Landtagswahlkampf - CDU-Politikerin Awemo in Cottbus offenbar rassistisch beleidigt und angegriffen

Fr 26.07.24 | 19:15 Uhr
Adeline Abimnwi Awemo im Gespräch mit Reportern. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.07.2024 | Theresa Majerowitsch | Bild: rbb

Attacke im Brandenburger Landtagswahlkampf: Die CDU-Kandidatin Adeline Awemo wurde in Cottbus beim Plakatieren offenbar rassistisch beleidigt und angegriffen. Gegen die mutmaßliche Angreiferin wird ermittelt.

  • Cottbuser CDU-Politikerin Adeline Abimnwi Awemo beim Aufhängen von Wahlplakaten angegriffen
  • Täterin soll mit Äußerungen rassistisches Motiv deutlich gemacht haben
  • Awemo will weiter plakatieren und fühlt sich weiterhin sicher
  • andere Politiker verurteilen Angriff scharf

Eine Politikerin der CDU ist in Cottbus offenbar aus rassistischen Motiven angegriffen und beleidigt worden. Wie der Landesverband der CDU am Freitag mitteilte, wurde Adeline Abimnwi Awemo Donnerstagabend beim Äufhängen von Wahlplakaten von einer Frau tätlich angegriffen und dabei leicht verletzt.

Die Polizeidirektion Süd in Cottbus bestätigte den Angriff. Gegen die mutmaßliche 29 Jahre alte Angreiferin wurden demnach Ermittlungen wegen Volksverhetzung in Verbindung mit Körperverletzung eingeleitet. Die Ermittlungen hat der kriminalpolizeiliche Staatsschutz übernommen.

Tatverdächtige erstattet selbst Anzeige

Laut Polizei brachte die CDU-Kandidatin für die Landtagswahlen im Stadtgebiet von Cottbus gemeinsamen mit Familienangehörigen ihre Wahlplakate an. "Gegen 20:30 Uhr wurde sie in der Saarstraße von einer ihr Unbekannten ohne Grund mit den Worten 'Ihr seid keine Menschen' und weiteren in dieser Diktion angegriffen", teilte die Polizei mit.

Daraufhin sei Adeline Abimnwi Awemo angegriffen und am Hals getroffen worden. Sie sei zur Untersuchung ins Krankenhaus gekommen und habe nach ambulanter Behandlung entlassen werden können. Laut Polizei ist "nach dem jetzigen Ermittlungsstand davon auszugehen, dass der Angriff aus rassistischen Motiven erfolgte".

Die Angreiferin war laut Polizei zuvor nicht wegen solcher Delikte wie etwa Volksverhetzung bekannt. Die Beamten haben nach eigenen Angaben neben den eingeleiteten Ermittlungen auch eine sogenannte Gefährderansprache bei der Tatverdächtigen durchgeführt. "In dieser wurde ihr mitgeteilt, welche rechtliche Konsequenzen erneute mögliche Rechtsverstöße nach sich ziehen."

Auch die Beschuldigte habe Anzeige erstattet. Dabei gehe es um eine Körperverletzung. Die Ermittlungen laufen.

Die Cottbuserin Adeline Abimnwi Awemo, aufgenommen im Mai 2021 (Bild: rbb/Harasim)
Bild: rbb/Harasim

Awemo will Plakatierungen fortsetzen

Awemo sagte dem rbb am Freitag, sie fühle sich trotz des Zwischenfalls vorerst weiterhin sicher in Cottbus, dank der Unterstützung der Polizei und ihrer Partei. "Ich muss mich bei den vielen Leuten bedanken, die sich gemeldet haben. Es kam viel Unterstützung, dadurch bin ich ruhiger geworden", sagte sie dem rbb.

Darunter seien nicht nur Politikerinnen und Politiker, sondern auch viele Privatpersonen gewesen. "Mir wurde gesagt, ich solle nicht aufgeben und das will ich auch nicht. Wir kämpfen für eine Stadt, die super ist. Cottbus ist eine schöne Stadt, mit sehr vielen netten Menschen, die gegen diese Art von Menschen kämpfen", sagte Awemo.

Auch ihre Plakatierung wolle sie fortsetzen. Ihre Kinder, die ebenfalls vor Ort waren, hätten durch den Angriff Angst bekommen, so Awemo.

CDU: "Lassen uns nicht unterkriegen"

Die 1977 in Kamerun geborene Adeline Abimnwi Awemo lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland und ist deutsche Staatsbürgerin.

Sie sitzt in Cottbus bereits im Beirat für Integration und Migration, bei der Landtagswahl am 22. September tritt sie im Wahlkreis Cottbus-Süd als Direktkandidatin der CDU an. Im Juni kandidierte sie auch für die Stadtverordnetenversammlung in Cottbus.

Der Brandenburger Innenminister und Parteikollege von Awemo, Michael Stübgen, verurteilte den Angriff im rbb scharf. Die Tat sei ein weiterer nicht akzeptabler Versuch, mit körperlicher Gewalt Wahlen zu beeinflussen, so Stübgen.

Der Landesvorsitzende der CDU Brandenburg, Jan Redmann, zeigte sich erschüttert über den Angriff. "Das zunehmende Risiko für Menschen, die sich für unser Land politisch engagieren, ist unerträglich. Ich werde heute nach Cottbus fahren, um sie im Wahlkampf zu unterstützen. Wir lassen uns nicht unterkriegen." Eine Polizeisprecherin erklärte, dass sie "dafür Sorge tragen [werden], dass sich solche Fälle gegenüber der Geschädigten nicht wiederholen."

Auch andere Parteien verurteilen Angriff

Für die Brandenburger Grünen erklärte Spitzenkandidatin Antje Töpfer, ihre Partei sei "entsetzt über den Vorfall" und verurteile "die Tat aufs Schärfste". Sie sprach von einem "feigen und niederträchtigen Angriff auf eine engagierte Politikerin". Die Grünen stünden "solidarisch an der Seite der betroffenen Kandidatin". Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Spitzenkandidat der Brandenburger Linken, Sebastian Walter, erklärte: "Die Angriffe auf Politiker treffen jetzt auch die CDU und machen deutlich wie weit die Verrohung und Gewaltbereitschaft verbreitet ist." Wer Kandidaten angreife, greife unabhängig der Partei "die Demokratie als Ganzes an". Dafür dürfe es "keine Rechtfertigung geben".

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.07.2024, 11:30 Uhr