Basketball-Bundesliga - Alba Berlin im Saisonendspurt mit Hindernissen
Die Hauptrunde der Basketball-Bundesliga neigt sich dem Ende und Alba steckt mitten im Rennen um die Spitzenposition. Zuletzt hatten die Berliner jedoch mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen und im Restprogramm stehen noch zwei Spitzenduelle an. Von Lukas Witte
Während im Mai so langsam der Sommer Einzug in Deutschland hält, geht auch die Basketball-Bundesliga traditionell in die heiße Phase. Ganz oben in der Tabelle kämpfen in diesem Jahr Alba Berlin, die Niners Chemnitz und der FC Bayern München um die Spitzenposition und damit das Heimrecht bis zum Ende der Playoffs.
Vier Spiele vor dem Ende der Hauptrunde trennt die Albatrosse nur ein Sieg von Tabellenführer Bayern – und beide Teams spielen sogar noch zweimal gegeneinander. Am Sonntag geht es für Alba nach München, am darauffolgenden Freitag findet das Nachholspiel in der Arena am Ostbahnhof statt.
Eine lange Liste von Ausfällen
Eigentlich ist ein direktes Aufeinandertreffen natürlich die beste Chance, um dem Rivalen die Spitzenposition noch abzunehmen – wäre da nicht die angespannte Personallage, die Alba seit Wochen beschäftigt. Johannes Thiemann, Matt Thomas, Louis Olinde, Yanni Wetzell und Gabriele Procida fielen zuletzt verletzt aus und kommen nur nach und nach bis zum Beginn der Playoffs zurück ins Team.
Für Aufbauspieler Ziga Samar ist die Saison nach einer Fuß-Operation sogar komplett gelaufen. Hinzu kam die erneute Sperre für Center Khalifa Koumadje, bei dem die Liga hart durchgriff, nachdem er bereits das dritte Mal in der Saison vom Parkett geflogen war: Fünf Spiele Zwangspause wurden dem 2,21-Meter-Mann verordnet. Erst nach dem ersten der beiden Bayern-Spiele wird Trainer Israel Gonzalez ihn wieder einsetzen können.
Die Kaderprobleme brachten den Headcoach zuletzt immer wieder in Bredouille und sorgten beim Sieg gegen Bamberg sogar für eine äußerst kuriose Situation. Dort standen Alba zunächst nur neun Akteure zur Verfügung. Erst im Verlauf des 1. Viertels trafen die Nachwuchs-Spieler Amon Dörries, Linus Ruf und Anton Nufer ein, die davor noch in der NBBL auf dem Parkett gestanden hatten. Auch drei Tage später gegen Rostock waren die drei 18-Jährigen wieder dabei, Nufer kam dabei zum ersten Bundesliga-Korb seiner Karriere.
Rotationsspieler drehten auf
Trotz der Abstinenz mehrerer Leistungsträger lief es bei den Berlinern allerdings alles andere als schlecht. 13 Ligaspiele in Folge gewannen sie, bevor es am letzten Sonntag die Niederlage gegen Braunschweig gab. Zu verdanken war das vor allem dem großen Einsatz von Spielern, die ihre Rolle sonst eher in der Rotation haben.
So zum Beispiel Tim Schneider. Der 26-Jährige entwickelte sich zuletzt zum Leader, stand deutlich länger auf dem Parkett und lieferte konstant ab. Seinen Höhepunkt erlebte er gegen Bamberg, wo er einen Karrierebestwert von 25 Punkten erzielte. Auch Kreso Nikic und Jonas Mattisseck nutzten ihre gewonnene Spielzeit und zeigten teils sehr starke Leistungen.
