Studenten aus dem Ausland bleiben nicht - Wirtschaftsregion Lausitz sieht große Gefahr in Rechtsextremismus

Sa 15.07.23 | 11:28 Uhr
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Blick in die 445 Meter lange Halle auf der Baustelle für das neue Instandhaltungswerk für ICE-Züge in Cottbus, aufgenommen am 06.072023. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Fritz | 15.07.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der Rechtsextremismus ist nach Ansicht der Entwicklungsgesellschaft Wirtschaftsregion Lausitz eine der größten Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung der aufstrebenden Region.

"Wir sind jetzt schon nicht mehr in der Lage, die offenen Stellen zu besetzen", sagte Geschäftsführer Heiko Jahn der Deutschen Presse-Agentur in Cottbus. "Es ist in unserem Interesse, dass wir weltoffen auftreten, um wirtschaftlich eine Zukunft zu haben."

Studenten aus dem Ausland bleiben nicht in der Lausitz

"Ohne ausländische Fachkräfte werden wir unseren Lebensstandard gar nicht halten können", warnte Jahn. Die Gesellschaft, zu der das Land, die Stadt Cottbus und vier Kreise gehören, will die Wettbewerbsfähigkeit der Lausitz angesichts des Umbruchs durch das Ende der Braunkohleförderung stärken. In die Region fließen Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln.

"Wir haben schon ein Problem, das ist nicht nur herbeigeredet", sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion. "Wir haben an der BTU viele ausländische Studenten - und dann ist es ja naheliegend, dass sie danach auch bleiben, weil wir ihnen jetzt auch gute Stellen anbieten können", sagte er. Aber: "Das passiert nicht." Die Studenten der Brandenburgischen-Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg blieben nicht in der Lausitz. "Das ist eine schonungslose Wahrheit."

"Da können alle mittun, indem sie ihnen weltoffen und mit Nächstenliebe begegnen, und dann bleiben sie auch", so Jahn weiter.

"Noch lange nicht die Mehrheit"

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte ebenfalls davor gewarnt, dass Rechtsextremismus und Rassismus eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung sein könnten. Die Wirtschaftsregion will zum Beispiel mit Bürgerveranstaltungen dagegenhalten und für ein besseres Klima untereinander sorgen. Der Geschäftsführer hält manche Einschätzungen über Südbrandenburg allerdings für übertrieben. "Es wird so dargestellt, dass wir weit überproportional rechte Leute hier haben", sagte Jahn. "Aber es ist doch lange nicht die Mehrheit."

Dennoch gab es zuletzt mehrere Vorfälle: Zwei Lehrkräfte einer Schule in Burg im Spreewald hatten Ende April in einem Brandbrief rechtsextremistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Nach Anfeindungen erklärten sie am vergangenen Mittwoch, dass sie die Schule in Burg (Spree-Neiße) verlassen und an eine andere Schule wechseln wollen. In einer Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald) war es im Mai zu mutmaßlich rassistischen Anfeindungen gekommen.

Und: Die Landespartei der AfD wird vom Verfassungsschutz seit 2020 als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft, die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative seit vergangenem Mittwoch als gesichert rechtsextremistische Bestrebung. Dennoch ist die AfD ist in Südbrandenburg stark.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.07.2023, 6 Uhr

29 Kommentare

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  1. 29.

    Die Bundesrepublik Deutschland schafft sich selbst ab, indem die AfD Hochburgen im Brandenburger Südosten mit Zig Milliarden Euro, gefördert werden.
    Demokratischere Regionen in Brandenburg, in Berlin und in der Bundesrepublik, werden dadurch vernachlässigt, rutschen wirtschaftlich und touristisch ab und wählen irgendwann auch Rechtsextreme Parteien.
    In Berlin drängeln sich tausende Menschen an einem Wasserloch, in der Lausitz muss jeder einzelne Ort, seinen eigenen Badesee mit Hafen und Hotels haben - Deutschland schafft sich dadurch ab - da ausschließlich AfD Hochburgen in Cottbus, in der Lausitz und im Spreewald, gefördert werden - Wir Alle sind für die Strukturelle Förderung von Rechtsextremismus und AfD, mitverantwortlich !!!!

  2. 28.

