Reden Sie mit - Antenne Stammtisch diskutiert eskalierenden Wasserstreit

Do 07.09.23 | 18:13 Uhr | Von Philip Barnstorf
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Das ausgetrocknete Flussbett der Schwarzen Elster verläuft nahe der Bundesstraße B96. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Bild: dpa/Soeren Stache

Seen trocknen aus. Gleichzeitig ziehen mehr Menschen in die Region. Wo soll das Wasser für sie herkommen? Land und Wasserverband schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Nun wollen Bürgermeister auch noch den Verbandschef loswerden.

Der Streit um das Wasser in Ostbrandenburg eskaliert. Während Grundwasserspiegel sinken und viele Seen austrocknen, ziehen immer mehr Menschen und Unternehmen in die Region, in der viele spätestens seit der Tesla-Ansiedlung mit einem wirtschaftlichen Boom rechnen.

Eigentlich müsste der Wasserverband Strausberg Erkner (WSE) die Neuankömmlinge mit Wasser beliefern. Aber der Verband blockiert inzwischen viele Bauprojekte wie Schulgebäude oder neue Gewerbegebiete, weil ihm nach eigener Aussage Wasser fehlt. Ändern könne das nur das Land, indem es dem WSE erlaubt, mehr Wasser aus dem Boden zu pumpen. Das Land aber winkt ab: Wasserversorgung sei Sache der Kommunen. Außerdem habe der WSE genug Reserven.

Land und Versorger widersprechen sich seit Jahren

Mit den Erlaubnissen vom Land darf der Verband rund 18 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr aus dem Boden pumpen und zu Trinkwasser weiterverarbeiten. Allerdings sind davon etwa drei Millionen nicht unmittelbar förderbar, weil das Wasser zu schmutzig ist. Von den verbliebenen 15 Millionen fördert der WSE aber derzeit nur etwa zehn.

Henryk Pilz, Bürgermeister von Erkner und Chef der WSE-Verbandsversammlung, verteidigt trotzdem die Blockade neuer Bauvorhaben. Die verbliebenen fünf Millionen Kubikmeter seien nämlich größtenteils an schon beschlossene Bauprojekte vergeben: “Wenn wir das Wasser dort wegnehmen, kommen wir in juristische Schwierigkeiten.” Das Ganze sei ein landespolitisches Problem.

Bürgermeister wollen WSE-Chef feuern

Nun könnte Bewegung in die Sache kommen: Mehrere Bürgermeister aus den Gemeinden, die sich im WSE zusammengeschlossen haben, haben Abwahlanträge gegen den aktuellen WSE-Chef Andre Bähler und dessen Stellvertreter Gerd Windisch gestellt. Einer von ihnen ist Ansgar Scharnke, Bürgermeister von Neuenhagen. Der WSE sei seit Jahren “keinen Schritt weiter bei der Errichtung eines neuen Wasserwerks und eines WSE-eigenen Klärwerks”.

Stattdessen schiebe der WSE alle Verantwortung aufs Land Brandenburg. Dieses Scheitern liege an der derzeitigen Verbandsführung. Andere Bürgermeister aus der Verbandsversammlung unterstützen dagegen Bähler und seine Blockade-Haltung. Das Wasser in der Region werde nicht mehr, indem man WSE-Chef Bähler feuert, sagten mehrere Bürgermeister gegenüber dem rbb.

Nachhaltiges Wassermanagement versus Wirtschaftswachstum?

Bevor die Verbandsversammlung am 27. September darüber entscheidet, ob Bähler und Windisch gefeuert werden, will Antenne Brandenburg daher auf einem Antenne Stammtisch klären: Wer hat Recht? Muss das Land mehr Wasserförderung erlauben oder muss der WSE sich selbst helfen? Wie schlimm ist die Wasserknappheit überhaupt? Was bedeutet sie für die Menschen vor Ort? Welche langfristigen Lösungen sind denkbar? Und muss sich die Region entscheiden zwischen nachhaltigem Wassermanagement und wirtschaftlicher Entwicklung?

Antenne Stammtisch debattiert Problem

Über diese Fragen werden Moderator Andreas Oppermann mit Vertretern von Kommunen, Land, Wasserverband, Umweltschützern und Wissenschaftlern diskutieren am 12. September um 18:30 Uhr im Kulturhaus Rüdersdorf, Kalkberger Platz 31, 15562 Rüdersdorf. Auch das Publikum ist herzlich eingeladen, Fragen zu stellen und mitzudebattieren. Der Eintritt ist frei.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2023, 16 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

2 Kommentare

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  1. 2.

    In meiner alten Heimat Bayern denkt man groß und plant eine Wasserleitung vom Bodensee bzw. vom Alpenrand wo es zuletzt mehr geregnet hat als früher bis in den trockenen Norden Bayerns. Dabei gibt es dort schon seit Jahrzehnten Fernwasseranschlüsse für Gemeinden, Verbindungen zwischen Wasserverbänden und letzlich war schon der Main-Donau-Kanal u.a. ein Weg Wasser von Süden nach Norden zu transportieren. In Brandenburg hat man wohl jahrelang geschlafen. Wobei, manchmal scheint mir auch, die Herren vom WSE denken "da haben wir jetzt 30 Jahre auf blühende Landschaften gewartet aber nix wars, und jetzt kurz vor unserer Rente soll was passieren im Land - na das werden wir zu verhindern wissen".

  2. 1.

    Das Land hat dem WSE bereits Anfang 2020 erlaubt, mehr Wasser zu fördern, ohne das der aber zunächst keine besondere Aktivitäten gezeigt hat, die von ihm selber beantragten Wasserrechte auch ausüben zu können. Vielleicht kann ja Herr Bählen irgendwann mal erklären, warum die über Tesla hinausgehenden 2 1/2Mio m³/a nichtmals für eke Schule reichen sollen.

    Zudem droht der nächste Ungemach, weil der WSE bei der hoheitlichen Aufgabe der Abwasserentsorgung ebenfalls versucht, den Schwarzen Peter anderen zuzuschieben. Das Kontingent, dass WSE mit den BWB vereinbart hat, ist fast ausgeschöpft.

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