Spitzenkandidat im rbb-Interview - Brandenburger Linken-Chef Walter kritisiert aktuelle Asyldebatte

Mi 04.09.24 | 22:00 Uhr
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Sebastian Walter
rbb
Video: Ihr Plan für Brandenburg | 04.09.2024 | Volker Wieprecht spricht mit Sebastian Walter | Bild: rbb

Der Fraktionschef der Brandenburger Linken, Sebastian Walter, hat nach dem Terroranschlag in Solingen ein Umdenken bei der Aufarbeitung der Messerattacke gefordert. Mit Blick auf die Umfragewerte seiner Partei gab er sich kämpferisch.

Der Spitzenkandidat der Brandenburger Linken für die Landtagswahl am 22. September, Sebastian Walter, kritisiert die aktuelle Debatte um die Asylpolitik.

"Ich finde es schon mittlerweile absurd, was hier diskutiert wird. Nach einem Terroranschlag führen wir keine Debatten darüber, wie verhindern wir Radikalisierung und Kriminalität, sondern wir reden über Abschiebung und Aufnahmestopps", sagte Walter am Mittwochabend gegenüber rbb24.

Mit Blick auf die Migrationsfrage solle man aus einer Terror-Debatte keine Asyl-Debatte machen. Die Linke stehe dazu, dass Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, hier Schutz finden. Dabei müsse auch über Fluchtursachen gesprochen werden. Wenn Deutschland Waffenexporteur sei, müsse man sich nicht wundern, dass Kriegsflüchtlinge kommen.

Faire Löhne als weiteres Thema

"Die Menschen, die hier zugewandert sind und arbeiten, die sollen mal einen Tag aufhören - auch in Brandenburg - zu arbeiten, dann würde keine Klinik mehr funktionieren, kein Bäcker mehr funktionieren und es würde niemand mehr sauber machen", so Walter.

Schuld an den geringen Finanzen und der Überforderung der Kommunen seien nicht Flüchtlinge, sondern eine Politik, die seit vielen Jahren erkläre, man müsse kürzen und alles privatisieren und der Markt würde alles regeln. Am Ende sehe man aber, dass der Markt alles kaputtregele.

Sebastian Walter fordert außerdem, dass in Brandenburg Arbeitsplätze geschaffen werden, von denen man gut leben kann und die gerecht bezahlt werden. Die Reallöhne seien in den letzten Jahren gesunken und es gebe keine sogenannte Tariftreueregelung, wie es die SPD versprochen habe. In Bezug auf die gesunkenen Umfragewerte für die Linken sagte Walter: "Immer dann, wenn gesagt wurde, uns wird es nicht mehr geben, wurden wir so lebendig wie noch nie, und das ist auch jetzt der Fall in diesem Wahlkampf in Brandenburg."

In der Serie "Ihr Plan für Brandenburg?" interviewt der rbb die Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten jener Parteien, die eine reale Chance auf den Einzug oder Wiedereinzug in den brandenburgischen Landtag haben. Die jeweils 20-minütige Einzelgespräche führt rbb-Moderator Volker Wieprecht.

Mehr in der Serie "Ihr Plan für Brandenburg ...?"

Sendung: "Ihr Plan für Brandenburg?", 04.09.2024, 22:00 Uhr

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93 Kommentare

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  1. 93.

    Der Staat versagt nicht bei der Integration. Es sind die, die sich eigentlich integrieren sollten, dies aber nicht tun, weil es nicht mehr erforderlich ist und es auch keiner einfordert. Es gibt erwachsene Deutsche, die hier geboren und aufgewachsen sind und vor Gericht einen kostenlosen Dolmetscher benötigen.

  2. 92.

    Gibt es auch unechte "Alt-Nazis"? Im Ernst. Sie versuchen vom Thema abzulenken. Auf neudeutsch: Derailing.

  3. 91.

    "Sinnvoll wäre Arbeitgeber unterstützen, die Einwanderer beschäftigen und 1-2Tage in der Woche für einen Kurs freistellen. Das sorgt für schnellere Integration "

    Die Idee ist gar nicht mal schlecht, zumindest lohnt es sich darüber nachzudenken, wird aber an der deutschen Bürokratie scheitern.

    Und es wird wieder Firmen geben, die das für sich ausnutzen werden.

  4. 90.

    Die echten Alt-Nazis müssten doch bis auf eine kleine Anzahl längst das zeitliche gesegnet haben. Insofern kann es bald keine mehr geben. Deshalb durch eine Wiederkehr eigentlich neue Nazis. Bei vielen anderen Begriffen ist es auch so, wie z.B. Neobarock oder Neoliberalismus.

