Handball-Bundesliga - Füchse Berlin im Check vor dem Saisonstart
Am Montag starten die Füchse Berlin gegen den SC DHfK Leipzig in die neue Saison. Der Handball-Bundesligist gehört zum erweiterten Kreis der Meisterschaftskandidaten, übt sich jedoch im Backen kleinerer Schrippen. Von Marc Schwitzky
Zu Beginn wird es gleich einmal historisch: Am Montagabend (19 Uhr) bestreiten die Füchse Berlin und Gastgeber SC DHfK Leipzig das erste Montagsspiel in der Geschichte der Handball-Bundesliga. Zahlreiche Sportarten haben sich an diesem Termin schon versucht und das Experiment recht zügig wieder eingestampft – nun versucht sich der Handball daran.
Doch ob Wochenende oder Montag – von Leistungssportlern wird stets erwartet, auf den Punkt da zu sein. Darauf wird auch die Saisonvorbereitung der Füchse abgezielt haben. "Ich finde, der positive Eindruck überwiegt in dieser Vorbereitung. Die Sachen, die wir umsetzen wollten – Tempospiel, ein Stück mehr in der Abwehr zulegen, Spielfluss im Angriff – sind alles Punkte, die wir schon sehr gut umgesetzt haben", zeigt sich Trainer Jaron Siewert der rbb24 Abendschau gegenüber zufrieden. "Aber es sind nur Testspielergebnisse. Wenn es drauf ankommt, bin ich gespannt, wie wir performen werden. Aber: Es macht erst einmal Hoffnung für den Saisonstart."
Der Start in die erste Meisterschaftssaison?
"Irgendwo oben wollen wir natürlich mitspielen"
Allmählich drängt sich die Frage nach den Meisterschaftsambitionen der Füchse auf, dreimal Platz drei in den letzten sechs Jahren legt sie nahe. "Dritter Platz hinter Magdeburg und Kiel, dazu ein Europapokal – das war schon ganz ordentlich", ordnet Trainer Siewert die Vorsaison nüchtern ein. Man wolle das bestätigen, "oder zumindest einen Titel holen – wir wollen unseren internationalen Titel natürlich am liebsten verteidigen und lange im DHB-Pokal dabei sein".
Und in der Liga? "Die Voraussetzungen, die Meisterschaft zu attackieren, sind diese Saison sicherlich komplizierter als im Vorjahr. Dennoch erwarte ich, dass fünf bis sechs Mannschaften oben mitkämpfen", prognostiziert Siewert, der Meisterambitionen Stand jetzt von sich schiebt: "Wir müssen auf uns schauen, von Spiel zu Spiel gucken und keine großen langfristigen Ziele stecken. Dann wird man am Ende sehen, wo man landet. Irgendwo oben wollen wir natürlich mitspielen."
Eine bewusst anstrengende Vorbereitung und wenig Kaderveränderungen
Anlass für den Glauben an eine erneut erfolgreiche Saison gibt es an gleich mehreren Stellen. Zum einen sind die Füchse sehr zufrieden mit ihrer Vorbereitung. "Seitdem ich hier bin, treten wir als Team auf und zeigen Kampfgeist. Das war auch in dieser Vorbereitung der Fall: Sie war anstrengend, viele Auswärtsspiele, viele lange Fahrten. Das war teilweise auch bewusst gewählt, um in den Stress zu kommen und auch mal mit müden Beinen in die Spiele zu gehen. Das war sehr zufriedenstellend", lobt Trainer Siewert die letzten Wochen. Die Hauptstädter haben keines ihrer neun Testspiele verloren, acht gewonnen.
Zum anderen kann auch der Berliner Kader Mut machen. Wenig hat sich am Aufgebot der Füchse verändert, sodass von einer sehr eingespielten Mannschaft auszugehen ist, die schnell in die Saison finden dürfte. Einzig der Abgang von Starspieler Jacob Holm zu Paris Saint-Germain schmerzt sehr, auch weil der Rückraum – Kapitän Paul Drux fehlt weiterhin verletzt – personell dünn besetzt ist. Hier sucht Sportvorstand Stefan Kretzschmar noch nach einer Verstärkung.
Die Skandinavien-Fraktion wächst
Verstärkungen gibt es bereits auf beiden Flügelpositionen. Linksaußen Jerry Tollbring, der von 2017 bis 2021 bereits für die Rhein-Neckar Löwen in Deutschland spielte, ist von GOG Handbold nach Berlin gewechselt. "Er hat schon auf internationalem Parkett bewiesen, Topleistungen liefern zu können. Er hat sich schon super eingegliedert, ein super Typ und Teamplayer", sagt Trainer Siewert über den 27-jährigen Dänen.
Auf Rechtsaußen ist Hakun West av Teigum von Skanderborg Aarhus hinzugekommen. Der färöische Nationalspieler soll mit seinen erst 21 Jahren langsam an die Profis herangeführt werden. "Ein junger Spieler, der aufgrund der U21-WM, wo er super gespielt hat, wenig Pause hatte. Er hat ein wenig Zeit gebraucht, um sportlich hier anzukommen, menschlich ist er aber auch super. Ein hoffnungsvolles Talent", so Siewert.
Mit den beiden Neuzugängen wächst die Skandinavien-Fraktion bei den Füchsen auf insgesamt sechs Spieler an. Wenig überraschend, dass bei den Trainingseinheiten der Profis nicht der typische Hip-Hop, sondern ABBA läuft. Aufgrund der kulturellen Nähe "fiel die Integration ins Team leicht", so Tollbring. West av Teigum freut sich auf "die stärkste, aber auch spannendste Liga". Auch die Teams in niedrigeren Tabellenregionen würden immer mal wieder überraschen, sodass "du immer voll da sein musst und nichts schleifen lassen kannst".
"Ich persönlich will mich weiterentwickeln, neue Techniken lernen. Als Team wäre es super, irgendeinen Wettbewerb zu gewinnen – auch gerne international, aber vor allem in Deutschland", so West av Teigum ambitioniert.
Eine einfache Rechnung
"Um den letzten Schritt zu gehen, brauchen wir etwas mehr Abgebrühtheit und vor allem Konstanz in den Spielen gegen die sogenannten Kleinen", erklärte Manager Kretzschmar im Talkformat Halleluja. "Wir sind von der Struktur und vom Budget des Vereins so aufgestellt, dass wir in den kommenden fünf Jahren einmal Deutscher Meister werden können. Das ist unser Ziel, aber wir werden nicht fünfmal um die Meisterschaft spielen."
Ob die Saison 2023/24 diese eine Meistersaison sein kann? "Wir spielen jedes Spiel, um zu gewinnen – das ist immer mein Ziel. Und wenn wir das machen, sind wir deutscher Meister (lacht)", so Neuzugang Tollbring. Die Rechnung ist also eigentlich ganz einfach.
Sendung: rbb24, 27.08.2023, 18.15 Uhr