1:3-Auswärtsniederlage - Hertha verliert wildes Spiel in Nürnberg
Eine vor allem in der zweiten Halbzeit wilde Partie in Nürnberg hat Hertha BSC am Ende verdient verloren. Die Berliner nutzten früh eine ihrer wenigen Torchancen, konnten dem hohen Druck der Gastgeber dann aber nicht standhalten.
- Nach der frühen Führung fand Hertha offensiv kaum noch statt
- Nürnberg war den Berlinern in Laufleistung, Torschüssen, Ballbesitz und Passquote überlegen
- Schiedsrichter Exner zeigte zwei rote Karten innerhalb von fünf Minuten
- Hertha-Keeper Tjark Ernst parierte einen Strafstoß
Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat den Sprung in die obere Tabellenhälfte verpasst. Am 10. Spieltag unterlag das Team von Trainer Pal Dardai am Sonntag auswärts beim 1. FC Nürnberg mit 1:3 (1:0). Dadurch fielen die Berliner in der Tabelle auf den elften Rang zurück.
Für die Berliner traf Smail Prevljak (15. Minute), die Gastgeber kamen aber nach Dauerdruck kurz nach der Pause durch Jens Castrop zum Ausgleich (57.). Ein Eigentor von Hertha-Kapitän Toni Leistner (72.) und ein Treffer von Daichi Hayashi (84.) besiegelten am Ende die Niederlage.
Prevljak mit der Hacke zur Führung
Während Dardai vor rund 40.000 Zuschauern im traditionsreichen Max-Morlock-Stadion im Vergleich zum letzten Spiel vor der Länderspielpause keine Änderungen an seiner Startelf vornahm, mussten die Gastgeber ordentlich durchrotieren. Der 1. FC Nürnberg war von einer Grippewelle überrollt worden, die insgesamt zwölf Spieler im Kader traf und fünf Wechsel in der Startformation nötig machte.
Trotzdem wirkten die Gastgeber fit und eingespielt und ließen sich vom hohen Berliner Pressing in der Anfangsphase nicht verunsichern. Die Partie verlief ausgeglichen und beide Teams kamen in der ersten Viertelstunde immer mal wieder gefährlich vor das Tor.
Eine dieser Szenen konnte Hertha dann etwas glücklich zum Führungstreffer nutzen. Erst leitete Stürmer Haris Tabakovic den Angriff im Mittelfeld mit der Hacke ein, dann setzte sich Deyovaisio Zeefuik auf dem rechten Flügel durch. Bei seiner Hereingabe in den Strafraum hatte der Nürnberger Verteidiger Jan Gyamerah eigentlich genug Zeit zum Klären, traf die Kugel allerdings nicht richtig, wodurch die beim eingerückten Hertha-Angreifer Smail Prevljak landete, der ebenfalls sehenswert per Hacke zum 1:0 verwandelte (15.).
Hertha-Keeper Ernst pariert Elfmeter
Der Treffer sollte die einzige wirkliche Toraktion der Berliner in der ersten Halbzeit bleiben. Nürnberg übernahm nun nach und nach die Spielkontrolle und war das aktivere Team, schaffte es aber nur selten die gutstehende Berliner Defensive zu überwinden und zu guten Abschlüssen zu kommen.
So plätscherte die Partie vor sich hin, bis Hertha-Kapitän Toni Leistner in der 37. Minute mit viel Risiko im Strafraum in eine Grätsche ging, dabei aber eigentlich mehr den Ball als Gegenspieler Jens Castrop traf. Trotzdem entschied Schiedsrichter Florian Exner nach Absprache mit dem Videoassistenten auf Elfmeter. Der junge Berliner Keeper Tjark Ernst bewies aber mal wieder starke Nerven und wehrte den zentral geschossenen Strafstoß von Can Uzun mit den Beinen ab.
Ausgleich, Eigentor und doppelter Platzverweis
Auch nach der Pause spielten die Gastgeber weiter mutig nach vorne, während Herthas Offensive so gut wie gar nicht mehr stattfand. Etwa zehn Minuten gelang es den Berlinern, dem hohen Druck noch stand zu halten, dann kam Nürnberg zum hochverdienten Ausgleich. Nach einem Eckball kam Jens Castorp an der Strafraumecke zum Abschluss. Sein wuchtiger Schuss wurde noch leicht abgefälscht und schlug somit unhaltbar links ins Tor ein (57.).
Wenig später wurde es dann noch bitterer für die Berliner. Erst sah Verteidiger Marc-Oliver Kemp nach einer Notbremse und Hinweis des Videoassistenten die rote Karte (67.), dann traf Teamkollege Leistner ins eigene Tor. Der Kapitän wollte eine Hereingabe von Benjamin Goller klären, grätschte diese aber versehentlich zur Nürnberger Führung ins Netz (72.).
In die Schlussphase gingen dann beide Teams mit zehn Spielern, nachdem Nürnbergs Ivan Marquez ebenfalls nach einer Notbremse die rote Karte sah. Trotzdem blieben der Club das bessere Team und sorgte kurz vor Schluss für die Entscheidung. Ein abgefälschter Schuss von Brown traf den Pfosten, und prallte zum eingewechselten Daichi Hayashi, der zum 3:1-Endstand einschob (84.).
Stimmen zum Spiel
Pal Dardai (Trainer, Hertha BSC): "Erstmal suche ich den Fehler bei mir. Wenn acht Spieler auf dem Platz eine schlechte Form haben, dann haben wir etwas falsch gemacht. Das müssen wir unter die Lupe nehmen. Und die 1:0-Führung war auch nicht verdient. Wir haben zwar ordentlich gespielt, aber waren nicht ganz wir selbst. Nach dem 1:0 waren wir komplett gelähmt und defensiv sowie offensiv nicht mehr aktiv. Ich weiß nicht, was die Spieler sich gedacht haben."
Toni Leistner (Kapitän, Hertha BSC): "Wenn du 20 Flanken verteidigst, geht die 21 dann mal rein. Du kannst nicht alles verteidigen. Trotzdem müssen wir das hier besser und erwachsener runter spielen. Wir gehen in Führung, aber danach werden wir total lethargisch. Das darf uns so nicht passieren. Ich glaube, dass heute viele nicht an ihr Leistungsniveau gekommen sind und darüber müssen wir reden."
Jens Castrop (Mittelfeldspieler, 1. FC Nürnberg): "Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt und die Räume gut gefunden. Dadurch hatten wir eine gute Spielkontrolle, fand ich. Daraus dann die entscheidenden Chancen zu kreieren ist gegen den einen Gegner mal leichter und gegen den anderen schwerer. Das wir es in der zweiten Halbzeit umso besser gemacht haben zeigt, dass wir es können. Dann hätte es nicht noch so spannend werden müssen."
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Sendung: rbb24 Inforadio, 22.10.2023, 13:30 Uhr