  5. 89.

    Man sollte endlich mal zwischen legaler Zuwanderung und illegaler unterscheiden. Bei letzter muss schneller durchgegriffen werden.

    Allgemein versagt der Staat auch vor Ort mit der Integration. Bis zum Sprachkurs dauert es lange. Der Kurs wird in Deutsch gehalten. Wer soll deutsche Grammatik und Regeln lernen, wenn er kein Deutsch kann?
    Sinnvoll wäre Arbeitgeber unterstützen, die Einwanderer beschäftigen und 1-2Tage in der Woche für einen Kurs freistellen. Das sorgt für schnellere Integration

  6. 88.

    Die von der rechtsextremen AfD geplanten Massendeportationen sind leider keine "Geschichte", sondern Fakt.

    "Pläne, bei denen es laut Sellner darum geht, auch

    Zitat: "nicht assimilierte Eingebürgerte"

    aus dem Land zu treiben. Vertreibung deutscher Staatsbürger, wenn sie nicht Deutsch genug sind. Darum gehe es der rechtsextremen Bewegung, sagt der Politologe Claus Leggewie. "

    Maximilian Krah: "prognostisch über 25 Millionen Menschen sein, davon deutlich über 15 Millionen deutsche Staatsangehörige."

    René Springer: "Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen".

  7. 87.

    Auch wenn am zur Kaiserzeit errichteten Reichstag "Dem Deutschen Volke" steht, so hat doch die Demokratie diesen monolithischen Volksbegriff wie aus einem Guss längst überwunden. "Volk" im Sinne des Grundgesetzes meint eine Bevölkerung, die in sich sehr unterschiedlich strukturiert ist, die verschiedene Herkünfte hat und vor allem auch Überzeugungen.

    Dass es DAS VOLK gibt und dieses "wie eine Eins steht" ist als zeitübergreifende Parole Nektar von jeglicher Diktatur, gleich unter welchen Vorzeichen. Sie finden auch innerhalb der jeweils spezifischen Gruppen - Arbeiter, Angestellte, lange hier Lebende, seit kurzem hier Lebende - sehr unterschiedliche Auffassungen zu Themen, anstatt in Form eines Rückschlusses eine erhobene Mehrheitsmeinung jedem Menschen auf den Kopf zuzusagen.

    Wo ich ggf. mit Ihnen übereinstimme, ist die Kritik am alleinigen Fokus des Militärischen und am Wiederauferstehen von Denkfiguren, die bislang einem George W. Bush zugeordnet wurden.

  8. 86.

    Nicht unbedingt. Die unbestrittene Tatsache, dass der Nationalsozialismus als Herrschaftsform hierzulande vorbei ist, heißt noch lange nicht, dass es im geistigen Sinne keine Nazis gibt. Eine Handvoll Menschen dürften unversehens auch noch an das erdzentrierte Weltbild glauben und in den USA ist es sogar ein Milliardär, der ein öffentliches Zentrum des Kreationismus aufgemacht hat, das erklärt, dass die Erde in sieben Tagen geschaffen worden sei.

    Was den geistigen Kern angeht, die Annahme eines quasi biologischen deutschen Volkskörpers, sind es mithin Nazis. Der Begriff "Völkische" wäre allerdings noch treffender, um die Singularität des systematischen NS-Verbrechens nicht zu verwässern.

  9. 85.

    Noch so ein Wahlwerbeartikel für diesen Herrn.

    "wie verhindern wir Radikalisierung und Kriminalität" na mit euren Sozialromantikgeschichten und ganz viel sinnlos verpulvertem Geld anderer Leute. Klappt ja so gut. Und die Ausreden, dass man ja unbedingt kriminell werden muss, weil man nicht arbeiten darf, dürfen bestimmt auch nicht fehlen.

    "Die Menschen, die hier zugewandert sind und arbeiten" unterschreibe ich sofort, die will aber auch keiner loswerden, auch wenn man die Geschichte wieder und wieder erzählt.

    Und Deutschland als Waffenexporteur ist auch die Standardausrede, alles und jeden aufnehmen zu müssen. Ist doch lächerlich. Von mir aus bräuchten wir nichts zu exportieren. Dann erledigen sich auch solche Konstrukte von ganz alleine. Mal davon abgesehen, dass man, bevor man nach Deutschland kommt, schon woanders aufgenommen werden müsste.

  10. 82.

    Nazis sind Nazis. Punkt. Wer kein Nazi ist, muss sich den Schuh auch nicht anziehen. Dieses selbstgefällige Schönreden von Nazis ist ebenso fürchterlich.

