Hindu-Tempel in Neukölln - Wenn Ganesha tanzt

Sa 07.09.24 | 08:05 Uhr | Von Carmen Gräf
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Der hinduistische Ganesha-Tempel in der Hasenheide in Berlin-Neukölln am 07.06.2024 (Quelle:rbb).
Audio: rbb24 Inforadio | 07.09.2024 | Carmen Gräf | Bild: rbb

Leuchtend bunte Gewänder, Tücher und Turbane, indische Tänze und Musik und viele blumenverzierte Ganesha-Figuren: All das gibt es beim Sri-Ganesha-Fest in Neukölln zu sehen, wo gerade der größte Hindu-Tempel Deutschlands entsteht. Von Carmen Gräf

Noch wirkt der Tempel still und verlassen, das goldglänzende Dach am Rand der Neuköllner Hasenheide kann man schon von weitem leuchten sehen. Bald wird es hier trubelig zugehen. Beim Sri-Ganesha-Fest feiern Hindus den Geburtstag des gleichnamigen Gottes. Es beginnt am Samstag, dem 7. September, dauert zehn Tage und gehört zu den wichtigsten Festen Indiens. "Das ist das einzige Fest, das in ganz Indien gefeiert wird", erklärt Vilwanathan Krishnamurthy. Er leitet den Verein, der den Ganesha-Tempel in Neukölln baut. Er wird 1.200 Quadratmeter groß, der größte Hindu-Tempel Deutschlands.

Ganesha ist der Gott mit dem Elefantenkopf, im Hinduismus zuständig für Gleichberechtigung, Bildung, Weisheit und Erfolg. "Bei allem, was wir neu beginnen, rufen wir Ganesha an“, sagt Jayarama Naidu vom Tempelverein, "ganz gleich, ob es um die Ausbildung der Kinder, das Studium oder um eine neue Arbeit geht."

Vilwanathan Krishnamurthy leitet den Verein der den Ganesha-Tempel in Neukölln baut. (Quelle: rbb/Carmen Gräf)
"Eine Augenweide": Vilwanathan Krishnamurthy erzählt beim Rundgang durch die Baustelle, wie der Tempel einmal aussehen soll. | Bild: rbb/Carmen Gräf

Kleine Figuren mit Elefantenkopf

In der indischen Mythologie erschuf die Göttin Parvati Ganesha aus Lehm, übergoss ihn mit Wasser aus dem Ganges und erweckte ihn so zum Leben. Dann befahl sie ihm, das Haus zu bewachen. Als Parvatis Ehemann Shiva nach Hause kam, versperrte Ganesha ihm den Zutritt. Shiva wurde wütend und schlug ihm den Kopf ab. Parvati brach vor Kummer zusammen. Um sie zu trösten, setzte ihm Shiva den Kopf eines jungen Elefanten auf und gab ihm so das Leben zurück.

Für gläubige Hindus gehört Ganesha zu den wichtigsten Göttern. Schätzungsweise weit mehr als 6.000 Hindus leben derzeit in Berlin, die meisten stammen aus Indien und Sri Lanka. Es werden mehr, vor allem junge IT-Fachleute ziehen in die Stadt. "Sie spenden große Summen für den Tempel", sagt Vilwanathan Krishnamurthy, "denn sie wollen hier die Rituale leben, die sie aus ihrer Heimat kennen." Der Tempelbau wird nur aus Spendengeldern finanziert. Wie alle gläubigen Hindus wird auch Krishnamurti eine Ganesha-Figur aus Ton zum Fest mitbringen und ins Wasser tauchen, wie er sagt. "Das bedeutet, dass man symbolisch Hindu ist" erklärt er.

Handgeschnitzte Teakholztüren

Ganeshas Geburtstag wird mit einem Umzug am Samstag ab 9 Uhr gefeiert, er beginnt am Hermannplatz und endet wenig später auf demTempelgelände. Mehr als 1.000 Besucher und Besucherinnen werden erwartet. Jeder und jede sei willkommen, ob Hindu oder nicht, sagt Vilwanathan Krishnamurthy.

Die Feiern enden in der Turnhalle, die zum provisorischen Tempelraum wurde. Am Sri-Ganesha-Tempel wird schon seit elf Jahren gebaut. Noch in diesem Jahr soll er fertig werden. Derzeit arbeite man an der Elektrizität und an der Fußbodenheizung.

Die bis zu sieben Meter hohen Türen wurden in Indien aus Teakholz handgeschnitzt. "Mehr als 20 Künstler arbeiten schon seit über einem halben Jahr daran", erzählt Vilwanathan Krishnamurti. "Die werden eine Augenweide sein, wenn sie fertig sind."

