Ex-Herthaner in Topform - Mittelstädt wird in Stuttgart der Spieler, der er in Berlin werden sollte
Maxi Mittelstädt wechselte im vorigen Sommer von Hertha BSC zum VfB Stuttgart - zum Verdruss vieler Berliner Fans. Für Mittelstädt hat sich der Wechsel aber gelohnt. Er spielt derzeit besser als je zuvor - und sich in den Fokus.
Vor einem guten Jahr, Mitte Januar 2023, verbreitet Hertha BSC über seine Social-Media-Kanäle und auf der Klub-Website eine frohe Botschaft: "Der Berliner Junge bleibt: Maxi Mittelstädt verlängert!". Bei der Vereinsführung um den damaligen Manager Fredi Bobic und auch bei den Fans löst die Nachricht über die langfristige Vertragsverlängerung bis 2027 große Begeisterung aus.
Schließlich steht zum damaligen Zeitpunkt kaum ein Spieler im Kader der Blau-Weißen für den neu eingeschlagenen und vom Verein immer wieder betonten "Berliner Weg". Als geborener Berliner findet Mittelstädt über Stationen beim SC Staaken und Hertha 03 Zehlendorf schon früh zu Hertha BSC, durchläuft die Jugendabteilung des Klubs und schafft es schließlich auch in den Bundesligakader. Mittelstädt soll nun zum Kopf und Führungsspieler einer neuen Hertha-Mannschaft werden. So zumindest die Hoffnung.
Großer Durchbruch bei Hertha bleibt aus
Nur gut sieben Monate später kommt nämlich alles ganz anders. Hertha BSC ist aus der Bundesliga abgestiegen und Maxi Mittelstädt verlässt den Verein überraschend und plötzlich. Der VfB Stuttgart macht von einer Ausstiegsklausel Gebrauch und verpflichtet den heute 26-Jährigen offenbar für gerade einmal 500.000 Euro - ein Schnäppchen.
Viele Herthaner reagieren erbost und fühlen sich von Mittelstädt und dessen großen Worten nach seiner Vertragsverlängerung ("Ich muss nicht betonen, welchen Stellenwert Hertha BSC in meinem Leben besitzt. Ich bin als kleiner, unerfahrener Junge in den Olympiapark gekommen und fahre mittlerweile als gestandener Bundesliga-Spieler jeden Tag voller Motivation aufs Gelände") getäuscht.
Mittelstädt habe sein Wort gebrochen und dem Klub bei erster Gelegenheit den Rücken gekehrt, ist unter anderem der Vorwurf. Auffällig damals: Aus sportlicher Sicht wird der Abgang oft als nicht allzu dramatisch eingeordnet. Das hat Gründe. Zwar kommt der linke Verteidiger in seiner Zeit bei Hertha auf 145 Bundesliga-Spiele, unangefochtener Stammspieler ist er allerdings selten. Immer wieder muss er seinen Posten für Marvin Plattenhardt räumen, der ganz große Durchbruch zum Leistungsträger und Führungsspieler bleibt aus.
Mittelstädt bald Nationalspieler?
Das ist nur wenige Monate später bei Mittelstädts neuem Klub anders. Wie die gesamte Mannschaft des VfB Stuttgart, die sich in dieser Saison sensationell auf Champions-League-Kurs befindet, erlebt Mittelstädt seit Monaten einen Höhenflug. Nach kleineren Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn ist er aus der VfB-Elf mittlerweile kaum noch wegzudenken. Die linke Seite der Stuttgarter mit Mittelstädt und Chris Führich gilt als Motor des Teams von Sebastian Hoeneß. "Chris und ich profitieren sehr voneinander. Ich halte ihm hinten den Rücken frei und überlaufe ihn vorne oft, so dass er nach innen ziehen und seine Stärken ausspielen kann, weil ich ja auch noch einen Gegenspieler binde. So bekommen wir beide Freiräume", sagte Mittelstädt zuletzt im Gespräch mit SWR Sport.
Mittlerweile ist die Form des 26-Jährigen so gut, dass der Berliner bereits für eine Nominierung in der Nationalmannschaft gehandelt wird. "Ich spiele aktuell die beste Saison meiner Karriere. Nationalspieler zu werden war und ist ein großer Traum für mich. Ich werde weiter hart arbeiten, um diesen Traum real werden zu lassen", sagte Mittelstädt zur Diskussion.
Dardai fordert Rotwein, Mittelstädt möchte liefern
Auch in Berlin und bei Hertha hat man seinen Ex-Spieler weiterhin im Blick - durchaus mit einem weinenden Auge. "Von unserem Verein finde ich das ein bisschen komisch, dass er so eine geringe Ausstiegsklausel hatte. So ein guter Spieler, das ist ja fast verschenkt. Wer hat das unterschrieben?", fragte Trainer Pal Dardai, unter dem Mittelstädt einst zum Bundesliga-Spieler wurde, zuletzt auf einer Pressekonferenz. "Ich habe ihn immer gemocht und mag ihn immer noch. Wegen ihm schaue ich mir die Stuttgarter Spiele an. Trotzdem bin ich sauer auf ihn. Als er gegangen ist, habe ich von ihm nicht mal Rotwein bekommen. Also Maxi, wenn du das hörst: Denk an deinen alten Trainerstab", ergänzte Dardai lachend.
Der SWR konfrontierte Mittelstädt nun mit Dardais Forderung: "War mein Fehler. Die Schulden werde ich auf jeden Fall wettmachen. Pal Dardai wird seinen Rotwein bekommen", sagte der 26-Jährige grinsend. Möglicherweise gibt es für Mittelstädt ja schon bald einen Anlass zu einem gemeinsamen Glas Wein mit Ex-Coach und Förderer Dardai: Wenn der Linksverteidiger seinen Höhenflug fortsetzt und tatsächlich für die Nationalelf nominiert werden sollte.
Sendung: Der Tag, 04.03.2024, 18:00 Uhr