    Unsere Städte und Ortschaften sind auch sehr schön saniert und werden weiter verbessert.
    Ja genau - sieht in anderen Regionen viel übler aus.
    Die Seen, Kanäle und die Natur werden noch viel schöner Die Leute kommen weiterhin in Spreewald, nach Cottbus und in die Lausitz - Und Fachkräfte fehlen doch überall in der BRD

  3. 27.

    Nach 3 Monaten ist Alles wieder vergessen.
    Die Wirtschaft läuft weiter, der Strukturwandel und die Flutungen laufen weiter und der Tourismus in Spreewald und Lausitz wird noch viel mehr werden.
    Die anderen Regionen in Brandenburg sind doch stinklangweilig, ohne Innovationen und ohne große Investitionen.
    In die Spreewald und Lausitz Region, fließen dauerhaft sehr große Investitionen und der Tourismus ist richtig im Kommen

  4. 26.

    Die Lausitz wird immer überleben !!!
    Der Strukturwandel ist auf Jahrzehnte angelegt und Wir, bekommen Milliarden an Förderungen von der EU, vom Bund, vom Land Brandenburg.
    Da gehen eher Regionen wie Prignitz, Uckermark und ähnliche vor die Hunde.
    Süß diesen Milliarden, entstehen hier neue Landschaften, die es einfach woanders, so nicht gibt.

  5. 25.

    Sie bleiben „auf halber Strecke“ stehen und „doktorn“ an Symptomen herum ohne den wichtigsten Schritt zu machen: Ursachenbekämpfung schlägt Haltung. Denn die Haltung allein ist eine zu bequeme Fingerzeigmethode. Es gibt keinen Fall wo dies ausgereicht hat.

  6. 24.

    Dass es keine Mehrheit für Rechtsextremismus braucht, damit dieser große Probleme bereitet, auch wirtschaftliche, weiß man schon seit spätestens der sog. Baseballschlägerjahre. Rechtsextreme Hegemonie braucht keine Mehrheiten, sie holt sie sich mit Gewalt und Einschüchterung. Die Tatsache, dass sehr viele beim Thema Rechtsextremismus wegsehen, insbesondere die Kommunen, in denen er stark verbreitet ist, unterstreicht, dass Demokratie Arbeit bedeutet. Wer billigt, schweigt, wegsieht, legitimiert am Ende nur. Auch beim Beispiel der Lehrer*innen aus Burg wurde klar, dass der Vorwurf der Nestbeschmutzung und das eigene Gefühl, angegriffen zu sein, vielen wichtiger war, als die beiden zu unterstützen; als auf die Vorwürfe einzugehen.

    Man kann sich aber vernetzen, etwas tun. Die Amadeu-Antonio-Stiftung wurde nicht zufällig in Brandenburg gegründet - Demokratiebildung ist hier besonders nötig. Auch die Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus können helfen.

  7. 23.

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wirtschaftsweise-afd-abschreckung-100.html

  8. 22.

    Brandenburg ist Nehmerland und wirtschaftlich schwach. Letzte Plätze, überall wo es wichtig ist, sagen genau das Gegenteil von dem was Sie ermittelt (?) haben. Sie unterliegen der Schönrederei in den vielen „könnte Vorreiter“- Artikeln? Es gibt fleißige Leute in Brandenburg die es leid sind...

  9. 21.

    "und spielt der AfD in die Hände". Das wäre bedauerlich, wenn nur die AfD diese Ungerechtigkeit bekämpfen würde. Was ist denn mit den Altparteien, haben die dazu keine Meinung? Dass die Grünen das nicht nennenswert tangiert, ist bekannt. Aber die werden im Osten ja auch kaum gewählt.

  10. 20.

    Wer nimmt denn diese substanzlosen Einlassungen, die AfD würde die Firmen vertreiben, denn noch ernst?

  11. 19.

    Es ist zum verzweifeln. Das rechte Gesocks mobbt diejenigen weg die etwas leisten könnten. Selber bringen sie ausser rumgrölen und Genöle nichts auf die Reihe. Irgendwann fühlen sie sich dann wieder als abgehängte Opfer und bejammern die Situation die sie selber hergestellt haben. Wo bitte, ihr Spacken von der AfD, soll da die Alternative sein???