    Nur getroffene Hunde bellen, sagte Opa immer.

  11. 81.

    Ganz genau. Alle die das Problem irgendwie lösen wollen sind Nazis. Es ist viel besser gar nichts zu machen. Nicht weil es irgendein Argument gibt, sondern einfach weil man so schön doof ist. Doof ist bequem. Man braucht sich um nichts kümmern, das machen hoffentlich die etablierten Nazi-Parteien SPD, CDU usw. Als doofer Linker kann man Pilschen öffenen und alle anderen schön verhetzen. Links macht nicht nur doof, sondern auch Spaß .., Rülps ,,.

  12. 79.

    Warum soll denn die Schuldenbremse eine Tilgung vorsehen ? Ihre Erklärungen überzeugen mich nicht. Wenn Schulden nicht getilgt werden müssen, warum macht man dann überhaupt welche ? Natürlich kann ein Staat pleite gehen, aber dafür gibt es auch eine Lösung, die sie mal erklären sollten, wie man diese Situation elegant umgeht und sich der Staat seinen Verpflichtungen entzieht. Ich gehe stark davon aus, dass diese Lösung langfristig bewusst und vorsätzlich angestrebt wird, denn sonst ist diese verantwortungslose Schuldenmacherei nicht erklärbar. Leidtragende werden die Bürger sein, die man hinters Licht führt und zu guter Letzt betrügt.

  13. 78.

    *11.
    "Die LINKE hatte doch schon ein "paar" Jährchen Zeit, sich genau um dieses Thema zu kümmern, das haben sie nicht getan."

    Da gebe ich Ihnen recht. Die anderen Parteien aber auch nicht...

    "Inzwischen absolut entäuschend, unglaubwürdig und damit unwählbar, leider !!!"

    Welche Parteien halten Sie denn für glaubwürdig und wählbar?

  14. 77.

    Die Schuldenbremse (Bund): sieht überhaupt keine Tilgung vor, kann also kein Argument dafür sein, dass getilgt werden muss.

    Die Angst, Schulden den Nachkommen zu hinterlassen: ist von Union und FDP konstruiert, aber unbegründet. Ein Staat kann in seiner eigenen Währung nicht pleite gehen.

    Die Griechenlandthematik (GLF) ist zu komplex für diesen Kommentar. Kurz gesagt: Griechenland zahlt die konkreten Kredite der Rettungspakete zwar zurück, tilgt aber langfristig nicht im eigentlichen Sinne, sondern finanziert auch die Tilgung durch Anleihenverkäufe, die dadurch möglich sind, dass die EZB mit ihren Anleihekaufprogrommen jederzeit sicherstellen wird, dass die Anleihen nicht ausfallen können.

    Die Schuldenbremse ist schwachsinning und unnötig, das stimme ich Ihnen voll zu.

  15. 76.

    Ich finde die Aussage des Linken Kandidaten sehr richtig. Wie üblich wird ein Verbrechen benutzt um daraus Kapital für rechte Politik zu ziehen.

    Schwarz-Weiß-Denken und einfache Lösungen sind leider nicht nur bei Nazis weit verbreitet sondern auch bei anderen Politikern und manchen Journalisten.

  16. 75.

    Ja, kenne ich. Ist für Privatpersonen und Unternehmen relevant. Der Staat ist aber nicht Währungsnutzer, sondern Währungsausgeber.

    Wenn es für Staaten, z.B. für Deutschland, auch sorelevant wäre: Warum zahlt dann Japan mit einem Schuldenstand von ca 260% des BIP auf seine Anleihen geringere Zinsen als Deutschland mit Schulden von 64% des BIP? Auch die USA sind mit 130% ihres BIPs verschuldet und gelten auf den Finanzmärkten nicht als weniger Kreditwürdig als Deutschland.

  17. 74.

    Komisch, keiner äußert sich hier zum Hauptanliegen von Sebastian Walter zu Abschiebungen und Aufnahmestopps. Seine These "Wenn Deutschland Waffenexporteur sei, müsse man sich nicht wundern, dass Kriegsflüchtlinge kommen"n unterstütze ich nicht. Seinen Vorschlag "Die Menschen, die hier zugewandert sind und arbeiten, die sollen mal einen Tag aufhören - auch in Brandenburg - zu arbeiten, dann würde keine Klinik mehr funktionieren, kein Bäcker mehr funktionieren und es würde niemand mehr sauber machen" dagegen sehr. Ein weiteres bundesweites Schlufach >Nachdenken< würde vielleicht über Generationen die Dummheits-Anteile zu reduzieren helfen.

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