

    Ja, eine klare Prioritätensetzung bei den Ausgaben. Am besten unter Mitsprache des Volkes! Ich bin dafür, wo kann ich die Onlinepetition finden?

  6. 16.

    So ein Quark. Was sie als Kunst bezeichnen, ist keine, sondern nur Kommerz.
    Jugendkultur findet dann nur noch in den großen Arenen und Stadien statt, mit "Künstlern", die irgendwelche Millionenschweren Label unter Vertrag haben. Junge Nachwuchskünstler und Amateure haben dann keine Chance mehr.
    Bezogen auf die Gästezahl und die geleistete Arbeit ist die gesamte Soziokultur sowieso völlig unterfinanziert und funktioniert nur mit viel ehrenamtlichen Engament. Das bisschen auch noch streichen und sich dann wieder aufregen, dass die Jugend in der Öffentlichkeit rumlungert.

  7. 15.

    Fragt mal was unter SPD/RRG noch in Berlin für Jugendclubs uä. Verschwand. Gibt es das in Berlin überhaupt noch?

  8. 14.

    Genau! Im Sinne der direkten Demokratie fragen wir am Besten die Mitarbeiter und das Publikum des Jugendclubs, ob sie von der AfD zensiert werden wollen...

  9. 13.

    Wie schnell doch aus einem Finanzierungsstopp ein Verbot konstruiert wird. Staatlich geförderte Projekte sollen demokratiefördernd und neutral sein, das darf man bei dem Jugendklub offenbar bezweifeln. Wenn dort keine Jugendbetreuung sondern parteiliche Vorfeldarbeit erfolgt, dann sollen die entsprechenden Parteien gerne die Kosten tragen. Das Geld kann auch an anderer Stelle für Jugendarbeit dringend eingesetzt werden.

  10. 12.

    Warum remigriert eigentlich niemand die AfD?
    Zum Beispiel auf den Mars?

  11. 11.

    Und Sie haben es wieder nicht verstanden. Die AfD (eine Minderheit) stört sich am Inhalt des Jugendclubs, die anderen Parteien (die Mehrheit) findet ihn ok. Merken Sie was?

  12. 10.

    Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Politiker alleine entscheiden, wofür in Deutschland Geld ausgegeben wird. Das Volk als souverän muss mit an den Entscheidungen direkt beteiligt werden. Man könnte mit der jährlichen Steuererklärung auch den Bürger abstimmen lassen über einen Teil der für das Foögejahr geplanten Ausgaben.

  13. 9.

    Gebt endlich 25% der Ausgaben in die Entscheidungsbefugnis des Volkes. Das kann dann eigene Prioritäten setzen, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Wir haben in Deutschland kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem.

  14. 8.

    Sie hat Recht damit, alles schließen zu wollen, was ihnen nicht gefällt? Moment, hatten wir in Deutschland nicht schon einmal solche Zeiten?

    Wenn dort Straftaten geplant werden, kann e explizit dagegen vorgehen. Wenn die BesucherInnen vorrangig eine nicht rechte Einstellung haben, muss man dass in einer Demokratie tolerieren.
    Ansonsten müssen auch alle Orte, wo sich rechte Leute treffen geschlossen werden oder Unterstützung aufgehoben werden z.B. Sportverbände.

  15. 6.

    Richtig so, Kunst und Kultur gehören strikt getrennt von Staat und Wirtschaft. Kunst und Kultur entsteht in der individuellen- und Initiativkraft und nicht aus Steuergeldern. Der Staat muss lediglich die Freiheit garantieren. Und die ist in einem Jugendhaus mit einseitig politisch finanzierten Einschlag nicht gegeben und kann es auch nicht sein. Darum muss Kunst und Kultur weg vom Staat, hin zu Menschen mit Willen und Initiativkraft. Echte Kultur finanziert sich am Ende selbst.

  16. 5.

    Die AfD und deren Anhänger jammert immer lautstark über angebliche Zensur und behauptet sie sei für freie Rede, aber sobald sie irgendwo mittegiert versucht sie sofort Stimmen die ihr nicht genehm sind zum Schweigen zu bringen.

  17. 4.

    ... also gesichert rechtsextremistische Landesverbaende von Parteien und deren Jugendorganisationen sollen ihrer Meinung nach Foerdergelder erhalten?

  18. 3.

    Mit den Jugendclubd fängt es an. Was soll denn als nächstes verboten werden? Wäret den Anfängen. Verboten der AFD!

  19. 2.

    Ja, so wird es kommen. Heute die missliebigen Jugendclubs, morgen die Theater und übermorgen die missliebigen Medien. Wer die AfD wählt, um irgendwem etwas auszuwischen, sollte mal langsam aufwachen und sehen was damit für Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, angerichtet wird. Wehret den Anfängen! Nie wieder ist jetzt!