  12. 18.

    Nun ist die Angst unbegründet. Als Pegida durch Dresden lief, was es im Übrigen heute noch gibt, da hatten die Experten auch vorher gesagt, dass dadurch der Tourismus abbrechen würde. Nichts von alledem ist eingetroffen. Im Gegenteil, Dresden und die Sächsische Schweiz können sich vor Besuchern kaum noch retten. Das ist Populismus in reinster Form.

  13. 17.

    Brandenburg steht wirtschaftlich sehr gut da. Schlechtreden ist typisch deutsch

  14. 16.

    Ich vermutete ja schon am anderer Stelle, dass das zumindest den Tourismus betreffen wird, also überrascht mich das nicht.

    Was ich gut finde, ist, dass sich hier in den Kommentaren nun auch vermehrt lokale Stimmen zeigen, nicht nur die Berliner, die sagen, dass Schluss sein muss, wenn die Region langfristig wirtschaftlich und "menschlich" überleben will. Denn einmal stigmatisiert, das hält lange an.

    Ich sach mal so: Lasst euch von den Nazis nicht eure Heimat wegnehmen. Kämpft!

  15. 15.

    Was helfen würde, die jungen Menschen in der Region zu halten, wären Tarifverträge nach Westdeutschen Vorbild. Leider wird in vielen Branchen immer noch in Tarif West und Ost unterschieden. Selbst wenn das Gehalt gleich ist, ist die Anzahl an Stunden pro Woche immer noch unterschiedlich. Das kann man niemanden mehr erklären und spielt der AfD in die Hände.

  16. 14.

    Die Zustimmungswerte für die AfD und für rechtsextreme Weltbilder sind im Osten westentlich höher als im Westen. Das belegen diverse Studien und auch die Umfragen. Dazu gibt es dann noch extreme Hotspots von Rechtsextremismus wie im Spreewald. Wenn Sie das nicht hören wollen, lenken Sie von den Problemen Ihrer eigenen Heimat ab. Mit Extremismus stellt man sich selber aufs Abstellgleis. Wirtschaftlich, sozial und gesellschaftlich.

  17. 13.

    "Es wird so dargestellt, dass wir weit überproportional rechte Leute hier haben", sagte Jahn. "Aber es ist doch lange nicht die Mehrheit."

    Es wird nicht einfach behauptet sondern kann statistisch belegt werden. Und wenn es in mehrheitlich anderen Regionen keinen oder bis zu 10 % rechte Glaubensbekenntnisse gibt, sind ja wohl 30-40 % in benannter Region überproportional.

  18. 12.

    Wenn man sich das Gehaltsniveau in der Lausitz anschaut, ist es kein Wunder, dass hier niemand bleiben will. Was insbesondere der öffentliche Dienst z.b. auch für Ingenieure verschiedener Disziplinen so anbietet ist mehr als lächerlich.

  19. 11.

    Ich bin in Cottbus geboren und war auch nie weg. Und auch ich sage, daß´die ganze Region auf der Kippe steht, an Rechtsextreme verloren zu gehen.
    Obwohl bei Weitem die Mehrheit der Bewohner nicht rechtsextrem ist, habe es AfD und noch weiter Rechts geschafft, ein Klima der Angst zu schaffen, in dem sich Viele nicht mehr trauen, offen ihre Meinung zu sagen. Jeder, der das tut, muß Racheakte befürchten.
    Eine große Mitschuld tragen die verschiedenen Landesregierungen unter dem aus meiner Sicht, schlechtesten Ministerpräsidenten, den wir je hatten. Ab und zu mal einen Spruch klopfen aber jedem Problem aus dem Weg gehen und froh sein, wenn es mal für eine Weile unter dem Tisch ist. Dazu fragwürdige Bürokratie aus Potsdam, bei der die Bürger nur noch den Kopf schütteln und ein auf dem rechten Auge blinder Innenminister, wie es auch die Justiz ist.

  20. 10.

    Tja, wenn Faschos schlau wären, könnten sie ja dort arbeiten. Sind sie aber einfach nicht. Sonst wären es ja keine Faschos ;-)

    Der Image Schaden ist riesig. Wird gerne verdrängt...

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