DFB-Reform - Warum die Nachwuchsfußballer von Energie Cottbus künftig unabsteigbar sind
Für den deutschen Fußball-Nachwuchs soll sich viel ändern. Warum das notwendig ist, haben die jüngsten Auftritte der DFB-Teams gezeigt. Eine Reform ab der Saison 2024/25 wird auch Auswirkungen auf den Nachwuchs von Energie Cottbus haben. Von Andreas Friebel
Ab dem kommenden Jahr verändert sich der Jugendfußball grundlegend. Gerade in Bezug auf die jüngsten Altergruppen sorgt das seit Wochen für einen teils heftigen verbale Schlagabtausch, in dem die Gegner der Reformen ("Das finde ich jetzt schon grotesk", Ex-Nationalspieler und Ex-Hertha-Profi Thomas Helmer) besonders laut auftreten.
Der Hintergrund: Im März 2022 hatte der DFB-Bundestag beschlossen, dass zum Beispiel in der G-Jugend (U6/U7) nur noch Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt wird - auf Mini-Tore. Meisterschaftsrunden werden nicht mehr ausgetragen. Stattdessen sollen künftig Spielenachmittage mit mehreren Teams in einer Turnierform den bisherigen Spielbetrieb ersetzen. Das Ziel des Deutschen Fußball-Bundes: Weniger Leistungsdruck, ein ausgewogeneres Leistungsniveau und dadurch mehr Spaß am Fußball.
Während sich die Debatte auf die jüngsten Fußballer fokussiert, stehen den älteren Jahrgängen ebenfalls Umwälzungen bevor. Die betreffen auch Energie Cottbus maßgeblich.
Dank Nachwuchsleistungszentrum bald unabsteigbar
Im Falle der Lausitzer bedeutet das konkret Folgendens: Weil sie ein Nachwuchsleistungszentrum haben, können die U17 und die U19 künftig nicht mehr aus der Bundesliga absteigen. Profi-Trainer Claus-Dieter Wollitz sieht das sehr kritisch. "Wenn du jede Woche verlieren kannst und es gar keine Konsequenzen hat, sehe ich diese Entwicklung als sehr problematisch an."
Der Cottbuser U19-Trainer, Fabian Adelmann hingegen begrüßt die Abschaffung des Abstiegs. "Wir haben in Cottbus immer mal wieder gute und dann weniger gute Jahrgänge. Und deshalb ist es ein Segen, weil wir dann Planungssicherheit haben. Spieler, die nur wegen der Liga wechseln, bleiben in Cottbus."
Die 56 Nachwuchsleistungszentren spielen künftig in mehreren regionalen Staffeln gegeneinander. Einen Meister wird es geben, den Abstieg nicht. "Natürlich fehlt der Druck, aber der kommt doch erst wirklich im Herrenbereich, wenn du vor zehntausend Zuschauern spielst und es um Arbeitsplätze geht", so Adelmann. "Wenn du aus der U19-Bundesliga absteigst, ist das nicht schön, aber das ist längst nicht so dramatisch, wie weiter oben bei den Männern. Da ist der Druck viel größer."
Ohne Druck keine Chance bei den Profis?
Doch wer Profi werden will, sollte irgendwann lernen, damit umzugehen. Hier hat die Reform eine große Schwachstelle, meint U19-Abwehrspieler Edwin Bröse. "Solche Änderungen haben Vor- und Nachteile. Ich denke, das wird für junge Spieler ein Problem darstellen, die den Druck nicht mehr kennen und dann in den Profi-Bereich kommen."
Anstatt den Druck wegzunehmen, fände es Cheftrainer Wollitz besser, junge Spieler auf ihrem Weg in den Profi-Bereich intensiver zu begleiten. "Viele talentierte U19-Spieler schaffen es gar nicht in den Männerbereich, weil sie mental gar nicht darauf vorbereitet sind. Sie wissen gar nicht, was es heißt, sich in einer Profi-Mannschaft zu behaupten."
Und noch etwas ärgert Wollitz: "Im deutschen Fußball ist alles einheitlich geregelt. Da ist kein Platz für Kreativität. Das hemmt. Es werden zwar immer wieder außergewöhnliche Talente entdeckt, aber immer noch viel zu wenige für ein Land wie Deutschland." Ob die Reform daran etwas ändern kann, wird sich zeigen.