Sie alle haben ihre Grenzen deutlich nach oben verschoben und so die Ausfälle ihrer Teamkollegen aufgefangen und Albas Siegessträhne aufrechterhalten – bis zum vergangenen Sonntag. "Wir spielen fast alle zwei Tage, und wir mussten in den vergangenen Wochen mit all unseren Verletzungen einen sehr hohen Einsatz leisten. Heute hat man von Anfang an gesehen, dass uns die Beine gefehlt haben", sagte Israel Gonzalez nach der Pleite in Braunschweig.
Thiemann meldet sich zurück
Es kommt also gerade rechtzeitig, dass die Verletzten so langsam wieder zurückkehren. Kapitän und Weltmeister Thiemann meldete sich nach über drei Wochen Pause am Dienstag gegen Heidelberg zurück und zeigte mit 21 Punkten direkt, wie wichtig er für die Berliner ist. Auch Yanni Wetzell und Matt Thomas sind wieder mit dabei und kamen auf ordentliche Werte. Bis zum Playoff-Start dürfte sich die Personalsituation noch weiter entspannen.
Doch auch trotz der Rückkehrer dürfte es in den Spitzenspielen gegen die Bayern eng werden. Gerade in der ersten Partie am kommenden Sonntag ist Albas Kader noch ausgedünnt und die kurierten Leistungsträger noch nicht vollständig wieder im Spielrhythmus. Zwar haben auch die Rivalen aus München immer wieder mit Ausfällen zu kämpfen, ihr Kader ist jedoch deutlich breiter aufgestellt, um diese zu kompensieren.
Star-Ensemble mit Schwierigkeiten
Überhaupt haben die Süddeutschen in dieser Spielzeit eine einzigartige Qualität auf dem Parkett. Spieler wie Carsen Edwards, Sylvain Francisco, Devin Booker und Ex-NBA-Champion Serge Ibaka spielen – vor allem auch finanziell – in einer Liga, die für Alba unerreichbar scheint. Außerdem haben die Bayern mit Andi Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey gleich drei deutsche Weltmeister unter Vertrag.
Doch auch diese vielen Stars sind nicht unschlagbar. In der Euroleague verpasste München zur großen Enttäuschung der Verantwortlichen die Playoffs. Dabei hatte man gerade für den europäischen Wettbewerb im Sommer so stark aufgerüstet. Umso mehr soll nun der Titel in der Bundesliga her. Dass sie aber auch dort von schwächeren Teams durchaus zu schlagen sind, zeigte die Niederlage gegen Heidelberg vor rund zwei Wochen.
Es ist, wie die Basketball-Trainer-Legende Svetislav Pesic einst so schön sagte: "Es gibt viele Stars, aber nur einen Ball."
Zweiter Platz so gut wie sicher
Auch wenn die Chancen also nicht besonders gut stehen – aufgeben muss Alba die Spitzenposition am Ende der Hauptrunde noch längst nicht. Und zumindest der zweite Platz dürfte den Berlinern kaum noch zu nehmen sein. Denn selbst wenn Verfolger Chemnitz nun alles gewinnt, könnten sich die Albatrosse noch zwei Niederlagen gegen die Bayern leisten.
Dann hätten sie die gleiche Bilanz wie die Sachsen, würden allerdings den direkten Vergleich gewinnen und so vor ihnen landen. In einem möglichen Halbfinale hätten sie dadurch das Heimrecht. Und wenn bis zum Beginn der Playoffs endlich wieder alle fit sein sollten, sollte es Alba auch problemlos dorthin schaffen.
Sollte es dann allerdings tatsächlich zu einer Finalserie mit dem großen Rivalen Bayern München kommen, könnte der Heimvorteil gerade für den Außenseiter aus der Hauptstadt noch einmal unglaublich wichtig werden und darüber entscheiden, ob sie überhaupt eine Chance haben. Bis zum Hauptrunden-Abschluss am 12. Mai heißt es für Alba also jetzt noch einmal Vollgas geben und hoffen, dass die Verletztenliste nicht wieder länger wird.
Sendung: Der Tag, 3.5.2024, 18 Uhr