Fußball-Europameisterschaft - Fünf Gründe, sich auf die EM zu freuen

Di 04.06.24 | 08:42 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Ein Deutschland-Fan mit seinem Plakat (imago images/Marc Schueler)
Bild: imago images/Marc Schueler

Es ist nicht mehr lange hin, ehe die Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni eröffnet wird. Gastgeber Deutschland wird dabei inzwischen immer häufiger als Turnier-Favorit genannt. Aus guten Gründen. Von Ilja Behnisch

Neue Spieler

Fußball-Fans aus Berlin und Brandenburg dürften vor noch gar nicht allzu langer Zeit lauthals aufgelacht haben, hätte man ihnen gesagt, dass die Sportskameraden Maximilian Mittelstädt (27, geboren in Berlin) und Robert Andrich (29, geboren in Potsdam) sehr wahrscheinlich als Stammkräfte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die Heim-Europameisterschaft 2024 gehen würden. Doch die Ex-Spieler von Hertha BSC (Mittelstädt) und Union Berlin (Andrich) haben sich an ihren neuen Wirkungsstätten in Stuttgart (Mittelstädt) und Leverkusen (Andrich) zu Top-Spielern gemausert. Und stehen damit stellvertretend für einen Weg, der nach Leistung und nicht Namen aufstellt. Klingt selbstverständlich, war in der Vergangenheit aber nicht immer der Fall.

Neuer Trainer

Jogi Löw und Hansi Flick, als Chef- und/oder Co-Trainer gefühlt für die vergangenen 314 Jahre Nationalmannschaft verantwortlich, sind inzwischen völlig verdient dort angekommen, wo es für sie für den Moment wohl am schönsten ist. Im Vorruhestand (Löw) oder beim FC Barcelona (Flick). Top-Trainer mit Top-Meriten. Und doch hat es etwas Erfrischendes, nun den gerade mal 36-Jährigen Julian Nagelsmann als Bundestrainer zu erleben.

Eine neue Ansprache, gepaart mit der spannenden Gemengelage, es niemandem beweisen zu müssen, aber allen beweisen zu wollen. Während Bundestrainer früher häufig die letzte Karriere-Station war, wird es für Nagelsmann, der im Klub-Fußball ja trotzdem schon fast alles gesehen und erreicht hat, nur ein Zwischenschritt sein. Einen, den er vor Kraft nur so strotzend und doch spielerisch leicht nimmt. Und selbst wer ihn als Trainer des FC Bayern nicht recht leiden mochte, weil, nun ja, er der Trainer des FC Bayern war: Mit seiner kommunikativen Art wirkt Nagelsmann in seiner aktuellen Rolle regelrecht ansteckend. Auch auf seine Spieler.

Neue Stimmung

Damit ist er auch ein gehörig großes Puzzlestück für die fast schon euphorisch zu nennende Stimmung rund um die Nationalmannschaft und die Heim-EM. Was vor einem Jahr noch unwahrscheinlicher wirkte als die Nationalmannschafts-Stammspieler Maximilian Mittelstädt und Robert Andrich. Aber irgendwie haben es Verband, Mannschaft und Fans geschafft, eine neue Leichtigkeit in und um die Länderspiele zu legen.

Eine Leichtigkeit, die sich auch auf dem Spielfeld widerspiegelt. Zwar ist die Mannschaft qua Offensivgeist hin und wieder hanebüchen offen in der Defensive. Andererseits verfügt sie mit Jamal Musiala, Florian Wirtz und Co. über so manchen Spieler, der dazu angetan ist, die klassischen, deutschen Tugenden (Disziplin, Ausdauer, Einsatz) um eine unglaubliche Facette zu erweitern: den Zauberfuß. Wem das keine Vorfreude in die Sommerplanung stellt, dem ist mit Fußball in diesem Leben nicht mehr zu helfen.

Neuer Plan

Mit dem neuen Trainer, den neuen Spielern und der neuen Stimmung kommt auch ein neuer Spiel-Ansatz einher. Vorbei die Zeiten halbseidener Dreier-Ketten-Experimente und Aufstellungen, die sich scheinbar nach den Wünschen der Spieler und nicht nach den Notwendigkeiten der Mannschaft ergeben haben. Das 4-2-3-1 der deutschen Elf scheint fix. Die Rollenverteilungen auf dem Rasen auch. Jeder weiß, was er wann zu tun hat. Das führt zu klaren Abläufen, die im Idealfall wiederum dafür sorgen, dass die Einzelkönner (siehe Zauberfuß) so hell wie möglich scheinen können. Und zu Freude bei den Fans. Die lieben einen klaren, erkennbaren Plan.

Neue Chance

Es ist also angerichtet für: Das Sommermärchen 2.0. Nach den zwar gelungenen, aber für Deutschland titellosen Heim-Turnieren 1988 (Europameisterschaft) und 2006 (Weltmeisterschaft) wäre es auch fast schon an der Zeit für einen Triumph im eigenen Land. 50 Jahre nach dem WM-Sieg 1974 von München.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.06.2024, 09:15 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

29 Kommentare

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  1. 29.

