Folgen der Krise - Erste Gast-Betriebe am Scharmützelsee geben auf - andere wackeln
Angesichts steigender Preise schränken sich viele Menschen bereits bei Reisen und Restaurantbesuchen ein. Das trifft auch die Tourismus- Unternehmen am Scharmützelsee hart. Für einige wird die aktuelle Saison deshalb auch die letzte sein.
In den Brandenburger Urlaubsregionen geht langsam die Saison zu Ende und die Lichter aus. Doch mancherorts werden diese im kommenden Jahr auch dunkel bleiben. Angesichts steigender Energiepreise, fehlenden Personals und zurückhaltender Buchungen für den Winter streicht so mancher Hotelier und Gastronom die Segel - so auch am Scharmützelsee im Kreis Oder-Spree.
In Bad Saarow geht es ruhig zu. Fast zu ruhig, wie Hotelier Jürgen Kliche findet. Er leitet das "Velotel" und sei mit Blick auf den Buchungskalender für den Herbst und Winter durchaus besorgt. "Die Sorge nimmt auch bei den Bürgern täglich zu oder kommt langsam an. Deshalb ist es auf jeden Fall rückläufig."
Belastungen seien nicht mehr zu tragen
Sorgen, die Jörn Peters nicht mehr belasten. Der 55-jährige Bad Saarower hat sein Hotel bereits verkauft. Am kommenden Montag schließt er die Türen des "Waterfront 21" für immer. Ausschlaggebend dafür seien auch die Gaspreise gewesen, die nicht mehr zu bezahlen seien: "Wir hatten jetzt immer einen monatlichen Abschlag von 1.780 Euro, und ich schätze es sind nachher wahrscheinlich so 7.500 bis 8.500 Euro im Monat." Hinzu kämen hohe Personalkosten und der nahende Winter. "Wir haben da eine Nebensaison. Das heißt, wir sind längst nicht so gut gebucht, wie im Sommer, weil wir einfach ein Saison-Betrieb sind." Die Entscheidung habe sich Peters nicht leicht gemacht. Doch alle Belastungen zusammen seien nicht mehr zu tragen gewesen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes geben 90 Prozent der befragten Betriebe die steigenden Energiekosten als größtes Problem an. Und das hat am Scharmützelsee nun erste Folgen. Neben dem "Waterfrond 21" könnte auch das "Parkcafe" - ein Restaurant mit angeschlossenem Veranstaltungssaal - schon im November schließen.
Die Lage wird angesichts steigender Energiekosten immer bedrohlicher, weiß Ellen Rußig, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree. Sie sagte dem rbb am Mittwoch: "Wir wissen noch nicht was passiert, wenn im Oktober geheizt werden muss und das Thema Energie noch stärker in den Fokus rückt. Schließen die Betriebe? Machen sie über den Winter zu? Und dann natürlich, ob sie wieder öffnen."
Hoffen, auf eine Zeit nach der Krise
Doch nicht nur die Betreiber und Touristiker sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Auch die Bad Saarower und vor allem ihre Gäste, die oft Urlaub machen, finden die Entwicklung bedauerlich. "Wir sind eine Touristen-Region", heißt es von einer Einwohnerin. "Das wird traurig werden." Eine andere ergänzt: "Wir machen uns große Sorgen darüber, wer die Übernachtungskosten noch bezahlen kann."
Andere sind deutlich entspannten und prophezeien, dass es auch trotz oder nach der Krise wieder bergauf gehen wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, den auch Hotelbetreiber Jürgen Kliche hat. Das kleine Kino, dass sich in seinem Hotel befindet und seit dieser Woche geschlossen ist, soll nach einigen Umbaumaßnahmen im November auf jeden Fall wieder öffnen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2022, 14:40 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch