Landesapothekerkammer - Lieferengpass von Medikamenten verschärft sich in Brandenburg

Do 13.04.23 | 16:53 Uhr
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Blick in das automatisierte Medikamentenlager einer Apotheke (Foto: dpa/Woitas)
Audio: Antenne Brandenburg | 13.04.2023 | Daniel Friedrich | Bild: dpa

Dass viele Medikamente Mangelware sind, ist nicht neu. Doch die Liste wird seit Jahren länger. Die Apotheken in Brandenburg improvisieren, stellen teilweise selbst her. Ein neues Gesetz soll Lieferengpässe bekämpfen. Für Kritiker setzt es an falscher Stelle an.

Der Mangel an Arzneimitteln nimmt in Brandenburg zu. Das sagte der Präsident der Landesapothekerkammer, Jens Dobbert, am Donnerstag dem rbb. Es sei ein bundesweites Problem, mit dem alle Apotheken zu kämpfen hätten, so Dobbert. In seiner Apotheke in Forst (Spree-Neiße) seien zurzeit rund 400 Medikamente nicht lieferbar.

Die Zahl deckt sich in etwa mit der des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Es listet auf seiner Internetseite tagesaktuell auf [pharmnet-bund.de], welche Medizinprodukte nicht geliefert werden können. Aktuell sind es demnach 473 (Stand: 13.04.2023).

Neu ist das Engpassproblem nicht, aber es ist größer geworden. 2019 war die Rede von rund 280 Medikamenten, auf die Patienten verzichten mussten. Ende 2022 gab es einen Engpass bei 311 Medikamenten.

Andreas Baumgertel im Februar 2020 in seiner Apotheke. (Bild: rbb/Thomas Krüger)
Andreas Baumgärtel | Bild: rbb/Thomas Krüger

Die Lieferprobleme "irgendwie managen"

Das Problem und die Entwicklung bestätigt auch Andreas Baumgärtel, der Sprecher der Apotheken in Cottbus. "Vor der Pandemie waren wir bei etwa 100, 150 Medikamenten - jetzt sind wir bei fast 400 nicht lieferbaren Medikamenten." Das betreffe unterschiedliche Bereiche. So gebe es beispielsweise einen Mangel bei Blutdrucksenkern, Antibiotika für Kinder oder Medikamenten für die Krebstherapie.

Laut Baumgärtel sei jede Apotheke im Durchschnitt circa 20 Stunden pro Woche damit beschäftigt, die Lieferschwierigkeiten "irgendwie zu managen." Aus den verschiedenen Filialen würden die Antibiotikasäfte zusammengesammelt werden, dann schickten die Apotheker Listen mit den noch verfügbaren Säften an die Kinderärzte.

Jens Dobbert berichtet, dass Apotheker kreativ werden müssten, um Patienten dennoch zu versorgen. So würden mitunter Medikamente mit anderen Wirkstoffen ausgegeben, die aber eine ähnliche Wirkung hätten, wie die verschriebenen Arzneimittel.

Im Dezember wurde berichtet, dass einige Pharmazeuten außerdem Arzneimittel inzwischen selbst herstellen, um dem Mangel zu begegnen. In einer Filiale in Falkenberg (Elbe-Elster) hatten die Mitarbeiterinnen für den Notfall Grundstoffe für einige Medikamente zusammengetragen. Vereinzelt sei die Eigenproduktion sogar bereits Praxis, hieß es.

Berliner Apotheker-Verein hofft auf Gesetz

Grund für die Probleme ist nach Ansicht von Andreas Baumgärtel die Sparpolitik der Krankenkassen, "die Preisdrückerei, die die Medikamentenhersteller ins Ausland getrieben hat", sagt der Apotheker. "Wir ernten jetzt die Früchte dieser negativen Entwicklung." Baumgärtel glaube nicht, dass sich die Lage in den nächsten Jahren groß verändern werde.

Daran werde auch das vergangene Woche im Kabinett beschlossene "Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen" [bundesgesundheitsministerium.de] nichts ändern, so Baumgärtel. "Das ist wie: Per Dekret gibt's die [Engpässe] nicht mehr, so würde ich das mal persönlich interpretieren. Das ist alles völlig untauglich."

Mit dem Gesetz fallen unter anderem Festbeträge und Rabattverträge für bestimmte Kinderarzneimittel weg. Dadurch sollen die Hersteller mehr Geld erhalten. Der Berliner Apotheker-Verein hofft, dass Lieferungen nach Deutschland dadurch attraktiver werden. Die Vorsitzende Rüdinger sagte dem rbb, dass die Produktion von Antibiotika- und Fiebersäften für Kinder für die Industrie derzeit nicht kostendeckend sei.

Geplant ist außerdem, dass Antibiotika künftig verstärkt in Europa hergestellt werden. Dadurch soll die Abhängigkeit von Asien reduziert werden.

Apothekerverband fordert mehr Handlungsfreiheit

"Es wird immer mehr günstig in Fernost produziert, es gibt zum Teil nur noch sehr wenige Wirkstoffproduzenten und auch die Generikahersteller in Europa und der EU stellen bei einigen Medikamenten zunehmen ihre Produktion ein", fasste der Sprecher des Apothekerverbands Brandenburg, Mathias Braband-Trabandt, am Donnerstag gegenüber rbb24 Brandenburg Aktuell zusammen, wo seiner Ansicht nach die Ursachen für die Engpässe liegen.

Wegen der Lieferschwierigkeiten fordert der Verband, dass den Apotheken dauerhaft mehr Handlungsfreiheit gegeben wird. In der Corona-Pandemie hätten sie bei Engpässen auf andere Präparate mit ähnlichen Wirkstoffen ausweichen dürfen. Diese Regel sei aber am vergangenen Freitag ausgelaufen und solle vorübergehend bis Sommer verlängert werden, so Mathias Braband-Trabandt.

"Wir fordern, dass diese Regelungen schnellstmöglich per Gesetz verstetigt werden, damit Patienten unbürokratisch versorgt werden können", sagte der Verbandssprecher. Wer ein Medikament brauche, sollte es möglichst schnell bekommen können - und nicht ein weiteres Mal zum Arzt gehen müssen, um ein Ersatzrezept zu holen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.04.2023, 08:30 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Nur können Versender Medikamente liefern, die stationäre Apotheken nicht beschaffen können oder wollen.

    Von Versendern haben Sie überhaupt keine Ahnung. Wer mit dem ERezept bestellt, erhält die Bestellung am kommenden Tag. Gilt auch für kühlpflichtige Medikamente

    Beratung ist genauso gut oder schlecht wie in der Apo um die Ecke

    Letztlich gibt's zuviele stationäre Apotheken.

    Das Versandverbot für BTM fällt auch bald.

    Übrigens mischen Versender sogar Zytostatika an.

    Sie jammern echt

  2. 43.

    Versender sind faire Konkurrenten. Sie beraten nur telefonisch.

    Das Verbot des Versandes bin BtM fällt auch noch, da dies gegen europäisches Recht verstößt

    Welche Fachkräfte geben in einer Apotheke Medikamente aus? PTA?

    Auch bei den Versendern wird die Abgabe durch Fachkräfte kontrolliert.

    Außerdem belohnen Versender die Treue der Kunden indirekt. Ich bekomme jedes Quartal eine Summe auf mein Kundenkonto. Bei mir 100 Eur.

    Und was bekommt man in der Apo um die Ecke? Taschentücher....

  3. 42.

    "Ambroxol AL 30", ein schleimlösendes Medikament, bekomme ich zwar vom Arzt verschrieben,ist aber seit Wochen in keiner Apotheke im Umkreis von 50Km oder in irgendeiner Online-Apotheke zu erhalten. Überall "derzeit nicht verfügbar". Mein Sohn hat sich ins Auto gesetzt und ist Apotheken in Kleinstädten im größeren Umkreis abgeklappert und hat wirklich in zwei Apotheken, jeweils eine Schachtel bekommen. Fazit: Viele Stunden und Kilometer im Auto verbracht, prima für Klima, Umwelt und für Denjenigen, der Medikamente benötigt. Deutschland 2023!

  4. 41.

    Um welche Medikamente handelt es sich? Ich wette, diese AM hätte es auch vor Ort gegeben.

    Bei verschreibungspflichtigen gibt es keine Konkurrenz, da überall der Preis gleich ist.

    Versender sind nur Rosinenpicker, da sie keinen Notdienst machen, keine Betäubungsmittel verschicken, keine Fachkräfte in der Abgabe stehen müssen und auch keine Rezepturen anfertigen müssen und keine fairen Konkurrenten. .

  5. 40.

    Komisch, auch ich konnte meine Medikamente, die die Apotheke vor Ort nicht bestellen konnte, problemlos online bestellen.

    Erzählen Sie nicht so einen Unsinn.

    Typisch für Apotheker, die hatten schon immer Angst vor Konkurrenz

  6. 39.

    zum Thema JAMMERN:

    https://www.tagesschau.de/inland/heuschnupfen-medikament-101.html

    Jetzt "jammern" schon die Behörden?

    Nur Sie jammer nicht.

  7. 38.

    Lustig, dass Sie mich als Bremser bei Reformen ausgemacht haben wollen.
    Aber gut, mir würden neben der Struktur auch zahlreiche inhaltliche Punkte einfallen, von denen sie ja 'einen' Aufreger schon angeführt haben.

  8. 37.

    Sie bestellen Antibiotica im Versandhandel??? Wer soll das glauben? Bis Sie das Antibioticum geliefert bekommen, brauchen Sie das doch nicht mehr.Damit zahlt die Solidargemeinscht für nichts! Ich habe testweise vor ein paar Monaten auch im Versand bestellt, nach 14 Tagen war noch nichts da, und als was kam, war die Hälfte gestrichen und ich musste der Rückzahlung hinterherrennen. Glauben Sie nicht? Habe mich sogar bei der Aufsichtsbehörde beschwert. Ihre Worte entsprechen denen eines Lobbiisten und nicht denen eines schwer kranken Pat. oder einer Mutter, die verzweifelt etwas für das kranke Kind sucht. Dass alles online erhältlich ist, stimmt NICHT, denn ich selbst habe den Versandhandel sehr gut im Auge. In AUSNAHMEFÄLLEN kann es sein.

    Wenn der Versand so toll ist, dann könnte man ja grundsätzlich z.B. den Notdienst in Apotheken in der Nacht oder am WE abschaffen, übernimmt ja die Online-Apotheke. Das wäre doch ein erster Schritt.

  9. 36.

    Da das produzieren in Deutschland immer teurer wird, werden immer mehr Medikamente nur noch im Ausland produziert werden. Das gilt nicht nur für Medikamente.

    Deutschland gräbt sich durch immer höhere Produktionskosten selbst das Wasser ab

  10. 35.

    Der Gesetzgeber sollte lieber dafür sorgen, dass die Kassen den Pharmaunternehmen wieder den Marktpreis für Medikamente zahlen.

    Die Rabattverträge ect sind der Grund für die aktuelle Lage.

    Kein Unternehmen kann gezwungen werden, seine Produktion nach Deutschland verlegen oder Medikamente unter Marktpreis zu verkaufen.

    Medikamente haben nun mal ihren Preis. Der muss auch ohne Murren gezahlt werden.

    Wenn die Knebelverträge abgeschafft werden, sind auch wieder alle Medikamente lieferbar.

  11. 34.

    Nun jammern Sie mal nicht rum. Aber Apotheker jammern ja immer.

    Komisch ist nur, dass meine Online Apotheke meine Medikamente, -die in der Apotheke vor Ort angeblich nicht lieferbar sind - problemlos liefern kann. Selbst Zytostatika, Antibiotika und Insulin sind lieferbar. Also lieber online bestellen.

    Auch ist nicht der Minister an der Lage Schuld, sondern Kassen und Versicherte.

    Aber mit der Realität haben Sie wohl Probleme.

  12. 33.

    Es ist nun mal so, dass weniger Kassen nicht mehr Geld bedeutet.

    Es muss eine grundlegende Reform der GKV her. Familienversicherung muss auf einen geringen Zuschlag umgestellt werden.

    Schauen Sie nach Norwegen. Die hatten vor 30 Jahren die gleichen Probleme wie wir und haben durch eine Reform das System bezahlbar gemacht.

    Dort zahlt man jede Zahnarztbehandlung selbst. Es gibt keinen Missbrauch der Notaufnahme und die Fachärzte werden zentral zugewiesen.

    Aber hier will ja niemand Reformen.

  13. 32.

    Ich habe meine Kassenzulassung zurückgegeben und arbeite nur für Privatpatienten und erstelle Gutachten für Gerichte, Behörden ect

    Über Privatrezepte bekomme ich auch Antibiotika als Sprechstundenbedarf

  14. 31.

    Wenn Sie Coronaimpfungen meinen, da sollte noch ein großer Überschuß auf Lager liegen. Das läuft aber eigentlich nicht über die Apotheken, auch wenn mal daran gedacht wurde auch Apothekern zu gestatten Impfungen vorzunehmen.

  15. 30.

    Das erinnert etwas an die Masken und anderes Schutzmaterial, welches auch am Anfang der Epidemie flugzeugweise als Hilfe von Deutschland nach China gebracht wurde und dann hier dringend fehlte.

  16. 28.

    Sind Sie sicher?
    Da Sie da so locker für die Preiserhöhungen plädieren sind Sie wohl ein Besserverdiener? Ich sehe jedenfalls den Nutzen der doch beachtlichen Anzahl von Kassen und Krankenkassenvertretungen mit "Häuschen" und die jeweiligen nicht gerade bescheidenen Immobilien 'im Dienst' d. Krankenversicherten nicht ein!
    Ihr hier geäußertes völliges Verständnis für die Desorganisation kann auch bei Ihnen mal schnell enden. Die Palette möglicher Vorfälle, die Sie aus der Bahn werfen können, ist groß. Mögen Sie davor bewahrt bleiben.
    Allerdings gebe ich den Foristen Recht, die bei den vielen jetzt Masern- u. Scharlachfällen, die u.U. im Schlepptau der Pandemie als solche erkannt auftreten, zur Impfung mahnen.

  17. 27.

    Der Gesetzgeber hat die Industrie bereits in einer der letzten Änderungen im Arzneimittelgesetz gezwungen, Arzneimittel ausreichend zur Verfügung zu stellen, doch ohne Repressalien, wenn dies nicht geschieht!
    Dass Sie kein Arzt sind, zeigt sich daran, dass Sie angeben, auch Antibiotica im Sprechstundenbedarf über Versender zu erhalten. Das kann gar nicht sein,denn Antibiotica wie Penicilline sind im Rahmen des Sprechstundenbedarfs keine Leistung der GKV! Dies geht nur über patientenbezogene Einzelverordnungen.

  18. 26.

    Dass Sie garantiert nicht in einer Apotheke arbeiten, belegt Ihr Post. Sie sprechen von Bevorratung? Interessant, doch woher nehmen? Seit über einem halben Jahr gibt es verschiedene Dinge nicht. Da ist nix mit Bevorratung! Es sind doch nicht nur die Antibiotica, die fehlen, es fehlen zig andere Medikamente! Da Sie das alles in Eigenregie herstellen, komme ich gern mal bei Ihnen vorbei und Sie zeigen mir sicherlich, wie Sie Insuline oder Digitoxin-Tabl. oder Magentropfen herstellen oder Blutdrucksenker selbst herstzellen. Meinen Sie, dass es mit einer Antibiotica-Injection getan ist? Sorry, Ihre Aussagen haben weder Hand noch Fuss und sind Aussagen eines/r Person, die weder von Medizin, noch Pharmazie die geringste Ahnung hat. Sie haben sich damit voll entlarvt.

  19. 25.

    Inzwischen ist mehrfach bewiesen worden, dass weniger Krankenkassen nicht mehr Geld für die Versorgung bedeutet.

    Immer diese Scheinbehauptungen. Letztlich geht's nicht mehr ohne Beitragserhöhung

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