    Uneigentlich habe ich mit
    "1. Wie kann man auf etwas stolz sein, wozu man kaum bis eher keinen Beitrag geleistet hat?"
    eine prinzipielle (indirekte)Antwort gegeben.
    ...
    Ich bin Kosmopolit und sehe, noch dazu mit der deutschen Geschichte im Hintergrund, keinen Grund, stolzer Deutscher zu sein. Auf EIGENE Leistungen kann ich (man) stolz sein und ein gesundes SELBSTbewusstsein pflegen. Wieso kann ich bei aller Verehrung eines z.B. Beethoven stolz darauf sein, im gleichen "Landstrich" geboren zu sein?
    Angenehmen Abend noch!

  2. 25.

    Stimmt! Brasilien war ja immer ganz gut. Spielt denn Pele eigentlich noch mit? Oder der andere, der Dings, na.... äh.
    Ach, ist das alles aufregend!

  3. 24.

    "Wenn Sie es nicht sind, tut mir dass sehr leid."
    Was meinen Sie mit "es"?

  4. 23.

    Ein wichtiger Grund fehlt, warum man sich auf die Heim-EM freuen sollte:
    man darf die deutsche Fahne schwenken, ohne dafür als Nazi denunziert zu werden.
    Nach dem Monat der kollektiven Selbstverliebtheit ist das aber auch wieder vorbei und der Nationalstolz kommt wieder hin, wo er hin gehört: in die rechte Ecke.

  5. 21.

    Also, Karten gibt's bestimmt noch. Und wer spielt? Ich hoffe Brasilien wird Europameister. Die hab ich auch früher immer am liebsten spielen sehen.

  6. 20.

    Nein, das waren die Volksvertreter. Vertreter verkaufen nunmal was. Staubsauger, Versicherungen, .....

  7. 19.

    Mein Gott, ich freu mich schon richtig, bin schon echt aufgeregt.
    Wann gehts denn los und wo - gibts da noch Karten? Und wer spielt denn eigentlich?!

  8. 18.

    "Wer für den eigenen Spaß selbst bezahlt, der soll ihn haben."

    Nun ja, für diese EM haben sich 84 Mio. Einwohner beworben, in Form des staatliche Völkerrechtssubjekt Bundesrepublik Deutschland. Verrückt, nicht wahr?!

  9. 17.

    1. Wie kann man auf etwas stolz sein, wozu man kaum bis eher
    keinen Beitrag geleistet hat?
    2. Wenn man schon diesen irrationalen Stolz pflegt, darf man
    sich nicht nur die "Rosinen" der Historie Deutschlands
    herauspicken.
    3. Auch auf die Gefahr hin, wieder der Verschwurbelei oder der
    "Bildungsbürgerlichkeit" geziehen zu werden, zitiere ich mal
    den Schopenhauer, der weder rot noch grün gewesen war:
    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte...Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein."

  10. 16.

    Wieso ist nationaler Stolz Rechts.....darf ich nicht mehr stolz sein ein Deutscher zu sein?? Also ich bin es.

  11. 15.

    Könnte wetten da ordnet noch jemand bestimmtes an „die Fahne darf nicht geschwenkt werden!“ so wie’s neulich der Polizei befohlen wurde……Nationalstolz ist doch so verpönt bei rot und grün……

  12. 14.

    Mit ihren (miesepetrigen) Forderungen stellen Sie sich selber ins Abseits.

    Für die Zeit der Spiele wird es etwas enger und lauter, doch das wird es auf einer Geburtstagparty auch, ohne das jemand an der Tür abkassiert, bevor das Haus betreten wird.

    Deutschland hat sich für die EM beworben und ist nun als Gatsgeber für das Wohlergehen der Gäste und die sichere Ausrichtung der Spiele zuständig.

    Die erwarteten 2,5 Millionen Gäste aus aller Welt spülen die Kosten (auch ohne zusätzliche EM-Taxe) vielfach wieder in die Kassen zurück und bei den Fußballverrückten bleiben lebenslange Erinnerungen zurück.

  13. 12.

    Wer für den eigenen Spaß selbst bezahlt, der soll ihn haben.
    Die Allgemeinheit / der Steuerzahler sollte nur für notwendige und erforderliche Kosten herangezogen werden. Offensichtlich genau die Dinge, wo Berlin nun sparen will / wird : Polizei, Feuerwehr, Schulen / Bildung , ÖPNV, Opfer-Entschädigung ...
    Wer die EM verfolgen möchte, soll das selbst bezahlen. Fan-Meile, Kunstrasen, Sicherheitsaufgebot, Sanitäter... Übertragung im Fernsehen... Viel Spaß

  14. 11.

    Nationalstolz ist rechts? Das erzählen Sie mal einem Franzosen, US-Amerikaner oder Brasilianer und warten, wie er reagiert.

  15. 10.

    Ein wichtiger Grund fehlt, warum man sich auf die Heim-EM freuen sollte:
    man darf die deutsche Fahne schwenken, ohne dafür als Nazi denunziert zu werden.
    Nach dem Monat der kollektiven Selbstverliebtheit ist das aber auch wieder vorbei und der Nationalstolz kommt wieder hin, wo er hin gehört: in die rechte Ecke.

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