Erste Kommune in Brandenburg - Templin wegen nachhaltiger Bewirtschaftung zur "Waldhauptstadt 2024" ernannt
In den vergangenen Jahren wurden in den Wäldern in und um Templin tausende neue Bäume gepflanzt. Das Holz wird nach ökologischen Standards gewonnen und regional verarbeitet. Dafür gab es jetzt eine bundesweite Anerkennung.
Templin in der Uckermark darf neben der Bezeichnung "Kurstadt" für ein Jahr auch noch den Titel "PEFC- Waldhauptstadt 2024“ tragen. Diesen bekommen Kommunen, die sich für nachhaltige Waldwirtschaft einsetzen. Die Bewerbung Templins hatte Fachleute vom Deutschen Forst-Zertifizierungsrat in Köln erst kürzlich überzeugt.
Erstmals "Waldhauptstadt" aus Brandenburg
2005 brachte die Stadt ein Waldbewirtschaftungskonzept auf den Weg. Insgesamt 60 Prozent des Stadtwaldes sind noch Nadelholz, 40 Prozent Laubholz. Dass Templin mit seinem Wald-Management deutschlandweit ganz vorn liegt, zeigt nun auch die aktuelle Auszeichnung "Waldhauptstadt 2024" von der PEFC (zu deutsch: Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen). Eigenen Angaben zufolge ist das die weltweit größte unabhängige Organisation zur Sicherstellung und kontinuierlichen Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Sie soll ökologische, soziale und ökonomische Standards gewährleisten [www.pefc.de]. Bislang wurden seit 2011 insgesamt zehn Kommunen ausgezeichnet. Mit Templin geht die Auszeichnung nun erstmals nach Brandenburg.
Nachfrage nach Holz wächst
Templin ist mit 3.500 Hektar Wald nach Fürstenwalde (Oder-Spree) zweitgrößter kommunaler Waldbesitzer in Brandenburg. Traditionell hängen dort viele Arbeitsplätze am Wald. Das zertifizierte Holz nutzen örtlichen Sägewerke, Handwerker, das Baugewerbe. Die Pläne den Wald ökologisch umzubauen, sehen die Holzunternehmer teilweise mit Skepsis. Sie wollen den Wald wirtschaftlich nutzen und die Nachfrage nach Holz ist groß, sagt Forstunternehmer Andreas Stabenow. "Es werden ja immer neue Ideen entwickelt, ob es die Häuserfassade oder ein Hochhaus ist, dass man letztendlich aus Holz-Rohstoffen baut, um halt nicht den Beton mit hohen Emissionswerten herzustellen. Daher gehört der Wald in eine vernünftige forstwirtschaftliche Nutzung."
Tausende neue Bäume für das Wald-Klima
Schon mehrfach haben Stadtförster Christian Hierdeis und Bürgermeister Detlef Tabbert (Linke) Pflanzaktionen gemeinsam mit der Bürgerschaft angeschoben. In Gandenitz sind so in den vergangenen Jahren rund 7.500 kleine Laubbäume in den Boden gekommen. Hierdeis erklärt: "Bäume wirken wie Heringe, wie kleine Anker an den großen Bäumen. Sie haben quasi den ganzen Raum mit Chlorophyll gefüllt und dieses Chlorophyll macht den Zuwachs aus und sorgt für diese Stabilität des Waldes."
"Eine der entscheiden Maßnahmen ist, dass der Wald ökologisch bewirtschaftet wird, die Erträge des Waldes - also das Holz - regional vermarktet und darüber hinaus natürlich auch die Wälder zertifizieren lässt", fügt Tabbert hinzu.
Klimawandel drängt zum Waldumbau
Nun steht Templin vor der Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen auch in Zeiten nachhaltiger Forstwirtschaft zusammenzuführen. Denn dem Stadtförster zufolge ist beim Waldumbau Eile geboten. "Wir wollen da nach vorne kommen, weil wir in der Klimakrise nicht viel Zeit haben. Auch der Wald zeigt ganz deutlich, dass er fragiler geworden ist."
Im kommenden Jahr sollen weitere 1.000 Bäume gepflanzt werden. Die hat Templin als Preis für den Titel als Waldhauptstadt gewonnen und sollen im kommenden Jahr in einer öffentlichen Pflanzaktion gesetzt werden. Zusätzlich gab es ein Budget von rund 3.000 Euro. Damit können unter anderem Hinweisschilder an den Ortseingängen aufgestellt werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.07.2023, 14:10 Uhr
Mit Material von Riccardo Witiig