Der Gott der Bildung - in Berlin gerade richtig

Im Innenraum des Tempels stehen schon die Altäre, alle strahlend weiß. "Die werden noch sehr bunt angemalt", sagt Krishnamurti als er durch das Gebäude führt. In der Mitte der Altäre sind leere Nischen: Platz für insgesamt 27 Götterfiguren aus schwarzem Stein. Auch sie wurden in Indien gefertigt. Der Stein sei besonders hitze- und kältebeständig. "Wenn die Götter und Türen da sind, kann einen Monat später die Einweihung stattfinden."

Die Ganesha-Figur werde anderthalb Meter groß sein. Als der Tempel geplant wurde, war Berlin Bildungs-Schlusslicht bei der Pisa-Studie. Deshalb wolle man Ganesha, den Gott der Bildung, hier willkommen heißen. "Daran glauben wir Hindus", sagt Vilwanathan Krishnamurti und lacht. "Dass Berlin wieder besser dasteht, wenn Gott Ganesha kommt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.09.2024, 08:20 Uhr

Beitrag von Carmen Gräf

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ich bin links, lassen Sie die Unterstellungen. Der Hindu-Nationalismus ist inzwischen Staatsdoktrin in Indien, er wurzelt in der Religion, den Glauben an ein Kastensystem und der krassen Ungleichheit der Geschlechter sowie einer langen Geschichte der Diskriminierung von Muslimen. Man darf doch wohl Sorge haben, dass hier durch die kalte Küche ideologische Inhalte Einfluss gewinnen.

  2. 17.

    Hindu-Nationalismus ist eine politische Ideologie des indischen Präsidenten Modi und seiner Partei und auf Indien bezogen, das hat nichts mit diesem Tempel zu tun. Aber den rechten Meinungsmachern ist ja jedes Mittel recht, um andere Menschen zu diffamieren, auch wenn es jeglicher Grundlage entbehrt.

  3. 16.

    Unter ernstzunehmenden Journalismus verstehe ich die scharfe Abgrenzung zu reiner PR. Wie das geht in Hinblick auf das derzeitige Gebaren von Hindu-Nationalisten, kann man von den Kolleg:innen des DLF lernen. Dort wurde vor einigen Wochen eine einstündige Reportage zum Thema gesendet, die das Grausen ob der extremen Auswüchse lehrt.

  4. 15.

    Es wurde und wird beständig an dem Tempel gebaut. Wenn man länger nicht im Viertel war kann man das natürlich nicht wissen.

  5. 14.

    War länger nicht in dem Viertel, kenne es aber nur als "Baustelle" seit einem gefühlten Jahrzehnt. Gefühlt hat man aber keinen Fortschritt gesehen. Sollten die sich jetzt endlich mal drehen, wäre es ja ein Erfolg.

  6. 13.

    Bitte mal den Hinduismus in Indien genauer betrachten; Stichwort Hindu-Nationalismus.

  7. 12.

    ... und wer sind Sie, dass man Ihnen „gefälligst“ innerhalb von 90 Minuten zu antworten hat und eine Mahnung erhält („Ich frage Sie nochmal...“) wenn das nicht erfolgt?
    Und wer, außer Ihnen, spricht von „erfundenen Göttern“? Wenn Sie in Ihrer billigen Art andeuten wollen, dass alle Götter „erfunden“ seien, dann qualifiziert das Ihre Frage umso mehr.
    Religionsfreiheit, die kurioserweise auch den Atheismus, also die Religionslosigkeit beinhaltet, ist nicht umsonst ein Menschenrecht. Schlafen Sie doch mal drüber.

  8. 9.

    Ja.möge Ganesha kommen und Gleichberechtigung, Weisheit, Bildung und Erfolg mitbringen. Dann könnte es wesentlich ruhiger und angenehmer werden in unseren Landen. Für unsere Politiker auch eine große Portion davon bitte mitbringen.

  9. 7.

    Der Tempel ist heute schon eine Augenweide in der Hasenheide und ein Besuch lohnt sich. Hoffentlich wird er bald ganz fertig, noch sieht es ein wenig nach Baustelle aus.

  10. 6.

    Die Hindus sind friedlich, ob es das Umfeld auch ist und bleibt ist für mich noch offen. Auch muss man sehen was die Schmierfinken - auch Sprayer genannt - machen. Denen ist ja nichts heilig.

  11. 5.

    Nun braucht es Ganesha, um das Politikversagen der vergangenen 40 J. zu beheben, Bildung und so vieles mehr …

  12. 4.

    Kenn Ihnen nur zustimmen, denn bis jetzt haben die Götter wohl versagt!

  13. 2.

    Interessanter Artikel. Wenns friedlich bleibt ist es völlig in Ordnung. Religionsfreiheit ist sehr wichtig und wertvoll. Friedlich.

  14. 1.

    Schön, möge dieser Glaube Wirklichkeit werden!!
    Berlin und Brandenburg brauchen das.

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